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Auf der Suche nach Spiritualität Religion und Mythen

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Alt 06.09.2012, 21:58   #1
Falderwald
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Suum cuique


Der Gott Jehova war nicht gut genug,
denn seine Akzeptanz begann zu schwinden;
wie sollte er das Weltenleid empfinden
in seinem Reiche dort am Himmelszug?

Doch wie war das Problem zu überwinden,
wie die Idee zum Glaubensselbstbetrug?
Mit Offenbarung, Wundern, Geisterspuk
begann sich die Legende neu zu finden.

Im Leibe einer Jungfrau hier auf Erden,
um eine reine Seele zu begründen,
wuchs Gott heran, als Sohn ein Mensch zu werden.

Seitdem spukt unter den Naturgeschöpfen
allein den Menschen neben Leid und Sünden
ein eignes Göttlein in den kleinen Köpfen.


Falderwald
. .. .





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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)




Geändert von Falderwald (20.09.2012 um 10:44 Uhr) Grund: Titel geändert
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Alt 07.09.2012, 18:12   #2
Thomas
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Hallo Falderwald,

in Wirklichkeit war es wahrscheinlich so, dass Gott seinen Job satt hatte, und deswegen den Menschen gesagt hat, macht den Schöpfungskram in Zukunft selber. (Wie der olle Goethe schon meinte "Allah braucht nicht mehr zu schaffen, Wir erschaffen seine Welt.") Und damit das publikumswirksam in der Bibel verbreitet werden kann, hat es die Story mit dem Sohn lanciert.

Liebe Grüße
Thomas

P.S.: Dass der Titel nicht neu ist, weißt du wahrscheinlich. Ich meine u.A. Mörikes

Jedem das Seine

Aninka tanzte
Vor uns im Grase
Die raschen Weisen.
Wie schön war sie!

Mit den gesenkten,
Bescheidnen Augen
Das stille Mädchen -
Mich macht' es toll!

Da sprang ein Knöpfchen
Ihr von der Jacke,
Ein goldnes Knöpfchen,
Ich fing es auf -

Und dachte Wunder
Was mirs bedeute,
Doch hämisch lächelt'
Jegor dazu,

Als wollt er sagen:
Mein ist das Jäckchen
Und was es decket,
Mein ist das Mädchen,
Und dein - der Knopf!
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Alt 07.09.2012, 23:37   #3
Erich Kykal
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Hi, Faldi!

Müßig zu erwähnen, dass erst dieses Göttlein schuld ist an einem Gutteil Leid und überhaupt am Konzept "Sünde".
Besonders lustig dann solch irrwitzige Auswüchse wie die "Erbsünde" - alle Menschen bis ins letzte Glied tragen weiter die Schuld am Diebstahl EINES EINZIGEN beschissenen Apfels!!! Netter Gott, echt jetzt!
Aber die strengen Muslime haben's auch nicht leichter: Dort verbietet Gott den Kindern das Spielen, den Frauen das Lesen lernen und den Männern sämtliche Vernunft! Netter Gott, echt jetzt!

Sehr gern gelesen und mitgelästert!

LG, eKy, Götterspötter
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 16.09.2012, 22:16   #4
Falderwald
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Moin Thomas,

die Frage lautet eigentlich, ob es tatsächlich eine Schöpfung gegeben hat.
Welche Argumente oder Gründe sprechen eigentlich für diese Annahme?

Die Welt existiert, wir sind in ihr, also ist sie da, muss sie da sein.
Aber ist sie deshalb zwangsläufig willentlich geschaffen worden?

Natürlich muss es für alles ein Ursache geben, zumindest in der Vorstellung des Menschen, doch manche Fragen sind nicht zu beantworten.
Also konstruiert dieser Mensch sich seine eigene Weltsicht und macht sich somit auch seinen Schöpfungskram selbst.

Die Bibel ist auch ein gutes Beispiel. Manche legen sie so aus, andere anders, ganz so wie es beliebt und in die jeweilige Weltanschauung gerade passt.

Weißt du, wenn alle menschlichen Eigenschaften in Extremo auf ein übernatürliches Wesen projiziert werden, dann hast du den Übermenschen, also Gott.
Die alten Religionen hatten für jede Eigenschaft einen eigenen Gott. Das war wahrscheinlich zu lästig, so viele Götter anzubeten, da kommt der Monotheismus doch dem bequemen Gemüte praktisch entgegen.
Da brauchst du nur einen anzubeten. Der besteht zwar als sogenannte Trinität aus drei verschiedenen, voneinander zu unterscheidenden Teilen, aber ist trotzdem nur eins. Wie jetzt?

Das Gedicht von Mörike (nicht schlecht übrigens ) kannte ich bis dato nicht. Aber der Spruch "jedem das seine" ist, so denke ich, ein gebräuchliches Idiom, das war mir klar.
Ich hab es sowieso nicht so mit den Titeln...

Danke für Kommi und Gedicht...


Servus Erich,

nein, nein, das Göttlein kann gar nichts dafür, ganz im Gegenteil.
Der Mensch ist schlecht, er ist der einzige, der schlechte Gedanken besitzt und somit müssen zwangsläufig diese auch ihrem Göttlein beigelegt werden.
Und sag mal ehrlich, würdest du nicht heute, wenn du das Paradies dafür haben könntest, nicht leicht auf so einen Scheißapfel verzichten können?
Also ich schon, da gibt es nämlich weit schmackhaftere Früchte...

Und du brauchst mit deinen Ausführungen gar nicht bis in den Islam hinein zu gehen, dasselbe hat die katholische Kirche zu ihren Zeiten auch praktiziert und würde das auch heute gern noch tun, wenn sie die Macht dazu hätte.

Es wiederholt sich eben alles.

Danke für deinen Kommi, Götterspötter...


Vielen Dank euch beiden für eure Gedanken...)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Alt 16.09.2012, 23:15   #5
Thomas
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Hallo Falderwald,

vielleicht war es auch so:

Es saß im Himmel Elohim,
da kam der Beelzebub zu ihm
und sprach sogleich mit Hinterlist:
„Da alles gut geraten ist,
hast du nun gar nichts mehr zu tun.
Lass deine die Schöpfung einfach ruhn
und setzt dich auf’s Altenteil!“
Gott starb darauf vor Langeweil.

Übrigens, du weißt sicher, dass dein Argument "wenn alle menschlichen Eigenschaften in Extremo auf ein übernatürliches Wesen projiziert werden, dann hast du den Übermenschen, also Gott" einen gläubigen Menschen nicht von der Nicht-Existenz Gottes überzeugen kann. Das macht aber auch gar nichts. Wissen können wir es ohnehin nicht. In "der Vorstellung des Menschen" muss es eben "für alles eine Ursache geben", auch für den Glauben an Gott.

Dein anregendes Gedicht habe ich gerne gelesen.

Liebe Grüße
Thomas
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Alt 17.09.2012, 20:12   #6
Erich Kykal
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Da liegt der anthroposophische Denkfehler: Dass alles "einen Sinn haben muss", ist keine Tatsache, sondern unser Wunschdenken. Daraus ergibt sich die überaus praktische Denkart, dass es das Universum nur "wegen uns" gäbe.
Mal ehrlich - welch eklatante Platzverschwendung das wär!

Nein! Es gibt das Universum, und es gibt uns. Ende. Jede weitere Ableitung ist schon "Glaube". Wer's braucht...

Übrigens, Dank an Faldi für die Erläuterung, aber er hat offenbar den Zynismus in meinen Zeilen übersehen. Dass der Mensch schuld ist an all dem Blödsinn, den er verzapft, habe ich als allgemeingültige Prämisse unter mündigen Diskutanten mal als gegeben vorausgesetzt.

Wie hat ein Sudanese kürzlich so schön entlarvend in die Kamera gebrüllt?
"Wenn der Westen mit Freiheit und Demokratie zu uns kommt und Allah und den Propheten beleidigt, dann scheißen wir auf Freiheit und Demokratie!"
Nie war ein Idiot nützlicher... Da erschließt sich das volle Ausmaß kultureller Blindheit - wenn Steinzeitislam und armutsbedingter Minderwertigkeitskomplex sich verbünden, wird freiflottierend verallgemeinert. Die psychosozialen Mechanismen sind da übrigens die gleichen wie bei Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Nur das argumentative Deckmäntelchen divergiert...
Und nur der Vollständigkeit halber: Unsere Betbrüder sind keinen Deut besser. Etwas kultivierter und sublimierter vielleicht, aber genauso vernagelt und unverbesserlich beschränkt. (Wie übrigens alle, die sich im Besitz "ultimativen Wissens" glauben, bzw. derlei nötig haben, weil sie die nüchternen Tatsachen, die uns das sichtbare Universum zeigt, nicht ertragen...)

Ich kann gar nicht soviel fressen wie ich kotzen möchte!

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (18.09.2012 um 10:24 Uhr)
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Alt 18.09.2012, 06:20   #7
Antigone
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Hallo Falderwald,

ich habe Probleme mit dem Titel. Mörike konnte ihn noch unschuldig gebrauchen, ich bin aber der Ansicht, dass wir Heutigen das so frei nicht mehr können, nachdem die Nazis ihn für die KZs missbraucht haben. Ich würde dir allen Ernstes raten, dem Sonett einen anderen Titel zu geben.

Zum Problem Jehova: Jehova, wenn ich die Religionsgeschichte richtig verstanden habe, entwickelte sich in den Köpfen der Menschen, und zwar vom Erntegott mit allen möglichen Untertanen (das war der höchste Gott zur Zeit des Entstehens von Religionen) zum allmächtigen Gott, den Obersten der Götter überhaupt, bis die hebräischen Priester sich entschieden, nur noch einen einzigen Gott gelten zu lassen, was tatsächlich von der Entwicklung der Produktivkräfte abhing. Mach diese Entwicklung, angefangen von der Unwissenheit des Menschen bis zur "Schöpfung" eines Gottes, aber mal einem Gläubigen klar. Blasphemie wäre das harmloseste, das dir entgegenschallte. Ich kann nur jedem halbwegs rational denkenden Gläubigen raten, sich mal mit der Entstehung von Religionen zu befassen, um sich von der Irrationalität, nämlich von dem Glauben an Götter oder einen Gott, die sich Menschen selbst geschaffen haben, zu befreien und seine graue Masse zu aktivieren. Vielleicht hilft diese Überlegung: Gäbe es Gott, wenn es die Menschen nicht gäbe? Oder: Gäbe es Menschen, wenn es Gott nicht gäbe? Die einzige Antwort, die ein Gläubiger darauf weiß, ist: Es gibt Gott aber! So das Irrationale des Gottglaubens deutlich demonstrierend.

Die Entstehung des Jesus wird aus der Geschichte der Hebräer
erklärt, die den Gläubigen auch einleuchtete, weil solche Wanderprediger ja nachgewiesen waren. Man konnte also eine gewisse Realität erzeugen. Wie es dann gelang, einen Menschen zum Gott zu erheben, zeugt schon einerseits von der unendlichen Unterdrückung des Menschen, andererseits von seinem Glauben an Erlösung vom Elend. Es ist schon so, wie Marx es formulierte: Religion als Opium des Volkes (nicht: für das Volk). Dass die Erlösung dann erst im Himmel, aber nicht auf Erden stattfinden sollte, gehört zum Zauberspuk der Priester. Die Erlösung im Himmel ist aber allen Religionen eigen, mehr oder weniger.

Zum Sonett selbst: Es ist ausgezeichnet geschrieben, ich würde nicht einen Deut ändern wollen.

Lieben Gruß
Antigone
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Alt 20.09.2012, 00:13   #8
Falderwald
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Moin Thomas,

vielleicht war es aber auch ganz anders.

Der hohe Herr im Himmel sprach:
"Oh welche Schande, welche Schmach!"
Kaum blies er durch die Menschenstirn
Verstand in jedes Durchschnittshirn,
da findet auch ein Streit schon statt,
wer wohl den rechten Glauben hat.
Da sah auch er dann irgendwann,
daß er da nicht mehr helfen kann.
(Er machte sich im Stillen fort
und schuf sich einen neuen Ort.)

Nein, einen echten gläubigen Menschen kannst du mit der von dir zitierten Behauptung ganz sicherlich nicht überzeugen, denn der Glaube schließt die Ratio in diesem Falle aus.
Es ist nur so, daß jedes mehr oder weniger intellektuelle Individuum seine eigene Vorstellung von Moral und der Welt besitzt und somit auch auf seine Gottheit(en) zwangsläufig übertragen muss.
So entstehen unzählige individuelle Götter in der Sicht dieser Einzelwesen, die, ohne es zu bemerken, annehmen müssen, dies sei nun die allgemeingültige Wahrheit.
Ob sie diese Gedanken nun selbst entwickeln oder ob es fremde Gedanken sind, mit denen sie leben und sterben, spielt eigentlich keine Rolle.
Es ist ein kindliches Spiel, kann aber im Extremfall zu Zwangsvorstellungen führen, die verheerende Folgen haben können, wie wir alle wissen.
Und für einen cleveren "geistigen" Führer werden solche Menschen dann auch zu einer leichten Beute, um eigene Vorstellungen durchzusetzen.
Das ist das eigentliche Problem.

Vielen Dank für die erneute Rückmeldung...


Servus Erich,

Zitat:
Da liegt der anthroposophische Denkfehler: Dass alles "einen Sinn haben muss", ist keine Tatsache, sondern unser Wunschdenken. Daraus ergibt sich die überaus praktische Denkart, dass es das Universum nur "wegen uns" gäbe.
Mal ehrlich - welch eklatante Platzverschwendung das wär!
Man könnte es auch anders ausdrücken:
Welch ein fantastischer Ort ist dieses Universum, welches wir, wenn wir uns als Spezies in der Natur bewährten, für uns entdecken und erschließen könnten.
Nein, es muss ganz sicherlich nicht alles einen Sinn haben, aber eine Ursache gibt es immer.
Alles Existierende ist auf eine Ursache zurückzuführen, sonst würde es nicht existieren.

Zitat:
Nein! Es gibt das Universum, und es gibt uns. Ende. Jede weitere Ableitung ist schon "Glaube". Wer's braucht...
Nicht ganz. Es gibt das Universum und es gibt mich. Alles was nicht "Ich" ist, sind Objekte, selbst mein Körper ist ein Objekt dieses Universums.

Zitat:
Übrigens, Dank an Faldi für die Erläuterung, aber er hat offenbar den Zynismus in meinen Zeilen übersehen. Dass der Mensch schuld ist an all dem Blödsinn, den er verzapft, habe ich als allgemeingültige Prämisse unter mündigen Diskutanten mal als gegeben vorausgesetzt.
Nein, den Zynismus habe ich selbstverständlich nicht übersehen. Ich wollte nur noch einmal explizit darauf hinweisen, daß das Göttlein im Hirn ja gar nicht verantwortlich sein kann, denn es existiert ja nur dort und kann überhaupt nix dafür, wie es von seinem Eigentümer missbraucht wird...

Zitat:
Wie hat ein Sudanese kürzlich so schön entlarvend in die Kamera gebrüllt?
"Wenn der Westen mit Freiheit und Demokratie zu uns kommt und Allah und den Propheten beleidigt, dann scheißen wir auf Freiheit und Demokratie!"
Nie war ein Idiot nützlicher... Da erschließt sich das volle Ausmaß kultureller Blindheit - wenn Steinzeitislam und armutsbedingter Minderwertigkeitskomplex sich verbünden, wird freiflottierend verallgemeinert. Die psychosozialen Mechanismen sind da übrigens die gleichen wie bei Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Nur das argumentative Deckmäntelchen divergiert...
Und nur der Vollständigkeit halber: Unsere Betbrüder sind keinen Deut besser. Etwas kultivierter und sublimierter vielleicht, aber genauso vernagelt und unverbesserlich beschränkt. (Wie übrigens alle, die sich im Besitz "ultimativen Wissens" glauben, bzw. derlei nötig haben, weil sie die nüchternen Tatsachen, die uns das sichtbare Universum zeigt, nicht ertragen...)
Tja, es ist halt für das schlichte Gemüt bequemer, mit den Gedanken anderer zu leben und zu sterben, notfalls dafür auch zu unterdrücken und zu morden.
Und das gilt für hüben wie für drüben.

Ach sind wir Atheisten doch friedliebende Menschen, nicht wahr?

Es wird gerade stark an den Grundfesten unserer Gesellschaftsform gerüttelt und ich befürchte, daß bald schon wieder eine Zeit kommen könnte, wo wir uns entscheiden müssen, wie es weitergehen soll.

Ich glaube (!), die Menschheit befindet sich auf dem besten Wege in eine Krise nie dagewesenen Ausmaßes, wenn man das momentane Weltgeschehen einmal näher betrachtet.
Auch unsere Lebensweise steht vor einer großen Prüfung und es stellt sich immer stärker heraus, daß der Weg, den wir beschreiten, auch nicht in eine goldene Zukunft weisen kann.
Wir hinterlassen unseren Kindern und Enkeln eine schwere Last und Bürde und können ihnen nur wünschen, daß sie es schaffen, diese Welt einst besser zu gestalten, denn die heutige Zeit sieht sehr düster und hoffnungslos aus.
Leider...

Auch dir vielen Dank für die erneute Rückmeldung...


Hi Antigone,

ich habe keine Probleme mit dem Titel, denn eine seit zweieinhalb Jahrtausenden gebräuchliche Redewendung hat eine ganz andere Geschichte und ist, für sich betrachtet, erst einmal ganz unschuldig, denn sie kann nichts dafür, wenn sie durch irgendeine Ideologie einmal missbräuchlich verwendet wurde.
Es kommt m. E. immer auf den Kontext an und ich habe mich schon immer dagegen gewehrt, die Sprache nicht frei verwenden zu dürfen, nur weil irgendein Idiot mit der Zusammensetzung von ein paar Begrifflichkeiten einmal übelstes Schindluder getrieben hat.
In der Tat war ich mir allerdings auch nicht darüber bewusst (Bildungslückke anscheinend), daß das Lagertor des KZ's Buchenwald jene Inschrift trägt, sonst hätte ich vielleicht doch von der Verwendung abgesehen, weil es mir fern lag, Opfer dieses üblen Teils der deutschen Geschichte zu verhöhnen oder zu verspotten.
Da ich den Titel eigentlich gut finde, deine Kritik aber durchaus nachvollziehen kann, schlage ich vor, ihn durch das lateinische Original "suum cuique" zu ersetzen.
Somit wird dann wohl deutlich, daß ich sowohl deiner Kritik Rechnung tragen, als auch die alte historische Bedeutung zugrunde legen möchte, denn "Jedem das seine" galt lange als die Gerechtigkeitsformel schlechthin:
Zitat:
Zitat von Digesten 1,1,1 u. 1,1,10
Das Recht ist die Kunst des Guten und Gerechten.…Gerechtigkeit ist der unwandelbare und dauerhafte Wille, jedem sein Recht zu gewähren. Die Regeln des Rechts sind die folgenden: ehrbar leben, andere nicht verletzen, jedem das Seine zubilligen.
Arthur Schopenhauer hat in seinem Werk "Die Welt als Wille und Vorstellung II" ganz anschaulich dargestellt, wie sich der Gott Jehova aus dem brahmanischen Gott Indra entwickelt hat und zwar ganz ähnlich, wie du es hier beschreibst.

Warum aber braucht der Mensch überhaupt ein (oder mehrere) höheres Wesen?
Ganz einfach, weil er ein metaphysisches Bedürfnis hat, das nach Befriedigung der grundlegenden Fragen strebt: Wer bin ich? Warum bin ich? Wohin gehe ich?
Darauf freilich glaubt jede Religion Antworten geben zu können und für das bequeme Gemüt mögen diese durchaus ausreichen, zumal das Ganze noch mit einer gehörigen Portion Moral ausgeschmückt ist.
Das ist in der Tat eine "Philosophie für das Volk", die jedoch leicht zu einer Ideologie mit vernichtenden Folgen werden kann.
Zudem ist sie, institutionalisiert, ein gewaltiges Machtinstrument, um die Massen zu manipulieren.

Einem Gläubigen kannst du damit freilich nicht kommen, denn er glaubt ja, was nichts anderes heißt, etwas als wahr anzunehmen, ohne es einer Prüfung zu unterziehen.
Das ist dann das Dogma.

Es liegt einem geschichtlich beflissenen Menschen ganz klar auf der Hand, daß das Christentum ein durch und durch konstruiertes Gebilde darstellt, welches seinen Durchbruch Konstantin dem Großen zu verdanken hat, der die zahlreichen und verstreuten Christen, die in verschiedenen Sekten zusammenlebten, brauchte, um die zerbröckelnde Macht Roms zu erhalten.
Aber das führt jetzt zu weit.

Ich denke, wir sind uns über das Wesen der Religion im Großen und Ganzen einig.
Leider führt das alles nicht zum Positiven.
Zitat:
Zum Sonett selbst: Es ist ausgezeichnet geschrieben, ich würde nicht einen Deut ändern wollen.
Dankefein für das Lob...


Ich bedanke mich für euere Gedanken, Kommentare und Anregungen...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Alt 20.09.2012, 15:08   #9
Thomas
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Hallo Falderwald,

das mit dem Titel in Latein halte ich für eine gute Lösung.

Deine zusätzliche Ende-Variation hat mir Spaß gemacht. Wahrscheinlich war es tatsächlich genau so.

Die Warnung vor der Gefahr des Missbrauchs von Religionen ist völlig richtig (und ihre Bedeutung wird durch die neuesten politischen Ereignisse unterstrichen). Ich würde noch Ideologien hinzufügen.

Liebe Grüße
Thomas
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Alt 23.09.2012, 20:18   #10
Falderwald
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Moin Thomas,

freut mich, daß dir die Titeländerung zusagt.
Wie schon in meiner Antwort an Antigone erwähnt, war ich mir der missbräuchlichen Verwendung durch die Nazis gar nicht bewusst.
Aber man lernt eben nie aus.

Also wenn ich ein Schöpfergott wäre, dann hätte ich mich längst schon angewidert von den Menschen abgewendet.
Frei nach dem Motto: Experiment misslungen, auf zu neuen Taten.

Der Missbrauch der Religionen fängt schon dadurch an, daß deren abstrakte (Wert)Vorstellungen sich ausschließlich durch Allegorien vermitteln lassen.
Das ist die Hinterlist aller Pfaffen, derer sie sich bedienen.
Selbstverständlich müssen wir Ideologien mit einbeziehen, denn eine religiöse Lehre kann ja, ebenfalls wie die politische, eine Bewegung zur Folge haben.
Die Folgen beider sind durchaus vergleichbar.

Am Abstraktesten wird es dort, wo Staat und Religion nicht voneinander getrennt existieren.
Da tun sich dann beide nichts...


Vielen Dank für die Rückmeldung.


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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