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#1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Caspar Hauser singt
Als schlichter Waise, reich genug an meiner Augen stillem Scheine, kam ich zur Stadt, fremd und alleine, die Männer fanden mich nicht klug. Mit zwanzig Jahren wurde ich im Feuer der verliebten Sinne der Weiber süßer Schönheit inne: doch freilich schön fand keine mich. Wenn auch in keines Königs Sold, ich Heimatloser Ruhm erworben, wär' gern ich doch im Krieg gestorben, doch hat der Tod mich nicht gewollt. Kam ich zu früh, kam ich zu spät in diese Welt voll herber Trauer? Was soll mir, ach, des Lebens Dauer? Denkt an mich Armen im Gebet! Paul Verlaine Übertragung von Wolf von Kalckreuth La Chanson de Gaspard Hauser Je suis venu, calme orphelin, Riche de mes seuls yeux tranquilles, Vers les hommes des grandes villes : Ils ne m’ont pas trouvé malin. À vingt ans un trouble nouveau Sous le nom d’amoureuses flammes M’a fait trouver belles les femmes : Elles ne m’ont pas trouvé beau. Bien que sans patrie et sans roi Et très brave ne l’étant guère, J’ai voulu mourir à la guerre : La mort n’a pas voulu de moi. Suis-je né trop tôt ou trop tard ? Qu’est-ce que je fais en ce monde ? Ô vous tous, ma peine est profonde : Priez pour le pauvre Gaspard !
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Das Leben ist eines der schwierigsten. Geändert von Terrapin (13.04.2016 um 11:54 Uhr) |
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#2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 181
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Danke @Lailany - Der Panther ist auch mein großer Favorit.
Falls jemandem gerade romantisch zumute ist, mir gefällt auch das hier: Der Asra Täglich ging die wunderschöne Sultanstocher auf und nieder Um die Abendzeit am Springbrunn, Wo die weißen Wasser plätschern. Täglich stand der junge Sklave Um die Abendzeit am Springbrunn, Wo die weißen Wasser plätschern; Täglich ward er bleich und bleicher. Eines Abends trat die Fürstin Auf ihn zu mit raschen Worten: Deinen Namen will ich wissen, Deine Heimat, deine Sippschaft! Und der Sklave sprach: Ich heiße Mohamet, ich bin aus Yemmen, Und mein Stamm sind jene Asra, Welche sterben, wenn sie lieben. Heinrich Heine
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Mein Buch "Leitersprossen" ISBN-10: 3853060501 ISBN-13: 978-3853060506 - oder per PN ! |
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#3 |
ADäquat
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![]() Hier etwas Passendes zur Jahreszeit:
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. © auf alle meine Texte
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#4 |
ADäquat
Registriert seit: 07.02.2009
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![]() DAS kam mir heute zufällig unter die Augen, in denen ich am Ende Tränen hatte:
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#5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Paul Verlaine
Übersetzungen: Wolf von Kalckreuth Wundersame Dämmerung Erinnerung in Dämmerlicht verglühend Zittert und loht am fernen Himmelsrand Der Hoffnung, die geheimnisvoll bald fliehend Bald wachsend flammt, wie eine Scheidewand. Wie mancher Blume farbenbunt Gewand, Wie Dalie, Tulpe, Lilie erblühend, Ein Gitter rings umrankend und umziehend Mit gift'gem Hauch, der all mein Wesen bannt; Voll schweren Wohlgeruchs, der zu mir fand, Aus Dalie, Tulpe, Lilie erblühend, Ertränkend Seele, Sinne und Verstand, Bis mich mit schwerer Ohnmacht übermannt Erinnerung in Dämmerlicht verglühend. Abendsonnen Blass giesst im Verrinnen Auf Felder und Rain Schwermütiges Sinnen Der scheidende Schein. Schwermütiges Sinnen Wiegt flüsternd mich ein, Mein Herz zu umspinnen Im scheidenden Schein. Und fremde Träume Ziehn sonnengleich Über Heiden und Bäume, Rotflimmernd und weich, Endlos durch die Räume Ziehn sonnengleich Sie über das Reich Der Heiden und Bäume. Herbstlied Den Herbst durchzieht Das Sehnsuchtslied Der Geigen Und zwingt mein Herz In bangem Schmerz Zu schweigen. Bleich und voll Leid, Dass die letzte Zeit Erscheine, Gedenk' ich zurück An fernes Glück, Und ich weine. Und so muss ich gehn Im Herbsteswehn Und Wetter, Bald hier, bald dort, Verweht und verdorrt Wie die Blätter. Vom Mondenschein ist Der Wald so blass. Im ganzen Hain ist Ein Flüstern, das Vom Laubdach tönte: O Vielersehnte! Im tiefen Teiche Bespiegeln lind Sich schwarze Sträuche, Es weint der Wind In Weidenbäumen ... Zeit ist zu träumen. Ein zartes Schweigen Scheint sanft und rein Herabzusteigen Vom Dämmerschein Der Sternenrunde ... Das ist die Stunde. Weinlese Die Dinge, die in uns singen, Wann unser Bewusstsein ruhte, Sie tönen in unserem Blute, O fernes, verschwiegenes Klingen! Horcht! Unser Blut ist's, das leidet, Wann unsere Seele entflohn ist, Wie so fremd und seltsam sein Ton ist, Der bald im Schweigen verscheidet. O Blut der rosigen Traube, O Wein der schwärzlichen Venen, Wein und Blut, verklärender Glaube. Singt! Löst unsre Seele in Tränen, Und bis in die Tiefen hernieder Durchbebt unsre armen Glieder. Dies sind wirklich die besten Verlaineübersetzungen in Versform und kommen dem musikalischen Ton des Original am nächsten.
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Das Leben ist eines der schwierigsten. |
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#6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Also ich hätte drei Lieblingsgedichte beizusteuern und wenn ich
mich nicht vertan habe sind sie auch noch nicht gekommen. Das ist zum ersten von Rilke, der ja durchaus gut vertreten ist: Nachthimmel und Sternenfall Der Himmel, groß, voll herrlicher Verhaltung, ein Vorrat Raum, ein Übermaß von Welt. Und wir, zu ferne für die Angestaltung, zu nahe für die Abkehr hingestellt. Da fällt ein Stern! Und unser Wunsch an ihn, bestürzten Aufblicks, dringend angeschlossen: Was ist begonnen, und was ist verflossen? Was ist verschuldet? Und was ist verziehn? Dann etwas ganz Gegensätzliches von meinem "Freund" Trakl: Untergang Über den weißen Weiher Sind die wilden Vögel fortgezogen. Am Abend weht von unseren Sternen ein eisiger Wind. Über unsere Gräber Beugt sich die zerbrochene Stirne der Nacht. Unter Eichen schaukeln wir auf einem silbernen Kahn. Immer klingen die weißen Mauern der Stadt. Unter Dornenbogen O mein Bruder klimmen wir blinde Zeiger gen Mitternacht. Und zum Schluss eine neue Entdeckung für mich und ganz begeisternd, hatte es auch schon mal in anderem Zusammenhang erwähnt, ein Gedicht von Wolfenstein: Städter Dicht wie Löcher eines Siebes stehn Fenster beieinander, drängend fassen Häuser sich so dicht an, daß die Straßen Grau geschwollen wie Gewürgte stehn. Ineinander dicht hineingehakt Sitzen in den Trams die zwei Fassaden Leute, wo die Blicke eng ausladen Und Begierde ineinander ragt. Unsre Wände sind so dünn wie Haut, Daß ein jeder teilnimmt, wenn ich weine. Flüstern dringt hinüber wie Gegröhle: Und wie stumm in abgeschlossner Höhle Unberührt und ungeschaut Steht doch jeder fern und fühlt: alleine. Gibt natürlich noch mehr Texte die mich begeistern, aber das sind schon ganz wichtige die mich immer wieder begleiten. |
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#7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Wie rafft ich mich auf in der Nacht, in der Nacht,
Und fühlte mich fürder gezogen, Die Gassen verließ ich, vom Wächter bewacht, Durchwandelte sacht In der Nacht, in der Nacht, Das Tor mit dem gotischen Bogen. Der Mühlbach rauschte durch felsigen Schacht, Ich lehnte mich über die Brücke, Tief unter mir nahm ich der Wogen in Acht, Die wallten so sacht In der Nacht, in der Nacht, Doch wallte nicht Eine zurücke. Es drehte sich oben, unzählig entfacht, Melodischer Wandel der Sterne, Mit ihnen der Mond in beruhigter Pracht, Sie funkelten sacht In der Nacht, in der Nacht, Durch täuschend entlegene Ferne. Ich blickte hinauf in der Nacht, in der Nacht, Ich blickte hinunter aufs neue: O wehe, wie hast du die Tage verbracht! Nun stille du sacht In der Nacht, in der Nacht, Im pochenden Herzen die Reue! August Graf von Platen Tolles Gedicht.
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#8 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Drei meiner Lieblingsgedichte:
Ernst Goll (1887-1912) Heimweg Die Sonne schied – ein letztes Leuchten blieb noch hängen in den herbstgoldroten Zweigen. Ein dunkler Knabe führt sein blondes Lieb den Waldpfad heim. Die dunklen Lippen schweigen. Doch wo der Weg in Vorstadtgärten mündet, reicht er dem Mädchen seine kühle Hand und fühlt erschreckend, wie die Liebe schwindet, die ihre Seelen aneinanderband. Unter eines Tages Summe Unter eines Tages Summe ist der schwarze Strich gemacht, und wir reichen uns die stumme Hand zum Abschied: "Gute Nacht!" Schien die Sonne uns vergebens? Oh, wir sagen lächelnd: "Nein!" Und ins goldne Buch des Lebens schreiben wir: Beisammensein. Abschied Meine armen Wege gehen wieder ferne von den deinen, vor dem dunklen Fenster stehen wir, und unsre Seelen weinen. Jahr und Tag und Stunden schwinden, meine Gärten stehn verlassen – weiß nur, dass ich Liebe finden wollte auf den dunklen Straßen. |
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#9 |
Gesperrt
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An die Parzen (Hölderlin)
Nur Einen Sommer gönnt, ihr Gewaltigen! Und einen Herbst zu reifem Gesange mir, Daß williger mein Herz, vom süßen Spiele gesättiget, dann mir sterbe. Die Seele, der im Leben ihr göttlich Recht Nicht ward, sie ruht auch drunten im Orkus nicht; Doch ist mir einst das Heilge, das am Herzen mir liegt, das Gedicht, gelungen, Willkommen dann, o Stille der Schattenwelt! Zufrieden bin ich, wenn auch mein Saitenspiel Mich nicht hinab geleitet; Einmal Lebt ich, wie Götter, und mehr bedarfs nicht. |
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#10 |
ADäquat
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