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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 30.12.2012, 17:12   #1
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Standard Jenzeits

Jenzeits

Jenseits der Gräber und der Denkbarkeiten,
in logisch nicht begreifbar fernen Weiten,
ruht in sich selbst begründet, längst vor dem Beginn
des Raumes und der Zeiten und transfiniter Ewigkeiten,
der Sinn und alle Wirklichkeit, durch die ich bin.

Geändert von Thomas (02.01.2013 um 20:04 Uhr)
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Alt 30.12.2012, 18:00   #2
Cebrail
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Hallo Thomas,
sehr philosophisch ausgerichtet dein Gedicht
und macht mich denken.

Wenn jemand diese Erkenntnis, die in deinen Zeilen innewohnt,
in seinem Herzen trägt, dann ist er wahrscheinlich weiter als Millionen
anderer, die auf der Suche nach Sinn und Sein sämtliche Wege ausprobieren, aber versuchen alles auf Logik aufzubauen.

Es liegt nun mal in unserer Natur, zumindest den Versuch zu starten, alles zu begründen, die Dinge müssen nach unserem Verständnis immer ein Anfang und ein Ende haben und der Gedanke daran, dass es sowas wie Unendlichkeit geben kann, passt bei vielen nun mal nicht in das Konzept.

Vielleicht ist es auch der Gedanke an den Verlust der eigenen Existenz
der Angst macht und keinen Platz lässt für etwas "Größeres".

Na ja, ich schweife aus und mir fällt lächelnd ein, dass sich an so elementären Themen schon vor mir weitaus größere Köpfe die Zähne ausgebissen haben.

Ich kann deine Zeilen auf jeden Fall nachvollziehen, auch wenn ich mich
dann doch eher im Lager der noch Suchenden befinde, aber vielleicht
geht mir ja auch irgendwann einmal ein Licht auf und ich kann sagen,
dass ich meine Antworten gefunden habe.

Dieses Gedicht hat mich wirklich sehr angesprochen und ich denke bestimmt noch eine Weile darüber nach.

Sehr gern gelesen.

Einen lieben Gruß
C.
__________________
© auf alle meine Texte

„Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“
Dylan Thomas
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Alt 30.12.2012, 21:21   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Thomas!

Interessantes Wortspiel im Titel!

Ungewöhnliche Metrik mit dem Binnenreim "Zeiten/Ewigkeiten" in Z4.

Bitte Komma nach "Wirklichkeit".

Inhaltlich eine Art Gotterklärungsversuch? Nicht unbedingt, der "Sinn", der da so wortgewandt impliziert wird, bleibt ja unerklärt - dennoch und ebendarum Futter für Generalanzweifler wie mich!

Warum sucht der Mensch unablässig hinter der Grenze seines begrenzten Verstandes nach erklärbaren Zusammenhängen? Reine Mutmaßung, die dann mit der Geste absoluter Überzeugung in die Welt geblasen wird, um mittel "heiliger" Bücher zu Religion zu werden!
Extreme Unlogik! Denn selbst wenn wir diese Grenze überschreiten könnten, bliebe aus Gründen ebendieser unserer zerebralen Begrenztheit das Geschaute unerklärbar - zumindest, bis wir dank Evolution und technischen Fortschritts in der Forschung irgendwann so weit kämen, es zu erfassen.
Neugier ist schön und gut - bloß mit Fantasie sollte sie sich auf dem Gebiet seriöser Welterforschung keinesfalls nachhaltig verbinden - das soll den Fantasyautoren überlassen bleiben!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (30.12.2012 um 21:30 Uhr)
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Alt 30.12.2012, 22:22   #4
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber Thomas,

deinem Jenzeits kann ich auf "eigene Art" leichter folgen als jeder wissenschaftlichen und logischen Erklärung, wobei ich weiß, dass ich dazu neige, zwar Wissen und Erklärung zu begreifen, da diese aber nie endlich oder endgültig sind, glimmt bei mir immer noch ein Funke, dass es ganz anders ist.
Ganz anders ist ein "Wunschdenken" von mir, dass es evtl. jenzeits doch einen "ewigen" Sinn ergibt.

Wieder bezeichnend deine lyrische Kürze mit unendlichen Weiten.
Säße man mit interessierter Gruppe zusammen, könnte dein Gedicht Tage und Nächte füllen und erfüllen.
Gefällt mir sehr.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 30.12.2012, 22:41   #5
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hallo Thomas,

zunächst glaubte ich beim Anklicken des Titels an einen Rechtschreibefehler, aber da du es zwei Mal so geschrieben hast, denke ich, dieser Neologismus ist beabsichtigt und im Zusammenhang mit dem Text sogar eine sehr gute Idee.

Jenseits der Gräber und der Denkbarkeiten,
in logisch nicht begreifbar fernen Weiten,
ruht in sich selbst begründet, längst vor dem Beginn
des Raumes und der Zeiten und transfiniter Ewigkeiten,
der Sinn und alle Wirklichkeit durch die ich bin.


Das ist ein sehr feiner und wohldurchdachter Text, der sich aber auch ebenso elegant seiner Verantwortung entzieht, weil er die metaphysischen Dinge nicht benennen kann und dies schon in der ersten Zeile begründet, nämlich mit der natürlichen Grenze der "Denkbarkeiten".

Nun ist es aber so, daß wir nichts als die Natur haben, an die wir uns faktisch halten können, alles andere sind künstliche Produkte der menschlichen Fantasie, Ideen, manchmal Visionen.

Nun haben sich einige dieser Visionen durchaus bewahrheitet, die meisten aber wohl eher nicht und so bleiben jene, solange sie nicht verwirklicht oder bewiesen werden können, nichts weiter als künstliche Produkte.

Auch lässt mich die Frage nach irgendeinem Sinn und einer Wirklichkeit eher ratlos, denn wenn man solche wirklich voraussetzen will, so bedarf es dazu einer bewussten Planung, auch wenn wir jene im Diesseits nicht in Erfahrung bringen können.

Falls jene vorhanden ist und jenseits aller Denkbarkeiten liegt, so müsste aber dennoch etwas Unbegreifliches dahinter stecken, denn den Begriff "Sinn" in der letzten Zeile des Textes kann ich nur mit Zweck, Ziel oder Wert bzw. Wahrheitsgehalt einer Sache verstehen.

Dieses Unbegreifliche müsste daher zumindest eine Art Bewusstsein besitzen und würde sich selbst personifizieren können, sei es als Kollektiv mehrerer oder als Einzelwesen.

Auf jeden Fall wäre es für uns nicht fassbar, wir könnten weder seine Motivationen noch seine Emotionen, falls vorhanden, ergründen, es wäre für uns kleinen Bewusstseinslichter nicht mehr als eine gigantische auf nicht erklärbare Art und Weise funktionierende Maschine.

Stellen wir uns also einmal vor, es existierte tatsächlich ein solch genialer Schöpfungscomputer (ähnlich wie im Film "Matrix"), der unsere ganze Welt, so wie sie sich uns darstellt erschaffen hat und dieses Universum mit Allem darin existierenden mit Zeit versieht und in Funktion erhält.

Wo aber kann dies geschehen?
Nun, in seinen Speichern, also in seinem Bewusstsein. So wäre unser ganzes Universum zwar ein Teil dieses Computers, aber jener befände sich eben nicht in diesem Universum, sondern er existierte außerhalb und wäre somit selbst kein Teil desselben.

Wie aber sollte dieser gigantische Rechner Erfahrungen in diesem Universum sammeln, wenn er nicht kleine selbständige biologische Programme, die sich zudem selbst reproduzieren können, hineinschickt, die ständig ihre Erfahrungen mit Hilfe ihrer Sinne durch Erleben und Bewusstsein per Gedanken in den Zentralspeicher senden?

Je höher ein solches Bewusstsein ist, desto präziser und gehaltvoller sind die gesendeten Informationen und nachdem sie organisch verbraucht sind, werden sie einfach wieder gelöscht, denn die meisten haben sich schon selbst reproduziert und werden nicht mehr gebraucht.

So oder so, es bleibt alles spekulativ und nicht erfassbar und so muss halt jeder glauben, was er für richtig hält.

Wir werden es im Leben nicht erfahren...


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 02.01.2013, 15:21   #6
wüstenvogel
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Standard Jenzeits

Hallo Thomas,

ein sehr interessanter Text.

Ich glaube allerdings nicht, dass man den Sinn so weit weg suchen sollte
(um ihn dann nicht zu finden).

In fernen Weiten, vor Beginn von Raum und Zeit, irgendwo in namenloser Existenz - dort gäbe es sicher faszinierende Phänomene zu entdecken,
die wir mit unseren begrenzten menschlichen Sinnen niemals er-fassen können.

Für mich liegt der Sinn in der Wirklichkeit - im Hier und Jetzt.

Du findest es unmöglich, einen tieferen Sinn zu finden und projizierst ihn weit weg von allem menschlichen Dasein.

Vielleicht mache ich es mir zu leicht (so wie du es dir zu schwer machst),

doch für mich gilt:

Wo kommt es her
wo geht es hin
frage nicht
zu leben
ist des Lebens Sinn.

Pflanzen keimen, wachsen, blühen, vergehen.
Tiere werden geboren, wachsen auf, pflanzen sich fort, sterben.
Und der Mensch? Er hat die Möglichkeit, viel mehr aus seinem Leben zu machen (allerdings leider auch die Mittel, es völlig zu zerstören).

Was bedeutet es "zu leben"?

Das ist für mich eine der wichtigsten Fragen.

Du siehst, dein Gedicht regt zu vielerlei Gedanken an - und das ist das Beste,
was ein Gedicht tun kann.

Ich wünsche dir ein Gutes Neues Jahr.

Liebe Grüße

wüstenvogel
wüstenvogel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.01.2013, 19:01   #7
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo Cebrail,

vielen Dank für deinen netten und interessanten Kommentar, der sehr verstehend mit meinen Teilen umgeht.

Ich stimme dir zu. Der Gedanke an den Verlust der Eigenen Existenz macht Angst. Und selbst wenn man den Tod herbeisehnt oder sogar herbeiführt: sterben MUSS man irgendwann und ist darin völlig unfrei. Man kann als Mensch seine Freiheit nur retten, wenn man erhaben in etwas "Größeren" (wie du sagst) "aufersteht" (wie ich sage). Beweisen kann man das nicht. Es ist die subjektive Frage, wie wesentlich man sich, bzw. den Menschen als freies Wesen sieht, denke ich.

Liebe Grüße
Thomas


Hallo Erich,

vielen Dank für da Komma. Irgendwo vergesse ich immer eines, oder mach eines zu viel.

Deine Kritik an den Gottesvorstellungen, die es sich zu einfach machen, teile ich. Aber ich versuche eine positive Antwort zu finden. Im Nachhinein ist mir übrigens aufgefallen, dass wahrscheinlich dein Gedicht "jenseits" diese Zeilen unbewusst ausgelöst hat. Auch dafür vielen Dank.

Deine Warnung vor der Vermischung von Phantasie und Wissenschaft teile ich auch voll und ganz. Ich sehe aber auch die inhärenten Grenzen des exakten Denkens, welche die Mathematik sich in aller Konsequenz selbst bewiesen hat! Deswegen habe ich auch mit großem Interesse verfolgt, was große Naturwissenschaftler (Planck, Einstein, Heisenberg etc.) zum Thema Gott zu geschrieben haben. In diesen Fällen kann man meiner Meinung nach nicht von Vermischung von Wissenschaft und Fantasy sprechen.

Liebe Grüße
Thomas


Hallo Dana,

deine Charakterisierung "lyrische Kürze mit unendlichen Weiten" find ich sehr schön. Der Text ist ganz spontan entstanden. Aber nachdem ich ihn aufgeschrieben hatte, wurde mir klar, dass mein Gehirn wohl schon viele Jahre im Hintergrund daran herumgedacht hatte. Ich erinnerte mich nämlich, dass ich vor vielen Jahren versucht hatte, mein ganz persönliches Glaubensbekenntnis aufzuschreiben. Ich nannte den Text Credo. Er wurde vielfach umgeschrieben und neu begonnen und nie fertig und ich empfand ihn immer irgendwie unpassend und zu kompliziert. Irgendwann habe ich aufgeben und ihn einfach liegen gelassen.

Liebe Grüße
Thomas


Hallo Falderwald,

ja, das mit dem Rechtschreibfehler wäre bei mir ja gar nicht so abwegig. Aber dieser ist tatsächlich Absicht.

Du hast den Text sehr genau analysiert. Du kommst sogar zu einer Aussage über "dieses Unbegreifliche", welche ich gar nicht wagen würden, wenn du sagst es "müsste daher zumindest eine Art Bewusstsein besitzen und würde sich selbst personifizieren können, sei es als Kollektiv mehrerer oder als Einzelwesen." Aber wie dem auch sei, es ist, wie du ja auch sagst "spekulativ".

Eines möchte ich noch anfügen. Ich will damit nicht implizieren, dass du es gesagt hast, es scheint mir nur als Ergänzung wichtig. Meiner Meinung nach ist folgendes nicht haltbar: "Wir können nicht wissen, daraus folgt die Sinnlosigkeit alles Daseins".

Danke für deine Gedanken.

Liebe Grüße
Thomas


Hallo wüstenvogel,

"Wo kommt es her
wo geht es hin
frage nicht
zu leben
ist des Lebens Sinn."

Das ist so schön, dass du es als selbständiges Gedicht einstellen solltest - falls du es nicht schon hast, und ich es nur übersehen habe.

Vielleicht sind wir ziemlich der gleichen Meinung. Ich will es einmal bildlich so sagen. Man kann sich alle möglichen Geraden, die man durch einen Punkt ziehen kann vorstellen und zusätzlich im Abstand 1 von dem Punkt eine Kugel, durch den alle diese Geraden hindurchtreten. Man kann nun alles auf der Oberfläche nach außen in eine unendlich große Kugel projizieren und gleichermaßen in den Punkt. Im Grunde ist es gleich. Man macht dabei die unausgesprochene Voraussetzung, dass in der Welt derartige Zusammenhänge existieren, was ich getrost tue.

Liebe Grüße
Thomas
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