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#1 |
asphaltwaldwesen
Registriert seit: 31.03.2009
Ort: österreich
Beiträge: 961
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Wer bereit ist, mitzudenken, versteht schon sehr gut, was du in deinen Ausführungen zu Metrum und Freiheit meinst, Thomas.
Mir persönlich gefällt dein Schweben in dieser Traumwelt, die oft so herrlich real sein kann im Traum, sehr gut und ich habe deine doppelte Realitätsverneinung auch als dieses "Sich drehen" aufgefasst, das versucht, sich zwischen Traum, Traumrealität und Realität zu orientieren. Wie schön sich der Text am Ende schließt, gefällt mir besonders gut und ich würde grade an Texten, die so entstehen wie deiner hier - hauptsächlich von einer Empfindung getragen - nicht allzuviel feilen, denn sie verlieren sehr oft dadurch grade das, was sie in ihrer Anmutung so überzeugend gemacht hat (und da hab ich die Erfahrung gemacht, dass der erste "Versuch" der Empfindung so gut wie immer am nähesten ist). Ein paar kleine Eck-chen sind mir aufgefallen (ich nehme an, die sind beim Umbessern erst reingerutscht - passiert mir öfters): Manchmal, im Traum, da kann ich fliegen, der Wind trägt mich hinauf (aufwärts? Xx) weit über Bäume. Mir ist dann so, als ob ich träume, obwohl ich wirklich richtig schwebe. Auch manchesmal, im Traum, da lebe mit Elfen ich und auch mit Gnomen in edelsteinerhellten Domen und lerne ihren Zaubergesang. Und dann, im Traum, verspüre (besser ohne e? Dann passen die Silben wieder) ich den Drang, wie Gott zu sein (zu sein wie Gott?) und Welten zu erschaffen. Dann wird mir vor mir selber bang, ich bleibe lang, im Traume lange liegen. Ich weiß nicht, ob ich mit meinen Anmerkungen völlig neben deiner Intention liege... wenn ja, hab ich wohl an dir vorbeigelesen...hm... (ich geh jetzt nochmal grübeln über dieses schöne Gedicht) Aber du findest so schöne Wege, Bögen zusammenzuführen... da könnt ich immer wieder drin versinken: Manchmal, im Traum, da kann ich fliegen,.. ..ich bleibe lang, im Traume lange liegen. ..Und dann, im Traum,.. ..ich bleibe lang, im Traume lange liegen. Da schließen sich gleich mehrere Bögen mit einer Zeile am Ende. Welch ein schöner Leitfaden durch diese Melodie!! Liebe Grüße, fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan Geändert von fee (09.01.2013 um 13:52 Uhr) |
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#2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Liebe gute fee,
dein Kommentar hat mich sehr gefreut und bewegt. Ich antworte erst jetzt, weil ich dafür etwas Ruhe brauche, die ich unter der Woche nicht finden konnte. Dein Kommentare sind so einfühlsam, man spürt beim Lesen nicht ein Ego, sondern ein ich, welches versucht zu verstehen – und tatsächlich versteht! Deswegen hast du auch gar nicht "an mir vorbeigelesen", im Gegenteil, ich fühle mich gut verstanden. Deinen Rat "nicht allzuviel feilen" werde ich befolgen, so etwas muss man eine Zeit ruhen lassen, und wenn man es später wieder hernimmt, dann wird manchmal etwas ganz anderes daraus. Deinen Vorschlag "der Wind trägt mich aufwärts" statt "hinauf" finde ich interessant, denn ich habe selbst zwischen beidem geschwankt. Mir schien das "hinauf" schwungvoller. Du machst mich jetzt wieder schwankend. "zu sein wie Gott" möchte ich nicht sagen, weil ich hier möglichst natürlich sprechen will. Es ist ja ohnehin eine recht ungeheuerliche Stelle und die Inversion würde es dem Leser vielleicht noch schwerer machen, es ernst zu nehmen (Pathos?). Das "e" könnte bei "verspüre" verschwinden. Vielleicht sollte ich etwas "dringlicher" so schreiben: Und dann, im Traum, verspür ich den Drang, wie Gott zu sein und Welten zu schaffen. Was denkst du? Am meisten habe ich mich über dein Bemerken und deine Bemerkung zu den sich "schließenden Bögen" gefreut. Es sollte meiner Meinung nach im Gedicht genauso sein, wie in einer musikalischen Komposition (ich rede deshalb bisweilen vom singbarem Charakter der Poesie). Du hast mich sehr ermutigt. Ich hänge an den alten Formen. Das mit gutem Grund. Deshalb bin ich (vielleicht zu) vorsichtig. Aber wenn ich etwas versuche, und wenn ich dann merke, dass jemand (wie du) hinhört und es nachvollziehen kann, ist das ein großer Ansporn und macht mir große Freude. Vielen Dank und liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
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#3 |
asphaltwaldwesen
Registriert seit: 31.03.2009
Ort: österreich
Beiträge: 961
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Das freut mich sehr, wenn mein Kommentar dir nicht nur Freude bereiten konnte, sondern auch das Einander-Verstehen offenbar wird, Thomas.
![]() Das schwungvolle "hinauf" - ich habs mir jetzt nochmal mit deiner Intention gelesen und find es gar nicht schlecht und bin jetzt meinerseits nachdenklich geworden - passt dann gut, wenn man den Text mit diesem Wissen um die Bedeutung nochmals liest. Man betont dann aber anders und es ensteht nach dem "hinauf" eine (bedeutungsvolle) Pause. Meine erste Lesart hat mich das eher als einen Bruch empfinden lassen und metrisch gegen den Strom... aber zu rund ist eben nicht immer das, was die Aussage und Melodie möchte. Also geh da ruhig nach deiner Intention - der Leser fordert ja nicht, sondern meldet bestenfalls rück, was er aus seinem eigenen Erfahrungshorizont und Empfinden mit und aus dem Text macht. "Wie Gott zu sein und Welten zu schaffen" wär auch mein Änderungsfavorit gewesen...ich habs dann aber nicht vorgeschlagen, weil ich mir dachte, das er-schaffen wäre dir da wichtiger. Aber ich fände es mit "schaffen" optimal von Melodie und Rhythmus her. Dass du an den alten Formen hängst, find ich gut und das merkt man auch grade den Texten an, in denen du mutig davon abgehst und sie brichst. Ich spüre aber dennoch, dass ein "bewährtes" Gerüst diese Texte trägt - sonst wären sie vermutlich nicht so stimmig. Zumindest sehe ich das so. Recht liebe Grüße, fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan |
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#4 |
verkannt
Registriert seit: 05.08.2010
Ort: Wo der Himmel die Erde berührt
Beiträge: 332
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![]() Hallo Thomas, du hast dir große Mühe gegeben die Textstruktur und die Aussage im Einklang zu bringen. Die Idee gefällt mir sehr. Was dabei herausgekommen ist noch mehr. Nur die Zweifel die du hegst zeigen doch einen, (wie soll ich es sagen ohne dass es nun anmaßend klingt?,) manchmal verkopften Dichter. Fasse das nun bitte nicht negativ auf, ich will damit sagen, dass du einen sehr schönen Text verfasst hast, der auf das Gemüt des Lesers wirkt und dir dennoch Gedanken darüber machst, ob du nicht zu locker mit dem Text umgegangen bist. Ich denke hier solltest du einfach auf das „Bauchgefühl“, welches du beim Schreiben hattest, hören. Es geht um einen Traum und Träume sind anders, sie hüpfen und entbehren jeder Regel, sind der Kontrapunkt zum anfassenden Leben. Aber deine Sorgfalt ehrt dich, du willst dem geneigten Leser nicht irgendetwas vor die Füße werfen. Noch mal zu dem Gedicht, ich finde hier parallelen zum Luziden Träumen, also Träume die sich auf der Schneide zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein abspielen und das ist für mich zur Zeit ein sehr aktuelles Thema. Gerade der Gedanke, dass man sich dessen bewusst ist, dass man Träumt und doch Einfluss auf das Geschehen nehmen kann und das Schöne daran, man kann es lernen. Thomas ich habe deine Träumereien gerne gelesen und mir noch einige weitere Gedanken dazu gemacht. Lieben Gruß C.
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© auf alle meine Texte „Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“ Dylan Thomas Geändert von Cebrail (12.01.2013 um 18:05 Uhr) |
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#5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Hallo Cebrail,
interessant, was du über Träume sagst. Ich habe mich damit noch nicht beschäftigt. Den "manchmal verkopften Dichter" fasse ich überhaupt nicht "negativ" auf, ich kenne mich ja selbst ein wenig. Zwei Seelen wohnen… Ich habe mich eigentlich schon immer für Naturwissenschaften (insbesondere Mathematik) und Poesie interessiert. Das hat Vor- und Nachteile. Ein Vorteil, denke ich, ist, dass ich bei jedem Gedicht, welches auf mich wirkt, gerne herausfinde warum das so ist und was den Dichter wohl getrieben hat. Der Nachteil ist, dass sich dieses Denken kaum abschalten lässt und bisweilen das ruhige Betrachten stört. Insgesamt bin ich deswegen oft nicht frei genug in der Betrachtung (auch meiner eigenen Produkte). Danke für deinen interessanten und netten Kommentar. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
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#6 |
Mal lachend - mal traurig
Registriert seit: 13.02.2009
Ort: Da wo Napoleon noch nie kämpfte
Beiträge: 1.613
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Hallo Thomas
schön ist es, wenn die Fliegerei Freude bereitet und nicht einen ernsten Hintergedanken aufkommen lässt. Flucht, Gefahr oder dergleichen. Aber sag mal, bei all deinen fliegerischen Träumen, brauchst du da nicht einen Flugschein? ![]() Schöne Grüße der Knacki
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Ich bin ein Niemand. Niemand ist perfekt. Also bin ich perfekt. |
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#7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Liebe fee,
ich habe deinen letzten Kommentar nicht übersehen, es hat nur ein wenig gedauert. Das "er" vor "schaffen" werde ich wegnehmen. Nochmals Danke für deinen Anregungenen und ermunternden Worte. Liebe Grüße Thomas Hallo Knacki, na klar, den Traumflugschein erste Klasse musste ich mir natürlich zuerst schwer erträumen, sonst hätte die Traumflughafenpolizei mich gar nicht an den Start gelassen, wir träumen ja Gott-sei-Dank in geordneten Verhältnissen. Danke fürs Vorbeifliegen. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
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