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Alt 10.01.2013, 10:22   #1
Galapapa
Galapapa
 
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Ich fühle in mir eine stille Trauer,
so weich gebettet in Zufriedensein.
Ich habe mich versöhnt mit meiner Mauer,
bin immer öfter gern mit mir allein,
seh jene Welt da draußen heut genauer;
sie ist so laut und unwahrscheinlich klein.

Hab ich denn meinen Frieden schon gefunden?
Ob schon ein wenig Weisheit in mir wohnt?
Doch bin ich noch an den Verstand gebunden,
kein Fluchtversuch hat mich davor verschont.
Die Aussichtslosigkeit leckt meine Wunden,
die Suche aufzugeben hat sich wohl gelohnt.

Vor vielen Jahren bin ich aufgebrochen,
doch wirklich angekommen letztlich nie;
Verzweiflung hat sich in Geduld verkrochen,
Zerrissenheit verschwand in Harmonie
und niemand hat mir tröstlich zugesprochen,
wenn ich die Fragen in den Himmel schrie.

Geändert von Galapapa (11.01.2013 um 18:44 Uhr)
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Alt 10.01.2013, 20:30   #2
ginTon
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Hallo Galapapa,,

gutes Gedicht wie ich finde, gerade dadurch, dass es in "Ich"-Form geschrieben
ist, wirkt es sehr eindringlich auf mich, obwohl das LI ja nicht immer automatisch
dem Dichter zugehört.

Ich lese gerade Yvann Goll und dort in einem seiner Essays zu Traumkraut sagte
er es gehe ihm wie dem Meister der Holzschnitte Hatsushika Hokusai, der am
Sterbebett seufzte "wären mir nur noch 5 oder 10 Jahre vergönnt würde ich ein
vollkommener Künstler werden".

Schon vorher schrieb er: "mit 50 habe ich eine Unzahl von Zeichnungen gemacht,
die mich nicht befriedigten, jetzt im Alter von 73 habe ich annähernd die
wahre Gestalt von Vögeln, Blumen etc. gefunden, was mich hoffen ließ das ich bis 80
noch große Fortschitte machen werde, mit 90 werde ich dann in das Innere
der Dinge vordringen und mit 100 werde ich zu einer höheren Vollkommenheit
aufsteigen." Jetzt bin ich 75...

Irgendwie musste ich gleich daran denken, als ich dein Werk las...

LG ginton
__________________
© Bilder by ginton

Ich fühle, also bin ich!

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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Alt 11.01.2013, 18:38   #3
Galapapa
Galapapa
 
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Hallo ginTon,
danke für Deinen lobenden Kommentar!
In dem, was der Holzschnitt-Meister sagte, steckt eine Weisheit, die auf die meisten Künstler zutrifft: Man ist nie fertig, nie perfekt; das Lernen hat nie ein Ende. Es ist gerade dieses unermüdliche Streben, das uns weiterbringt und diese Unruhe, die das Leben so interessant macht.
Herzliche Grüße an Dich!
Galapapa
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Alt 11.01.2013, 22:00   #4
Dana
Slawische Seele
 
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Beiträge: 5.637
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Lieber Galapapa,

trotz vieler unbeantworteter Fragen "beruhigt" dein neues Werk. (Ich finde keine geeignetere Bezeichung dafür.)
Es verströmt Gelassenheit, Geduld, Zufriedenheit, Weisheit und Harmonie.
Ich lese gerade eine Kleinstauswahl von Epikurtexten mit Erläuterungen, auch über ihn als Person und finde in deinem Gedicht eine wunderschöne Spiegelung, die mich berührt und "zufrieden lächelnd" macht.

Ein sehr schönes Gedicht, in weicher fließender Sprache, trotz des Schreis in den Himmel.
Die Aussage zeugt von erreichter Erkenntnis und enspricht sehr Epikurs Anliegen. Er empfiehlt seine Philosophie von jung an bis zum letzten Tage und sie wird Philosophie der Freude genannt.

Die stille Trauer, in weicher Zufriedenheit gebettet, ist wunderschön.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 15.01.2013, 11:07   #5
Galapapa
Galapapa
 
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Liebe Dana,
wie immer habe ich mich sehr über Dein Lob gefreut; hab herzlichen Dank dafür!
Der Schrei in den Himmel sollte einen Kontrast zur Harmonie im Text darstellen und signalisieren, dass Zufriedenheit gewissermaßen erkämpft werden muss und nicht sich einfach irgendwann einstellt.
Gerade hierin, so meine ich, steckt das Geheimnis: Erkennen und akzeptieren der Grenzen und statt immer neuer Versuche, über den eigenen Schatten zu springen, mit dem zu leben, was uns gegeben ist.
Glücklich sein hat, glaube ich, immer zu tun mit Zufriedneheit.
Liebe Grüße an Dich!
Galapapa
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