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#1 |
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.947
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Hallo Thomas,
ich gebe dir Recht, die Frage, auf welcher Seite der Autor steht, sollte man zunächst eigentlich gar nicht stellen. Wie lange predige ich einigen Leuten schon, zumindest erst einmal objektiv an einen Text heranzugehen und nicht sofort mit Kanonen auf Spatzen zu schießen, weil sie irgendeine Gesinnung des Autors dahinter vermuten. Diejenigen, die so etwas machen, sind meist auch dieselben, die mit ihren Texten eine solche "Gesinnungsabsicht" praktizieren, weil sie nichts anderes können oder aber die Lyrik in ihrem eigenen Sinne verstanden haben, was eben in dieser sogenannte "Gesinnungsabsicht" zum Ausdruck kommt. Ich schließe mich da selbst nicht immer aus, zugegeben, aber ich habe dazu gelernt, ich war bereit dazu, und das verdanke ich u. a. auch der Kommunikation, wie sie im Laufe der Zeit zwischen uns beiden entstanden ist. Im Klartext heißt das, ich habe versucht, daraus zu lernen, von dir zu lernen. Das ist der Gewinn, den man aus dieser Art der Kommunikation ziehen kann. Das klappt zwar freilich nicht immer ![]() ![]() Es gibt so viel Mist auf dieser Welt: Not, Elend, Krieg, Armut, Ungerechtigkeit, Folter, Mord usw. usf. Aber ich finde, es nützt gar nichts, über solche Probleme nur zu labern und ständig den erhobenen Zeigefinger mahnend kreisen zu lasen, das hat nämlich eigentlich nur Stammtisch-Qualität. Am Stammtisch sitzen Trainer, Politiker, Manager, Machos, Alleskönner und Alleswisser usw., die alles ganz anders machen würden und lediglich laut darüber schimpfen, daß alles so langsam den Bach rauf geht. Hauptsache, man hat mal seine Meinung an das Nebenfraumann gebracht. Und was nützt es? Letzendlich nüscht, jar nüscht, denn danach verläuft wieder alles im alten Trott. Man sollte vielmehr anfangen, vor der eigenen Haustüre zu kehren und genau dort helfen oder etwas geben, wo ein Notstand oder eine Situation gegeben ist, in der man seine Kräfte sinnvoll einsetzen kann. Ich habe das Glück, dies (nicht nur) in meinem Beruf erleben zu dürfen und es füllt mich aus, weil ich weiß, daß ich auf kleinster Ebene etwas bewegen kann. Und das bedeutet mir mehr, als manch ein anklagender Text, der aus meiner Feder geflossen ist, weil ich nämlich weiß, daß ich damit eigentlich nichts bewirken kann. Das ist nämlich rein zeitbezogen und morgen schon nicht mehr aktuell. Ich sage es mal so, nach dem Satz vom zureichenden Grunde, hat jede Veränderung seine Ursache. Dafür jedoch bedarf es Taten und keiner unnützen Worte über die Dinge, die doch jeder schon weiß und die ihm zu Halse raushängen, je öfter er sie serviert bekommt. Und wer will morgen schon so etwas lesen? Aber ein schönes Liebes-oder Erotikgedicht, Naturlyrik, aber auch das Traurig-Melancholische, alles das sind Dinge, welche die Menschen berühren, weil sie sie nachvollziehen können und immer Bestandteil ihres Daseins gewesen sind und sein werden. Das kann man auch in 100 Jahren noch lesen und nachempfinden, aber niemand interessiert sich heute wirklich dafür, welche Schwächen und Ungerechtigkeiten vor hundert Jahren das Rechts- und Sozialsystem irgendeines Staates kennzeichnete. Sicherlich kann man sich historisch dafür interessieren, doch wenn es dann nicht einen persönlichen Anstrich bekommt, wie bei Heine z. B., der das mit seinen Emotionen verband, dem man es auch heute noch abnehmen kann, daß er persönlich involviert war und sein Schicksal lyrisch verarbeitete, weil er ein Betroffener war, wenn es also nicht so ist, dann hat es keinen Wert, denn es wirkt lediglich heuchlerisch und scheinheilig. Das kennzeichnet dann den Maulhelden. Wohlgenährt im sicheren Nestchen sitzend auf den Hunger der Welt hinweisend, das sind mir die Richtigen, die richtigen Kotzbrocken... ![]() Ich hör jetzt besser auf, bevor ich mich in Rage schreibe, denn ich hab ja noch nicht mal richtig angefangen... ![]() Also, Flügelpferd satteln und auf lyrischen Schwingen quer durch das Reich der Poesie fliegen. Vielen Dank für deinen Kommentar und deine Gedanken zu meinem Text... ![]() Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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#2 |
Gast
Beiträge: n/a
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Zuweilen fällt es schwer, zwischen Ross und Reiter zu unterscheiden.
Mir aber nicht. ![]() Vielmehr mundet mir dein (selbst-) ironisierendes Gedicht, wenngleich ich fürchte, dass es eine Ausnahme im großen Garten der Forenliteratur bleiben wird. ![]() ![]() Freundliche Grüße marzipania |
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#3 |
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.947
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Hallo marzipania,
da gebe ich dir Recht. Manchmal muss man sich wirklich fragen, wer ist denn nun das Ross und wer der Reiter? Wichtig dabei ist nur, das alles nicht so ganz ernst zu nehmen und sich selbst dabei einzuschließen. Du meinst, ein (selbst-) ironisierendes Gedicht sei eine Ausnahme im großen Garten der Forenliteratur? Nun ja, ich liebe Ausnahmen, denn sie bestätigen die Regel... ![]() Vielen Dank für deine Rückmeldung... ![]() Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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#4 | |
asphaltwaldwesen
Registriert seit: 31.03.2009
Ort: österreich
Beiträge: 961
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![]() Zitat:
Die direkte Sprache so herrlich natürlich und eingebettet in ein gereimtes Gedicht zu verpacken, muss man erst mal hinbekommen!!!! Das imponiert mir gewaltig. Und zur Botschaft ist alles, was auch mir am Herzen läge, schon gesagt worden. Da brauch ich mich den Vorschreibern nur noch (bequem) anzuschließen! Selbstironie wird - hab ich jedenfalls so gehäuft beobachtet - meist nur von denen beim Lesen erkannt, die zu solcher fähig sind. Tja. ![]() Mir gefällt sie ausgezeichnet, denn sie ist Zeichen für Vorhandensein einer Intelligenz, die zu übergreifender Reflexion fähig ist. Am schönsten finde ich aber, dass man die "feinen Spitzen" deines Werkes hier als solche auch überlesen kann... Ein gelungenes Gedicht in meinen Augen - vor allem, weil es eine persönliche Aussage trifft, dabei aber nicht persönlich wird und dennoch dem Leser ein Buffet an "Treffermöglichkeiten" bietet, von dem man sich nach Gusto bedienen kann. Toll! Lieber Gruß, fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan |
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