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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 21.07.2013, 12:17   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
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Beiträge: 8.570
Standard Mama hat mich lieb!

Mama, ich will auf die Kacke hauen,
bis sie wirklich echt am Dampfen ist!
Saufen, raufen, irgendwas zerhauen -
sag mir, dass du einverstanden bist!

Mama, ich will jeden, der mir nicht
unterwürfigst aus den Händen frisst,
fertigmachen, bis er sich erbricht -
sag mir, dass du einverstanden bist!

Mama, ich will foltern, martern, quälen,
was bei drei nicht auf den Bäumen ist!
Kinder, Weiber, alte Leute pfählen -
sag mir, dass du einverstanden bist!


Mama sagt, ich bin ein böser Junge,
deshalb will ich immer artig sein!
Wenn ich brav bin, küsst sie mich mit Zunge
und lässt mich im Dunkeln nicht allein...
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (21.07.2013 um 12:21 Uhr)
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Alt 21.07.2013, 15:27   #2
Chavali
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ooops, Erich,

haben deine Zeilen einen realen Hintergrund?
Ein Bericht in den Medien, einen Film?

Der Bursche ist ja ein Verbrecher, wie er im Buche steht und seine Mutter gibt ihm zu allem ihr ok?

Eine Mutter verzeiht (fast) immer, selbst wenn das Kind ein Mörder ist.
Ich mag mir diese Konstellation gar nicht vorstellen.

Aber hier, in deinem Gedicht - es geht da wohl nicht um Inzest...?
Zitat:
Wenn ich brav bin, küsst sie mich mit Zunge
und lässt mich im Dunkeln nicht allein...
So richtig kann ich mit dem Text nix anfangen,
vielleicht sollte ich noch einmal darüber nachdenken

(Bin mir nicht sicher, ob ich diese Rückmeldung abschicken sollte - nun gut, ich tu es... )

LG Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 21.07.2013, 21:26   #3
Erich Kykal
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Hi, Chavi!

Schon mal von Ödipus gehört? Okay, der passt hier nur indirekt, weil er ja nicht wusste, wen er da heiratet.

In diesem Fall sollte es ein Stück Sozialkritik werden. Ich wollte die angestaute Aggression und Wut eines von der eigenen Mutter missbrauchten Jungen verdeutlichen. Selten, aber doch sind auch Frauen diesbezüglich Täter, und besonders schlimm für einen Knaben ist die unverschuldete, aber nicht minder zwingende sexuelle Abhängigkeit von der eigenen triebgestörten Mutter. Am allerschlimmsten, wenn sie ihn nur als Spielzeug benutzt und nicht liebt, ihn mit ihrer Macht manipuliert und erpresst.

Dass er sie für all seine Hassfantasien - die ja eigentlich sie erst verschuldet hat - auch immer brav um Erlaubnis fragt, zeigt das extreme Abhängigkeitsverhältnis, die absolute Gängelung und die Macht, die sie über dieses bewusst unreif gehaltene Kind ausübt. Wer so benutzt wird, hat kein Selbstwertgefühl und beginnt irgendwann alle Welt zu hassen, weil ihm keiner da raushilft. Unlogisch, ja - aber sag das mal dem gequälten Unterbewusstsein solch eines Menschen!

Wenn das eigene Begehren als Perversion empfunden wird - was könnte niederschmetternder sein? Hin- und hergerissen zwischen Mutterliebe, sexueller Begierde, Gewissen und Selbstekel kann da wohl kein geistig gesunder Teenager heranwachsen, oder?

Ich habe dieses Szenario aus irgendeinem Krimi - bitte frag mich nicht, wann und welcher - und durch irgendeinen Trigger stieg das heute wieder so in mir hoch. Dort ging es um einen Fünfzehnjährigen.
Und nein, es ist nicht autobiographisch. Meine einstens starke Mutterbindung resultierte aus vielem, vor allem aber aus der Unfähigkeit meines Vaters, mir gegenüber tiefe Emotionen zu zeigen - obwohl er mich wirklich sehr geliebt hat! Seltsamerweise bin ich heute ebenso "gefühllos" nach außen wie er...

LG, eKy
__________________
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Geändert von Erich Kykal (21.07.2013 um 21:34 Uhr)
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Alt 26.08.2013, 20:23   #4
Dana
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Boah, lieber eKy,

wir hören und lesen viel - wir staunen, erschrecken und verstehen nicht. Dort wo wir verstehen, dürfen wir es nicht mehr zugeben, weil es zu lange gedauert hat, bis wir verstanden haben.
Dein Gedicht spricht ein "Extrem" an, ohne die Häufigkeit unterschätzen zu wollen.

Doch "Mama hat mich lieb" findet im ganz "normalen Wahnsinn", wunderschön verpackt, viel mehr statt, als Kinder (hier die Erwachsenen) es je erfassen können. Meist haben sie es vorab bereits an ihre eigenen Kinder weiter gereicht und machen sich unschuldig schuldig.

In deinem Gedicht sind für mich auch viele "Harmlosigkeiten" verborgen.
Ich verstehe in deinem Gedicht nicht nur die falsch verstandene Mutterliebe. Viel mehr die vom Kind ersehnte und falsch erhaltene Liebe von der Mutter. Sie wird durch eigene Prägung umgesetzt, zerbricht und rettet sich in Stammeln und Ausreden.

Ein tiefes Thema und wie immer meisterlich umgesetzt.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 26.08.2013, 21:18   #5
Erich Kykal
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Hi, Dana!

Selten, dass ich so heftige und "unschöne" Worte mache - offenbar wollte etwas in mir da auch mal wieder "auf die Kacke hauen"!
Gerade wegen der mangelnden Flüssigkeit der aggressiven Sprache würde ich mir mittlerweile selbst bestenfalls ein "Befriedigend" dafür geben, keine Spitzenleistung aus meiner Sicht (des fließenden, schönen Wortes)... kein Gedicht für Ästheten!

LG, eKy
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