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Alt 09.11.2013, 12:46   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Das letzte Lied

Dort am Raine, in den Zweigen
hockt ein Vögelchen im Reigen
bitterkalter Regenwinde
zwischen Sturmgebraus und Rinde,
und es zwitschert leise, leise
eine letzte Sommerweise
zart in das Novembertosen,
und ein Duften wie von Rosen
sintert aus Erinnerungen
durch die Lüfte und die Lungen.

Wärmend steigen Bilderfluten
wie ein heißes Sonnengluten
in die fröstelnden Gedanken,
die wie kahle Äste wanken,
und die Sehnsucht aller Herzen
leuchtet wie ein Meer von Kerzen
durch des Winters Dunkelheiten.
Unter Vogelzwitschern schreiten
wir dem neuen Licht entgegen:
Eines Frühlings Blütensegen.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.11.2013, 20:19   #2
Chavali
ADäquat
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Hallo Erich,

wie kann man einen Text von dir nicht gut finden, wenn man auf klassische Gedichte steht
mit perfektem Rhythmus und ebenso perfekten Reimen.

Schön, mal wieder Paarreime zu lesen.
Sie sind ja dann und wann verpönt, aber ich mag sie

Das letzte Lied der kleinen Meise (?) macht auch ein wenig traurig.
Als wenn sie nicht mehr die Kraft hat, den Winter zu überstehen.

Und dennoch: Es ist ein ewiger Kreislauf...
Zitat:
Unter Vogelzwitschern schreiten
wir dem neuen Licht entgegen:
Eines Frühlings Blütensegen.
So ist es. Auch irgendwann ohne uns...

LG Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.11.2013, 09:58   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Chavi!

Stimmt, auch ich nutze Paarreime zumeist nur für die Spassgedichte im Reimefechten-Faden, weil es damit recht schnell geht, ein paar Zeilen zusammenzukriegen.
Hier ergab es sich irgendwie unbewusst, wie zumeist, wenn ich anfange zu dichten: Das Reimschema sowie die Zeilenlänge werden erst vom Verlauf des ersten Satzes definiert, wenn ich schon "in Trance" bin - ist also auch ein Bauchentscheidung. Nur bei Sonetten weiß ich meist vorher, welche Form ich anwenden will.

Vielen Dank für dein überschwängliches Lob - ich bin sicher, du findest irgendwann was bei mir, das dir nicht gefällt!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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Alt 06.12.2013, 20:41   #4
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Zitat:
Zitat von Erich Kykal
Unter Vogelzwitschern schreiten
wir dem neuen Licht entgegen:
Eines Frühlings Blütensegen.
Lieber eKy,
so war es immer und so schreiten wir Jahr um Jahr weiter.
Im Frühling "rasten" wir vor lauter Glück aus und im November hangeln wir uns an die Hoffnung auf den nächsten Frühling.
Wir hören das letzte Lied und genießen die ersten Töne als nie da gewesen.

Darum mag ich alle jetzigen und gewesenen guten Dichter. Sie hangeln uns über Stimmungen hinweg oder vertiefen die Traurigkeiten so sehr, dass man sie labend genießt.

Du hast bewiesen, dass "verrufene" Paarreime, lyrisch dargeboten, Wortkunst und Poesie sind und bleiben.

(Ich habe in einem anderen Forum einen Zank (nicht Streit!) über Poesie gelesen. Würden diese Leute ihre "Wortgewandtheit" in Dichtung üben, statt im Zank über eigene Eitelkeiten, hätten wir alle mehr davon.)

Ich habe "Das letzte Lied" genossen:

Zitat:
Zitat von Erich Kykal
zart in das Novembertosen,
und ein Duften wie von Rosen
sintert aus Erinnerungen
durch die Lüfte und die Lungen.
Meine Rankrose (ein Geschenk von meinen Kindern) hat heute noch zwei Blüten und zwei Knospen und beide beugen sich ein wenig unter der Last des heute gefallenen Schnees. Ein wunderschönes Bild, lyrisch und real.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.12.2013, 17:31   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Beiträge: 8.570
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Hi, Dana!

Vielen Dank für deinen innigen Beitrag! Da bleibt nichts hinzuzufügen! Möge deine Last eine leichte sein und dich niemals beugen!

LG, eKy
__________________
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