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#1 |
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.947
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Servus Erich,
mich ärgert ganz einfach die Anstrengung der Kirchen, sich gegen pädagogische, moralische und ideologische Umerziehung an öffentlichen Schulen stellen zu wollen, so wie sie es ausdrücken. Hier speziell: Homosexualität als Unterrichtsgegenstand Mal abgesehen von den "Taten unter den Ordensröcken", bestehen diese Institutionen darauf, gemeinnützige Zwecke zu verfolgen, was ihnen staatliche Mittel und Subventionen einbringt. Das heißt aber auch, dem allgemeinen Wohl dienen, nämlich der Gesamtgesellschaft gegenüber. Und die schließt Homo- und Transsexuelle mit ein, die kann man nicht einfach wegbeten, diese Menschen sind da und haben das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben. (Fast) Jeder junge Mensch wird irgendwann (die ersten) sexuelle(n) Erfahrungen machen. Wenn nun z.B. ein fünfzehnjähriger Junge merkt, er kann mit Mädels überhaupt nichts anfangen und er fühlt sich zum gleichen Geschlecht hingezogen, dann frage ich, warum sollte dieser Mensch unter seiner sexuellen Ausrichtung, die er sich nicht selbst ausgesucht hat, leiden müssen? Das gilt natürlich für Mädchen ebenso. Wenn das nämlich passiert, dann wird der Leidensdruck oft so hoch, dass er lebensbestimmend wird und von anderen wichtigen Dingen ablenkt. Damit ist keine Chancengleichheit mehr gegeben. Der einzige Weg, dies zu verhindern, ist, die jungen Menschen gezielt zur Empathie, d.h. Bereitschaft und Fähigkeit, sich in die Einstellungen anderer Menschen einzufühlen, zu führen. Und das gilt für alle Seiten. Für "Lesben" und "Schwule" genauso wie für "Heteros". Nur so können Ausgrenzungen künftig vermieden werden. Und eine Institution, die sich am Bildungswesen beteiligt, darf mit ihrer Lehre dieser Art von Aufklärung nicht im Wege stehen. M. E. ist das ein krasser Verstoß gegen rechtsstaatliche Prinzipien und somit verfassungswidrig. Was hat diese Lehre noch an unseren Schulen zu suchen? Ich finde, die Kirchen haben sich mit diesem Verhalten selbst demaskiert und somit disqualifiziert. Und noch etwas: Der Traum von Europa kann nur mit viel Toleranz verwirklicht werden. Solange wir aber nicht vor der eigenen Haustüre kehren und Toleranz gegenüber unseren eigenen Minderheiten walten lassen, solange sind die Bedingungen dieses Traumes nicht einmal ansatzweise erfüllt. Vielen Dank fürs Lesen, Bequasseln, die Vorlesung und das Lob fürs Sonett... ![]() Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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#2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 30.08.2011
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Beiträge: 446
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Hallo Falderwald,
ich kann deine Wut sehr gut verstehen und teile sie größtenteils auch. Doch ich halte nichts davon, den Religionsunterricht ganz aus den Schulen zu verbannen. Gerade hier bietet sich die Gelegenheit, auf die Ursprünge und Wurzeln der verschiedenen Religionen einzugehen - natürlich immer im Geiste der Toleranz und Offenheit. Über sexuelle Orientierungen sprechen wir bei uns im Sexualkundeunterricht des 3. oder 4. Schuljahres (falls von den Kindern her ein Interesse besteht). Ich unterrichte gerne Religion - das ganze letzte halbe vierte Schuljahr geht es immer um die Weltreligionen - mir ist es ganz wichtig, dass die Kinder informiert sind, wenn sie ins 5. Schuljahr wechseln. Es fällt mir nicht schwer, verschiedene Religionen gleichberechtigt nebeneinander zu stellen - für viele ist das "schon" Ethikunterricht, aber das ist mir egal. Kirchen, religiöse Institutionen spielen bei mir nur eine untergeordnete Rolle, mir sind Glaubensinhalte und Gespräche darüber viel wichtiger. Auf jeden Fall sollten wir den Religionsunterrricht nicht irgendwelchen bornierten Ideologen überlassen, finde ich. Viele liebe Grüße wüstenvogel |
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#3 | |
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.947
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Hallo wüstenvogel,
solange Religionsunterricht als religionsgeschichtlicher Unterricht ausgelegt ist, könnte ich das noch akzeptieren, denn Aufklärung tut wahrlich Not. Das wäre dann wirklich so eine Art "Ethikunterricht" auf der Grundlage verschiedener Religionen. Es widert mich nur an, wenn Kinder in unserer ach so aufgeklärten Zeit durch sogenannten Religionsunterricht (jeglicher Religion) indoktriniert werden, indem ihnen Gleichnisse und Allegorien als Wahrheiten vermittelt werden, die wider aller menschlicher Vernunft sind, weil ihnen Hoffnung und Erlösung durch die rechte Lebensweise versprochen wird. Das nenne ich Manipulation und wenn es unsere heutige Gesellschaft nicht schafft, ihren Kindern Moral- und Ethikvorstellungen abseits aller Glaubensrichtungen zu vermitteln, so tut sie mir nur noch leid, denn dann ist das eine sehr arme Gesellschaft. Zitat:
Aber das Problem hätten wir nicht, wenn die, ich nenne es "Glaubensschulung" da bliebe, wo sie hingehört, nämlich in die jeweiligen Tempel und Kirchen. Religion ist kein Schulfach, das benotet werden darf, denn es ist eine reine Glaubenssache. Und Glauben kann man nicht lernen. Der wird meist seinen Opfern aufgedrängt und als einfaches und leicht zu handhabendes Weltbild untergejubelt. Das ist ein sehr bequemes und effektives Mittel zum Zweck, auch kleine Menschen schon steuern und kontrollieren zu können. Galube und Religion sind und bleiben Machtinstrumente, um das gemeine Volk unter Kontrolle und Zwang halten zu können, ohne dass es ihnen selbst bewusst wird. Und genau zu diesem Zwecke wurden Religionen auch künstlich konstruiert. Und jetzt hält man daran fest, denn es hat sich ja bewährt. Besser ich höre jetzt auf, bevor die Gäule wieder mit mir durchgehen. ![]() Vielen Dank für deinen Kommentar und deine Gedanken zum Thema... ![]() Liebe Grüße Bis bald Falderwald PS: Ich antworte dir morgen auf deinen neuen Text "Glauben".
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#4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 30.08.2011
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Beiträge: 446
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Hallo Falderwald,
meiner Meinung nach sollte Religion bzw. sollten Religionen durchaus in der Schule "gelehrt" werden - im Sinne einer offenen, toleranten Auseinandersetzung mit verschiedenen Ideen und Glaubensrichtigungen. Natürlich besteht dabei die Gefahr der blinden, unkritischen Idoktrination -vor allem, wenn man den Religionsunterricht ausschließlich den Kirchen überlässt. Aber du wirst ja auch nicht den Geschichtsunterricht abschaffen wollen, weil immer die Gefahr besteht, dass Schüler mit einem unreflektierten Nationalismus stark einseitig beeinflusst werden könnten. Ein kritischer Geschichts- und Religionsunterricht sind für mich Bausteine zur Erziehung von mündigen, autonomen, (selbst)verantwortlichen Menschen. Viele liebe Grüße wüstenvogel |
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#5 |
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
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Hallo wüstenvogel,
ich sagte ja schon, dass ich gegen einen rein sachlich bezogenen religionsgeschichtlichen Unterricht nichts einzuwenden hätte. Meiner Meinung nach kann man Glauben nicht lehren. Das Wort "Glaubenslehre" ist für mich schon in sich paradox. Das einzige was gelehrt werden kann, sind vorgeschriebene Rituale und (ethische) Verhaltensweisen. Da braucht es ein Idealbild des Menschen, was zum göttlichen Teil erhoben wird. Dieses kann verehrt und als (ideales) Fallbeispiel verwendet werden. Um dieses Fallbeispiel werden Mythen, Wunder, Offenbarungen, Ethikvorstellungen und sogar (ideale) Wunschvorstellungen u. ä. geknüpft. Dieses Gebilde wird in das entsprechende Dogma eingewebt und fertig ist die heilige Schrift bzw. die heilige "Lehre". Laut dieser kann dann die unsterbliche Seele durchaus in die höchsten Gefilde einziehen oder auch nicht. Der Trost für ein menschliches Leben ist dabei genauso darin enthalten, bis hin zu den schrecklichsten Sanktionen. Die Rechnung geht auch auf, denn es hat sich ja noch niemand aus dem "Jenseits" beschwert. Nur so aber kann das funktionieren. Das ist die einfache Philosophie für das Volk. Was der Clou dabei ist, das ist noch nicht einmal eine Frage der Intelligenz, vielmehr des persönlichen Charakters und der individuellen Beeinflussbarkeit. Wenn ein Mensch geboren wird, dann wird er nicht als Christ, Moslem, Hindu, Buddhist oder Jude geboren. Nein, er wird erst dazu gemacht, weil er von Kindesbeinen an mit der jeweiligen Religion in seiner Gesellschaft konfrontiert wird. Das geschieht automatisch und zum Teil sogar unbewusst. Das ist die große Stärke der Religionen und das Kriterium für ihr Überleben über viele Jahrhunderte und Jahrtausende. Sie schleichen sich von hinten ein und bei denen sie auf fruchtbaren Boden fallen, dort können sie keimen. In einem modernen, demokratischen Rechtsstaat, der Schulbildung zum Recht und zur Pflicht für alle Kinder macht, der diese kontrolliert und ausführt, sollte es m. E. keine unseriösen Lehren geben, die nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Fakten beruhen, sondern auf Dogmen, die in keiner Weise bewiesen werden können. Um ein nützliches Mitglied dieser Gesellschaft zu werden, braucht es Mathematik, Sprach- und Schreibkenntnisse, Wissenschaft (inkl. Geschichte und Erdkunde), Politik, Ethik, Kunst/Musik, EDV und Sport für die körperliche Ertüchtigung als solides Fundament. Der persönliche Glaube spielt dabei überhaupt keine Rolle. Der ist Privatsache und sollte es in diesem Zusammenhang auch bleiben. Wobei wir ja wieder beim Glauben wären und ich an dieser Stelle einen Schlussstrich ziehen möchte, weil das ja eigentlich dein Thema ist und ich dort noch einen Kommentar versprochen habe... ![]() Vielen Dank für die erneute Rückmeldung... ![]() Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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