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Alt 28.05.2014, 13:46   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Chavi!

Das Gedicht gefällt mir sehr! Wunderbar lyrisch beschreibt es einen Spaziergänger an einem Ort seiner Vergangenheit, dem all die Bilder vergangener Tage und Liebe wieder aufsteigen. Sehr stimmig!

Leider muss ich wieder ein paar Punkte anführen, denn unter anderem hast du in drei Fällen in den betreffenden Zeilen zwar genug Heber, aber sprachrhythmisch doch eine Silbe zu wenig für einen flüssigen Gang:


Zitat:
Zitat von Chavali Beitrag anzeigen


Am Ufer der Elbe verliert sich die Spur
der Schritte, die einst wir gegangen sind.
Die Wipfel der Bäume wiegen im Wind, Sprachmelodisch fehlt mir hier eine Silbe. Besser: "Die Wipfel der Bäume, sie wiegen im Wind"
sie sind grüner Wiesen Architektur. Wegen Wortwiederholung mit meinem "sie" in Z3 und einer auch hier fehlenden Silbe würde ich hier schreiben: "wie winkende Freunde auf grünender Flur." Passt auch besser in ein Naturbild als ein Wort wie "Architektur"...

Der Ruf wilder Raben dringt an mein Ohr, Silbe zu wenig. Sprachmelodisch besser: "Der Ruf wilder Raben belagert mein Ohr,"
sie künden von Abschied und Aufbruch zugleich,
sind Synonyme für Sterne und Schattenreich, Da holpert's bei "Synonyme". Alternative: "von Namen für Sterne und Schattenreich." Auch würde ich einen Punkt oder einen Bindestrich setzen.
es klingt wie ein schauriger Engelschor.

Ich gehe und wende den Blick nicht zurück.
Vergangnes, vergebnes, vergessnes Geschick,
das wehtut und Wunden, die lange Zeit bleiben. Flüssiger: "...lange verweilen." Zudem hättest du so den - in deiner Version leider fehlenden - Reim auf "heilen" im letzten Terzett.

Der Wind an der Elbe kühlt meine Narben. Wie in den obigen Fällen zwar ausreichend Heber, aber eine Silbe zu wenig. Für den Sprachklang: "Der Wind an der Elbe berührt meine Narben."
Ganz langsam werden sie irgenwann heilen. Diese Zeile beginnt betont. Richtig: "Sie werden ganz langsam und irgendwann heilen."
Auf den Wiesen blühn Hunderte Farben. Auch hier plötzlich betonter Auftakt in einem sonst unbetont beginnenden Gedicht! Lösung (durch direkte Fortführung des Satzes in der Zeile darüber, die ich dann mit einem Bindestrich beeenden würde): "und rings auf den Wiesen blühn hunderte Farben." Das Adjektiv "hunderte" bitte klein.

Version mit allen meinen Vorschlägen:

Am Ufer der Elbe verliert sich die Spur
der Schritte, die einst wir gegangen sind.
Die Wipfel der Bäume, sie wiegen im Wind
wie winkende Freunde auf grünender Flur.

Der Ruf wilder Raben belagert mein Ohr,
sie künden von Abschied und Aufbruch zugleich,
von Namen für Sterne und Schattenreich -
es klingt wie ein schauriger Engelschor.

Ich gehe und wende den Blick nicht zurück.
Vergangnes, vergebnes, vergessnes Geschick,
das wehtut und Wunden, die lange verweilen.

Der Wind an der Elbe berührt meine Narben.
Sie werden ganz langsam und irgenwann heilen -
und rings auf den Wiesen blühn hunderte Farben.


Sehr gern gelesen und bearbeitet. Ich hoffe, es ist hilfreich.

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (28.05.2014 um 13:59 Uhr)
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Alt 28.05.2014, 15:00   #2
Chavali
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Beiträge: 13.019
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Servus Erich,

herzlichen Dank für Zeit und Mühe, die du in meinen Text samt der Glättung gesteckt hast!
Ich habe deine Version mit oben eingestellt und so nach und nach geht sie dann als die meine über

Schade, dass dir Architektur auch nicht so gefiel. Ich dachte, ich hätte mal etwas Neues verarbeitet
Natürlich passt die Umstellung auch mehr zum Stil, zum Inhalt des Textes.
Zitat:
Das Gedicht gefällt mir sehr! Wunderbar lyrisch beschreibt es einen Spaziergänger an einem Ort seiner Vergangenheit,
dem all die Bilder vergangener Tage und Liebe wieder aufsteigen. Sehr stimmig!
Das ist ein schönes Lob, über das ich mich sehr freue, Erich.
Ganz lieben Dank nochmal.
Zitat:
Sehr gern gelesen und bearbeitet. Ich hoffe, es ist hilfreich.
Auf jeden Fall. Du weißt, deine Meinung ist mir wichtig.

LG Chavali
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Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

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Alt 02.06.2014, 10:39   #3
Hollerith
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Beiträge: 341
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Hallo Chavali,

die Elbe muss ein schöner Fluß sein. Du hast ihm, glaube ich gelesen zu haben, schon öfter einen Text gewidmet.
Villeicht gehört er zu deiner Heimat?

Ich habe dein Sonett gern gelesen und bin auch ein bißchen überrascht, daß du das so hinbekommen hast.

LG Hollerith
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Mit Adleraugen such ich dich, durch Adleraugen find ich dich.
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Alt 02.06.2014, 22:39   #4
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hallo Chavali

Dein Gedicht erinnert mich an meine Kindheit. Ich habe als Kind, bei Hamburg, in der Elbe gebadet ( ich lebe noch, aber das ist ein anderes Thema).

Besonders diese Strophe finde ich besonders gelungen:

Der Ruf wilder Raben belagert mein Ohr,
sie künden von Abschied und Aufbruch zugleich,
von Namen für Sterne und Schattenreich -
es klingt wie ein schauriger Engelschor.


Es gibt Orte, die lassen Erinnerungen und die Gedanken sprudeln.
Für mich ist dieses Gedicht ein Beispiel, wie ein Ort, hier die Elbe zu einem so schönen Text führen kann. Der Leser spürt die Natur und das mystische und das menschliche.

Sehr gerne gelesen

sy
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Alt 03.06.2014, 13:10   #5
Chavali
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Beiträge: 13.019
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Hallo Hollerith,

nun ja, der Elbverlauf gehört für mich zu den schönsten Plätzen der Welt
Zitat:
die Elbe muss ein schöner Fluß sein. Du hast ihm, glaube ich gelesen zu haben, schon öfter einen Text gewidmet.
Villeicht gehört er zu deiner Heimat?
Stimmt - ich habe der Elbe schon einige Gedichte gewidmet
und stimmt - ja, er gehört zu meiner Kindheit und Jugend

Danke fürs Vorbeischauen und deinen Beitrag!


Hallo sy,
Zitat:
Ich habe als Kind, bei Hamburg, in der Elbe gebadet
( ich lebe noch, aber das ist ein anderes Thema).
oh, das ging damals noch, bis dann die große Verschmutzug kam?
Bei uns lagerten und vermehrten sich die Wollhandkrabben, eingeschleppt von den Lastkähnen,
wie sie uns erzählten
Zitat:
Es gibt Orte, die lassen Erinnerungen und die Gedanken sprudeln.
Für mich ist dieses Gedicht ein Beispiel, wie ein Ort, hier die Elbe zu einem so schönen Text führen kann.
Der Leser spürt die Natur und das mystische und das menschliche.
Dem kann ich nur zustimmen. Danke dir!


Liebe Grüße euch beiden,
Chavali


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Alt 12.06.2014, 06:59   #6
Narvik
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 21.03.2009
Ort: Im hohen Norden
Beiträge: 431
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Hallo Chavali,

ein Spaziergang an einem einst gemeinsamen Ort kann so manche Erinnerung wieder aufleben lassen. Sehr schön ist der Teil der Naturbeschreibung ausgearbeitet.
Der Weg aber führt nach vorne und nicht zurück, obwohl die Wehmut einer vergangenen Beziehung noch vorhanden ist und schmerzt. Der Wind und die blühende Landschaft aber beruhigen und geben die Gewissheit, dass alles eines Tages wieder in Ordnung sein wird, denn die Zeit heilt alle Wunden.
Ein schönes, beschreibendes und reflektierendes Sonett.

Herzliche Inselgrüße

Narvik
__________________
Nur der fröhliche Mensch allein ist fähig, Wohlgefallen am Guten zu finden. (Kant)
Narvik ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.06.2014, 19:56   #7
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.019
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Hallo Narvik,

du kannst dich gut einfühlen in die Gedanken des LyrI.
Vielen Dank für dein Vobeischauen und die Interpretation, die ich nicht
besser hätte schreiben können

Liebe Grüße,
Chavali

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