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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 17.08.2014, 09:38   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard Nordland IX - XII

9) Küste bei Stoksund

Seeungeheuer, die des Nachts dem Meer entstiegen,
siehst du sie dort erschöpft am Ufer liegen?
Kolosse aus Stein, gleich schlafenden Riesen,
nur Buschwerk am Hang, kaum Bäume, kaum Wiesen!
Zu Füßen ein Haus, geduckt in die Mulden,
dem Leben ein winziges Zeichen zu schulden….

Der Wind treibt die Wellen, die brodelnde Gischt,
die jählings am Felsen erstirbt und erlischt.
Sie schlafen, die Trolle, sie träumen, die Gnome!
Grauschimmernde Wolken bau’n luftige Dome.
Ein Mensch steht am Ufer, die Seevögel schrein,
ein Boot zieht vorüber, er grüßt es, allein.

Und Stille ist wieder, nur Brandung und Wind
und graufahles Licht, das im Fernen zerrinnt.
Nur Buschwerk am Hange, die Seevögel schrein -
und ein Haus in der Mulde, ein Haus, ganz allein….


10) Mitternachtssonne

Land, wie hast du deine Nacht verloren
und mit ihr sogar die Zeit?
Steigst du aus dem Dunkel, schaumgeboren,
voller Zuversicht und Lauterkeit?

Ach, wie leuchtet dir die Sonne heiter,
ohne Wechselspiel von Tag und Nacht -
geht dein Leben denn ganz einfach weiter,
ohne dass es jemals Pause macht?

Fasziniert bin ich von dir, bin Schauen,
Drängen, was das nächste Ufer bringt,
kann ich doch im Lichte drauf vertrauen,
dass mein nächster Schritt gewiss gelingt!

Leuchtet alles, dass man es betrachte?
Schier unendlich scheint dein langer Tag!
Was auch immer Winter mit sich brachte,
lässt vergessen du im Wimpernschlag!

Land, wie hast du deine Nacht verloren,
hast dich frei gemacht von aller Zeit?
Hoffnung, hell, zur Mitternacht geboren,
nimmt sich Raum und macht die Seele weit.


11) Um Bodö

Es gibt Strände, dort am Nordlandmeere,
wo die Wellen sanft dagegen schlagen,
wo am Ufer Sträucher Früchte tragen,
auf den Inselgruppen ohne Ende.

Es gibt Berge dort am Nordlandmeere,
die gewaltig sind seit Jahrmillionen,
imposanter noch als Fürsten thronen,
aufmarschieren wie Soldatenheere.

Es gibt Gletscher, deren Eiseszungen
gierig noch bis fast zum Meere reichen,
deren Schmelzfluss harten Fels erweichen,
ihn gespalten habend und durchdrungen.

Es gibt Menschen, dort am Nordlandstrande,
mutig und durch Kargheit zäh geworden,
Zeugnis gebend: Auch im hohen Norden
findet Liebe sich zum Heimatlande.


12) Lofotenwand

Jahrmilliardenalter Stein
hebt sich als ein breiter Bogen
machtvoll aus den wilden Wogen
wie ein Botschafter, allein

die Barriere vor den Küsten,
wie ein Wächter vor den Toren,
Schutz für jene, die verloren
durch das Nordmeer fahren müssten.

Menschen machten längst die Reise:
Schon vor tausenden von Jahren
wagten sie das Überfahren.
Selbst im kalten Nordmeereise,

mutig der Natur gestellt,
folgten sie den vagen Fährten,
ganz, wie es die Alten lehrten:
Unsre Heimat ist die Welt!



PS: Ein herzliches Dankeschön an meinem Dichterkollegen Erich Kykal, der mit hilfreichen Vorschlägen den gesamten Zyklus "Nordland" redigiert und begleitet hat.


Für Neugierige:http://www.gedichte-eiland.de/album.php?albumid=35
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (06.09.2014 um 11:34 Uhr)
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.08.2014, 18:36   #2
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.005
Standard

Liebe larin,

dieses Mal gefallen mir 11) und 12) ganz wunderbar!
Wie lebendig deine Naturbeschreibungen sind!

Bin wieder gerne mitgereist

Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.08.2014, 22:26   #3
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Liebe a.c.larin

Schon mehrfach habe ich Deine Gedichte gelesen.
Sie transportieren die Landschaft wie in einem Film.
Besonders
Seeungeheuer, die des Nachts dem Meer entstiegen,
siehst du sie dort erschöpft am Ufer liegen?


das gefiel mir

Die nordischen Länder haben ja viele Sagen in denen Trolle vorkommen, und die Seeungeheuer erinnern mich daran.

Ich bin sehr gerne mitgereist mir gefallen 9, 10, 11

Liebe Grüße sy
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Alt 21.08.2014, 11:50   #4
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

hi chavali und syranie,

norwegen bietet tatsächlich sehr viele malerische anblicke und ausblicke.
vor allem, weil das licht ständig wechselt und die schräg stehende sonne
die steinformationen an der küste oft sehr bizarr wirken lässt!

bezüglich der trolle erzählen sich die norweger folgendes: sie kämen in der nacht aus der erde und dürften nicht vom tageslicht berührt werden, den sonst würden sie zu stein erstarren.
manche riesigen klumpen sehen tatsächlich so aus.

na, dann fahren wir mal eine ecke weiter...


lg, larin
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a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
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