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Alt 22.02.2015, 17:50   #1
Chavali
ADäquat
 
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Hi Faldi,

was soll ich sagen? Aufgabe mehr als erfüllt. Perfekte Vagantenstrophen

Zum Inhalt:
Du hast in eindringlichen Worten die Kriegstreibermaschinerie beschrieben.
Es klingt Verachtung durch, Wut und auch Resignation.

Kriegstreiber gab es, gibt es und wird es immer geben, weil diese Art der Geschäftemacherei
eines der einträglichsten Geschäfte ist.
Und viele machen mit: Politiker, Bankmenschen, Abenteurer, die sich Macht und Geld erhoffen...

Starke und intensive Worte, die einem aber auch die eigene Machtlosigkeit vor Augen führen.

Lieben Gruß,
Chavi
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 24.02.2015, 00:25   #2
Nachteule
geehrt und gefiedert
 
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Hallo Falderwald,

metrisch passt dein Gedicht so weit. Hätte aber wohl auch bei einer solch einfachen Form keiner anders erwartet. Allerdings habe ich so die Gelegenheit sprachlich und inhaltlich das eine oder andere anzumerken...

Zitat:
Mag das Blut an eurer Hand
rot auf ewig kleben,
wollt ihr einem Erdenland
Krieg und Elend geben.
"Rot auf ewig kleben" ist ja nicht wirklich korrekter Deutsch. Ich würde hier (und auch unten) "Ewig an ihr kleben" bevorzugen. Das wäre zwar weniger plakativ, aber dafür richtiger.
Und m.E. gibt man Krieg ("Not" würde mir besser gefallen) und Elend nicht. Das scheint mir eher Reimbedingt.

Zitat:
Doppelt steckt des einen Spiel
tief im Handlungsrahmen,
denn das Interessenziel
fordert keinen Namen.
Warum doppelt?
Beim letzen Vers verstehe ich nicht wirklich, was du damit sagen möchtest.

Zitat:
Und ein zweiter wirft mit Dreck
auf sein Zeitkapitel,
immer sagt er dann, der Zweck
heiligt jedes Mittel.
Hier würde ich auch eher "diese Mittel" schreiben. Dei anderen außer sein Mittel interessieren ja eher weniger.

Zitat:
Dieses Schweinekapital
sieht das Volk als Beute,
alle schreien nach Moral
nur nicht diese Leute.
Das "Kapital" ist zwar immer gerne als böse herangezogen und verschrien, aber den Krieg verschuldet es dann doch eher weniger. Es sind eher andere soziale Missstände und eher Armut als Antreiber. Das "Kapital" hat sogar weniger Interesse an Krieg, da der die Wirtschaft bremst. Lediglich die Schwerindustrie profitiert davon. Jeder Rest verkümmert, weil, bspw. in der Ukraine, keine mehr Maschinen produziert, wenn der Russe vor der Tür steht und abgewehrt werden muss. Das ist für mich immer eher Populismus, das böse Kapital hierfür zu verwenden. Das hat nämlich mehr Interesse an lukrativem Frieden. Die Ziele des Krieges liegen eher auf dem Einfluss. Also besser streichen, bevor du dich als Populist beschreien lassen musst.

Zitat:
Brachte auch ein Friedenslied
manchem schon Verderben,
besser als für den Profit
dieses Packs zu sterben.
Wie erwähnt, der Profit ist in Friedenszeiten höher. Allerdings steigt die technologische Entwicklung im Krieg. Allerdings wohl auch nur, wenn die Entwickler in einem am Krieg teilnehmenden Land sitzen.

nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem
Nachteule
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Alt 24.02.2015, 00:56   #3
wolo von thurland
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hallo falderwald

die vagantenstrophe trägt mit ihrem speziellen drive klar züge einer (volks)liedstrophe.
wenn sie mit wagemutigen (oder vielleicht unüberlegten) wort- und ausdruckskreationen sowie einem "seht, ich bin das menetekel!"-inhalt gefüllt wird, nimmt das ganze eine eher lächerliche form an.
wenn ein text der sommervögel in meinen augen die aufgabe nicht erfüllt, dann deiner hier. lass mich das genauso offen sagen, wie du deine kritik bei andern geäussert hast.
bin ich jetzt auch ein "kriegstreiber"? (über wort-mythen hatte ich kürzlich schon eine diskussion in einem andern forum, deshalb geh ich auf dieses problem hier nicht auch noch ein.)

aber zum guten ende will ich gerne anfügen:
trotzdem gern gelesen und besenft.

mit sachlichen grüssen und dem wunsch für eine gute nacht
wolo

Geändert von wolo von thurland (24.02.2015 um 01:01 Uhr)
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Alt 24.02.2015, 19:32   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hi Chavi,

ich freue mich, dass du mir die Erfüllung der Aufgabe bescheinigst, denn momentan stecke ich nicht unbedingt in einem kreativen Hoch, um das einmal vorsichtig auszudrücken.

Was zur Zeit geschieht, beunruhigt mich, aber ich fange auch langsam an zu resignieren. Wir reden soviel über Menschlichkeit und Gleichheit, doch ändern tut sich nichts, ganz im Gegenteil, es wird immer schlimmer und absurder und wenn die Menschheit das überlebt, wird sie mit Sicherheit nicht viel Positives über die Anfänge des 21. Jahrhundert geschichtlich festhalten können.

Ich denke, du hast den Inhalt sinngemäß erfasst, ich gehe bei meinen nächsten Antworten noch spezieller darauf ein.

Die eigene Machtlosigkeit kann da manchmal auch ein wenig wütend machen, da bedarf es vielleicht auch schon einmal etwas „intensiverer“ Worte.

Vielen Dank für deinen Kommentar...


Hi Nachteule,

ich lese deine sprachlichen und inhaltlichen Anmerkungen immer sehr gern, ebenso gern gehe ich auf diese auch ein...

Was klebt denn da so rot an deiner Hand und drüben an der Wand?
Ich denke, das kann ich durchgehen lassen.
Und ob du Krieg bringst, gibst oder machst ist allenfalls Geschmackssache, du hast es doch sinngemäß erfassen können, was damit gemeint ist, oder?

Warum doppelt?
Na, noch nie etwas von einem „doppelten Spiel“ gehört?
Wer ein doppeltes Spiel führt, dem kann an einer Namensnennung nicht gelegen sein, der agiert auch hintenrum und unbekannt und schickt diejenigen zahlreichen Namenlosen ins Rennen, die seinen Interessen dienlich sind und diese umsetzen, die willigen Mitläufer.

Welche Mittel? „Diese“ Mittel sind gar nicht beschrieben.
Es heißt, „der Zweck heiligt die Mittel“, wobei die Mittel nicht näher definiert sind.
An der Stelle soll es genau so heißen, jede Mittel, also alle Mittel, die nötig sind.
„Jede“ gefiel mir lediglich klanglich besser als „alle“, das wäre also durchaus austauschbar.

So so, das Kapital verschuldet Krieg also deiner Meinung nach weniger.
Nun, die Zeiten, als die Hominiden noch Kriege mit Steinen, Knüppeln und Knochen geführt haben, sind wohl vorbei.
Heute sind die Kriegs(aus)führenden waffen- und nachrichtentechnisch meist exzellent ausgerüstet, das bekommen sie also für lau?
Das ist mir allerdings neu, dass die Rüstungsindustrie z. B. ihre produzierten Güter umsonst verteilt.
Da stecken fast alle Industriebranchen drin, Stahl, Öl, Chemie/Physik/Pharmazie, Maschinen- und Flugzeugbau, Elektronik und Computer, Software usw. usf.
Und es ist scheißegel, wer die bezahlt, Hauptsache, sie werden bezahlt und das werden sie, auch in der Ukraine, sonst könnten sie nicht produzieren.
Einer zahlt und der hat das Kapital dazu.
Und an der Börse wird fleißig gezockt (auch mit Lebensmitteln) und damit können gezielt Missstände und Armut hervorgerufen werden, die dann die entsprechenden Folgen zeitigen.
Und wenn das Populismus ist, dann lasse ich mich bereitwillig dessen beschuldigen, da stehe ich sogar zu.

Manche Leute gehen auch verantwortungsvoll mit ihrem Kapital um, deswegen habe ich auch nicht pauschalisiert, sondern lediglich das „Schweinekapital“ beim Namen genannt.

Für Ottonormalverbraucher ist der Profit in Friedenszeiten auf jeden Fall höher.
Nicht aber für die Obengenannten.
Du meinst also, die technologische Entwicklung sei im Krieg höher, und dann auch nur in einem kriegsteilnehmenden Land?
Deswegen sind also U-Boote und Panzer „made in Germany“ weltweit so begehrt, na ja...

Ich hoffe also, ich konnte deine sprachlichen und inhaltlichen Bedenken somit etwas zerstreuen und bedanke mich ganz artig für deinen Beitrag und die Gedanken zum Text...


Moin wolo,

der eine sieht es so, der andere so, ich habe keine einheitlichen und inhaltlichen Kriterien bezüglich der Vagantenstrophe finden können, da war auch nichts Dementsprechendes vorgegeben.

Wer in diesen Text ein geheimnisvolles Warnzeichen eines drohenden Unheils hineininterpretieren möchte, dem mag das Ganze vielleicht lächerlich vorkommen, aber der hat sich mit dem Inhalt nicht wirklich auseinandergesetzt, die Kernaussage ist eine ganz andere.

Warum wohl wird die erste Strophe am Ende umgedreht wiederholt?
Was sagt die denn aus?

Wenn ich an die menschliche Kriegsgeschichte denke, dann sehe ich dort viele Menschen, an deren Händen Blut klebt.
Natürlich stehen die politischen Führer dabei meist im Vordergrund, seltener ihre Hintermänner, fast nie aber das finanzierende Kapital, weil man das auch in den Friedenszeiten braucht, denn Geld stinkt nicht.

Heute ist die Welt dank der schnellen und modernen Medien etwas öffentlicher, so dass die Hoffnung besteht, dass auch einige der wahren Mitschuldigen in den Geschichtsbüchern ihr „Fett wegbekommen“.

George Walker hat seinen Krieg auch nicht aus der eigenen Tasche finanziert. Dahinter standen neben angeblichen „Fehlinformationen“ ganz sicher auch wirtschaftspolitische und geostrategische Interessen, aber wir wollen da nicht weiter ins Detail gehen.

Ob du nun ein Kriegstreiber bist oder nicht, kann ich nicht beurteilen, das musst du für dich selbst entscheiden.

Um einen Krieg zu entfachen, braucht es neben einem Kriegstreiber auch einen in den Krieg Getriebenen. Dazu reicht eine offen geäußerte kritische Meinung nicht aus.
Ich bin hart im Nehmen und habe mir stets brav abgeholt, was ich verdient habe.

Vielen Dank für deine kritischen Gedanken zum Thema...


Ich bedanke mich für eure Antworten...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.02.2015, 02:15   #5
Nachteule
geehrt und gefiedert
 
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Hallo Falderwald,

Zitat:
Was klebt denn da so rot an deiner Hand und drüben an der Wand?
Ich denke, das kann ich durchgehen lassen.
Du sagst aber "rot auf ewig kleben" und nicht klebt auf ewig rot" oder "auf ewig rot kleben"... Ich habe nichts dagegen, dass es rot klebt, sondern dass es die sprachliche Reihenfolge nicht passt.

Zitat:
Warum doppelt?
Na, noch nie etwas von einem „doppelten Spiel“ gehört?
Davon habe ich schon was gehört, aber aus dem Gedicht geht nicht hervor, dass es ein doppeltest Spiel gibt.
Du meinst also, dass niemand an dem Wort "Krieg" interessiert ist?

Zitat:
Welche Mittel? „Diese“ Mittel sind gar nicht beschrieben.
Es heißt, „der Zweck heiligt die Mittel“, wobei die Mittel nicht näher definiert sind.
An der Stelle soll es genau so heißen, jede Mittel, also alle Mittel, die nötig sind.
„Jede“ gefiel mir lediglich klanglich besser als „alle“, das wäre also durchaus austauschbar.
"Diese" würde sich halt auf die, die für den einen Zweck eingesetzt wurden, beziehen.

Zitat:
So so, das Kapital verschuldet Krieg also deiner Meinung nach weniger.
Nun, die Zeiten, als die Hominiden noch Kriege mit Steinen, Knüppeln und Knochen geführt haben, sind wohl vorbei.
Heute sind die Kriegs(aus)führenden waffen- und nachrichtentechnisch meist exzellent ausgerüstet, das bekommen sie also für lau?
Wenn wir den Ukraine-Konflikt als Beispiel heranziehen, kannst du sicherlich nicht den Rüstungskonzernen die Schuld zuschieben und die wären ja die einzigen, die einen finanziellen Nutzen daraus ziehen könnten. (Wie bei den meisten bewaffneten Konflikten, bei denen es nicht um Rohstoffe geht.) Russlands finanziellen Vorteile sind negativ, da die Ausgaben für Rüstung steigen, aber die Einnahmen durch Sanktionen sinken. Die Ukraine ist sowieso das Opfer des Konflikts. Die EU kann sich auch durch die Sanktionen nicht zu den Gewinnern zählen. Von den Rüstungskonzernen werden sie nicht in den Konflikt gedrängt worden sein. Einen Staat würde ich nicht als "Kapital" bezeichnen. Es geht also nicht um Geld, sonder um Einfluss. Die Angst der Russen, den Einfluss auf die Ukraine zu verlieren. Das "Scheißkapital" ist also nicht schuld, nur weil Putin Zugang zu neuen Krediten hat.

Zitat:
Und an der Börse wird fleißig gezockt (auch mit Lebensmitteln) und damit können gezielt Missstände und Armut hervorgerufen werden, die dann die entsprechenden Folgen zeitigen.
Und wenn das Populismus ist, dann lasse ich mich bereitwillig dessen beschuldigen, da stehe ich sogar zu.
Schon. Aber dass die Zocker profitieren heißt nicht, dass sie den Krieg angefangen haben. Aber die Börsenkurse fallen bei Krieg, weil die voraussichtlichen Gewinne fallen. Außer mit Spekulationen auf Rohstoffe kann man kein Geld machen.

Zitat:
Manche Leute gehen auch verantwortungsvoll mit ihrem Kapital um, deswegen habe ich auch nicht pauschalisiert, sondern lediglich das „Schweinekapital“ beim Namen genannt.
Du hattest das aber nirgends vom anderen Kapital abgegrenzt. Gesindel ist für mich jedenfalls etwas anderes als Menschen mit Geld, die Krieg wollen.

Zitat:
Du meinst also, die technologische Entwicklung sei im Krieg höher, und dann auch nur in einem kriegsteilnehmenden Land?
Deswegen sind also U-Boote und Panzer „made in Germany“ weltweit so begehrt, na ja..
Du denkst zu kurz. Die Entwicklungen in Deutschland sind allgemein höher als die anderer Nationen. Im 1. und 2. Weltkrieg war die Entwicklung der Flugzeuge, Waffen und Panzer aber deutlich rasanter als in Friedenzeiten. Einfach, weil man einen Vorteil gegenüber dem Feind haben möchte und viele Ressourcen in die Entwicklung von Kriegsgerät steckt. Die Luftfahrt macht zum Beispiel während des 2. Weltkriegs riesen Sprünge, Panzer wurden erst während des 1. Weltkriegs erfunden undundund... Dass die deutschen Produkte allgemein höher entwickelt sind als die anderer Nationen hat damit nichts zu tun. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass Kriegsjahre in der Entwicklung 7 Friedensjahren entsprechen. Wo weiß ich aber nicht mehr.

nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem
Nachteule
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Alt 25.02.2015, 09:40   #6
wolo von thurland
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hallo falderwald
danke für deine ausführliche antwort.
sie legt eigentlich viel schöner dar, was dir in versen auf der zunge stockenblieb, obwohl dir das herz des' voll ist.
als meinerseits adschliessende anmerkung zwei dinge:
- dein trick mit der "drehung" der ersten zur letzten strophe funktiioniert in meinen augen nicht, a) weil er infolge "kunstvoller" verssyntax für mich nicht erkennbar war (das erste "mag" habe ich nicht als konditio aufgefasst), b) weil er durch die mittleren strophen so stark banalisiert wird, dass er eigentlich nur bestehen kann, wenn man die erste und die letzte strophe ohne den "geschwätzigen" rest liest (und dann kann ich ihm viel abgewinnen), c) die möglichkeit, das erste "mag" konditional zu verstehen, verbaut wird durch das "rot und ewig", was nicht nur in seiner schwülstigkeit, sondern auch semantisch fragwürdig ist. (würde ja an sich gut zur vagantenstrophe passen, aber dieser stil setzt sich nicht fort.)
- mit sprachlichen "mythen" wie "der gutmensch", "die kriegstreiber", "die kopftuchträgerinnen", "der ewige Jude" usw. usf. zu operieren, mag bei forendichtern beliebt sein, aber bei unser aller vorbildern findet man so was mMn nicht. vielleicht kannst du mich da anderweitig belehren.
schönen mittwoch!
wolo

--------------------------------------------------------------------------------------

auch der grosse goethe hat vagantenstrophen geschrieben.
aber er hat das grosse thema wunderschön der kleinen form angepasst (durchaus mit passenden stilistischen konzessionen):

1. Sah ein Knab' ein Röslein steh'n,
Röslein auf der Heiden,
War so jung und war so schön
Lief er schnell es nah zu seh'n
Sah's mit vielen Freuden
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.
X x X x X x X
X x X x X x
X x X x X x X
X x X x X x X
X x X x X x
X x X x X x X
X x X x X x

2. Knabe sprach: "Ich breche dich,
Röslein auf der Heiden."
Röslein sprach: "Ich steche dich,
Daß du ewig denkst an mich,
Und ich will's nicht leiden."
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.

3. Und der wilde Knabe brach
's Röslein auf der Heiden;
Röslein wehrte sich und stach,
Half ihm doch kein Weh und Ach,
Mußt es eben leiden.
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.

und auch mein als prosaiker höchst verehrter gottfried keller hat ein berühmtes beispiel:

Wende dich, du kleiner Stern,
Erde! Wo ich lebe,
Dass mein Aug, der Sonnen fern,
Sternenwärts sich hebe.

doch auch er enthält sich der akrobatik, wenn er auch nicht ganz aufs pathos verzichten mag (wohl zum ausgleich zu seinen pros-werken...)
und nochmals goethe:

Als ich still und ruhig spann,
Ohne nur zu stocken,
Trat ein schöner junger Mann
Nahe mir zum Rocken.
Lobte, was zu loben war,
Sollte das was schaden?
Mein dem Flachse gleiches Haar
Und den gleichen Faden.
Ruhig war er nicht dabei,
Ließ es nicht beim alten;
Und der Faden riß entzwei,
Den ich lang' erhalten.
Und des Flachses Steingewicht
Gab noch viele Zahlen;
Aber ach, ich konnte nicht
Mehr mit ihnen prahlen.
Als ich sie zum Weber trug,
Fühlt ich was sich regen,
Und mein armes Herze schlug
Mit geschwindern Schlagen.
Nun, beim heißen Sonnenstich,
Bring ich's auf die Bleiche,
Und mit Mühe bück ich mich
Nach dem nächsten Teiche.
Was ich in dem Kämmerlein
Still und fein gesponnen,
Kommt – wie kann es anders sein
endlich an die Sonnen.

Geändert von Falderwald (27.02.2015 um 21:28 Uhr) Grund: Beiträge zusammengeführt
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