Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Denkerklause

Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 27.05.2015, 08:42   #1
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard Dante, du gebender Dichter

Dante, du gebender Dichter

Da die gebildete Weltsprache
zu arm war für den Reichtum
der Bilder deiner Seele,
schufst du eine neue Sprache,
voller Süßigkeit und Kraft,
dein flammendes Herz zu offenbaren.

Die höfischen Figuren der Minnesänger
zerschmolzen in deinem brennenden Herzen
und wurden von dir gegossen
zur Gestalt wahrhaftiger Liebe,
göttlicher Liebe.

O, wenn doch dein Licht mich durchdränge,
wenn ich der Laser sein könnte,
der deine Helle so kohärent fokussierte,
dass ich mit einem Strahl deiner Liebe
die Sonne und jede Feuerwand durchbohrte.

Wie schmerzlich ist die Distanz der Zeit,
mehr noch, die Distanz meiner Kleinmut
zu deiner demütigen Größe.
Tröstlicher Schmerz!
Lässt er mich doch,
zur tiefsten Stelle des Meeres weisend,
nicht in schalem Gewässer verdursten.
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.05.2015, 14:39   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Thomas!

Hier wage ich kein Gesamturteil, da das Reimlose nicht mein Metier ist, aber dieses zumindest will ich gesagt haben:

Wenn Lyrik dadurch lebt, dass sie Emotionen transportiert und transzendentiert, dann sind mit die Fachtermini eingangs von S3 einfach zu technisch: "Laser, kohärent fokussieren" - da fühle ich mich wie in einer Bedienungsanleitung für Fabriksgerät oder einen BluRay-Player - oder in einer Vorlesung aus Naturwissenschaften oder Physik. Zudem denkt man bei Lasern an scharfe Hitze, grelles Licht, an Schneiden oder Schmelzen - keine Bilder, an die ich im gewünschten Zusammenhang denken möchte.
Mit der Emotion für Dante und sein Werk, die die Zeilen vermitteln sollen, beißt sich das für mich doch sehr!

Ansonsten (aus persönlichen Gründen bemessen) gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (27.05.2015 um 14:41 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.05.2015, 12:20   #3
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Lieber Erich,

mir war klar, dass dir das nicht besonders gefallen würde. Versuche es einmal so zu sehen, Orpheus kommte durch seine Kunst "Steine erweichen", und ein Laser funktioniert, indem er vom Licht aus einer anderer Quellen angeregt, diese Energie in gebündelter Form weiteregeben kann. Ich halte das Bild für sehr treffend, auch wenn es auf moderner Technik beruht. Vielleicht wird es irgendwann auch so selbstverständlich, wie "steinerweichend".

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller

Geändert von Thomas (28.05.2015 um 12:22 Uhr)
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.05.2015, 19:36   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Thomas!

Glaub ich nicht! Man sagt bis heute zB "Amors Pfeile trafen sie!" - und nicht: "Amors Maschinengewehr mähte sie nieder!"
Ich denke auch nicht, dass man in hundert Jahren "Amors Laser schmolz ihr Herz!" sagen wird!

Lyrik funktioniert nach eigenen, nicht immer logischen Gesetzen - und gewisse technologische Begriffe killen die Stimmung nunmal ebenso zielsicher wie weiße Tennissocken die Lust beim Sex!

Solche Begriffe passen (für mich) einfach nicht zu einem Loblied auf Dante - da sollte man bei Ausdrücken und Bildern aus der Zeit des Betreffenden bleiben!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (28.05.2015 um 19:39 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.05.2015, 09:40   #5
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Lieber Erich,

ich habe ja auch nur "vielleicht" gesagt, aber ganz ausschließen kann man es auch nicht. Dein Pfeile-Beispiel ist eigentlich ein Argument dafür, dass technologische Begriffe zu poetischen Bildern werden können. Denn ein Pfeil war zu der Zeit, als "Amors Pfeil" in die Poesie einzog, allgemein als schreckliche Waffe in Gebrauch. Da das poetische Bild nun mal existiert, lässt es sich natürlich nicht durch MG oder Laser ersetzten. Ein anderes (weniger kriegerisches) Beispiel ist die "tabula rasa". Die Wachstafel war damals eine neue Technologie, welche als Bild für den menschlichen Geist genommen wurde, genau wie heute der Computer.

Ich bin bezüglich der eigenen Gesetze der Lyrik deiner Meinung, habe jedoch das Gefühl, dass ich noch sehr weit davon entfernt bin, diese zu erkennen.

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Dante lesend Thomas Denkerklause 0 28.04.2015 09:57
An die Dichter Erich Kykal Denkerklause 18 31.12.2011 09:26
An den Dichter Friedhelm Götz Ein neuer Morgen 2 27.12.2011 18:43
Dichter, macht dichter! a.c.larin Stammtisch 2 26.12.2011 14:43
Ein Dichter Walther Finstere Nacht 2 02.04.2011 11:34


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 13:33 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg