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#1 |
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Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 07.06.2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 103
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Doch, ich stimme dir zu, lieber Erich. Es ist zumindest problematisch.
"dein harter Geist war wie ein scharfes Messer" Bis hier hin ist alles klar: Der Geist ist messerscharf. "ein scharfes Messer, auf dessen Schneide Tanz" "dessen Schneide" bezieht sich auf "Messer" und "Tanz" wiederum auf "Schneide". Die Messerschneide tanzt, oder sie veranstaltet oder besucht einen Tanz (eine Tanz-Veranstaltung). "schlug der Erpresser dein weiches Herz ans Hakenkreuzpanier." Dieser Teil ist, für sich gesehen, klar. Der Bezug zum vorigen Zitat wird durch das dortige "auf" gebildet, das ebenfalls auf eine Veranstaltung hindeutet. Es besteht ein zeitlich-räumlicher Bezug. Alles findet auf dem besagten Tanz statt. Die von mir daraus abgeleitete Bedeutung: Der messerscharfe Geist veranstaltet einen Tanz (hier: politischen Aufruhr?), an dem der Erpresser teilnimmt und das Herz annagelt. Die Tanzveranstaltung selbst ist sehr gewagt, sie steht quasi auf Messers Schneide. Ich bin aber nicht sicher, ob du das so gemeint hast. Freundliche Grüße vom Stachel |
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#2 |
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TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Stachel!
Genau betrachtet hat Faldi nichts falsch gemacht, aber so wie es da steht, ist es so komplex in den Bezügen, dass der Leser hier quasi automatisch aus dem Takt fällt, weil er lang studieren muss, wie das nun alles zusammenpasst und sich aufeinander bezieht. Da wird einfach elend lang kein logisches Bild draus im Kopf. Und es besteht einiger Raum für Fehlinterpretationen. Daher hatte ich ihm geraten, diese Stelle zu simplifizieren. Denn bis man raus hat, dass der Erpresser auf der messerscharfen Klinge ihres Geistes balanciert, während die Klinge gleichzeitig tanzt und er dabei noch mal gleichzeitig ihr weiches Herz annagelt - das dauert!!! Und dann muss man noch fast zeitgleich begreifen, was sinnbildlich mit dem "Schlagen ans Hakenkreuzpanier" gemeint ist! Sorry - einfach zuviel für nur zwei Zeilen. ![]() Meine rein technische Hochachtung für den Satzbaumeister, aber in einem Gedicht, einem lyrischen Fluss eben zuviel des Guten. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (09.06.2015 um 21:08 Uhr) |
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#3 |
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Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 07.06.2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 103
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Also: Wenn ich es (unten) richtig verstanden habe, hatte ich es (oben) richtig verstanden.
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Geändert von Stachel (11.06.2015 um 13:37 Uhr) |
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#4 | |||||
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Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.961
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Servus Erich, hallo Stachel,
ich habe jetzt absichtlich einige Zeit mit meiner Antwort gewartet, weil ich darüber selbst noch einmal nachdenken wollte. Zitat:
Die Grammatik und die Satzstellungen an sich scheinen demnach richtig zu sein. Zitat:
Und von einer Veranstaltung ist hier auch nicht die Rede, sondern vom "Tanz auf Messers Schneide", was nichts anderes als eine Redewendung und somit eine Metapher für "Gratwanderung, (sehr) risikoreiches Verhalten, Spiel mit dem Feuer, Vabanquespiel etc." ist. Tanz auf Messers Schneide = Auf Messers Schneide Tanz = Auf dessen Schneide Tanz Zitat:
Ich begreife immer noch nicht, was hier so missverständlich ist. Vorweg: In jeder Strophe wird die Protagonistin direkt angesprochen, in jeder einzelnen steht ein "du", in der ersten Strophe sind es sogar zwei. Wie kommt man also darauf, dass hier die Klinge tanzt oder der Erpresser balanciert? ("dessen Schneide" bezieht sich auf Messer, soweit ist das richtig, "Tanz" aber eben nicht auf "Schneide", denn es ist ja wohl eine feststehende Tatsache, dass eine Messerschneide nicht tanzen kann. Damit blieben logischerweise also nur noch Sophie oder der Erpresser als mögliche (Tanz)Kandidaten übrig - s.o.) Sollte man nicht vielmehr annehmen können, dass Sophie, die hier (in der ersten Zeile) wieder direkt angesprochen wird, während ihr (in der zweiten Zeile) ein messerscharfer Verstand zugesprochen wird, den sie wohl zu gebrauchen wusste und damit ein gefährliches Risiko (in der dritten Zeile) einging, wobei der Erpresser ihr Herz (in der vierten Zeile) an sein Symbol nagelte, gemeint ist? Ein Gedicht lebt von Redewendungen, Metaphern und vielleicht noch eingschobenen Zitaten, wenn man sie fürs Thema gut verwenden kann. In diesen zwei Zeilen steht wirklich eine ganze Menge davon, nämlich ein solches Zitat (weiches Herz), eine Redewendung ("Tanz auf Messers Schneide" = "Gratwanderung, (sehr) risikoreiches Verhalten, Spiel mit dem Feuer, Vabanquespiel etc.") und eine hervorragende Metapher, nämlich das "Hakenkreuzpanier", was Bezug nimmt auf "jemanden ans Kreuz schlagen" und die "nationalsozialistischen Parolen und Banner" etc., damit man auch weiß, wer der böse Mann hier ist. Zitat:
Nur auf diese Weise konnte ich viele Texte von Goethe, Heine, Hölderlin und ganz besonders auch Rilke überhaupt annähernd erfassen. Nicht, dass ich mich mit diesen messen könnte, aber man kann es zumindest einmal ausprobieren. Und was sagte Rilke dazu? Zitat:
![]() Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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