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Alt 17.06.2015, 17:48   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard !KRIEG!

Wir haben uns des Mitgefühls entschlagen,
ein neues Menschenschlachten naht heran.
Auf allen Seelen liegt ein kalter Bann,
sich ohne Zaudern in den Kampf zu wagen.

Erzogner Hass steht bis an jeden Kragen,
den kein Verständnis noch benehmen kann.
Die sanften Stimmen scheiterten daran,
Vernunft genug in diese Welt zu tragen.

Man brüllt sich heiser, und beim Fahnenschwenken
verlieren sich die Zweifel und Bedenken
in kalter Wut und mörderischen Trieben,

und jene Treiber, die den Pöbel lenken,
belehren ihn, sein Gutes zu ertränken
im Blute aller Träumer, die noch lieben.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (26.04.2016 um 20:17 Uhr)
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Alt 17.06.2015, 20:30   #2
Dana
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Lieber eKy,

das ist so gut - fast zu schade für den "Stammtisch".
An jenem sitzen aber oft Menschen, die klar aussprechen, was sie bewegt - egal in welcher Richtung. Sie bleiben meist ungehört, weil sie als "Stammtischbrüder" für Witzeleien (Lachnummern) vermarktet werden - von eben jenen TREIBERN!!!! Sie werden von denen in ihrem Kummer für einen Treibererfolg mitgerissen und das Drama spielt fort.

Ich sehe in Deinem Sonett nicht nur einen (oder diesen) perfiden Religionskrieg, sondern auch die gesamte Weltpolitik in Punkto Menschlichkeit, Kapital und Arbeit:

Zitat:
Zitat von Erich Kykal
und jene Treiber, die den Pöbel lenken,
belehren ihn, sein Gutes zu ertränken
im Blute aller Träumer, die noch lieben.
Das ist mir aus der Seele gesprochen (die es nicht gibt ). Jedoch der Mensch, der ständig auf der Suche ist und weiß, dass er nur hier Liebe und Traum verwirklichen kann - scheitert. Nicht weil der Einzelne übel ist, sondern immer wieder daran, dass es einzelne TREIBER gibt, die es zu nutzen verstehen.
Ich denke, dass es so bleibt, auch wenn Religionen abgeschafft werden.
Banken, Politik und unschlagbare Waffen werden die Massen immer wieder "überzeugen". Es nützt nichts, wenn wir sie nicht mehr Religion nennen. Wir sind mitten im Umschwung.

Trotzdem, schreibe weiter so - es stimmt.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 17.06.2015, 20:58   #3
Erich Kykal
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Hi, Dana!

Treiber gibt es viele: Religiöse Hetzer, politische Agitatoren, Wirtschaftlichsmachiavellisten.

Und die Manipulierten strömen eifrig zu den Fahnen - klüger wird der Mensch wohl nie!

Vielen Dank für deine profunde Analyse des Inhalts sowie deine Gedanken dazu!

LG, eKy
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Alt 18.06.2015, 13:22   #4
Hans Beislschmidt
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Servus Erich,

das Thema ist politisch so brisant aber auch so breitgetreten, dass man angesichts von diesem „desaster overdose“ nur noch in abgestumpfter Fassungslosigkeit verharrt.

Man könnte ursächlich fragen, wer die Lawine losgetreten hat. Die Sheriff USA, die den kompletten Nahen Osten mit Kriegseinsätzen destabilisiert hat, zieht jetzt den Kopf ein. Die EU hat die Kollateralschäden auszubaden und baut Zäune oder spielt „Schiffe versenken“. Ich frage mich, ob es so gekommen wäre, wenn Sadam noch im Amt wäre …

Zum Werk …

ein neues Menschenchlachten naht heran.
Auf allen Seelen liegt ein kalter Bann,

ein neues Menschenschlachten naht heran. ........... (fehlt wohl das S)
Auf allen Seelen liegt ein wilder Wahn,

wäre z.B. eine weichere Option zu „heran“

nicht ganz klar ist mir auch ….

Erzogner Hass steht bis an jeden Kragen,
den kein Verständnis noch benehmen kann.

Erzogner Hass steht bis an jeden Kragen,
den kein Verständnis noch benennen kann.

... fände ich schlüssiger, weil sich Hass bekanntlicherweise nicht „benimmt“.

Gruß ins Mühviertel
Hans
__________________
chorch chorch

Geändert von Hans Beislschmidt (18.06.2015 um 13:27 Uhr)
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Alt 18.06.2015, 18:37   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Hans!

Vielen Dank für das Entdecken des Tippfehlers! Ärgerlich sowas, aber es kommt immer wieder mal vor!

Beim "Wahn" ist mir das "a" zu lang. Die anderen umarmten Reime haben kurze "a"s.


Was bedeutet "benehmen" denn ursächlich? Etwas Ähnliches wie "wegnehmen, abnehmen, entnehmen".

"Etwas von etwas fortnehmen, es vermindern, verringern" - Heute wird es hauptsächlich nur noch in der Bedeutung von "sich beherrschen" verstanden, und das Hauptwort wird als "Manieren" gedeutet.

Dabei handelt es sich um eine Verkürzung: Wenn einer sagt: "Benimm dich!", so meint er eigentlich: "Benimm dich deiner Fehler!" im Sinne von: "Nimm deine Fehler von dir weg, zieh sie dir ab." sozusagen.

Wenn das Verständnis den Hass also nicht mehr "benehmen" kann, so bedeutet dies, dass es ihn nicht mehr beherrschen, einschränken, vermindern kann. Leider versteht heute kaum einer noch diese - ursprüngliche - Bedeutung, und dass man sie auch so anwenden kann.

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (18.06.2015 um 18:42 Uhr)
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Alt 19.06.2015, 21:03   #6
Falderwald
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Servus Erich,

ich stimme dem Inhalt deines Sonettes vollkommen zu.
Auch zahlen meist diejenigen die Zeche, die letztlich das Mittel der Gewalt ablehnen, weil sie denjenigen gegenüberstehen, die sie praktizieren.
Da ist die Hemmschwelle auf der anderen Seite beträchtlich niedriger.

Aber mal ehrlich, war dies nicht zu allen Zeiten so?
Früher haben sie jemanden am Baum in deinem Vorgarten aufgeknüpft oder dich direkt in den Krieg geschickt.
Heute schicken sie dir per Medien die Bilder ins Haus und in so vielen Filmen nehmen wir den Tod von Menschen als Unterhaltung in Kauf. Weg ist der Bösewicht.

Freilich sind die beschriebenen Szenarien die großen Tragödien des realen Lebens, aber ich befürchte, dass diese Dramen solange andauern, wie es Menschen gibt, die bereit sind, für ein schwammiges Ideal in den Tod zu gehen.

Aber der Text hat recht. Ich denke zwar oft an jene unglücklichen Menschen, die in Krisengebieten leben müssen, aber so "richtig" mitfühlen kann ich nicht. Ich bekenne mich schuldig, wahrscheinlich bin ich zu teilnahmslos, faul und bequem geworden.
Auf der anderen Seite, was soll ich machen?
Viele Situationen im Leben erlauben es mir auch gar nicht, ständig wie das Leiden Christi durch die Welt zu laufen, weil ich immer an all dieses Leid denken muss.

So hat mich dein Sonett auch ein wenig nachdenklich gemacht, weil es dort getroffen hat, wo üblicherweise das Gewissen sitzt.
Aber für das Elend auf dieser Welt kann es gar kein Mitgefühl geben, das groß genug wäre, um alles aufzunehmen.

Der Text hat mir in diesem Sinne sehr gut gefallen.

Übrigens ist in Zeile drei des zweiten Quartetts eine Hebung zuviel. Nicht dass es sonderlich stört, aber es ist aufgefallen.


Gern gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.06.2015, 22:02   #7
Erich Kykal
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Hi, Faldi!

UUUPS - danke für den Hinweis! Den Heber zuviel hab ich nicht bemerkt!

Werd mich gleich um eine Alternative bemühen!

LG, eKy
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Alt 24.09.2015, 13:45   #8
juli
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Standard Hallo eKy :)

Täglich strömen Bilder von Kriegen via Fernseher in unsere Wohnzimmer. Ich glaube es gibt zur Zeit 30 Kriege auf dieser Welt. Wir sind schon abgestumpft gegen all das Töten. Der Verstand der Menschheit reicht nicht aus, um diese Triebe in den Griff zu bekommen. Ich bin da hoffnungslos. Es wird wohl auf dieser Erde, solange es Menschen gibt, Krieg geben.

Nicht desto trotz: ich bin dagegen!


Es mag naiv sein, aber ich bekenne mich dazu, und ich hoffe, daß die Mehrheit der Menschen auf dieser Welt auch friedlich ist. Denn die Menschheit wird durch die Wirtschaft und die Medien immer globaler. Ich hoffe das der Krieg begrenzbar bleibt

Sehr sehr gerne gelesen. Dein Gedicht macht nachdenklich.


Liebe Grüße sy
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Alt 24.09.2015, 20:23   #9
Erich Kykal
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Hi, Sy!

Das Tragische am Krieg ist, dass immer die Unschuldigen und Wehrlosen am meisten zu leiden haben!
Würden nur die Aggressiven und Kriegslüsternen sich irgendwo in der Wüste verabredeten, um sich dort im Namen wechselnder Ideen mit Anspruch auf Ausschließlichkeit gegenseitig die Köpfe einzurennen - wen würd's groß jucken!??

Vor allem der moderne Krieg kennt kein "Pardon" mehr - Andersdenkende werden ausgerottet, Wehrlose müssen dienen oder werden vertrieben, werden ausgeplündert, vergewaltigt und entrechtet.

War bis zu den Zeiten Napoleons das klassische Schlachtfeld wichtig (man plünderte zwar drumherum, um sich zu verpflegen, wenn Verhandlungen gescheitert waren, brannte aber nicht gleich alles nieder, und gekämpft wurde dann irgendwo auf grüner Wiese), bekriegt man sich heute überall und nachhaltig. Auf Zivilisten wird keine Rücksicht mehr genommen, im Gegenteil - sie dienen als Geiseln oder als Deckung!
Ein General von damals (den wir heute einen unempathischen Metzger nennen würden) würde, erklärte man ihm die "moderne" Kriegsführung mit Städtebombardements und flächendeckendem Kampffeld, all das als zutiefst würde- und ehrlos bezeichnen - und sich dafür schämen, wozu seine "Zunft" verkommen ist!

Die logische Weiterführung des Gedankens ist der Terrorismus. Hier geht es nur noch darum, möglichst viele Unschuldige zu treffen, um Angst und Hass zu schüren.
Wie lange die Menschheit in ihrer Gesamtheit noch braucht, um zu erkennen, dass Gewalt sich immer nur steigern und verstärken muss, bis sie sich selbst ad absurdum führt - wer weiß?

Wir werden es gewiss nicht mehr erleben!

LG, Erich
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