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Alt 08.12.2015, 15:32   #1
juli
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Standard Blumen

Blumen

Nun pflücke ich die Brennesseln für Vasen,
ist dies die Zeitsprungdimension zum Schaum?
Ich hetze, dresche grünen Buchs samt Baum,
am meinen roten Händen platzen Blasen,

und lebte nicht, es sind die Schaumstoffphrasen,
ist denn das Dichten nur ein lichter Traum?
Die Welt ist groß an Zeit, sie bietet Raum -
ich schwebte schon und hatte meine Phasen.

Die Nelke schweigt, und glasig ist die Aster.
Die Wicken brennen, Blumen werden Dosen.
Was solls, geschraubt wird immer am Desaster.

Das Sein versteht sich nicht mit Heldenposen.
Der Mensch ist bunt, ich sags und damit basta!
Auch wenn der Schnee fällt: Es erblühen Rosen.

Geändert von juli (15.12.2015 um 15:59 Uhr)
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Alt 11.12.2015, 13:14   #2
Agneta
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

das ist ein Werk, das sehr bildhaft verschlüsselt ist , liebe Syri- individuell und mit Tiefgang. Ich habe es nun schon ein paar mal gelesen und mir meine Gedanken dazu gemacht.
Das Los eines Dichters, in der ersten Strophe negativ belegt--der Dichter, der viel Schaum schlägt um Erfolg zu haben.
Brennesseln in Vasen- ein Tabu- ... etwas brennt, sticht... umgeben von der Schönheit der Vase. Für mich regt sich hier im Dichter der Gedanke ( sticht ihn)einen Bruch zu begehen mit dem Schaumschlagen hin zum Authentischen, Ehrlichen in der Dichtung, auch wenn es mal keine Honoris gibt. So lese ich es.
Dichten ist Arbeit, die Bilder: schneiden und dreschen ( bei der Dichtung vielleicht in Formen pressen), bis man Blasen hat.
Die weiteren Bilder bestätigen , dass der Dichter sich langsam dem Bruch nähern möchte.
Die Nelke, die man sich früher ans Revers steckte , um sich zu schmücken- weiteren Bilder und das "geschraubt" ( hochgeschraubte Dichtung, die nichts zu sagen hat, nur Hülle ist.

Das moderne basta, gepaart mit dem antiken 5 -Heber gefällt mir gut. es steht so krass im Widerspruch, dass es nun die Entscheidung des Dichters anzeigt.
Dann dazu der letzte Vers mit den im Winter blühenden Rosen: also Mut in der Dichtung zum Authentischen, nicht nur für den Applaus der Leser geschriebenen.

Etwas stoße ich mich am „Die Welt ist groß mit Zeit“, vielleicht IN oder AN Zeit?
Und die Blumen werden Dosen…
Die Blumen des Applauses , die der Dichter schon hatte ( ich schwebte schon…) , verpackt man sich in Dosen, um sie zu erhalten?- oder sie werden sprerrig, unhandlich wie Dosen und belasten einen später oder verführen einen eben, so weiter zu machen in oberflächlicher „Den-Anderen-Genehm-Dichtung? Das könnte ich aus dem Bild herauslesen. Finde es aber etwas extrem abstrakt, obwohl…
Ein tolles Werk, was mir ausgesprochen gut gefällt, liebe Syri!!
Mehr von so was wünscht sich mit lG Agneta

Geändert von Agneta (11.12.2015 um 13:17 Uhr) Grund: mm
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Alt 14.12.2015, 22:15   #3
juli
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Liebe Agneta,

Das ist ein Gedicht, das ich ( zu )schnell aufgeschrieben habe. Es liest wie ein abstraktes Bild. Ich hatte meine Zweifel, als ich es in den Orbit geschickt habe.

Es ist voll Emotionen und Widersprüchlichkeiten. Die " Dosen " sollen das Unnatürliche symbolisieren. Und das ganze Sonett ist darauf ausgelegt, meine eigene Widersprüchlichkeit zu meiner Dichterei aufzuzeigen.

Keine Angst! Mir macht das Dichten Freude. Du hast dir hier so viele Gedanken gemacht, Wahnsinn...

Ich bedanke mich und habe mich sehr gefreut, das du dich an dieses voll Bildern gespickte Teilchen rangetraut hat.

Liebe Grüße sy




PS: das "AN Zeit? " habe ich geändert. Es macht mehr Sinn

Geändert von juli (15.12.2015 um 15:58 Uhr)
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Alt 15.12.2015, 00:05   #4
Erich Kykal
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Beiträge: 8.570
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Hi, Sy!

Dadaistisch angehauchte Lyrik, könnte man sagen. Nur ein Hauch, wie gesagt: Man versteht ja letztlich noch, was gemeint ist, worauf der Autor hinaus will, auch wenn es passagenweise ins Traum- oder gar Albtraumhafte zu gleiten scheint. "Modern" in der Anmutung, aber in feiner lyrischer Sprache - eine gelungene Mischung!

Wären die beschworenen Bilder Gemälde, würde ich mich an Dali erinnert sehen. Surrealistisch geradezu - aber zuletzt mit einer überraschend klaren Aussage!

Mir gefällt's!

LG, eKy
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Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.12.2015, 16:08   #5
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hallo eKy :)

Ich habe dieses Gedicht geschrieben, ohne lange nachzudenken, es war wie beim Malen. Es ist einfach so passiert. Ich wollte den Text auch nicht in die Tonne schmeißen, da es meine Widersprüchlichkeit beim Dichten widerspiegelt. ( man muß zu sich stehen )

Ich kenne Bilder von Dali, die gebogenen Uhren zum Beispiel, das fällt mir jetzt spontan ein. Sie sind sehr surreal, und faszinierend.

Ich mag das Dichten, deswegen fand ich zum Schluß dennoch eine klare Aussage.

Ich bedanke mich, daß du auch zu meinem nicht so logischem gedicht etwas gesagt hast. Fürs Lesen und den Vergleich: Dadaistisch angehauchte Lyrik

Alles Gute und einen lieben Gruß von sy

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Alt 16.12.2015, 12:23   #6
Agneta
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

liebe Syri,
die Gedichte, die man einfach so schreibt, ohne zu basteln, sind oftmals die besten......von Agneta
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Alt 18.12.2015, 12:00   #7
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Liebe Agneta :)

Danke dafür

LIebe Grüße sy

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