02.07.2016, 20:32 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Maiers Kunstgenuss
Maiers Kunstgenuss
Herr Maier ist sehr kreativ und findet alles primitiv, was in gewohnten Pfaden schreitet und nicht bekannte Normen meidet. Er hasst in abgegriffnen Reimen, Gedichte metrisch zu verleimen, stattdessen wortet er enorm in zeilenreicher freier Form. Musik mit Tönen und nach Noten hält er heut nicht mehr für geboten, weshalb er magisch inspiriert fortan nur tonlos komponiert. Fern aller tristen Notationen erklingen seine Kreationen von weißem Blatt seraphisch leise. Der Hörer ahnt den Takt, die Weise, und frei assoziierend schon, den nächsten nicht vorhandnen Ton. Die lange Stille bricht zum Schluss gekonnt Herrn Maiers Tinnitus. P.S.: Gewidmet dem Lektor der meinte, in alten Formen könne man heute nicht mehr schreiben.
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller Geändert von Thomas (04.07.2016 um 11:08 Uhr) |
02.07.2016, 20:52 | #2 |
TENEBRAE
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Hi Thomas!
Köstlich! Ich wäre auch mit atonaler Musik zufrieden gewesen, das musikalische Gegenstück zur "freien" Lyrik ... Aber lautlose Musik ist herrlich verstiegen! Hatte auch schon sattsam mit solch "bewusst" modernen Sprachtätern zu tun, für die alles sprachlich Schöne in Takt und Reimen - weil schon erfunden und daher langweilig - altbacken, verstaubt und unkreativ ist! Sie beschwören ihr skurriles Gestammel, ihr onomatopoetisches Gröhlen und Kreischen, ihre Verschlusslautorgien und ihr sinnfrei aus dem Unterbewussten Abgetropftes als der Weisheit letzten Schluss - die wahre Einswerdung mit der Sprache! Was für ein Quatsch! Abgesehen davon, dass sie fast alle Freunde der Lyrik mit den Jahrzehnten verprellt und verscheucht haben (Welche Zeitung oder welches Magazin hat heute noch Lyrikseiten wie früher? Aus dem Schullesebuch für österr. Schulen ist Lyrik ersatzlos gestrichen!), machen sie mit der Lyrik dasselbe, was die atonale klassische Musik bei der modernen Klassik angerichtet hat: Die gibt es nur deshalb noch, weil sie - aus völlig unerfindlichen Gründen - immer noch staatlich subventioniert wird! Da liegt dann ein halbnackter Komponist schwitzend auf dem Boden wie ein gekenterter Käfer, streckt Arme und Beine, an denen Schellen, Zimbeln und andere Lärmgeräte befestigt sind, spastisch zuckend in die Luft und spielt mit vollem Orchester seine 2 Stunden "Vergeistigung" nach Noten vom Blatt, was sich bestenfalls wie beliebiger Fabrikhallenlärm mit Blechmusikerprobe anhört. Größte Perversion dieser Verstiegenheit und Hirnwixerei ist jenes Stück, das JAHRE für seine Aufführung bräuchte - die längste Pause zwischen zwei Noten dauert darin ZWEI Tage!!! Für mich verhält es sich mit "moderner" Lyrik ebenso: Selten habe ich ein lesenswertes Oevre bei solchen Autoren erlebt! Aber für den Nobelpreis für Literatur reicht's allemal ... Nein, selbst auf die - sehr wahrscheinliche - Gefahr hin, dass ich den Abgehobenen nie "modern" genug für einen Literaturpreis sein werde ... ich bleibe bei dem, was für mich Schönheit und wahre Sprachtiefe darstellt und generiert! Gern gelesen und sehr gern mitgesudert! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (04.07.2016 um 15:45 Uhr) |
04.07.2016, 00:07 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 3.375
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Lieber Erich,
es freut mich, dass ich deinen Geschmack getroffen habe. Ab und zu muss ich das mal los werden, wenn die Moderne allzu fundamentalistisch daherkommt. Liebe GrüßeThomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
05.07.2016, 21:39 | #4 |
Slawische Seele
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Lieber Thomas,
das ist Freude pur. Du hast es doppelt und sehr kreativ erfasst: Man kann, soll und darf "aufmucken". Nicht alles, was lange galt, ist gut. Bewährtes ist meist gut, weil es sich bewährt hat. Natürlich ist es "legitim" nach neuen Wegen zu suchen - doch nicht jeder neue Weg muss nur deshalb gut sein. Tonlos komponieren - Supermaier In Mode, Politik, Wirtschaftswachstum mag das alles funktionieren, einbringen und untergehen. Diese DREI sind aber weit von Kunst entfernt. Sie sind es, aber sie wissen es nicht. Und sollten sie einmal oder bald gewinnen, dann bin ich froh, es nicht mehr erleben zu müssen. Die Kunst wird immer einen eigenen Weg gehen und gerne auf einen "Massenkunstgenuss" verzichten - mag dazwischen geschehen, was immer geschieht. Dein gutes Gedicht klingt nur wie "anmaßender" Spaß. Nein, darin steckt eine Philosophie, die sich wiederholt bewährt und doch immer wieder "streiten" muss. Gern gelesen, zugestimmt und Maier hingenommen. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
06.07.2016, 18:35 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 3.375
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Liebe Dana,
vielen Dank für deinen netten und gedankenvollen Kommentar. Ja, "anmaßend" will ich nicht sein. Eigentlich kann ich das auch gar nicht, da ich selbst nach langem Nachdenken viel zu unsicher bezüglich vieler Fragen der Lyrik bin. Ich finde es bisweilen amüsant, mit welcher unerschütterlicher Gewissheit manche Thesen, vertreten werden. In solchen Momenten kommt dann bei mir Herr Maier zu besuch. Liebe Grüße Thomas
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10.07.2016, 18:06 | #6 |
Hofnarr
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Beiträge: 1.044
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Schön auf die Schippe genommen, lieber Thomas!
Tonlose (Kunst-)Musik ist ein toller Einfall, den solltest du Dir patentieren lassen, sonst macht ein anderer viel Kohle damit. Besonders trocken und gelungen finde ich die Stelle: Der Hörer ahnt den Takt, die Weise, und frei assoziierend schon, den nächsten nicht vorhandnen Ton. Liebe Grüße, Stefan |
11.07.2016, 11:15 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lieber Plotzn,
danke, es freut mich. Jetzt habe ich es schon ausgeplaudert, das mit dem Patent wird wohl nichts. Liebe Grüße Thomas
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