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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 27.11.2016, 18:45   #1
Felix
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Hallo Erich Kykal,
eine Hymne an die Heimat - kaum wagt man heute noch über Heimat und Heimatliebe zu reden. Du hast es getan und wäre nicht die anfängliche Distanziertheit (so habe ich es empfunden) "Ihr Lande", könnte ich bedingungslos einstimmen. Statt
"Ihr Lande, deren sanftem Schwung ich angehöre" wäre es in meinen Ohren inniger und stimmiger,stünde da beispielsweise:
"Mein Land, dessen sanftem Schwung ich angehöre" oder dem Metrum zuliebe:
"Du Heimat, deren ..."
würde mE die Verbundenheit noch stärker betonen.

Gruß,
Felix
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Alt 28.11.2016, 14:55   #2
juli
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Hallo Erich,

Das ist eine Ode an die Heimat. Hier schwingen Verbundenheit, Kindheitserinnrungen und Zuneigung zusammen. Es gibt Orte, wo man Liebe empfindet. Durch die Landschaft, das Wetter nur hier fühlt man sich Zuhause. Heimweh, kann eines der schlimmsten Schmerzen sein, was Menschen empfinden können. Manchmal ist die Heimatliebe größer, als zu irgendwelchen Menschen. Wenn man vor die Wahl gestellt wird, mit der großen Liebe seines Lebens zu gehen oder alleine in der Heimat zu bleiben. Es wäre ein lebensentscheidende Wahl. Weit weg von zu Hause fühlt man sich entwurzelt.

Deine Worte sind sehr lyrisch und bezeugen die Heimatliebe eines Dichters, der mit ihr fest verbunden ist.

Eine durch und durch Schleswig – Holsteinerin schickt liebe Grüße sy

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Alt 28.11.2016, 19:58   #3
Erich Kykal
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Hi Felix!

Die "anfängliche Distanziertheit", wie du es nennst, ist durchaus bewusst gewählt, und gerade wichtig als Einstieg, um zu zeigen, dass man kein heimattümelnder Klischeedrescher ist wie manche Schlager- oder Volksmusiksänger!

Der Begriff ist einfach - gerade auch nach dem übermäßigen Missbrauch durch die Nazis und die heutigen Rechten - zu negativ konnotiert, als dass man ungstraft damit umherwerfen könnte, wenn man von Gehirnbenutzern ernst genommen werden will.

"Mein Land" will ich auch nicht schreiben, weil diese Wendung ein Besitzverhältnis impliziert, mit dem ich so gar nicht übereinstimme.

Wenn man also eine Verbundenheit mit dem Land seiner Geburt lyrisch transportieren will, die nicht kitschig oder pathetisch oder gar patridiotisch daherkommen soll, so ist eine gewisse intellektuelle Distanziertheit - zuminest zu Beginn, wo die Weichen gestellt werden - geradezu ein Muss!


Hi Sy!

Auf deinen lieben Kommi fallen mir ad hoc die gleichen Worte ein, die ich weiter oben an Dana richtete. WAS ist "Heimat"? Naturliebe kann ich auch anderswo haben - und wie weit fasse ich "Heimat"? Ist es nur die Landschaft um das Haus, wo ich groß wurde, oder fasse ich den Bogen weiter und fühle mich im ganzen Mühlviertel beheimatet, oder gehe ich nach Staatsgrenzen und fühle mich auch in Tirol oder im Burgenland "daheim"? Da hat wohl jeder eine andere Antwort ...

Der "Weltbürger" nennt die ganze Welt Heimat - aber wie persönlich kann das noch sein?


Vielen Dank für eure vielseitigen Gedanken!

Heimatliche Grüße, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 28.11.2016, 23:15   #4
Felix
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Hallo, Erich Kykal,
o.k., mit der beabsichtigten Distanziertheit kann ich gut leben. Nur mit dem Intellekt in diesem Zusammenhang habe ich noch Probleme und nur, weil die Nazis den Begriff vereinnahmt haben, scheue ich mich überhaupt nicht, das Wort Heimat in den Mund zu nehmen. Ich gebe Dir Recht bei vielen Begriffen ("völkisch" fällt darunter, "Jedem das Seine" und andere auch. Aber ich lass mir von den Dumpfbacken meine Heimat nicht (verbal) wegnehmen. Das haben die Kommunisten der DDR auch versucht, die einen Bundesbürger zum Ausländer erklärten.
Heimat regional eingrenzen fällt mir sehr schwer. Heimat, das sind Gerüche, das ist der Geschmack des Quellwassers, das sind Geräusche (die Blätter der Bäume in meiner Heimat rauschen anders), das ist die Sprache und vieles andere. Ich denke, Du verstehst mich.
Liebe Grüße,
Felix
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Alt 29.11.2016, 08:58   #5
Kokochanel
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Guten Morgen, Erich,

Heimat ist ein großes Wort und du bist ihm pathetisch und bildstark entgegen gekommen.
Im Kommentar aber stellst du die Frage, die ich auch stellen würde: Illusion?
Ich denke, dass Heimat mit Menschen zu tun hat, mit den Menschen, die einem das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit vermitteln, so wie es eigentlich in der Kindheit sein sollte.
Damit verklärt sich alles andere und wird mit in ein Bild gewoben, das wir uns als Erinnerung erhalten.
Selbst wenn alles im Ort gleich bleibt, was ja selten ist, bleibt es uns doch nicht gleich, wenn die Menschen nicht mehr da sind.
Ich selbst wollte vor 14 Jahren ein Haus in meinem Heimatdorf kaufen, das ich früher "angehimmelt " hatte und von dem ich durch Zufall erfuhr, dass es zum Verkauf stand. In einer Blitzaktion fuhren wir hin. Und nein- es war nicht mehr dasselbe.
Die Tannen waren mir plötzlich düster, der Wald engte mir den Blick ein, ich lebe seit 26 Jahren im Flachland. Die Straße schien mir sehr steil und das ganze Dorf irgendwie fremd.
Diese Nachdenklicheit mahnt dein Gedicht an, denke ich.
LG von Koko
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Alt 29.11.2016, 12:25   #6
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Felix!

Ja, ich denke, ich verstehe es - siehe meine Zeilen an Sy im gleichen Kommi zuletzt.


Hi Koko!

Reinhard Mey singt es ja ganz richtig in einem seiner Lieder:

Letzte Strophe:

Ich denk, es ist nicht gut, zurückzukehren
zu all den Orten, wo wir fröhlich warn.
Die Bilder, die wir dort vorfänden, wären
doch nicht die, die wir uns davon bewahrn.

Erinnerungen sind vor allen Dingen
in uns - und nicht an irgendeinem Ort,
und so schön, wie sie für uns waren, klingen
sie eben nur noch in unsren Erinnerungen fort.

Refrain:

So töricht wie die Zeiger der Uhren
anzuhalten und zurückzudrehn,
so töricht ist es auch, auf den Spuren
lang vergangner Tage zu gehn.


Ich denke, das bringt es auf den Punkt!

LG, eKy
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