27.11.2016, 19:46 | #1 |
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Der gereimte Zilpzalp
Das Wetter in den letzten Wochen
war wechselhaft und regenreich, die Sonne hatte sich verkrochen und meine Haut blieb ziemlich bleich. Doch seit gestern scheint die Sonne, wärmt mit lang vermissten Strahlen meine ausgekühlten Glieder - welch ein Glück und welche Wonne! Gut gelaunt genieß ich zarten Blumenduft, alle Vögel fröhlich ihre Lieder singen, Sommerwinde schenken endlich laue Luft, kurze Röcke um die Mädchenhüften schwingen. Die Ribiseln färben dem Schöpfer zum Preise die Wangen sich rot und verlocken zum Naschen - für Zilpzalp und Amsel gelegene Speise: Vergessen die Räuber, die Vögelchen haschen. Die Ruten beschmiern sie mit klebrigen Leim, ein Zilpzalp blieb hängen und kläglich erklangen verzweifelte Töne; ich spürte sein Bangen, befreite das Vöglein und nahm es mit heim. Ich baute ein Nest ihm und wusch sein Gefieder, es blickte gar ängstlich zum Fenster hinüber. „Ach, Zilpzalp, vor Gott sind wir allesamt Brüder, gewiss geb ich morgen die Freiheit dir wieder.“ Wie kriegt man einen kleinen ZilpZalp satt? Die Antwort finde ich bei Wiki; Wiki hat auf seinen Seiten mannigfache Speisenpläne für Vogeljunge, -hennen und auch -hähne. Beim Sammeln von Läusen und nackigen Schnecken, Insekten und Maden, die Grasmücken schmecken, gelangs mir, das Nestchen inmitten von stachligen Hecken samt piepsender Nestlinge, Gott sei gelobt, zu entdecken. Ich brachte geschwind die Geschwister zur Mutter, sie würde, so dacht ich, den Jungen das Futter in hungrige Schnäbel geschickter bugsieren, ihr würde kein menschlicher Fehler passieren. Ich zog mich zurück, um mein Pfeifchen zu rauchen und öffnet das Fenster, denn Vögelchen brauchen wie Menschen die frischesten Frühsommerlüfte; die wehten ins Zimmer und brachten die Düfte der Blüten des Lenzes und Ahnung von Freiheit in stickige Räume, doch eh ichs bedacht, entfloh mir der Zilpzalp, zur Flucht stets bereit - er hat sich, so sagt man, von dannen gemacht. Hier obsiegte wohl die Macht der Freiheitstriebe über falsch verstandne Vogelmutterliebe. Wie sehr kann sich der tumbe Mensch doch irren! Ich hörte schon nach kurzer Zeit ein Schwirren - der flüchtge Zilpzalp war zurückgekehrt, den Schnabel voller Nestlingsfutter, so hat die kleine Grasmück mich gelehrt: Die größte Macht ist Liebe einer Mutter! |
30.11.2016, 12:16 | #2 |
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Hallo Felix,
Ich bin sehr tierlieb und mag die Natur. Der gereimte Zilpzalp fliegt hier ja schon eine Weile. Auch habe ich schon einige andere Gedichte von dir gelesen. Sie gefallen mir, weil sie Geschichten erzählen und du dem Wort besondere Aufmerksamkeit schenkst. Man merkt, sie sind wohlüberlegt und mit Liebe gefunden. Deine Reimenden wechseln, sicherlich möchtest du das Gedicht lebendig gestalten? Ist diese Geschichte erfunden oder erlebt? Sie erhellt den letzten Novembertag. Liebe Grüße sy ( bei mir wehen immer Blumen, weil ich Wiesen und Gärten )mag |
30.11.2016, 16:05 | #3 |
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Hallo Syranie,
ja, so ein Zilpzalp flattert ausdauernd, bis er von einer Natur-/Tierliebhaberin entdeckt wird. Nein, die Rahmengeschichte habe ich nicht selbst erfunden, sie beruht auf einem Gespräch zwischen Goethe und Eckermann und ich weiß auch nicht mehr, ob es ein Zilpzalp oder ein anderer Vogel war. Die "Ribiseln" gehören auch nicht unbedingt zur Nahrung eines Zilpzalps - aber sie geben die Jahreszeit des Geschehens ein bisschen genauer an. (Ribiseln - Österreicher/innen wissen das - sind Johannisbeeren). Was Du mit wechselnden Reimenden meinst, ist mir nicht ganz klar, aber wenn ich sie mir noch einmal genauer anschaue, ja, da sind mal Kreuz-, mal umschlingende und auch mal "reiche" Reime. Gewechselt habe ich nach der dritten Strophe das Metrum und im Folgenden noch einmal. So viele Strophen immer im Jambus zu bleiben, kann leicht zu Langeweile führen. Mit einem dunklen Novembertag kann ich leider nicht dieses - über Hilden, Köln und Düsseldorf strahlt die Sonne mit dem blauen Himmel um die Wette. Danke schön für Deine lobenden Worte! Liebe Grüße, Felix PS. Meine nicht erfundenen Geschichten stehen unter "Urlaub in Jena" |
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