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#1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 07.11.2016
Ort: Berlin-Lichtenberg
Beiträge: 180
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Na, sag ich doch, Thomas. Und vor allem: Goethe schreibt nur dann ein Sonett, wenn es das Thema hergibt. Das Sonett als "Königin des Gedichts" wird ja vor allem deshalb so genannt, eben weil in ihm immer die "großen Themen" abgehandelt werden. Aber wenn du mal in die Foren hineinsiehst, so findest du thematisch Sonette, die besser im schlichten Kreuzreim hätten geschrieben werden sollen, nicht aber, dass sich die Verfasser "auch mal am Sonett versuchen". Nichts gegen Versuche, sie müssen nur gelingen, ehe man sie der Öffentlichkeit vorstellt. Na, selbstverständlich habe ich ins Schwarze getroffen, sonst gäbe es die Reaktion von Kokochanel nicht. Sie fühlt sich offensichtlich angesprochen, obwohl sie dafür von meiner Seite aus keinen Grund hat und ich nur ganz allgemein gewitzelt habe.
Mein Sonett ist einwandfrei, Thomas. Darauf habe ich schon geachtet, muss ich ja, wenn ich über die Sonetterei herziehe. Ich sage mir: Spaß muss sein. Es ist Satire, und wer das nicht bemerkt, nimmt sich zu wichtig. Das alles nicht so ernst nehmen, ein bisschen lockermachen, locker vom Hocker. Mein Rezept. Angelika ---------------------------------------------------------------------------------- Lieber Erich, schön, dass du dir den "teutonischen" Furor gespart hast. Weiß ich zu würdigen. Satire ist immer ein bisschen angriffslustig, wäre sie das nicht, wäre sie keine Satire. Erich, du solltest die deutsche lyrische Sprache nicht auf das österreichische Deutsch zur Zeit Kaiser Franz Josephs beschränken. Das verlief sich ja erst im Laufe der dreißiger Jahre und näherte sich dem Deutsch der Preußen an. Ich seh es dir nach, will dir aber nicht nacheifern. Viele Autoren haben Sonette in Umgangssprache geschrieben, eben um das Schreiben mit dem goldenen Teelöffel zu verhohnepiepeln. Wenn du einen Stoff hast, der wirklich gut ist und Hand und Fuß hat, ist die Sprachebene nicht das Wichtigste. Ich habe das alles mal in der Theorie pauken müssen, gelernt aber, wie ein Sonett aussehen soll, habe ich bei Goethe, und zwar bei diesem Sonett: Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen Und haben sich, eh man es denkt, gefunden; Der Widerwille ist auch mir verschwunden, Und beide scheinen gleich mit anzuziehen. Es gilt wohl nur ein redliches Bemühen! Und wenn wir erst in abgemeßnen Stunden Mit Geist und Fleiß uns an die Kunst gebunden, Mag frei Natur im Herzen wieder glühen. So ist's mit aller Bildung auch beschaffen: Vergebens werden ungebundne Geister Nach der Vollendung reiner Höhe streben. Wer Großes will, muß sich zusammenraffen; In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister, Und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben. Sauber und klar ausgedrückt, nichts wird verschwurbelt, es ist die Sprache Goethes, des 18./19. Jahrhunderts, und heute noch in jedem Wort verständlich. Und er sagt uns sehr genau, worum es beim Sonett geht und weshalb er es geschrieben hat: um sich selbst zu disziplinieren. Goethe war dem Sonett sehr lange abgeneigt, weil zu seiner Zeit die Sonetterei die unwahrscheinlichsten Volten schlug. Hinz und Kunz schrieb seinerzeit nur noch Sonette. Und hier noch ein Sonett, ein moderneres, zum selben Thema: --------------------------------------------- Text wegen Verstoßes gegen das Urheberrecht entfernt. --------------------------------------------- Den Namen des Dichters verrate ich dir nicht, du wirst mit ihm nichts anzufangen wissen. Das Sonett ist 1945/46 geschrieben worden. Und du siehst, er hat sogar mit dem Reimschema gespielt. Erich, du kannst eigentlich nur schwer ein Urteil über mein Schreiben abgeben, ich habe hier lediglich ein paar Gedichte gepostet, aber mein Schreiben durchlief wie bei jedem Schreiber bestimmte Phasen und änderte sich auch mit dem Alter und dem Wissen über das Schreiben. Wobei ich das satirische Element immer etwas bevorzuge, das drückt meine Persönlichkeit aus. Ich danke dir recht herzlich dafür, dass du mir bescheinigst, dass ich es kann. Und glaub mir, gemünzt ist das Sonett auf keine bestimmte Person, sondern auf bestimmte Sonette. Und dann mal ehrlich, lieber Erich, wir haben doch alle Mann schon mal schlimme Sachen verbrochen. Oder nicht? Angelika Geändert von Eiland-Moderation (08.01.2017 um 19:40 Uhr) Grund: Doppelpost zusammengefügt und Urheberrechtsverstoß entfernt |
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#2 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Angelika!
Nett, was du mir so alles unterstellst - das beweist, dass du kaum etwas von mir gelesen hast. Würdest du mein Werk in größerem Umfang verfolgen, fändest du durchaus viele Werke, die einem Goethesonett näher liegen. Nebenbei muss ich mal fragen, was du unter "Geschwurbel" eigentlich verstehst. Soweit ich es überblicke, befleißigen sich meine Sonette einer durchaus ähnlichen Sprachhabung wie deine hier "positiv" angeführten Beispiele. Ich erlaube mir jetzt einfach mal, dir bezüglich meiner Lyrik ein Vorurteil zu unterstellen, für dessen Stützung du dir so manches zurechbiegst und anderes übersiehst oder leugnest. Anders kann ich mir deine Aversion gegen mein "Geschwurbel", das sich kaum von deinen Beispielen unterscheidet, nicht erklären. (Es sei denn, ich unterstellte dir einen Mangel an Begabung, die sprachliche Komplexität längerer Sätze zu erfassen und nachzuvollziehen - und das wäre kränkend und unempathisch von mir.) In diesem Forum stehen über 600 Gedichte von mir - lies man ein wenig quer und finde heraus, ob du überhaupt richtig liegst, ehe du im Brustton der Überzeugung oberflächlich und fehlsichtig über meine Arbeit hinweginterpretierst. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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#3 |
Gast
Beiträge: n/a
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![]() ![]() Ich für meinen Teil habe nicht kommentiert, weil ich mich angesprochen fühle in dem Sinne, dass meine Sonette keinen Inhalt hätten. Ich weiß, welchen Inhalt sie haben, schließlich habe ich sie ja geschrieben. ![]() Vielmehr ist die Problematik, dass DU komplexere Inhalte nicht nachvollziehen kannst. Ich schreibe viele Genres, auch Sonette. Warum habe ich dann aber kommentiert? Um das zu sagen, was ich im Kommi gesagt habe. Dass das Gedicht möglicherweise auch eine personengerichtete Provokation sein soll, das ist nicht schön für eine Forengemeinschaft, zumal einer kleinen, wo jeder den anderen eigentlich fröhlich unterstützen sollte. Ob man nun zudem Goethe als Vorreiter für gute Sonette nehmen muss, bleibt jedem persönlich überlassen... ![]() Sprödes Lächeln von Koko |
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#4 |
Moderation
Registriert seit: 21.02.2016
Beiträge: 44
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Hallo Angelika,
deine Beiträge #6 und #7 sind zusammengeführt worden. Bitte keine Doppelposts unter den Texten. Um einen Beitrag zu ändern oder ihm etwas hinzuzufügen bitte künftig die Änderungsfunktion desselben verwenden. Zudem wurde das dort veröffentlichte Sonett wegen Verstoßes gegen das Urheberrecht entfernt. Es wird darum gebeten, in Zukunft solche Dinge zu unterlassen. Danke. I. A. der Moderation |
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#5 |
Gelegenheitsdichter
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
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Loitz,
bitte dieses sonett nicht persönlich nehmen. da steht man drüber. wer sich angegriffen fühlt, tappt in die ausgelegte falle. in der tat gibt es viele versuche, die den gemachten vorhalt begründen könnten. ich habe selbst einige dutzend davon geschrieben und stehe dazu. schließlich braucht man die übung, und vielschreiber, davon bin ich einer, produzieren zwangsweise eine menge schrott. in diesem forum steht sicherlich einiger davon aus meiner feder, so what, ist teil des vergnügens. ich finde den obigen versuch übrigens gar nicht so besonders gelungen. das liegt zum einen daran, das schon S1V4 einfach metrisch nicht zusammengeht, ohne gegen den sprachfluß zu lesen. auch, schlimmer, der satz wird hingebogen, damit das sicherlich starke "honett" sich verdammt noch mal auf "Sonett" reimt. in S2V3 brauchen wir gleich zwei elisionen, damit das metrum hält, was es verspricht, und in S2V4 würde es schon helfen, das "dies" vor dem korsett durch ein "das" zu ersetzen, um eine weitere elision zu vermeiden (das "dies" ist nicht nötig, da ja die ganze zeit vom korsett die rede ist, denn die (alt)kluge klage lautet ja: form killt inhalt). in den terzetten passiert dann, was immer passiert, wenn die idee nicht weit genug trägt: sie werden schwach. in diesem fall erkennen wir das am logikbruch in S3, in dem zwei nicht verbundene aussagen aus reimatischen gründen in einen gedankengang müssen. was hat, bitte sehr, die beschwerdenlage des sonetters mit ignoranten zu tun? nichts. das zweite terzett toppt das noch: jetzt werden die ignoranten, hatten wir schon in S3, diese aussage, zu gelichtern, damit's auch dichter sich reimt. ich habe dieses reimpaar schon so oft gesehen (und zu meiner schande auch selbst benutzt, wenn ich über meine mitdichter herzog, weshalb ich mich jetzt am öhrchen ziehe), daß ich das nicht mehr ertragen kann (ich bin auch ein schlimmer finger, was dichterdissen angeht, aber wer von uns ist das nicht, der werfe bitte jetzt den ersten stein). warum der leser keinen grund fürs lesen findet und warum im letzten vers auf einmal umgangssprache bemüht werden muß, damit die chose auch aufgeht, keine ahnung - sei's drum, die architektur des sonetts ist in schieflage, die sprache und die ausführung sind solala: ein solches satiresonett müßte glänzen, das tut es nicht, es ist mehr als matt geraten und damit eigentlich ein fehlgriff, der der autorin, plumms, auf die füße fällt. so, ihr lieben, und jetzt laßt uns diese sache abschließen und daran gehen, glänzende sonette zu schreiben. da haben wir alle eine heidenaufgabe, denn das ist richtig schwer. ich weiß, wovon ich rede! ![]() lg W.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt Geändert von Walther (10.01.2017 um 11:55 Uhr) |
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Lob des Sonetts | Thomas | Denkerklause | 10 | 31.10.2012 16:23 |