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Liebesträume Liebe und Romantik

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Alt 04.12.2011, 10:39   #1
Chavali
ADäquat
 
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Standard Mantel des Vergessens




L
eg den Mantel des Vergessens
auf die vielen Jahre hin,
lösch den Ärger des Vermessens
uneinholbar aus dem Sinn!

Vieles ist seitdem geschehen!
Leben möcht ich nur mit dir.
Nichts kann dieses Wort verwehen,
das du sagtest einst zu mir.

Doch ich weiß, es ist nicht leicht,
Schatten leben mit uns mit.
Wann ist unser Ziel erreicht?
Es fehlt nur ein kleiner Schritt.




__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

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Alt 04.12.2011, 12:07   #2
Stimme der Zeit
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Hallo, liebe Chavi,

das nenne ich bei dir wirklich eine richtige "Flut", und es freut mich sehr, hör ja nicht auf, in Ordnung?

Zitat:
Leg den Mantel des Vergessens
auf die vielen Jahre hin,
lösch den Ärger des Vermessens
uneinholbar aus dem Sinn!
Hier entnehme ich dem Inhalt, der "hinter den Zeilen liegt", dass LI und LD offenbar schon seit vielen Jahren zusammen leben; Jahren, in denen es wohl auch Streit, Probleme und (zu) hohe Erwartungen aneinander gab. Das LI fordert das LD (ist er/sie weniger "einsichtig"? So scheint es mir) auf, die Vergangenheit endlich "ruhen" zu lassen, den "Mantel des Vergessens" darüber zu breiten, damit auch die ärgerlichen/zornigen Gefühle "zur Ruhe" kommen können. Ja, das gibt es häufig, dass manche Menschen einfach "alte Geschichten" immer wieder "ausgraben" ...

Zitat:
Vieles ist seitdem geschehen!
Leben möcht ich nur mit dir.
Nichts kann dieses Wort verwehen,
das du sagtest einst zu mir.
Hier macht das LI deutlich, wie es selbst das sieht: So vieles ist geschehen, es ist viel Zeit vergangen - seitdem. Vielleicht möchte das LI auch sagen: Schau her, wir haben Fehler gemacht, aber das ist lange her, und wir beide waren noch so jung ...
Dem LD wird versichert, dass es trotz allem, was geschehen sein mag, der/die Einzige war und ist, das LI möchte niemand anders. (Und, das gefällt mir besonders gut, das "berühmte Wort" wird hier deutlich, ohne dass du es hier wortwörtlich geschrieben hast.)
Das LI zeigt, dass es immer noch sowohl an die Bedeutung als auch an die "Ehrlichkeit/Ernsthaftigkeit" dessen glaubt, was das LD "einst" sagte - es wird deutlich gezeigt: Ich vertraue dir und dem, was du sagst, nach wie vor.

Zitat:
Doch ich weiß, es ist nicht leicht,
Schatten leben mit uns mit.
Wann ist unser Ziel erreicht?
Es fehlt nur ein kleiner Schritt.
In der letzten Strophe zeigt das LI auch wirkliches Verständnis: "Es ist nicht leicht, mit "Schatten zu leben". Manche Ereignisse (evtl. ein Betrug oder etwas Ähnliches, in der Vergangenheit der beiden?) "werfen lange Schatten" bis in die Gegenwart ...

Das LI sieht auch das "Loslassen" der Vergangenheit als "gemeinsamen letzten Schritt" an, es bezieht das LD in all seine Überlegungen "mit ein". Nur noch ein kleiner Schritt - aufeinander zu, gegenseitig und gemeinsam.

Das ist ein sehr schönes Liebesgedicht, Chavi, mir gefällt es sehr gut. Obwohl da etwas "Uneinsichtigkeit" seitens des (indirekt "beteiligten") LD "durchschimmert", ist es doch auch von Hoffnung "getragen".

Ich habe "formal" nur eine Stelle gefunden (ich bin ja auch nicht übertrieben "akribisch"), ansonsten ist es gut gelungen:

Zitat:
das du sagtest einst zu mir.
Der Vers fällt mir auch nur auf, weil er als einziger inversiv ist. Allerdings habe ich hin- und herüberlegt, ohne auf eine Lösung zu kommen - jede Idee endete ebenfalls in einer Inversion ...

Also, ist nicht so wichtig, es fiel mir nur auf, deshalb erwähne ich es. Lass es ruhig so stehen. Sonst müsste auch der vorhergehende Vers umgeschrieben werden, und das fände ich schade.

Sehr gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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Alt 04.12.2011, 13:37   #3
ginTon
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hi chavilein

Dieser Text ist rein formal und ausdruckstechnisch super geschrieben, dass kann man vorab schon einmal ohne Umschweife sagen. Er wirkt sofort beim
ersten Lesen.

Zitat:
Leg den Mantel des Vergessens
auf die vielen Jahre hin,
lösch den Ärger des Vermessens
uneinholbar aus dem Sinn!
In meinen Augen geht es um eine Beziehung, die auf Basis von körperlicher Nähe noch gar nicht stattfand, zumindest wenn man die letzte Strophe "kleiner Schritt" -zum Zusammensein?- vorwegnimmt. D.h es sollte eine Beziehung aufgebaut werden, Nähe bestand durchaus, jedoch hinderten dies andere Umstände. Das Wort "vermessen" ist ein sehr nachdenkliches Wort in dieser Hinsicht, da es in Bezug zur Überheblichkeit synonym einen Zustand vermittelt, der die eigenen Kräfte bzw. das Glück überschätzt. "Liebe bricht alle Schranken" u.ä Sinnsprüche kämen dem nahe, würde ich denken. Aber irgendwie scheint es ja auch so zu sein, wenn man die nächsten Strophen mit einbezieht, siehe 2.Strophe.

Zitat:
Vieles ist seitdem geschehen!
Leben möcht ich nur mit dir.
Nichts kann dieses Wort verwehen,
das du sagtest einst zu mir.
Die Gefühle verbinden die beiden Protagonisten des Textes sehr stark miteinander..

Zitat:
Doch ich weiß, es ist nicht leicht,
Schatten leben mit uns mit.
Wann ist unser Ziel erreicht?
Es fehlt nur ein kleiner Schritt.
Die letzte Strophe ist geprägt durch die Sehnsucht nach körperlicher Nähe bzw. der Wunsch nach einer richtigen Beziehung und dies obwohl jetzt bewusst ist, dass diese Schatten immer weiter mitleben werden. Im Grunde wäre somit die Quintessenz, dass die Angst vor den Schatten nunmehr abgelegt ist, welche über die Jahre jedoch bestand und verunsicherte, so o.ä stelle ich mir das Werk vor.

insgesamt ein sehr guter Text, allein schon von der Sprachgestaltung bzw. Sprachführung her...gerne mit beschäftigt ...liebe Grüße ginnie
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Alt 05.12.2011, 08:48   #4
Chavali
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Hallo liebe Stimme,
Zitat:
Hier entnehme ich dem Inhalt, der "hinter den Zeilen liegt", dass LI und LD offenbar schon seit vielen Jahren zusammen leben; Jahren, in denen es wohl auch Streit, Probleme und (zu) hohe Erwartungen aneinander gab. Das LI fordert das LD (ist er/sie weniger "einsichtig"? So scheint es mir) auf, die Vergangenheit endlich "ruhen" zu lassen, den "Mantel des Vergessens" darüber zu breiten, damit auch die ärgerlichen/zornigen Gefühle "zur Ruhe" kommen können. Ja, das gibt es häufig, dass manche Menschen einfach "alte Geschichten" immer wieder "ausgraben" ...
Da merkt man dir deine Lebenserfahrung an
Wobei auch noch eine andere Variante möglich wäre:
Ein früheres Leben, an das man besser nicht mehr erinnert werden möchte.
Dass man es gelebt hat - egal, wer von den beiden - gehört zum Leben dazu,
aber es sollte keine Auswirkungen auf das jetzige Leben haben.
Und wenn doch, kann das zu Problemen in der Partnerschaft führen.

Dein weiterer Kommentar auf die anderen Strophen baut sich auf dein Vorhergesagtes auf.
Eine diesbezügliche Interpretation ist durchaus denkbar.
Aber nun kommt die andere Variante ins Spiel:
Macht von außen, der man nicht entfliehen kann - nix Zauberisches,
sondern eher Behördliches.
Und als Dauerbelastung angelegt - über Jahre hinweg. Da kann es schon sein, dass einer der Partner mal Bilanz zieht.
Ein paar Zeilen Vergangenheit, ein paar Zeilen Gegenwart und ein paar Zeilen Zukunft.


Danke für deine Beschäftigung mit dem Text, liebe Stimme
Zitat:
das nenne ich bei dir wirklich eine richtige "Flut", und es freut mich sehr, hör ja nicht auf, in Ordnung?
*lächel* leider ist das nicht von einem selbst beeinflussbar - es kommt und geht




hi ginnie,
Zitat:
Dieser Text ist rein formal und ausdruckstechnisch super geschrieben,
dass kann man vorab schon einmal ohne Umschweife sagen. Er wirkt sofort beim ersten Lesen.
Das ist doch schon mal gleich zu Beginn deines Kommi ein tolles Kompliment. Dafür danke ich dir ganz besonders
Deine Interpretation weicht ein wenig ab von dem, was die Aussage des Textes betrifft.
Sehr schön und ausführlich hast du deine Sicht der Dinge dargelegt.

Aber das ist ja das Schöne an Gedichten - jeder legt hinein und liest heraus, was für ihn passt
und ihm richtig und wichtig erscheint.
Oben bei Stimme habe ich schon einiges über den Hintergrund (wenn auch nicht direkt) geschrieben.
Liest du da bitte - danke
Zitat:
insgesamt ein sehr guter Text, allein schon von der Sprachgestaltung bzw. Sprachführung her..
Noch ein Lob?
Ich bin sehr stolz und bedanke mich nochmals



Euch beiden ganz liebe Grüße,
chavi

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Alt 05.12.2011, 17:50   #5
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Liebe Chavali,
zu deinem runden Text, der beim Lesen nur dahin fließt, wage ich eine 3. Interpretation:

Ich sehe ein Paar, zwei Menschen, die einander sehr verbunden sind. Sie haben einander gefunden, sich lieben gelernt und neue (andere) Ziele gesteckt.
Unter die jeweilige "Vergangenheit" haben sie einen Strich gezogen.
Doch die Schatten der Vergangenheit holen sie immer noch ein. Es gibt "Vergangenheiten", da hat man es nicht allein in der Hand, diese zu löschen. Sie haben eine eigene Zeit und diese gilt es gemeinsam "auszuhalten" und zu überstehen.
Das lyr. Ich bringt diese Stärke in der letzten Strophe hoffend und tröstend ein, ohne sich darüber zu stellen. Es weiß, dass sich darin die Beziehung noch "erproben" wird und der Ausgang ist ohne jede Garantie - wie die Liebe selbst.
Mir ist, als würd ich sehr gut verstehen.

Ein schöner, ruhiger und überzeugender Text.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 06.12.2011, 10:46   #6
fee
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Beiträge: 961
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so "einfach" klingt das, chavali,


und so wahr. und doch bekommt man es nicht immer so einfach hin.
die kleinen narben jucken oder schmerzen eben doch hin und wieder.

gefällt mir in seiner eindringlichkeit und gradlinigkeit sehr gut!
sehr gern gelesen!


liebe grüße,

deine fee
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Alt 07.12.2011, 08:22   #7
Chavali
ADäquat
 
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Liebe Dana,
Zitat:
zu deinem runden Text, der beim Lesen nur dahin fließt, wage ich eine 3. Interpretation:
Diese scheint mir am wahrscheinlichsten zu sein.
Zitat:
Es gibt "Vergangenheiten", da hat man es nicht allein in der Hand, diese zu löschen.
Sie haben eine eigene Zeit und diese gilt es gemeinsam "auszuhalten" und zu überstehen.
Da sagst du ein wahres Wort.
Und wenn man es dann irgendwann geschafft hast, wird auch die Beziehung wieder leichter zu führen sein.
Zitat:
Ein schöner, ruhiger und überzeugender Text.
Danke. Deine Sicht darauf freut mich.


Liebe fee,
Zitat:
und so wahr. und doch bekommt man es nicht immer so einfach hin.
die kleinen narben jucken oder schmerzen eben doch hin und wieder.

gefällt mir in seiner eindringlichkeit und gradlinigkeit sehr gut!
sehr gern gelesen!
ich freu mich sehr, dass du hier warst, gelesen und Feedback gegeben hast.
Vielen lieben Dank - auch für das lobende Wort.


Euch beiden herzliche Grüße,
Chavali




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