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Ein neuer Morgen Fröhliches und Hoffnungen

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Alt 07.02.2017, 12:05   #1
Laie
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Standard Riese

Müd erreiche ich den sichren Hafen,
der die Nacht ist, und der späte Tag
spielt in tiefen, purpurnen Oktaven
bange Melodien. Ich will nur schlafen,
denn der Schlaf ist mir ein Brückenschlag

in ein Seligsein. Die Nacht wird enden.
Und mein Innerstes wird schwach und klein.
Doch ich will trotz sorgenschweren Händen
meine Segel in die Stürme wenden
und ich will ein Riese sein.
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Alt 07.02.2017, 12:26   #2
Erich Kykal
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Hi "Laie"!

Also mal ehrlich, was hast du dir dabei gedacht, als du dir diesen Nick ausgesucht hast!? - "Laie" - das Understatement des Jahres, möchte ich meinen!

Deine wahrlich meisterlichen Gedichte konterkarieren diese Namenswahl auf's Heftigste - und lassen eher an einen Scherz denken als an übertriebene Demut!

Dies hier hätte ich auch so bei Rilke finden können, und ich hätte dabei nicht gedacht, dass er hier schwächelte! Im Gegenteil, ich hätte es unter seine besten Stücke gereiht!
Es erinnert mich in einigen Phrasierungen sogar an einige seiner Werke aus dem Stundenbuch.

Dies ist eines der besten und schönsten Gedichte, die ich in den letzten Jahren in den Foren die Ehre zu lesen hatte! - "Laie"! - Also wirklich!

Formal wie inhaltlich fügt sich hier alles zu einem größeren Ganzen, harmonisch sich tragend über den perfekten Spannungsbogen der Nacht bis hin zur ermutigenden Conclusio, wie sie lyrischer nicht sein könnte. Selbst dass ihre Zeile um einen Heber kürzer ist, unterstützt die Wirkung, anstatt sie zu schmälern! Ergreifend und wunderschön - wahrlich ein großes Gedicht!

Das ist ein Gedicht, wie ICH es gern geschrieben hätte, und dieser Neid beweist, dass ich es für besser halte als das, wozu ich lyrisch in der Lage bin!

Allergernst gelesen! Chapeau und Ehre, wem Ehre gebührt! Du solltest dich "Könner" oder "Meister" nennen ...

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (07.02.2017 um 12:52 Uhr)
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Alt 07.02.2017, 12:43   #3
juli
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Hallo Laie,

Alles ist sooooo schön! Eky hat es besser ausgedrückt.

Einfach wunderbar! Ich überschlage mich.....

Liebe Grüße sy


Hinreissend



Geändert von juli (07.02.2017 um 14:23 Uhr)
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Alt 07.02.2017, 17:55   #4
Laie
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Hallo eKy,

puh, was soll ich darauf jetzt antworten. Dein Kommentar ehrt mich wirklich über alle Maßen
Einen Scherz wollte ich mir mit meinem Nick sicher nicht erlauben. Ich besitze nicht gerade viel Fachwissen, was Gedichte angeht. Ich kann nur Silben zählen, auf das Versmaß achten und eine kurze Geschichte so aufschreiben, wie es mir gefällt bzw wie es mir gerade einfällt. Ich habe keine Ahnung, welches Versmaß wann eine Stimmung unterstützt oder welches Reimschema wann geeignet ist oder oder oder.
Außerdem glaube ich, dass ich mir einfach vieles von anderen abgeschaut habe. Zusätzlich gehört meiner Meinung nach auch eine gewisse Quantität zur Meisterlichkeit. Ich schreibe nicht jeden Tag, nein, nicht einmal jede Woche ein Gedicht.

Das alles soll aber natürlich nicht heißen, dass ich mich über dein Lob nicht riesig freue. Ein Vergleich mit Rilke (mit Ernst Goll mein absoluter Lieblingsdichter), mein Dichterherz hängt unter der Decke


Hallo syranie,

vielen Dank auch für deinen freudigen Kommentar. Glaube mir, ich überschlage mich auch.


Dankbare Grüße,
Laie

Geändert von Laie (07.02.2017 um 20:40 Uhr)
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Alt 07.02.2017, 20:49   #5
Erich Kykal
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Hi Laie!

Dann ergeht es dir genau wie mir: auch ich bin kein Fachmann, weiß nicht mal die Fachtermini zuzuordnen! Ich kann - wie du - nur Silbenzählen, auf Sprachmelodie und Reimschema achten ... und ansonsten eben "nur" schreiben.

Aber gerade auf das "wie" dieses Schreibens kommt es an! WIE man seine Geschichten in Worte kleidet, um sie zu vermitteln! WIE man Sprache zu großen Gesten und Szenen fügt, und zwar so, dass sie den Leser erreichen und im Innersten berühren!

DAS ist, was all die "Fachleute" sich nie fachlich aneignen können, zumindest nicht jenseits eines gewissen Punktes, den ich gerne als Intuitionsgrenze bezeichne. Sie können noch so viel studieren und konstruieren - ihren Werken fehlt oft das "gewisse Etwas", dieser zwingende Zauber der Wortmagie, den man auch als Laie (welch Wortspiel in diesem Falle! ) haben kann, ohne wer weiß wieviel und wie lange Lyrik studiert zu haben.

Ich habe mich immer als "Bauchdichter" bezeichnet, ich schreibe intuitiv und wundere mich immer wieder über die sprachliche Klarheit und inhaltliche Reife der Ergbenisse, die nie zuvor geplant sind, sondern sich während des Dichtens selbst entwickeln und sozusagen selbst lenken, geführt von tieferen Schichten meiner selbst, zu denen ich gar keinen bewussten Zugang habe.
Auf dieser Ebene sind meine Werke grundehrlich und urauthentisch - und das scheinen viele Leser auch zu spüren. Diese sprachliche, wortweberische Qualität, die sich mitunter perfekt mit dem zu transportierenden Inhalt verbündet, finde ich auch in deinen Gedichten - zuweilen sogar inniger verwirklicht, als ich es fertigbrächte.

Das einzige, was ich aus meiner Sicht bemängeln könnte ist, dass sie meist viel zu kurz sind - man würde den Genuss vollendeter Sprachhabung gern länger genießen!
Aber das ist natürlich nicht ernst gemeint, verleiht doch gerade die Bündigkeit deiner Werke zusammen mit der linguitischen und philosophischen Qualität ihnen ihren ureigenen Zauber, den man ebenfalls nicht mehr missen möchte.

Also mach so weiter, stell dein Licht nicht unnötig unter den Scheffel! Und zu deinem anderen Argument, Meisterschaft bedinge eine gewisse Quantität: Das ist völlig falsch! Von den meisten "großen" Dichtern kennt man zumeist nur ein oder ein paar wenige Werke, für die man sich ihre Namen merkt und sie weiterträgt. Nur ein einziges Gedicht, das ihre Namen vor dem Vergessen schützt! Mehr ist nicht nötig.

Quantität bedeutet gar nichts, schon gar nicht, wenn sie unbeseelt oder ungeschliffen daherkommt - und wie gesagt: Auch von jenen Dichtern, die sehr viel Gutes schrieben, bleibt nur wenig - das aber dann umso länger. Der Rest ist Glückssache - nämlich, ob du es schaffst, dass genug Menschen deine Werke lesen, damit sie zum kulturellen Selbstläufer werden. Ich kenne viele wirklich gute Dichter auf hohem Niveau, von denen heute keiner mehr weiß - und oft ist es die Hure des zufalls, die entschied oder entscheidet, wer ein "großer Dichter" wird und wer nicht.

Aber das sollte ohnehin nur ein Argument für junge Geister sein, die ihr Ego noch mit so etwas wie Ruhm stützen wollen - ich schreibe schon lange nur noch zum eigenen Vergnügen! Natürlich nehme ich jedes Lob gerne mit, aber von der Vorstellung lyrischer Größe als erfülltes Begehren habe ich mich schon lang verabschiedet. Zu sehr habe ich einerseits gelernt, wie oberflächlich und wankelmütig die Menschen bewerten, und zu gereift und abgeklärt ist andererseits mein Bewusstsein, um solcher Vorstellungen und Illusionen noch zu bedürfen. - Zum Glück, möchte ich sagen! Arm, wer lebenslänglich ein Getriebener seiner Komplexe bleibt!

So, da habe ich jetzt etwas weit ausgeholt, nur um mich mit dir solidarisch zu erklären - ich hoffe, dich nicht damit gelangweilt zu haben!

LG, eKy
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Alt 08.02.2017, 11:03   #6
Laie
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Hallo eKy,

du hast mich kein bisschen gelangweilt

Ich danke dir für deine ausführliche Antwort und die Zeit, die du dafür sicher aufwenden musstest! Ich denke, dass sie mir hilft, mich selbst ein Stück klarer zu sehen und weiterzuentwickeln
Leider muss ich zugeben, dass ich - wie in vielen anderen Lebensbereichen - im tiefsten Inneren wohl auch auf die Anerkennung anderer aus bin. Das Verrückte ist, dass ich mich dabei oft für besser als andere halte, zeitgleich aber meine, nicht gut genug zu sein. Manchmal denke ich so bei mir, dass ich doch eigentlich ein Fall für den Psychologen bin

Tausend Dank für deinen Kommentar!


Gruß,
Laie
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Alt 08.02.2017, 12:25   #7
Erich Kykal
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Hi Laie!

Auch diesen Gedanken teile ich mit dir!

Natürlich sind wir auf anderer Anerkennung aus! Wer das Gegenteil behauptet, lügt - oder hat gravierende soziale Defizite! Lob hört jeder gerne - man darf nur nie den Fehler machen, es zu wichtig zu nehmen und das Gewicht des eigenen Egos davon abhängig zu machen! Wer das tut, verträgt im Gegenzug dann auch absolut keine Kritik mehr, weil er auch diese sogleich persönlich nimmt und als böswillige Kränkung empfindet.

Dass wir uns gerne als (zumindest etwas) besser halten als die meisten anderen, schmeichelt unserem Ego und stützt das (meist) fragile Selbstwertgefühl, zudem gefällt einem das eigene Werk schon mal zumindest stilistisch besser als das der meisten anderen, weil es uns eben am ehesten entspricht, so wie wir es schrieben. Die soziale Übereinkunft gebietet allerdings, uns bescheiden zu zeigen und so zu tun, als empfänden wir uns als weniger gut als wir von uns glauben, um andere nicht zu brüskieren oder als Angeber dazustehen. Man könnte das als berechnende Manipulation auslegen, wenn man hier böse Absicht zugrunde legen will. Ich kann von mir allerdings ehrlich behaupten, dass dies von meiner Seite her nicht der Fall ist. Es ist einfach ein Gebot der Höflichkeit für ein reibungsloses und demokratisches Miteinander, in dem sich ein jeder gleichermaßen wertgeschätzt fühlen darf, solange er diese ungeschriebenen Gesetze der sozialen Interaktion befolgt.

Andererseits haben wir unsere lyrischen Ansprüche und himmelhohen Zeile (bei mir ist es Rilke, den je zu erreichen ich niemals zu hoffen wagte), und an denen bemessen erscheint uns unser eigenes Schaffen - vielleicht gerade weil es uns so nahe steht und wir jeden Fehler, jedes Manko doppelt schwer empfinden - stets als minder und krude im Vergleich zur geheiligten Wortmagie unserer Vorbilder.

Um diesen Widerspruch unter einen Hut zu kriegen, bedarf es keines Psychologen oder Psychiaters! Ein wenig Einkehr, Selbst- und Situationsanalyse und Nachdenken reichen da zumeist aus!
Verrückt ist nichts daran: Alles zutiefst menschlich - und daher unlogisch!

LG, eKy
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (08.02.2017 um 13:09 Uhr)
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Alt 08.02.2017, 13:03   #8
Laie
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Hallo eKy,

Verständnis, Trost und Rat in einer Antwort. Ich danke für deine wirklich weisen Worte


Gruß,
Laie
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Alt 08.02.2017, 19:27   #9
Kokochanel
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ich schließe mich dem Lob meiner Vorkommentatoren an. Ein höchst gelungenes Werk, lieber Laie.
LG von Koko
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Alt 08.02.2017, 20:42   #10
Dana
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Ist das nicht schön: Ein Laie wird mit Lob überschüttet und hat es verdient.
Ich sagte es schon einmal, Du musst damit leben.

Auch hier kann ich nur schwärmen und inne halten - wunderschön, riesig schön.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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