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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches |
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05.02.2015, 01:53 | #1 |
Gast
Beiträge: n/a
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Die Hure und ihre Kritikrustiker
Wer hat die Lyrik so entarten lassen,
dass sie ins Bett sich legt mit jedermann, von Metrik unbedeckt?! Ist‘s denn zu fassen, dass selbst ein „Bauer“ sie besteigen kann? Wer hat sie ausgezogen, unverhohlen dem Pöbel präsentiert und ihrem Schoß das Glück erhabner Schwängerung gestohlen? Nun liegt sie da, geschändet, reimlos, bloß! ... Doch seht, wie fröhlich sie die Grübchen schürzt! Wie frei ihr Haar von Seit‘ zu Seite schwingt, und ohne Fesseln füllig weht im Reigen, im Tanze derer, die gern gut gewürzt die Suppe haben! Leicht und locker bringt sie ihre Kritikrustiker zum Schweigen. Geändert von wolo von thurland (23.02.2015 um 22:37 Uhr) Grund: Missverständnis mit Thomas bei der Betonung von "jeder Bauer" / Kritik anderswo und über P.N. |
05.02.2015, 11:42 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Lieber wolo,
dein Gedicht ist leider ein Beispiel für die oberflächliche Art der Betrachtung, die meiner Meinung nach mit dafür verantwortlich ist, dass modere Lyrik zu einer elitären Veranstaltung wurde. Es in der Realität eben gerade nicht so, dass "jeder Bauer" etwas damit zu tun haben will. Lyrik gab es bereits vor der Erfindung des Reims, d.h. Lyrik muss keinen Reim haben, aber es muss Lyrik sein, und das sind die meisten der "vom Reim befreiten" "modernen" Texte leider nicht. Liebe Grüße Thomas P.S.: Ich bin nicht der gleichen Meinung wie Erich, aber ich respektiere seine Meinung und haben deshalb eine Reihe seiner Gedichte mit Gewinn gelesen.
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller Geändert von Thomas (05.02.2015 um 13:39 Uhr) |
05.02.2015, 23:28 | #3 |
Gast
Beiträge: n/a
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Lieber Thomas
Ich habe mir inzwischen einen Überblick verschafft über die Gedichte von Ralf Schauerhammer. Das hat einen sehr zwiespältigen Eindruck davon ergeben, was dieser Experte unter "Lyrik" versteht. Genauso zwiespältig wirkt auf mich dein Statement hier zu den "modernen Texten". Übrigens setzt du wie Erich Kykal "moderne" in Anführungszeichen, was zusätzlich mehr verschleiert, was dein Untersuchungs-Objekt denn ist. Richtig liegst du, wenn du dieses mein satirisches Machwerk im Zusammenhang mit Erich Kykals "modernem Sonett" betrachtest. Anders ist es nicht zu verstehen. Falsch liegst du, wenn du mir unterstellst, ich würde Erich Kykal keine Meinung zugestehen, sein Recht auf diese nicht respektieren. Wenn ein Mann, der sich offensichtlich zu jenen zählt, welche deine Forderung "aber es muss Lyrik sein" erfüllen, einen respektlosen Rundumschlag gegen die Lyrik der Moderne verfasst, der in Inhalt und Stil weder seinen toten Vorbildern noch den anerkannten Vertretern der Moderne das Wasser reichen kann,... ...dann muss es erlaubt sein, mit gleichen "respektlosen" Mitteln faule Tomaten mit faulen Tomaten zu vergelten. Wenn ich mich in einem Gedicht über gewisse Stilmittel von Schiller oder Hölderlin lustig mache (von unten herauf, nicht von oben herab, notabene), muss ich auch gewärtigen, dass mir einer vorrechnet, wie schäbig mein Werk gegenüber dem der beiden wirkt. Deine Einschätzung, mein Gedicht sei ein Beispiel für oberflächliche Betrachtung fällt nicht auf meinen, sondern auf den parodierten Text. Es geht hier um die Lyrikbetrachtung eines andern, den du ohne Mühe erraten hast, nicht um die meine! Ich danke dir, wenn du diese paar Anmerkungen noch zur Kenntnis genommen hast. Gruss wolo |
06.02.2015, 09:53 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Lieber wolo,
der Begriff "moderne Lyrik" ist ein stehender Begriff und kann deshalb in Abführungszeichen gesetzt werden. Was ich sage ist nicht zwiespältig, wenn es dir so erscheint, so liegt das wahrscheinlich an dem, was ich im Kommentar zu deiner Herangehensweise sagte. Wir alle hier im Forum sind keine großen Dichter sondern machen es aus Freude an der Sache. Das ist ok. Wo ist das also Problem? Ich habe das versucht in meinem Gedicht "Miss Amerika" auszudrücken. Was mich schmerzt, ist das kulturelle Versagen der Poesie (und der Kunst), welche sich entbehrlich macht, indem sie ihre gesellschaftliche Rolle leugnet. Die Menschen suchen dann verzweifelt nach politischen Lösungen, die es nicht gibt, Lösungen, welche die Kunst hätte anbieten müssen. Es geht eben nicht nur um Grübchen und ungebundene Haare, sondern um das, was Percy Bysshe Shelley in "A Defence of Poetry" beschreibt, oder Schiller in "Die Künstler". Wenn man das als idealistische Spinnerei verunglimpft, macht man halt hübsche Dinge, die irrelevant sind. Vor diesem Hintergrund frage ich mich, warum du dich über Erich ereiferst. Liebe Grüße Thomas P.S.: "Poets have been challenged to resign the civic crown to reasoners and mechanists, on another plea. It is admitted that the exercise of the imagination is most delightful, but it is alleged that that of reason is more useful... Whilst the mechanist abridges, and the political economist combines, labour, let them beware that their speculations, for want of correspondence with those first principles which belong to the imagination, do not tend,… to exasperate at once the extremes of luxury and want. They have exemplified the saying, 'To him that hath, more shall be given; and from him that hath not, the little that he hath shall be taken away.' The rich have become richer and the poor have become poorer; and the vessel of the state is driven between the Scylla and Charybdis of anarchy and despotism. Such are the effects which must ever flow from an unmitigated exercise of the calculating faculty…" (Aus Shelley "Defence". Vor etwa 200 Jahre geschrieben)
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
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