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16.10.2012, 13:27 | #1 |
Schüttelgreis
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
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Über das Sonett
Infolge einer jüngst verlornen Wette
soll als Sonett ich das Sonett besingen. Nicht leicht ist‘s, Reime in die Form zu bringen, Petrarca legt den Dichter an die Kette: »Fünfhebig«, sagt er, »deine Jamben glätte, dass zwei Quartette schön im Gleichklang schwingen. Kadenzen haben feminin zu klingen. Nur so entstehen klassische Sonette. Nach den Quartetten folgen zwei Terzette. Sechs Zeilen gilt es, dazu noch zu drechseln, die kunstvoll sich zu dem Sonette runden. Die Reime können mannigfaltig wechseln. So greife, Dichter, kühn in die Palette. Es möge dein Sonett dem Leser munden.« |
16.10.2012, 17:55 | #2 | |
ADäquat
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
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. © auf alle meine Texte
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17.10.2012, 21:27 | #3 |
Schüttelgreis
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
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Vielen Dank, chavali, fürs Lesen und Kommentieren. Es freut mich, dass dir mein Sonett über das Sonett gefallen hat. Ich bin ja eigentlich kein Sonettdichter, vor allem nicht mit allzu ernstem Inhalt. Vor kurzem habe ich bei einer Lesung mit Gedichten von Eduard Mörike sein Sonett "An die Geliebte" vorgetragen. Das gehört für mich zu den schönsten, die ich kenne.
LG Fridolin Geändert von Friedhelm Götz (17.10.2012 um 21:30 Uhr) |
11.05.2014, 13:53 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 21.03.2009
Ort: Im hohen Norden
Beiträge: 431
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Hallo Fridolin,
ich habe nun schon einige Sonette über das Sonett gelesen, so dass deines sicherlich keine neue Idee ist. Aber die Umsetzung, sowie die Gestaltung und die Sprachführung sind m. M. n. sehr gelungen ausgefallen. Es gibt eigentlich nicht viel, was man deinen Zeilen noch hinzufügen möchte oder könnte, außer vielleicht die inhaltlichen Apekte, die zu einem Sonett gehören sollten. Da du aber ausschließlich beschreibend bei der äußeren Form bleibst und die inhaltlichen Kriterien mit den darin enthaltenen Aussagen erfüllst, durfte ich heute ein sehr schönes, formvollendetes Sonett genießen. Herzliche Inselgrüße Narvik
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Nur der fröhliche Mensch allein ist fähig, Wohlgefallen am Guten zu finden. (Kant) |
16.05.2014, 23:34 | #5 |
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.912
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Moin Fridolin,
normalerweise ist es schlecht, eine Wette zu verlieren, doch wenn der Einsatz sinnvoll ist und dann so toll umgesetzt wird, dann nimmst du mir hoffentlich nicht übel, wenn ich schreibe, es ist gut, dass du diese Wette verloren hast. Tja, die fünfhebigen Jamben, wie man sieht, schweben hier im Einklang, die Kadenzen sind weiblich, die Quartette und die Terzette sind so, wie beschrieben, dem Petrarca ist Genüge getan und mir, dem Leser hat's auch gemundet. Was will man mehr? Das ist ein gelungenes und schönes Sonett, dass ich gerne gelesen und kommentiert habe... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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18.05.2014, 12:14 | #6 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Fridolin!
Dafür, dass du "normalerwiese kein Sonettdichter" bist, ist dieses Werk überaus gelungen und machte jedem Meister dieser Kunst Ehre! Vielleicht solltest du hierzu umsatteln, wenn du die Schüttelreime dereinst über haben solltest... - und das meine ich zum unbestreitbaren Gewinn der lyrischen Kunst durchaus in vollem Ernste!! Sehr gern gelesen und bewundert! Du hast mich sogar zu ebensolchem inspiriert: Ich habe sogleich ebenfalls ein Sonett über das Sonett gedichtet, auch wenn meine Version rein empathisch orientiert ist, die Wirkung auf die Seele beschreibt anstatt der sprachtechnischen Vorgaben: Das Sonett Wenn zart durch deine Sinne Worte gleiten, in Düften schwingen, die Berührung tragen, wenn vierzehn Zeilen tausend Worte sagen, die Lust und Weh in einem Satz bereiten, wenn sich vor deinem Geiste Bilder breiten in schweren Rahmen wie aus alten Tagen, wenn Kleinigkeiten große Gesten wagen, die unbewusste Schwellen überschreiten, wenn Augen sich in neue Farben weiten, die kaum ein Sterblicher zuvor erkannte, und eine Seele, die in Zweifeln brannte, aus unlösbaren Widersprüchlichkeiten zurück sich findet in das Anverwandte - Das ist Sonett, die Wiege der Gezeiten! Vielen Dank für deine Inspiration bezüglich dieser Thematik! Ich werde dieses dir zu verdankende erfreuliche Ergebnis auch als eigenes Thema in die Foren stellen. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (18.05.2014 um 12:56 Uhr) |
18.05.2014, 16:45 | #7 |
Schüttelgreis
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
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Hallo allerseits,
zu meiner Überraschung hast Narvik diesen schon etwas betagten Sonettversuch aufgespürt. Nachdem ich dafür vor bald zwei Jahren andernorts rüde abgewatscht wurde – Tenor: Die Form allein, das Aufzählen und Beschreiben simpler Abläufe, machen dieses Gedicht zu einem sehr trockenen; das Lesen einer Speisekarte ist mit Sicherheit spannender und interessanter –, bin ich nun umso erstaunter über die Zustimmung, die meine Verse hier erfahren. Dass ich Erich damit zu einem eigenen Sonett inspirieren konnte, ist mir natürlich eine große Ehre. Seiner Anregung, die Schüttelei zugunsten der Sonettdichtung aufzugeben, kann ich allerdings so rasch nicht entsprechen, nachdem ein Verleger Interesse an meinen Schüttelreimen bekundet hat. Ich habe zwar inzwischen meinen Gedichtband „Serviettengedichte“ um ein umfangreiches Kapitel mit Schüttelreimen erweitert, aber für einen extra Band müsste ich schon noch etliche Seiten zusätzlich füllen. Was Sonette angeht, bin ich in einem Zwiespalt. Einerseits möchte ich gern, andrerseits fühle ich ein Unvermögen, einen inneren Widerstand, mich dem Zwang einer mir rigide und zopfig erscheinenden Gedichtform zu unterwerfen. Vor diesem Hintergrund und mir mehrfach begegneten überheblichen Haltung sog. Sonettisten, sind Anti- oder Frustsonette zu sehen, die ich als Reaktion darauf gedichtet habe. Herzlichen Dank für eure Kommentare. Liebe Grüße Fridolin |
19.05.2014, 19:13 | #8 | |||||
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.912
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Hi Fridolin,
ich zitiere dich mal vorweg: Zitat:
Der ist gefangen in seiner ganz persönlichen Vorstellung von einem Sonett und nicht in der Lage, über seinen eigenen Horizont zu schauen. Die äußerlichen Kriterien erfüllt dein Sonett auf jeden Fall, das lässt er durchblicken. Jetzt werden Allgemeinplätze bemüht, wie das Aufzählen, das Beschreiben, simple Abläufe, ohne einen entsprechenden Beleg. Die nächste Aussage ist rein subjektiv, er findet das Gedicht, nicht das Sonett, sehr trocken. Die Speisekarte ist zwar auf die letzte Zeile gemünzt, doch diese Aussage ist einfach nur frech und der Wille, dem Autor eins auswischen zu wollen, ist darin klar erkennbar. Weißt du was dieser Kommentator war, ohne ihn zu kennen? Das war ein Neidhammel und er wollte dir nicht zugestehen, ein schönes Sonett geschrieben zu haben. Ich empfehle dem unbekannten Kommentator dringend die Lektüre "Deutsche Sonette" aus dem Reclam Verlag, Herausgeber Hartmut Kircher, Universal-Bibliothek 9934 [6]. Das ist leider nur noch gebraucht zu bekommen. Kircher führt dort durch eine Zeitreise der deutschen Sonettkunst, von ihren Anfängen bis in seine Gegenwart (die Ausgabe ist von 1979). Da findet sich fast jedes Thema und die unterschiedlichsten Formen und Variationen. In seinem sachverständigen Nachwort hat er seine Auswahl begründet und sehr schön dargelegt, wie das Sonett zustande kam und wie es sich bis heute entwickelt hat. Wenn er das alles gelesen hat, soll er dir noch einmal begründen, warum er dein Sonett nicht als solches anerkennen will. Und jetzt kommt meine ausführliche Kritik zu diesem Text: Zitat:
Es folgt die Einsicht, dass das nicht so ganz leicht werden wird, denn der alte Meister hat hohe Standards angelegt, die es einzuhalten gilt. Zitat:
Zitat:
Zitat:
Zum Ende wünscht der Meister, dass es dem Dichter gelingen möge, seinen Lesern sein Sonett schmackhaft zu machen. Fazit: Die Idee ist stimmig und gut. Von der Einleitung bis zum Abschluss gibt es einen durchgängigen, roten Faden, dem man durch den Text folgen kann und der äußere Aufbau stimmt auch. Es gibt dazu zwar Beschreibungen, aber keine simplen, denn hier werden schließlich bestimmte Regeln verdichtet. Das ist also ein Sonett. Kein weltbewegendes, aber ein solides und gut durchdachtes, mit Schmunzeleffekt. Und ganz sicher mehr Sonett, als viele meiner eigenen, weil ich als Fetischist diese Form so gerne für alle möglichen und unmöglichen Zwecke missbrauche. Das Sonett war ursprünglich ein "Klinggedicht" und selbst dieses Kriterium erfüllt deines, denn es schwingt und klingt. Und hier käme dann mein einziger Kritikpunkt, der mir jetzt auch erlaubt sei, denn der weit auseinanderstehende Reim "Terzette" / "Palette" in den Terzetten funktioniert nicht mehr ganz so gut, weil er durch drei Zeilen und zwei Reime getrennt wird. Das ist etwas unglücklich gewählt. Aber auch das ist subjektiv und hat meinen Spaß an der Rezension nicht wirklich getrübt. Nochmals gerne gelesen und besprochen... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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19.05.2014, 20:40 | #9 |
Schüttelgreis
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
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Lieber Falderwald,
da hast du dich ja sehr eingehend mit meinem Sonettversuch beschäftigt. Für mich erstaunlich, dass deine Analyse Zusammenhänge aufzeigt, auf die ich damals gar nicht geachtet hatte. Das Buch von Kircher hab ich schon antiquarisch bestellt; vielen Dank für den Hinweis. Liebe Grüße Friedhelm |
19.05.2014, 21:04 | #10 |
Lyrische Emotion
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.912
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Moin Fridolin,
so etwas nennt man konstruktive Kritik. Mit böser Absicht und ein wenig Geschick kann man jeden Text zerreißen. Wenn ich etwas negativ zu kritisieren habe, dann benenne ich es beim Namen und versuche es zu begründen, anstatt mich in Allgemeinplätzen zu verlieren. Man kann sich nicht mit jedem Gedicht so auseinandersetzen, das ist schon klar, aber dann darf man auch nicht vorschnell urteilen und etwas schlecht reden, was vielleicht gar nicht schlecht ist. Mir gefällt's. Punkt. Liebe Grüße Falderwald
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