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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 02.06.2015, 19:01   #1
Chavali
ADäquat
 
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Sommervogel Der Spiegel



...ein kleiner Koffer voll Erinnerungen?
Er liegt verstaubt auf einem alten Schrank.
Wahrscheinlich sind die Messen schon gesungen.

Dass ich nicht weiß, was drin ist, macht mich krank!
Geheimnisvolle Schrift ist auf dem Deckel,
ich nehm ihn mit zu meiner Gartenbank.

Erwartet mich ein dunkles Menetekel?
Ich öffne voller Spannung alle Riegel:
und vor mir liegt halb blind im weißen Säckel:

Ein Brief von meiner Mutter und ein Spiegel.





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Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

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Geändert von Chavali (03.06.2015 um 20:56 Uhr)
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Alt 02.06.2015, 20:35   #2
ginTon
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Hi chavilein,

na das freut mich, endlich wieder ein Gedicht von chavi. Und dann noch
eine wunderbare Terzine, sehr schön...

Jetzt musste ich glatt nochmal schnell schauen wo es gepostet wurde,
ja stimmt, nachdenkliche Zeilen transportiert es. Es hört sich fast wie ein
nicht ausgesagter Zwiespalt an oder es transportiert Gefühle, deren Aus-
sage in die Richtung gehen, jemanden nicht richtig gekannt zu haben.

Menetekel musste ich dann erst mal nachschlagen, Unheil, in Verbindung
mit den anderen Zeilen entstehen durchaus zwiespältige Zeilen.

Der ganze Text endet mit einem Spiegel, der vermutlich aussagt: Schau
in den Spiegel und du weißt wer du bist ... oder, schau in den Spiegel und
du siehst mich. Wie auch immer, es bleibt offen und der Leser kann sich
inhaltlich seine eigene Geschichte weben, gefällt mir...

Formal finde ich den Text auch gelungen. Die unreinen Reime der letzten
Zeilen sowie die eine Waise (Menetekel) unterstreichen den Inhalt. Es liest
sich vor allen Dingen sehr gut, meine Meinung, Mir gefällts...

liebe Grüße gin
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Ich fühle, also bin ich!

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)

Geändert von ginTon (02.06.2015 um 20:37 Uhr)
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Alt 02.06.2015, 21:05   #3
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Beiträge: 9.912
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Hi Chavi,

das finde ich sehr gelungen, ein schöner Einstand ist das.

Geschickt kommt die Einleitung mit drei Punkten daher, sie ziehen den Leser sogleich ins Geschehen und wecken seine Neugier.
Da wird ein kleiner Koffer gefunden und es drängen sich sofort Fragen und Vermutungen auf, was es damit auf sich hat.
Sehr schön auch die Metapher mit den "letzten Messen", die das Alter des Koffers ahnen lassen, dessen Besitzer wohl schon längst das Zeitliche gesegnet haben.
Auch die Aufregung des Protagonisten verstärkt die Neugier, jetzt will man auch wissen, was drin ist.

Ich finde das kurz und knackig und auf den Punkt gebracht.

Die Auflösung mit dem Erhalt des Briefes und eines Spiegels von der Mutter ist ein sehr schönes Bild. Dort leben noch einmal die Gedanken einer verstorbenen Person auf und ihr Spiegel, in dem sie sich einst betrachtete, was der Protagonist nun auch tun kann.

Das einzige, was ich mich frage, warum es ein "blaues" Menetekel sein soll?
Menetekel bedeutet doch geheimnisvolles Anzeichen eines drohenden Unheils oder Warnung.
Wäre da nicht vielleicht "dunkles, tristes, trübes oder sogar stilles" Menetekel angebrachter?

Sonst gibt es nichts zu meckern, auch die "unreinen" Reime funktionieren meiner Meinung nach gut.


Gern gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 02.06.2015, 21:26   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Chavi!

Mir verbleibt nur, mich den Vorkommentatoren vollinhaltlich anzuschließen: Ein sehr gelungener Text!

Erst wusste ich mit den "schon gelesenen Messen" nichts anzufangen, dachte eher daran, dass die Mutter des LyrIch kürzlich verstorben sei und es nun diesen Koffer, der jener Mutter gehörte, öffnet ...

Aber Faldis Sicht überzeugt mich. Zum "blauen Menetekel": Vielleicht ist der Koffer blau - und dies wurde zuvor nicht erwähnt und eingeführt, was zu derlei Verwirrung führen kann. Man könnte dieses Detail zB noch in den Titel einflechten:

"Der Spiegel im blauen Koffer" - oder so ...

Sehr gern gelesen - und sonst nix zu meckern!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 03.06.2015, 20:55   #5
Chavali
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Hi ginnie,

ja, Menetekel ist wohl nicht besonders passend gelungen - obwohl, es hätte ja durchaus etwas Unangenehmes
im Koffer sein können...

Du hast eine schöne Interpretation zu meinem Text geliefert, so hatte ich mir das vorgestellt.
Zitat:
na das freut mich, endlich wieder ein Gedicht von chavi. Und dann noch
eine wunderbare Terzine, sehr schön...
Jaaa! Danke dir!


Hi Faldi,
Zitat:
das finde ich sehr gelungen, ein schöner Einstand ist das.
auch dein Kommi freut mich sehr, vor allem, da ich in den letzten Wochen, ja fast Monaten schon,
unter Kreativlosigkeit leide

Du hast auch sehr schön und passend erkannt, was es mit dem Koffer und dem Spiegel auf sich hat.
Das hat mir sehr gefallen!

Dass das Menetekel blau sein soll, kommt mir heute auch seltsam vor
Ich werde es ändern, du und auch Erich
habt ja schöne Alternativen vorgeschlagen.

Auch dir lieben Dank!


Servus, Erich,
Zitat:
Mir verbleibt nur, mich den Vorkommentatoren vollinhaltlich anzuschließen: Ein sehr gelungener Text!
auch dein Feedback freut mich sehr! Danke!


Liebe Grüße euch Dreien,
Chavi





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*
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Alt 08.06.2015, 20:05   #6
Dana
Slawische Seele
 
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Liebe Chavali,

bei diesem Werk kann ich mich nicht 'raushalten. (Du weißt, was ich meine.)

Beeindruckend gut und wunderbar verdichtet. Der Leser verliert keinen Gedanken daran, zu erfahren was der Brief beinhaltet. Die Antwort spiegelt sich für ihn im eigenen Verhältnis zur Mutter.
Ein sehr intensives Gedicht. Es berührt und rührt an - es genügt sich selbst im Nachhall und bedarf keiner Klärung.
Bin sehr angetan und voll des Lobes.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 10.06.2015, 17:22   #7
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Liebe Chavali :)

Es ist schön wieder etwas von dir zu lesen

Und es ist auch immer spannend zurück in die Vergangenheit zu schauen. Ein Koffer von der Mutter, den man schon längst vergessen hatte, oder von dem man nichts wußte birgt Geheimnisse. Als ich dein Gedicht das erste Mal gelesen habe wollte ich unbedingt wissen WAS im Koffer ist, und du schreibst: Der Spiegel. Ist es auch vielleicht ein Stück Vergangenheit von einem selbst?
Sicher!
Dein Gedicht regt zum Nachdenken an und macht neugierig.

Sehr gerne gelesen und nach Koffer suchend
sy
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Alt 11.06.2015, 02:10   #8
Claudi
Senf-Ei
 
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
Standard

Hi Chavi,

die Aufgabe hast Du m.E. gut gelöst. Ich habe nur noch zwei Kleinigkeiten anzumerken. Die erste ist vermutlich Geschmackssache. Das "blaue Menetekel" passte für mich in Anlehnung an "blaues Wunder" noch besser als das dunkle, das jetzt fast doppelt gemoppelt ist. Allerdings finde ich, dass das wunderbar geheimnisvolle Wort durch ein Adjektiv nur unnötig geschwächt wird. Ich würde das vermeiden, z.B. etwa:

Wer weiß, erwartet mich ein Menetekel?


Die zweite Sache ist der Bezug von "halb blind", der zwar für den Spiegel, aber nicht für den Brief stimmig ist. Dafür habe ich noch keine Lösung im Kopf, aber ich überlege nochmal. Auf jeden Fall habe ich Deine Terzinen gerne gelesen.


Liebe Grüße
Claudi
__________________
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Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.
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Alt 19.06.2015, 22:15   #9
wüstenvogel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 30.08.2011
Ort: Wetzlar/Hessen
Beiträge: 446
Standard Der Spiegel

Hallo Chavali,

sehr gerne habe ich mit dir im Koffer gekramt.

Jetzt wüsste ich natürlich zu gern, was im diesem Brief stand ....

Liebe Grüße

wüstenvogel
wüstenvogel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.10.2015, 23:03   #10
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
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Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
Standard

Liebe Dana,
Zitat:
Beeindruckend gut und wunderbar verdichtet. Der Leser verliert keinen Gedanken daran, zu erfahren was der Brief beinhaltet. Die Antwort spiegelt sich für ihn im eigenen Verhältnis zur Mutter.
Ein sehr intensives Gedicht. Es berührt und rührt an - es genügt sich selbst im Nachhall und bedarf keiner Klärung.
Bin sehr angetan und voll des Lobes.
Was für ein schönes Lob und wunderbares Verständnis
Ich danke dir!

Liebe sy,
Zitat:
Und es ist auch immer spannend zurück in die Vergangenheit zu schauen. Ein Koffer von der Mutter, den man schon längst vergessen hatte, oder von dem man nichts wußte birgt Geheimnisse. Als ich dein Gedicht das erste Mal gelesen habe wollte ich unbedingt wissen WAS im Koffer ist, und du schreibst: Der Spiegel. Ist es auch vielleicht ein Stück Vergangenheit von einem selbst?
Sicher!
auch du machst mich sehr froh mit deinem Feedback. Ganz lieben Dank

Hi Claudi,
Zitat:
Ich habe nur noch zwei Kleinigkeiten anzumerken. Die erste ist vermutlich Geschmackssache. Das "blaue Menetekel" passte für mich in Anlehnung an "blaues Wunder" noch besser als das dunkle, das jetzt fast doppelt gemoppelt ist. Allerdings finde ich, dass das wunderbar geheimnisvolle Wort durch ein Adjektiv nur unnötig geschwächt wird. Ich würde das vermeiden, z.B. etwa:

Wer weiß, erwartet mich ein Menetekel?
eine durchaus nachdenkenswerte Idee. Ich werde mal schauen...
Zitat:
Die zweite Sache ist der Bezug von "halb blind", der zwar für den Spiegel, aber nicht für den Brief stimmig ist.
auch hier stimme ich dir zu - einfach deshalb, weil ich kein Gegenargument habe
Danke dir!

Hi neugiervogel
Zitat:
sehr gerne habe ich mit dir im Koffer gekramt.

Jetzt wüsste ich natürlich zu gern, was im diesem Brief stand ....
nix is. Das bleibt mein Geheimnis
Herzlichen Dank!


Euch allen liebe Grüße!
Chavali




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Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
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