30.01.2013, 18:27 | #1 |
TENEBRAE
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Opferlamm
Der zage Gang gibt unschwer zu erkennen:
So wie ein menschenscheues, zartes Reh wird er beim ersten Laut ins Dunkel rennen, denn fremder Wille tut ihm schrecklich weh. Brennt grellen Lichtern gleich in seinen Augen, egal, wie tief er auch zu Boden sieht, und was er sagen mag, es wird nicht taugen, um zu verhindern, was ihm dann geschieht. Den weichen Leib hinweggekrümmt vom harten, verächtlich hämischen und kalten Lachen vergeblich hoffend, dass die Blassen, Zarten der Welt entgehen, wenn sie klein sich machen. Und aufgespießt an tausend Geiferblicken wie ein noch krabbeln wollendes Insekt wird er zu allem, was sie denken, nicken - der Stiefel wird nicht treten, den er leckt. Was können so Gebeugte je erreichen, die niemals offen sich zu wehren wagten? Sie werden lautlos durch ein Leben schleichen, in das sie niemals eigenmächtig ragten. Sie werden von den Starken nicht geachtet, man heißt sie Feigling, Wurmgemüt, Gelichter. Nur mancher wird vom Leben nicht umnachtet, und einer ist vielleicht sogar - ein Dichter...
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (24.08.2019 um 22:25 Uhr) |
30.01.2013, 19:07 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Erich,
ich bin ganz stolz, dass ich es endlich einmal bin, der die Rechtschreibung bei dir korrigieren kann (und nicht wie schon so viele, viele Male umgekehrt). In der vierten Strophe muss es wohl "schlagen" mit "l" heißen. In der letzten Strophe stört mich das Bild des Schleifens etwas, weil du zuvor lauter Bilder aus dem Reich des Lebendigen wählst und es auch logisch etwas seltsam erscheint, wenn Weiches geschliffen wird. Ich habe eine wilde Ersatz-Idee bekommen, von der ich natürlich nicht weiß, ob Sie in etwa das ausdrückt was du sagen willst. Ihr Handeln können Starke kaum verstehen, man heißt sie Feigling, Wurmgemüt, Gelichter. Doch das gelobte Lande wird mancher sehen, und einer - ist vielleicht sogar ein Dichter... Insgesamt ein sehr nachdenklich stimmendes, und leider sehr wahres Gedicht. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
30.01.2013, 19:36 | #3 |
TENEBRAE
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Hi, Thomas!
Ein Vertipperle, eine Schlampigkeit... schäm... Mit dem "geschliffen" muss ich dir ebenfalls recht geben - ich dachte an einen ungeschliffenen Diamanten, aber im Gedicht kommt das nicht vor, und der Umschwung vom Weichen zum Diamantharten ist gar zu jäh. Hab's - hoffentlich passabel - umgeschrieben! Vielen Dank! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
30.01.2013, 20:26 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hi Erich,
finde ich viel besser, auch die Verschiebung der Pause in der Schlusszeile! Liebe Grüße Thomas
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01.02.2013, 13:37 | #5 |
TENEBRAE
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Auch mir gefällt es jetzt besser! Danke nochmal für's Bemerken!
LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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