12.03.2014, 18:12 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Der Wahrheitsbaum
Der Wahrheitsbaum
In seinem Walde steht der Wahrheitsbaum, umgeben rings von Buchen, Tannen, Eichen. Nach Wahrheit gräbt er tief in Erdenreichen, nach oben reckt er sich und schafft sich Raum. Der Boden, nein, enthält die Wahrheit kaum, der Baum kann seine Ziele nicht erreichen. Zwar trifft er Schemen, die der Wahrheit gleichen, doch reine Wahrheit bleibt für ihn ein Traum. Vergeblich will der Baum die Sonne greifen, er lässt, was er für wahr hält, fruchtig reifen. Zur Sonne wachsen diese Früchte nicht. Die Blätter fangen an, weithin zu schweifen und segeln langsam ihre großen Schleifen. Die Sonne taucht den Baum in goldnes Licht.
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12.03.2014, 20:24 | #2 |
ADäquat
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Hallo poetix,
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12.03.2014, 20:45 | #3 | |
Slawische Seele
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Hallo poetix,
mich hat dein Sonett ebenfalls angesprochen - die Suche nach Wahrheit (oder Antwort) in sehr sinnigen Metaphern. Nach dem Lesen kommen einem sofort die "bekannten" Zitate: "Ich weiß, dass ich nichts weiß" oder "Das Leben ist gar nicht so, es ist ganz anders." Das Besondere an deinem Sonett ist für mich eine versteckte Antwort: Zitat:
Die Welt, das Universum sind zu groß für uns. Wir sind nicht einmal unter der größten Sonne - also immer noch fern der Wahrheit von der Wahrheit. Dabei ist es nur eine erdachte Unterstellung, dass es eine Wahrheit geben muss. (Ganz schön unmöglich das Ganze und doch lebendiger Traum.) Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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12.03.2014, 20:50 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hi poetix..
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© Bilder by ginton Ich fühle, also bin ich! Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi) nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
Geändert von ginTon (12.03.2014 um 20:57 Uhr) |
13.03.2014, 08:58 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Chavali,
danke für deinen Kommentar. Zu deiner Frage: Es ist der Wald, in dem der Wahrheitsbaum steht, insofern sein Heimatort, aber auch der Wald, den er vor lauter Bäumen nicht sieht. Das Possesivpronomen bezieht sich zwar schon auf den Baum, bezeichnet aber in diesem Fall keinen materiellen Besitz, eher eine Art Zugehörigkeitsgefühl. Viele Grüße poetix Hallo Dana, auch dir besten Dank für deine Antwort. Ja, das ist ein ganz zentraler Punkt für mich gewesen: Man kann die absolute Wahrheit nicht finden (gibt es sie überhaupt?). Aber man sucht nach ihr, will über sie zu Höherem gelangen. Trotz des notwendigen Scheiterns kann man schließlich zu innerem Frieden gelangen. Danke fürs Nachspüren. Viele Grüße poetix Hallo ginTon, auch dir ein Dankeschön für deine Rückmeldung. Es hilft schon sehr zu sehen, wie ein Text ankommt. Das mit dem Lebensbaum ist nicht ganz, was ich gemeint hatte, aber es stimmt natürlich, dass sich das Ganze in unserem menschlichen Leben abspielt. Die anderen Bäume: Sind sie anders? Das kommt hier nicht heraus. Sie sind hier die Kulisse: Man sieht den Wald vor Bäumen nicht. Und die Sonne: Das ist das Höhere, nach dem er letzlich strebt. Der Baum ist natürlich ein Symbol und es trifft sich gut, dass auch reale Bäume nach der Sonne streben. Viele Grüße poetix
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