13.01.2015, 23:44 | #1 |
Neuer Eiland-Dichter
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Beiträge: 20
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Einst...
Einst... Wenn ich einst mich schlafen leg und verfange mich im ewig' Traum musst allein gehn unsern Weg rast' an einem Zwillingseichenbaum setze dich und höre zu leg' dich nieder dort im weichen Gras in mein Traumland wanderst du -weisst, dass nie ich wirklich dich verlass' Hand in Hand mit meiner Seel' niemals einsam gehst du durch die Welt Blätter raunen dir im Wind was vor Zeiten schon mein Herz erzählt': Deine Lieb' - stets mein Mantel deine Wärme immerdar mein Licht dein Herz ist mein Zuhause Schatten hatten nie mehr ein Gewicht leis' in zärtlicher Weise wispernd -so erzählt dir das Geäst: Meine Lieb' umschlingt dich noch trägt und hält auf ewiglich dich fest - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Das Geheimnis des Könnens liegt (nicht immer nur) im Wollen © auf alle meine Texte Geändert von Ann (14.01.2015 um 16:04 Uhr) |
14.01.2015, 03:50 | #2 |
Kiwifrüchtchen
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Beiträge: 945
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Kia ora Ann,
willkommen auf der Insel der Dichter, Denker und ewig Träumenden. Mit Deinem romantischen Text qualifizierst Du Dich vorab gleich mal für die letztere Kategorie. Ein sehr inniges kleines Werk, das mich anspricht. Das Potential ist vorhanden, mit etwas Feinschliff könnte es zu einem Nugget werden. Ich bin so frei und zeig Dir mal einiges auf, was mM nach verfeinert werden könnte/ sollte: Du verwendest eine Menge 'Kürzel', was sprachlich nicht schön ist. lege ewigen gehen unseren raste... Und das alles in nur 1 Strophe. Dabei bleibt die Poesie auf der Strecke und gerade die ist besonders bei diesem Thema und Inhalt ganz wichtig. Hier: Schatten hatten nie mehr ein Gewicht.... hast Du eine Zeitdiskrepanz drinnen. Alles ist in Gegenwart geschrieben, 'hatten' ist Präterium. Und gleich drauf das 'nie mehr' ist Zukunft. 'Hatten nie mehr' geht grammatikalisch nicht. Entweder ists 'hatten nie', oder 'werden nie mehr haben'... Ok... fürs erste genug der Moserei, da ich Deine Ambitionen nicht kenne. Legst Du Wert auf geschmeidige Metrik? Legst Du Wert auf gelungene Reime? Möchtest Du noch ein wenig daran feilen? Falls erwünscht: Hier werden Sie geholfen! HG aus Downunder von Lai
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.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal Geändert von Lailany (14.01.2015 um 03:52 Uhr) |
14.01.2015, 15:25 | #3 |
Neuer Eiland-Dichter
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Beiträge: 20
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Hi Lai!
Zuerst einmal herzlichen Dank, dass Du Dir so viel Zeit für meine Worte genommen hast! Es ist nicht so, dass ich Dir keine Antwort auf Deinen Kommentar geben möchte sondern, dass ich gern noch ein wenig abwarte, was der eine oder andere, der über meinen Text stolpert, dazu sagt ...und nun muss ich mich noch überall durch lesen und mich orientieren - habe ja gerade erst an diesem Nordwind umwehten Eiland angelegt... Lieben Gruß zu Dir in den beginnenden Herbst von Downunder, Ann
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14.01.2015, 18:26 | #4 |
TENEBRAE
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Hi, Ann!
Wie du in deiner Begrüßung schriebst, weißt du selbst ja, dass es deinen Zeilen an Rhythmus und Fluss mangelt. Lass uns herausfinden, woran das liegt. Ich sehe Potential in dir (sonst würde ich mir die Mühe nicht machen). Zuvor ein paar lyrische Grundregeln für "Takt" und "Melodie": Klassische Gedichte (also mit Metrik und Reimen) basieren auf rhythmischer, klangvoller Sprache. Dabei sind folgende Faktoren von Bedeutung: Auftakt: = Zeilenanfang, erste Silbe betont oder unbetont Kadenz: = Zeilenende, männlich (auf einer betonten Silbe endend) oder weiblich (auf einer unbetonten) Hebungszahl: die Anzahl von Hebern (=betonte Silben) pro Zeile sollte entweder gleich bleiben oder zumindest in strengem Rhythmus wechseln. Dasselbe gilt für die Anzahl der Silben pro Zeile. Reimschema: Sollte in allen Strophen gleich bleiben oder ebenfalls rhythmisch wechseln. Betrachten wir nun deine Verse im Hinblick auf diese Fakten: Wenn ich einst mich schlafen leg und verfange mich im ewig' Traum musst allein gehn unsern Weg rast' an einem Zwillingseichenbaum Zeile eins hat einen betonten Auftakt, vier Heber und eine männliche Kadenz. Z2 - betonter Auftakt, FÜNF Heber, männl. Kadenz. Der erste Fehler, hier bricht der Rhythmus. Entweder "im ew'gen Traum" oder "im ewigen Traum". Z3 passt rhythmisch, ist aber umständlich und leicht missverstehbar ("rasten" oder "rasen"?) formuliert. Komma am Zeilenende. Z4 ist wiederum um einen Heber zu lang. Apostrophe sind selten notwendig - diesen hier kann man getrost weglassen, derlei Verkürzungen sind längst normaler Sprachgebrauch. Ich gleiche die Hebungszahlen von S2 und 4 mal zum Vergleich an: Wenn ich einst mich schlafen leg und verfange mich im Traum, geh alleine unsern Weg bis zum Zwillingseichenbaum. ................. setze dich und höre zu leg' dich nieder dort im weichen Gras in mein Traumland wanderst du -weisst, dass nie ich wirklich dich verlass' Z1 ist metrisch okay. Komma am Zeilenende. Z2 und 4 wieder zu lang. Spätestens hier ist erkenntlich, dass diese Überlängen von dir beabsichtigt sind. Allerdings hindern sie den lyrischen Fluss hier eher als dass sie ihn befördern. Ich würde alle Strophen auf gleichbleibend vierhebig umstellen. Z4 ist zudem inversiv konstruiert, was oft gespreizt und gedrechselt wirkt. Derlei sollte man nach Möglichkeit vermeiden. "Gras/verlass" ist kein reiner Reim: Der Vokal "a" ist einmal kurz, einmal lang. Mein Vorschlag: Setze dich und höre zu, leg dich nieder dort im Gras; in mein Traumland wanderst du, fühlst mich dort im Übermaß. ................... Hand in Hand mit meiner Seel' niemals einsam gehst du durch die Welt Blätter raunen dir im Wind was vor Zeiten schon mein Herz erzählt': Wieder zuviele Apostrophe und unnötig komplexe Satzkonstrukte. Einfach, aber klingend - das ist schöne Lyrik! Zudem gibt es hier nur einen (ebenfalls unreinen) Reim bei Z2 und 4. In den Zeilen 1-3 fehlen Kommata am Zeilenende. Seelen, die nicht einsam sind, gehen wir durch diese Welt, all mein Sehnen raunt der Wind, und die Treue wächst im Feld. ......................... Deine Lieb' - stets mein Mantel deine Wärme immerdar mein Licht dein Herz ist mein Zuhause Schatten hatten nie mehr ein Gewicht Z1 - "Lieb" und "stets" sind betonte Silben, dazwischen fehlt eine unbetonte. So etwas nennt man einen Hebungsprall (vergleichsweise einen Senkungsprall, wenn zuviele unbetonte Silben zusammenkommen). Komma am Zeilenende. Z2 - Komma oder Punkt am Zeilenende. Z3 - Komma am Zeilenende. Z4 - ungelenk formuliert. Z1 und 3 haben hier weibliche Kadenzen. Bisher hatten alle Strophen durchgehend männliche. Das wird aber nicht ganz so streng gehandhabt - es fällt bloß auf. Deine Liebe ist mein Segen, deine Wärme ist mein Licht, fürchte so auf fernen Wegen Dunkelheit und Schatten nicht. .................... leis' in zärtlicher Weise wispernd -so erzählt dir das Geäst: Meine Lieb' umschlingt dich noch trägt und hält auf ewiglich dich fest Z1 hat um einen Heber zu wenig, nämlich nur drei. Nur hier eine weibliche Kadenz. Das ist unregelmäßig. Nur Z2 und 4 sind gereimt. Z3 - Komma am Zeilenende. Wie auf zärtlich sanfte Weise wispernd spricht dir das Geäst: Meine Liebe hält dich leise, aber unvergesslich fest. Und hier - zum Vergleich - die bearbeiteten Strophen. Vergleiche lyrischen Duktus, Sprachmelodie und Rhythmus mit dem Original und entscheide selbst, was dir besser gefällt und den Inhalt besser transportiert. Ich hoffe, ich konnte hilfreich sein. Einst... Wenn ich einst mich schlafen leg und verfange mich im Traum, geh alleine unsern Weg bis zum Zwillingseichenbaum. Setze dich und höre zu, leg dich nieder dort im Gras; in mein Traumland wanderst du, fühlst mich dort im Übermaß. Seelen, die nicht einsam sind, gehen wir durch diese Welt, all mein Sehnent raunt der Wind, und die Treue wächst im Feld. Deine Liebe ist mein Segen, deine Wärme ist mein Licht, fürchte so auf fernen Wegen Dunkelheit und Schatten nicht. Wie auf zärtlich sanfte Weise wispernd spricht dir das Geäst: Meine Liebe hält dich leise, aber unvergesslich fest. Gern gelesen und beklugscheißert! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (15.01.2015 um 23:10 Uhr) |
15.01.2015, 02:22 | #5 |
Neuer Eiland-Dichter
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Hallo Eky,
oh Mann! Jetzt fühle ich mich noch kleiner als ich sowieso schon bin... Erstmal Danke, dass Du in meinem Text Potential erkennen kannst und ihn so eingehend begutachtet hast - das richtet mich seelisch etwas auf. Aber um Deine ganzen Ausführungen tatsächlich zu verinnerlichen, braucht es für mich wohl etwas länger ... Meine Festplatte ist schon etwas älteren Semesters und was man vorn auffüllt,kippt hinten wieder über... Aber ich werde versuchen, die 'Haken und Ösen' zu berücksichtigen und zu lernen. Vielen Dank für Deine Kritik -es ehrt mich, dass Du diesen Text gern gelesen hast! Lieben Gruß in Deine Nacht von Ann
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