17.07.2015, 21:36 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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An die Liebe
"Es ist, was es ist,
sagt die Liebe." (Erich Fried) Ohne dich irren wir umher einsam und leer in der Dunkelheit dieser Zeit. Ohne dich gibt es keine Schönheit nur du machst das Leben hell und weit. Du bist das Licht des Lebens ohne dich ist alles vergebens. Es ist das Leben sagt die Liebe. |
19.09.2015, 10:56 | #2 |
Lyrische Emotion
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Moin wüstenvogel,
die Liebe ist grundsätzlich etwas Schönes, ganz unbestritten, aber ich bezweifle, dass sie ein Bestandteil der Natur ist, denn sonst müsste ja vorausgesetzt werden, dass da etwas oder jemand wäre, das/der auch lieben könnte. Die Natur aber ist völlig emotionslos. Sie experimentiert und wenn etwas nicht funktioniert, geht dieses Experiment einfach zugrunde, da steckt auch kein tieferer Sinn dahinter. So musste der Mensch also das Beste aus seiner Situation machen und erfand sich Moral und Liebe. Dem restlichen Universum aber sind diese Eigenschaften völlig egal. Da gibt es weder Mitleid, noch Erbarmen oder gar Liebe, denn es ist rein zweckmäßig aufgebaut, eben so, dass es funktioniert. Auch denke ich nicht, dass die Liebe Voraussetzung für das Leben im Allgemeinen ist, denn wie man sehen kann, funktioniert es außerhalb des Menschen (vielleicht sollte man noch die Primaten und einige Meeressäuger mit einbeziehen) ganz ausgezeichnet ohne diese. Die Liebe konnte sich erst entwickeln, als das Säugetier Mensch ein Bewusstsein entwickelte und sich selbst in seiner Umwelt als Lebewesen entdeckte. Dies und die Fähigkeit zum Mitleid, also das Erkennen des Leids eines anderen, haben so etwas wie Liebe entstehen lassen. Die Liebe ist also eine durchaus positive Eigenschaft, die das Zusammenleben angenehmer machen kann, aber für das Leben an sich eigentlich völlig irrelevant. Eine Bedeutung bekommt sie demnach nur für den Menschen. Und da die gesamte Menschheit nicht mal ein winziges Staubkörnchen im Kosmos ausmacht, sind auch die menschlichen Eigenschaften und Fähigkeiten für das Universum nichts als ein Fliegenschiss, der jederzeit weggewischt werden kann. Vielleicht nehmen wir uns einfach zu wichtig mit unserem spirituellen und religiösen Gehabe. Wäre ich ein Gott, würde ich schallend darüber lachen. Aber keine Sorge, so negativ war das alles gar nicht gemeint, denn ich weiß sehr wohl, was mir persönlich die Liebe bedeutet. Ich weiß aber eben auch, welche Bedeutung mir im Universum zukommt. Bitte verzeih dem alten Zyniker... Gern gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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19.09.2015, 23:44 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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An die Liebe
Hallo Falderwald,
vielen Dank für deinen Kommentar. Für mich hat die Natur zwei Seiten - eine schöpferische und eine destruktive. Ob man da mit (menschlichen) Kategorien von Liebe und Hass arbeiten kann, bezweifle ich auch. Die Liebe und das Mitgefühl zwischen den Menschen (die auch viele verschiedene Faccetten annehmen kann) halte ich für wesentlich, damit wir überhaupt (über)leben können. Natürlich ist Skepsis angebracht angesichts der herrschenden Gewalt auf dieser Welt (über dreißig Kriege zur Zeit, 50000Menschen verhungern täglich, 60 Millionen Menschen sind auf der Flucht ...) Doch es gibt auch Grund zur Hoffnung - wenn ich sehe, dass sich in unserer Kleinstadt hunderte von Menschen für die Flüchtlinge einsetzen. Ich halte es mit Erich Fromm, der gesagt hat: "Ohne Liebe könnte die Menschheit nicht einen einzigen Tag überleben." (Die Kunst des Liebens, 1956 - ein sehr empfehlenswertes Buch!) Liebe Grüße wüstenvogel |
21.09.2015, 21:15 | #4 |
Lyrische Emotion
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Moin wüstenvogel,
ich muss mich nochmals entschuldigen, weil ich oft mit Brachialgewalt gegen Dinge vorgehe, die außerhalb jeder sinnlichen Wahrnehmung liegen. Eigentlich sind die Menschen zu beneiden, die sich im eigenen Kosmos finden und bestimmte Träume bewahren. Demgegenüber stehen immer die nüchternen Realitäten und selbst wenn noch ein Rest an Träumen vorhanden ist, so werden sie immer wieder davon eingeholt. Erich Fromm, "Die Kunst des Liebens", natürlich, das war für ein Kind der Sechziger Pflichtlektüre in den Siebzigern. Nachdem ich aber später auch Kant, Schopenhauer und Freud einigermaßen verdaut hatte, fiel mir auf, dass Fromm im Grunde nicht viel Neues vollbracht hatte. Aber das wollen wir jetzt nicht weiter ausführen, es geht ja schließlich nur um ein Theorem. Und es wird so lange auch eines bleiben, wie es Menschen gibt, die anderen Menschen den Schädel einschlagen, egal aus welchen Gründen auch immer. Deswegen hilft ein solches nicht, denn Gewalt kann nicht mit noch so schönen Worten abgewehrt werden, da braucht es leider andere Mittel. Deswegen bin ich immer so skeptisch, auch wenn es lieb gemeint ist... Liebe Grüße Falderwald
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22.09.2015, 20:28 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo wüstenvogel,
das gedicht von erich fried zählt auch zu meinen persönlichen favoriten. der text, zu dem es dich inspiriert hat, lässt erkennen ,welchen stellenwert du der liebe gibst. ich muss dir, falderwald widersprechen, denn liebe ist sehr wohl teil der natur -insoferne als die natur die liebe hervorgebracht hat, und zwar als das erfolgsmodell der fortpflanzung bei den säugetieren. da säugetiere eine im vergleich zu anderen tierarten unlgeich verlängerte brutpflege haben, muss es etwas geben, das sie dazu befähigt - und das ist das vielbesungene, vielgepriesene "band der liebe". und es ist natürlich auch wahr, dass ein hübscher hormoncocktail dabei mitspielt: adrenalin, endorphin, oxytozin, usw.... das besonders extrahierte modell der brutpflege bei der menschlichen spezies machte es auch von vorteil, dass sich beide partner länger an einander binden - ein umstand, der uns ein paarungsverhalten en face ( meistens ) beschert hat. die bonobos kuscheln in einem fort und pflegen damit ihre sozialen beziehungen. davon können wir nur träumen! da bei jeder erfindung auch umwege, variationen und pannen entstehen und da das projekt "liebe" beim menschen auch so facettenreich ist, gibts natürlich auch viel vermischtes, verwunderliches und fehl geschlagenes. und emotionlslos ist die natur wahrlich nicht! also wenn ich mir da einen löwen anschaue, der gerade ein zebra verspeist.... sowohl der löwe als auch das zebra zeigen deutliche emotionen. ich würde eher sagen: die natur ist nicht moralisch. sie verurteilt nicht den löwen und sie schützt nicht das zebra. sie ist unparteiisch, denn sie gibt keiner spezies den vorzug. und sie lässt alle auf ihre weise machen. wir menschen hätten zwar gerne, das wir die "erwählten" wären ( und am besten gleich die personen der eigenen volksgruppe) - aber die selbst ernannten "erwählten" sind meistens die größten terroristen. der natur ist auch dieses gleich - gültig. das kann sie auch leicht sein, denn ein modell, das sich nicht bewährt, wird irgendwann wieder vom erdball verschwinden. also bleibt uns nichts anderes übrig, als dass wir einander beibringen, wie wir als modell überleben können. ob wir dafür liebe brauchen, weiß ich nicht. vernunft brauchen wir aber allemal! und mit der liebe können wir uns vielleicht manchen harten tag versüßen, wenn uns die großen oder kleinen probleme gerade mal wieder über den kopf wachsen und den verstand rauben! bei aller skepsis: immer wieder sind menschen aufgebrochen, nachdem sie sagten: I have a dream! und dann haben sie getan ,was vernünftig war. lg, larin
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