Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Finstere Nacht

Finstere Nacht Trauer und Düsteres

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 31.08.2015, 15:16   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Verführte Unschuld

"Was ist denn schon dabei?!", so raunt die Stimme
verlockend nahe am erhitzten Ohr.
"Ach stell dir nur die viele Knete vor!"
Und langsam wird das unerträglich Schlimme

erwägenswerter, und die schwache Seele
erstickt sich wacker in erwachter Gier,
ergibt sich willig einem fremden Tier
und deutet seine lüsternen Befehle.
-------
Das erste Mal ist kläglich überstanden,
die Scheine knistern in der welken Hand.
Dämonen nisten, da sie Futter fanden,

in diesem Herzen nun für alle Tage,
und was an Unschuld sich darin befand,
ernährt die Schatten einer fernen Klage.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.09.2015, 22:56   #2
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Lieber eKy :)

Hier beschreibst du, wie ein Mensch eine unsichtbare Grenze überschreitet. Die Grenze um aus der Norm auszubrechen. Vielleicht ein Gesetz übertreten, die Habgier nach Geld und Macht in seinem Inneren gewinnen zu lassen, um neue Wege zu beschreiten. Das 1. Mal. Es wird nie wieder so sein wie früher, da das Böse gesiegt hat. Gefahren gibt es viele, und Gründe diese Unschuld zu verlieren ebenso viele. Geld lockt.

Sehr gerne gelesen.

Liebe Grüße sy
  Mit Zitat antworten
Alt 03.09.2015, 00:18   #3
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Lieber eKy,

man glaubt, unterscheiden zu können zwischen Gut und Böse. Grundsätzlich kann man es auch - verführt wird man nur, sobald es erwägenswert für das eigene bisschen Dasein wird. Ergo: Sobald wir das Bisschen erkennen, werden Gut und Böse noch kleiner, beide verlieren an Wert.
Erst, wenn man im "Bisschen" das Ganze sieht, erkennt man die Nichtigkeit, die beschaffene Kurzweiligkeit.
Die "Verführte Unschuld" mahnt und verliert sich im eigenen Schatten, im kurzen Dasein.
Ich verstehe die Aussage und die "Abmahnung".
Zugleich sehe ich die Verführung, die sich durch sich selbst entschuldigt.
Das Leben hat noch nie anders stattgefunden. Es wurde aber immer anders geträumt.
Ich bin für Träume ...

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.09.2015, 17:07   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.912
Standard

Servus Erich,

tja, die Mädels haben, so glaube ich, den Text nicht ganz richtig interpretiert. Selbst bei den traurigen Dingen wollen sie noch das Gute erkennen.

Ich sehe das so, dass hier ein lüsterner Kerl einer Jungfrau eine Menge Kohle für den Jungfernstich bietet.
Wahrscheinlich ist dieser Text sogar an die kürzlichen Angebote im Internet angelegt, wo sich junge Frauen für das erste Mal selbst versteigert haben.

Tja, und wer so etwas unternimmt, muss wohl auch damit rechnen, dass ihm das ewig im Gewissen hängen bleibt, denn eine solche Tatsache ist ja nicht mehr rückgängig zu machen.
Da hat der Dämon mit dem Namen "Geldgier" mal wieder kräftig mit der Vorhaut zugeschlagen.


Ich kann dieses Sonett vollumfänglich nachvollziehen und es hat mir in diesem Sinne gut gefallen.


Gern gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.09.2015, 20:08   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Faldi, Sy und Dana!

Faldi sieht es richtig! Gerade junge Menschen messen gewissen Dingen wenig oder kaum Wert bei und gehen inflationär damit um. Andere sind durch Materielles dazu zu bewegen, sich wegzuschenken.
Das Problem dabei ist, dass vieles von diesem leichthin Getanen erst viel später auf den damals Sorglosen zurückfällt. Wird der Geist reifer, erkennt er plötzlich, was er sich angetan hat, wozu er sich überreden ließ, sei es aus Geltungsdrang, Übermut oder schlichter Gier nach Geld oder neuen Eindrücken.
Dann allerdings ist es zu spät, und es bleiben nur die sauren Trauben.

Vielen Dank für deine weisen Worte!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (05.08.2016 um 21:11 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 14:59 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg