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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 03.10.2016, 21:11   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Weltkrieg

Sie waren Helden, als sie losmarschierten,
voll jungem Wagemut und eitlen Grillen!
Verloren alle, die nicht desertierten -
und keine Macht wird ihr Verbluten stillen.

Kein Büschel Gras um blasse Baumruinen,
entlaubt, entrindet in der Wut der Waffen,
und schlammgefüllte Trichter voller Minen:
verheerte Mäuler, die wie Wunden klaffen.

In winterkalten Gräben friert das Raunen
geduckter Mienen zu geschwärzten Flocken
und sickert in die Seelen, die kein Staunen,
kein Hoffen wagen, wo sie bebend hocken.

Die nackte Erde liegt gequält darnieder,
im Zorn zerbrochen und erstarrt in Schmerzen.
Verloren klingen nun die Heldenlieder:
verstörte Echos in zerfetzten Herzen.

Verwunderlich: in grauen Regenschlieren
ein Fleckchen himmlisch irrealer Bläue!
Im Angesicht des Augenblicks verlieren
die Augen ihren Stahl und spiegeln Reue ...
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (12.07.2017 um 19:48 Uhr)
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Alt 23.10.2016, 17:42   #2
Dana
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Lieber eKy,

so sieht das Bild eines Weltkrieges und jeden Krieges aus - Tote, Elend, Leid und Zerstörung. Jedes Kriegsende wird mit dem Versprechen gefeiert: Nie wieder Krieg!!!

Wahrscheinlich aus dem Augenblick heraus:

Zitat:
Zitat von Erich Kykal
Verwunderlich: in grauen Regenschlieren
ein Fleckchen himmlisch irrealer Bläue!
Im Angesicht des Augenblicks verlieren
die Augen ihren Stahl und spiegeln Reue ...
Nach jenem Augenblick (mag er auch Jahrzehnte andauern) streiten, rüsten und kämpfen sie weiter.

Nur eines kann ich mir nicht mehr vorstellen, dass man wieder mit Wagemut und Liedern losmarschiert - ich hoffe nicht.

Sehr gut und tief nachdenklich verdichtet.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 23.10.2016, 21:17   #3
Erich Kykal
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Hi Dana!

Diese Lieder werden zum Marschieren befohlen, wenn die Schlachtlämmer nicht von selbst drauf kommen!

Die Crux ist, dass Erfahrungen eben nicht erblich übertragbar sind! Jede neue Generation muss diese Erfahrungen neu machen - und immer wieder!
Eine Zeitlang bleibt so ein Kataklysmus noch im Volksgedächtnis haften, und man schenkt den Mahnern Gehör, aber je weiter in die Vergangenheit das Geschehene rückt, desto abstrakter werden die Leiden, die Aufklärung wird immer lückenhafter und schlampiger, die Fernsehserien dazu erreichen kaum jene, die sich Gedanken dazu machen sollten - oder wenn, dann schleichen sich gern wieder die falschen Gedanken ein!

So ist der Mensch verflucht, seine Dummheiten immer und immer wieder zu wiederholen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (25.10.2016 um 20:14 Uhr)
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Alt 24.10.2016, 12:41   #4
Kokochanel
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Guten Morgen, Erich,

dein Gedicht ist sehr intensiv und leider so wahr.
Verheldentumte Kriege, die den Menschen als Kleines Nichts entlarven und kein Orden könnte so schön glänzen, dass er dir albtraumhaften Bilder bändigen könnte, die in den Überlebenden toben.
Dein Werk sollte Mahnung sein, aber wie du im Kommentar schon sagst, wird es wahrscheinlich nie zum Weltfrieden kommen.
Gerne gelesen Grüße von Koko
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Alt 24.10.2016, 18:28   #5
Erich Kykal
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Hi Koko!

Interessant (und verräterisch!), dass man in vielen sog. "zivilisierten" Ländern mit 18 noch keinen Alkohol trinken darf - wegen mangelnder Wesensreife - aber mit dem gleichen Alter offenbar schon alt genug ist, um gedrillt zu werden, bis der Wille zur Individualität gebrochen ist, und um danach auf irgendeinem aktuellen Schlachtfeld für die "Heimat" oder andere abstrakte Werte zu sterben (wobei es dabei in weit über 90% der Kriegsfälle nur um Machtspielereien geht!)! Wie singt Reinhard May doch so richtig: "Nein, meine Kinder geb ich nicht!" - wenn doch nur alle so dächten!

LG, eKy
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Alt 25.10.2016, 12:14   #6
juli
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Lieber Erich,

Wenn ich ehrlich bin mochte ich gar nicht hingucken, deine Worte sind so intensiv, dass sie Taten vor meinen Augen vorbeiziehen lassen, die so unmenschlich sind, dass sie nie wieder geschehen dürften, und eigentlich habe ich die Nase voll von so einer bodenlosen Dummheit. Jahrzehntelang war hier in Europa Frieden. Und schon wieder nur nach 3 Generationen scheinen die Schatten, die Kriege wieder zu wachsen. Wie kurz ist eigentlich das Gedächnis von uns Menschen.

Ich habe mir das Video von Reinhard Mey angeschaut, und bin auch von seinen Worten schwer beeindruckt. Auch meine Kinder, und ich werde bald Oma, meinen Enkel soll kein Krieg fressen.

Die Menschen gieren nach Macht und Abgrenzung. Die Erinnerung an vergangene Kriege ist bei mir angekommen.

Ich habe dein Gedicht schon mehrfach gelesen, auch weil es so intesiv ist.

Liebe Grüße sy

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Alt 25.10.2016, 20:18   #7
Erich Kykal
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Hi Sy!

Die alte Geschichte - so alt wie die Menschheit, und leider immer aktuell!

Schau dir zB die Türkei an: Die sind heute so nationalistisch wie die Deutschen vor dem ersten Weltkrieg! Ihre Lektion in Sachen Demut steht noch aus ...

LG, Ky
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