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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 20.12.2016, 22:05   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Tod im Abendrot

Du weißt um die Gewöhnung an die Bilder,
wenn dich des Abendwerdens Farbspirale
ans Fenster zieht wie schon so viele Male,
wo oftmals glühend und zuweilen milder,

geschont durch ferner Wolken sanftes Dräuen,
der Horizont sich anschickt zu erröten,
wenn Schatten rings die letzten Lichter töten
und über dir die Himmel sich entbläuen.

Und dennoch weiß sich deine Seele reiner,
vermag des Tages Sterben sie zu trinken,
als wüsste sie die Endlichkeit zu deuten,

die es verheißt, da irgendwann mehr keiner
verbleibt für dich, wenn deine Sinne sinken
nach letztem Glanz, daran sie sich erfreuten.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 21.12.2016, 11:20   #2
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hallo Erich,

Wenn schon sterben, dann so

Deine Beschreibung vom Sonnenuntergang in seinen schönsten Farben.

Mein Highlight: Alles
Du weißt um die Gewöhnung an die Bilder,
wenn dich des Abendwerdens Farbspirale
ans Fenster zieht wie schon so viele Male,
wo oftmals glühend und zuweilen milder,

geschont durch ferner Wolken sanftes Dräuen,
der Horizont sich anschickt zu erröten,
wenn Schatten rings die letzten Lichter töten
und über dir die Himmel sich entbläuen.

Und dennoch weiß sich deine Seele reiner,
vermag des Tages Sterben sie zu trinken,
als wüsste sie die Endlichkeit zu deuten,

die es verheißt, da irgendwann mehr keiner
verbleibt für dich, wenn deine Sinne sinken
nach letztem Glanz, daran sie sich erfreuten.

Man kann dem Tod nicht entrinnen, aber das Möglichste tun, damit das Sterben würde behält. Tod und Sterben sind trotz einer überalternden Gesellschaft immer noch ein Tabuthema. Die Familien und der Einzelne, wenn er denn weiß, das der Tod ihn berührt hat, kämpft damit einen würdigen Ort dafür zu finden.

Dein Gedicht kann man aus dem Fenster sehen. Um so schöner ist die Vorstellung, diesen letzten Augenblick nochmals genießen zu können.

Ein trauriges Gedicht, aber die Aussicht ist unsere Sonne, die uns Tag für Tag begleitet hat bis zu Ende.

Liebe Grüße sy

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Alt 21.12.2016, 18:07   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard

Hi Sy!

Vielen Dank für deine einfühlenden Worte!

Das Umgehen-Lernen mit der eigenen Endlichkeit gewinnt mit zunehmendem Alter automatisch an Bedeutung - und die Schönheit der Erde ist eins der wenigen Dinge, für die ich gerne unsterblich wäre!

LG, eKy
__________________
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Alt 22.12.2016, 07:22   #4
Angelika
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Tja, schade. Leider sind Lyriker bloß Lyriker und keine Götter, Erich. Obwohl sich das manch einer einbildet, sein Olymp ist das Internet.

Du hast ein sehr schönes Naturgedicht geschrieben, aber gerade bei diesem Gedicht fällt mir sprachlich eine leichte Staubschicht vergangener Zeiten auf, und da frage ich mich, kann man eigentlich ein so schönes Naturgedicht auch in heutigem Deutsch schreiben. Ich habe es mehrmals probiert, und ich glaube, es geht. Viele bekannte Lyriker haben es auch probiert, und zwar mit Erfolg, ich denke da an Peter Huchels Naturgedichte zum Beispiel. Oder auch an die Gedichte von Johannes Bobrowski.

Übrigens, Günter Kunert, der alte Zyniker, hat sich über Huchels Naturgedichte in einem Gedicht amüsiert, weil er eben sich damit völlig aus seiner Gegenwart exilierte. Aber allgemein kann man sagen, dass Naturgedichte in der heutigen Lyrik-Literatur als reine Naturgedichte nicht mehr vorkommen. Aber das nur nebenbei. Was mich selbst nicht so sehr stört. Ich bleibe tapfer dran, auch wenn ich mich nicht in jenseitige Schwärmerei ergehe in meinen Naturgedichten.

Angelika
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Alt 22.12.2016, 17:52   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Angelika!

Ich liebe das "alte" Deutsch, und nach Rilke, der meines Dafürhaltens das Beste erreicht hat, was man poetisch mit unserer Sprache machen kann, ist für mich in punkto Lyrik nichts Ersterbenswerteres mehr vorgekommen.
Ich fasse die "Staubschicht" also als Kompliment auf - genau so möchte ich schreiben! Einfach, weil diese Sprache mir lyrisch geeigneter erscheint und besser gefällt als die Nüchternheit und Schnörkellosigkeit moderneren Angangs.
Und wer weiß - der zeitnahe Geschmack und die jeweiligen Moden ändern sich, rotieren zuweilen - vielleicht ist meine Art des Dichtens in hundert Jahren wieder "modern"!?

Meine Naturgedichte sind auch nicht "rein" - meist kommt am Ende oder im letzten Drittel eine philosophische Bilddeutung oder irgendeine Moral, ein "weiser" Satz als Conclusio, der bereits eine Metaebene des eingangs Beschriebenen Naturgepränges anspricht oder auslotet.

LG, eKy
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Alt 22.12.2016, 19:55   #6
Dana
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Beiträge: 5.637
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Lieber eKy,

ist etwas verrostet, verrottet, dann wird es mühsam das Schöne darunter zu entdecken. Bei "Verstaubtem" genügt ein "Wisch und Weg" (hier das Lesen) und es glänzt.

Für mich liegt darin das Geheimnis der Lyrik. Das Schöne/Besondere wird durch schöne Sprache sichtbar.
Durch Beobachtung von Menschen beim Betrachten von schönen oder besonderen Dingen kann man dieses "Manko" an ihren Ausrufen oft erkennen: "Oh, das muss man gesehen haben, ich kann es in Worte nicht fassen." Ein Poet kann es, so wie hier.
Ein wunderschönes Naturgedicht, das sich durch Tod nicht von der Natur entfernt. Ein Sonett, das von philosophischen Flügeln getragen wird.

(Ich möchte damit der modernen Lyrik nicht zu Nahe treten. Vielleicht ist es möglich im heutigen Deutsch beindruckend zu dichten. Mir ist nur noch keines aufgefallen.)

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 22.12.2016, 19:59   #7
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Dana!

Ein jeder eben nach seinem Geschmack!

Vielen Dank für deine freundlichen Lobesworte!

LG, eKy
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