23.01.2017, 21:49 | #1 |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Aus Schmerzen lernen
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. Ein Kind verzeiht nicht durch Vergessen, es spricht nur nicht, weil ihm noch Worte fehlen und auch die Fähigkeit, das Unrecht zu ermessen. Den Schmerz verdrängt es lange Zeiten in dunkle Kammern, ohne hinzusehen, der es dann doch erreicht, hört es die Eltern streiten. Beginnt einmal sein eignes Leben, gibt ihm sein Kind die Chance daraus zu lernen; wenn es gelingt, dann fällt es leichter zu vergeben. . .
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
24.01.2017, 01:53 | #2 |
TENEBRAE
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Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Dana!
S2Z3 - Da müsste es heißen: "der es (das Kind) dann doch erreicht, ..". Wir alle tragen Altlasten aus unserer Kindheit mit uns, manches bewältigt, manches vielleicht nie - aber wir lernen damit zu leben, und wir lernen zu vergeben, zumindest mit dem Abstand der Jahre und inwieweit wir dadurch andere geworden sind. Als Kind nimmt man hin, weil man denkt, ohnehin der Schwächere zu sein, den man nicht wirklich versteht oder dem man wirklich zuhört. So gut es die meisten Eltern meinen, in vielen Dingen sind sie betriebsblind, oder ihre Wahrnehmungsfilter klammern gewisse Dinge einfach aus. Das Kind sucht zudem die Schuld bei sich, weil es um seine Unfertigkeit weiß - der ewige Minderwertigkeitskomplex der Jugend. Je stärker sie betont, schon alles zu wissen und besser zu sein als die "Alten", desto verzweifelter wird versucht, das Gefühl der eigenen gefühlten Unzulänglichkeit zu kompensieren. Streiten Eltern, beide vom Kind geliebt, ist das traumatisch und zerreißt dem Kind das Herz! Für das Kind, das Sicherheit in der Stabilität sozialer Schablonen findet, ist ein Elternstreit real erlebte Schizophrenie: wenn das, was Sicherheit bietet, weil es eins ist, sich entzweit - woran soll das Kind sich noch halten!? Andererseits - wäre jahrelanges unerträgliches Miteinander entliebter Eltern nur dem Kind zuliebe die bessere Alternative? Beziehungen enden - etwa die Hälfte - und nicht immer friedlich, wenn es zu viele Wunden, Kompromisse und offene Rechnungen gab. Ein Kind muss das einsehen, auch wenn es schwer fällt. Ich bringe es gern auf diesen Nenner: Das Leben ist Schmerz, aber sein Sinn ist, aus dem Schmerz zu lernen und daran zu wachsen. Die Alternative beendet das Leben und jeden Sinn, da dieser Sinn nur besteht, so lange das Leben dauert. Ist okay so. Gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
24.01.2017, 11:08 | #3 |
Gast
Beiträge: n/a
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Liebe Dana, ein Gedicht, das uns gut aufzeigt, wie groß unsere Verantwortung als Eltern ist.
Ein Kind kann sicherlich daraus lernen, wie Erich es ja fachmännisch begründet hat, dass Streit zum Leben dazu gehört und nicht den Weltuntergang bedeutet. Ob es dann aber in der Lage ist als Erwachsener anders, besser zu reagieren, bezweifle ich, weil Streit ja auch in Beziehungen immer mit Verletzung, Emotion und subjektivem "Ich habe Recht" verbunden ist. Insofern ist jede Situation anders und auch anders begründet. Prägungen kann es aber sicherlich mitnehmen bis hin zur Beziehungsunfähigkeit. Wie gesagt, Eltern haben eine große Verantwortung. Gerne drüber nachgedacht mit lG von Koko |
24.01.2017, 11:23 | #4 | |
ADäquat
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Beiträge: 13.004
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Liebe Dana,
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24.01.2017, 22:09 | #5 | |||
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Lieber eKy, liebe Koko und liebe Chavali,
ganz lieben Dank für Eure Rückmeldungen. Ich wollte in dieses Gedicht viel hineinlegen - im Kopf agierten noch diverse Beispiele. Darin haben sich aber Belanglosigkeiten "Kleinlichkeiten" und tiefe Belastungen zu sehr vermischt. Außerdem gelang es mir nicht dieses metrische System, wo die Zeilen jeder Strophe um eine Hebung erweitert wurden, zu halten. Ich beobachte und erlebe immer wieder, dass diese "kleinen Anliegen" zu selten und zu oberflächlich abgetan werden. Das Leben ist gar nicht so, es ist ganz anders - (Tucholsky). Die Welt ist groß und Größeres gilt es zu bewältigen. Doch das Leben eines jeden Einzelnen beinhaltet eigene Werte, die es wert sein sollten, sie wahrzunehmen. Lieber eKy, Du weißt, dass ich mit Deinen Sichtweisen zum Sein oft einer Meinung bin. Genau in dem, was Du sagst, liegt für mich das Problem: Zitat:
Damit sprichst mir aus der Seele: Zitat:
Und: Zitat:
Liebe Koko, genau das ist mein Anliegen. Prägungen mitnehmen und genau diese ins Positive zu wandeln. Gelingt selten und die Verantwortung der Eltern bleibt immer groß. Ich hatte dabei auch jenen Spruch im Kopf, der sagt, dass alles Böse auch sein Gutes hat, man muss es nur erkennen - oder so ähnlich. Liebe Chavali, Du bringst es auf den Punkt. Meine Oma gab es uns allen auch auf den Weg. Dort, wo wir hadern und an uns selbst erleben, das wir "Wiederholungstäter" bleiben, bekommen wir zumindest die Chance, leiser zu hadern und den Eltern zu vergeben. Es ging mir nicht darum, dass unsere Kinder uns vergeben. Das werden sie einst für sich entscheiden, anders oder genau so sehen. Ich sehe einen Fortschritt schon darin, dass Kinder zu Wort kommen. Das war lange, lange nicht denkbar und erlaubt. Danke nochmals. liebe Grüße Dana
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30.01.2017, 16:41 | #6 |
Gast
Beiträge: n/a
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Liebe Dana,
Als ich zuerst den Titel gelesen habe, dachte ich spontan an: Wer nicht hören will, muss fühlen. Das waren die Sprüche meiner Eltern. Sie waren die Generation, die vor den beiden Kriegen geboren wurden. Und hatten noch durch ihre Eltern wieder ganz andere Erfahrungen gemacht. Jede Generation hat einen Erziehungstil und auch ein Ziel. Und jede Generation schlägt Kerben in die Seelen ihrer Kinder. So auch ich, ob bewusst oder unbewusst. Auf jeden Fall können Eltern tiefe Wunden in Kinderseelen schlagen, aber Kinder wissen instinktiv genau was Richtig ist und was Falsch. Daher fühlen sie immer, wenn etwas nicht in Ordnung ist zu Hause. Kinder überspielen den Kummer oder verkriechen sich in ihr Inneres oder werden zu Haudegen, auf jeden Fall auffällig. Sie haben unter Umständen mit diesen Schmerzen ein Leben lang zu kämpfen. Wenn Kinder wachsen und Erwachsenwerden, können sie mit der Zeit und mit einem gewissen Abstand die Vergangenheit anders beurteilen, ehemalige „Schuld“ der Eltern wird vielleicht relativiert und verziehen. Manchmal muss man auch einfach selbst Eltern werden, damit sich der Blickwinkel ändert. Dein Gedicht fordert zum Nachdenken auf, ich bin nun Oma und kann mich etwas innerlich zurücklehnen, aber ich merke jetzt schon, dass Gemeinschaft und aufeinander Einwirken nie aufhört und das es ein spannendes Thema ist! Sehr gerne gelesen. Liebe Grüße sy PS; In dieser Gesellschaft, die Kinderfeindlich ist, ist es nicht leicht ein Kind zu sein |
05.03.2017, 17:37 | #7 |
Slawische Seele
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Liebe Syranie,
die letzten Wochen waren "wuschig", Du weißt warum. Darum habe ich Deinen Kommi übersehen. (Ich weiß aber auch, dass Du nie nachtragend bist.) Deine Gedanken zum Gedicht sind treffend. Es kann immer so kommen oder ganz anders. Ein und dieselbe "Verfehlung" werden ebenso total unterschiedlich verarbeitet. Ein Kind wird als Erwachsener zum Tyrannen, das andere wiederum umsichtig und verständlich. Viele Eltern sind ganz bestimmt nicht absichtlich "übel" - sie können gar nicht anders. Vielen Dank und liebe Grüße Dana
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06.03.2017, 20:09 | #8 |
heimkehrerin
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Beiträge: 389
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Liebe Dana,
dein Gedicht finde ich sehr gelungen! Du berührst darin ein Thema, das jeden von uns betrifft. Wir alle tragen unser Bündel, das uns die Eltern in der KIndheit geschnürt haben und nicht immer ist alles darin für unser eigenes Leben hilfreich oder sinnvoll. Dass wir das oft erst erkennen, wenn wir uns dabei ertappen, wenig sinnvollen Ballast an unsere eigenen Kinder weiterzureichen, liegt wohl in der Natur der Sache "Eltern zu sein". Schön, wenn wir dann erkennen, dass es unsere Kinder sind, die uns die Beschränktheit oder den Unsinn mancher Lebensstrategien und Glaubenssätze aufzeigen. Das heißt nämlich, dass wir in deren Erziehung etwas richtig gemacht haben. Schön auch, wenn solche Situationen es uns selbst ermöglichen, mit alten Themen aus unserer eigenen Kindheit abzuschließen und den "Mantel des Vergebens" darüber zu stülpen! Sehr gerne gelesen und wegen aktuellen Bezugs dabei oft und viel genickt. Lieber Gruß, fee |
01.04.2017, 21:11 | #9 |
Lyrische Emotion
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Beiträge: 9.913
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Liebe Dana,
ein ganz wichtiges Thema hast du hier angesprochen, das ich sowohl aus der einen wie auch aus der anderen Perspektive sehr gut nachvollziehen kann. Die Frage ist nur, lernt der Mensch tatsächlich immer daraus oder macht er dieselben Fehler, weil er eben auch nur ein Mensch ist, der sich manchmal nicht besser zu helfen weiß? Man weiß doch, wie man sich als Kind fühlte, wenn der Haussegen zwischen den Eltern schief hing und es mal wieder so richtig zwischen den beiden fetzte. Und hatte man sich vorgenommen, das später einmal besser zu machen, so dass die eigenen Kinder so etwas nicht erleben müssen? Tja, und dann kommt alles ganz anders, weil man plötzlich erkennt, dass man vor ähnlichen Problemen nicht verschont bleibt. Dann beginnt man manchmal zu begreifen, was damals passiert ist und selbst, aus den Kinderschuhen heraus, sieht alles das mit ganz anderen Augen. Erfahren hat es man es oft, lernen kann man daraus kaum, wenn die Harmonie nicht stimmt. Vielleicht aber können wir heute unseren Kindern besser erklären, was und warum es so gelaufen ist, denn unsere Eltern konnten ja oft über solche Sachen auch hinterher nicht reden. Das ist vielleicht nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, aber ich glaube, dass es wichtig ist, die Kinder wissen zu lassen, dass auch ihre Eltern nur Menschen sind. So kann man sich vielleicht gegenseitig verzeihen und einige Dinge nachsehen, die nicht richtig gelaufen sind. In diesem Sinne habe ich deinen Text verstanden. Gern gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
10.04.2017, 20:24 | #10 | ||
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Liebe fee,
der Februar und März waren für mich ganz besondere - zum Teil auch schwere Monate. Erst Faldi machte mich auf meine Nachlässigkeit aufmerksam. Ich habe Deinen einfühlsamen und klugen Kommentar übersehen. Entschuldige bitte. Ganz besonders treffend: Zitat:
Man selbst nimmt sich meist vor, alles besser zu machen und stellt relativ früh fest, dass das sehr schwierig ist. Durch offenes Reden erlangt man evtl. die Fähigkeit der "Nachsicht" auf beiden Seiten. Das wäre schon eine ganze Menge. Ich danke Dir für Deinen Beitrag, liebe Grüße Dana Lieber Faldi, auch Dir danke für Deine Gedanken. Es stimmt, was Du sagst. Als Kind hat man solche "Vorhaben" noch nicht. Als Kind hat man nur Angst und das ist schon schlimm genug. Erst als Erwachsener in ähnlichen Situationen mit eigenen Kindern beginnt man abzuwägen. Nicht selten erwischt man sich dabei, in "alte Muster" zu verfallen. Zitat:
Liebe Grüße Dana
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