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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 23.02.2017, 15:12   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Herzensangelegenheit

Wie ist das Herz mir voll an manchen Taumeltagen
von Weltenweh und unerfülltem Sehnen,
und will sich dennoch in die Stunden dehnen,
als wüsste es die Antwort dort auf alle Fragen.

Und immer wieder will es mich ins Leben tragen
aus Dunkelheiten, die es nachts erlebte,
und den Momenten, da es bang erbebte,
entfliegt es hoffnungsvoll, um für den Tag zu schlagen.

O Weisheit meines Herzens, unterweise meine
so zynisch untergrabenen Gedanken,
ersetze ihre kalte Last, die ich beweine,

durch deine Wesenswärme, lass mein Weltbild wanken,
und hebe mich in jenes Wunderreine,
darum sich gute Taten und Erfüllung ranken.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 23.02.2017, 16:54   #2
Thomas
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Standard

Lieber Erich,

ja, die "Weisheit des Herzens" scheint auch mir das Wesentliche, auch wenn sie heute nicht besonders "in" ist.

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 23.02.2017, 19:34   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ort: Österreich
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Hi Thomas!

Ist dir die besondere Struktur des Sonetts aufgefallen?

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Alt 23.02.2017, 19:43   #4
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heimkehrerin
 
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Mit so schönen Wortschöpfungen wie "Taumeltagen" und "Weltenweh" hast du mich natürlich sofort, lieber Erich.

Als Alliterationsjunkie kann ich einem solchen Klang gar nicht widerstehen.

Doch auch der Inhalt findet mich, meine ich doch, diese Stimmung nur zu gut zu kennen.
Doch irgendwie scheinst du dich - so wie auch ich mich - mit der Melancholie angefreundet zu haben und ich wage sogar zu behaupten, dass sie die Triebfeder für viele, schöne und tiefgreifende Kunstwerke schriftlicher oder malerischer Natur ist.
Zynismus als eine Art Schutzmauer, denke ich, ist nicht das Allerschlechteste.
Und wenn dann noch ein gesunder Schuss Selbstreflexion mit dabei ist, ist ja alles gut.

Mir fällt auf, dass du in der jeweils ersten und letzten Zeile der Quartette und Terzette 13 Silben verwendest, in allen anderen Zeilen die üblicheren 11. Das gibt jeder Strophe eine gewisse Art Umrahmung. Etwas das mir gut gefällt.

Gerne gelesen, dein Sonett!

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Alt 23.02.2017, 21:52   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Fee!

Die Struktur des Gedichtes hast du gut erkannt - ich spreche da aber lieber von Sechshebern und Fünfhebern:

6556 - 6556 - 656 - 656

Ich experimentiere neuerdings gern ein wenig mit der Sonettform ...

Auch mit meiner "Lebensmelancholie" triffst du ins Schwarze, und mit meiner augenzwinkernden Liebäugelei damit. Treffer - versenkt!

Vielen Dank für deine kundigen Gedanken!

LG, eKy
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Alt 24.02.2017, 11:49   #6
juli
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Hi eKy,

Das ist ein Kykal Herzenssonett. Hier ringen der Geist und die Melancholie und das Herz sehr lyrisch miteinander. Die unterschiedlichen Zeilenlängen machen mir nichts aus, weil ich ja nicht so festgelegt bin, und meist schaue ich auf den lyrischen Inhalt.

Ich finde es nicht kitschig, ganz im Gegenteil, hier schreibt ein klar denkender Dichter und traut sich auch das Wort „Herz“ zu schreiben. Manch einer schreckt davor ja zurück.

Sehr stimmungsvoll.

Liebe Grüße sy

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Alt 24.02.2017, 13:24   #7
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Sy!

Da ich selbst mit dem (literarisch-romantischen) Herzen kaum etwas zu tun habe, gehen mir die Berührungsängste von wegen Kitschgefahr wohl eher ab.

Vielen Dank für den lieben Zuspruch!

LG, eKy
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Alt 24.02.2017, 16:02   #8
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
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Hi eKy,

mit dieser Seelenstimmung triffst du mich zurzeit mitten ins Herz. Chapeau!

Mit dem so gar nicht sonettigen Wechsel von Fünfhebern zu Sechshebern kann ich mich allerdings nicht anfreunden. Ich finde, das stört die sonettige Versmelodie.

LG Fridolin
__________________
Reime zu schütteln, gilt vielen als Nonsens von Spaßern, nichts Rechtes!
Aber die Spaßer mit Ernst suchen im Unsinn den Sinn!
Friedhelm Götz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.02.2017, 20:33   #9
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Fridolin!

Wie gesagt - ein Experiment. Nicht alle werden es als gelungen betrachten, das weiß ich schon. Bei richtigem Leserhythmus allerdings verleihen die Überlängen dem Ganzen doch eine Art Gravitation, eine ezählerische Breite, die den Hörer wie hynotisch gefangennimmt. Kam zumindest mir so vor ... (Achselzuck! ---> WO ist der passende Smiley!?? )

Vielen Dank für deine wohlwollenden Gedanken!

LG, eKy
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Alt 05.03.2017, 13:13   #10
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Registriert seit: 07.02.2009
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Beiträge: 9.913
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Servus Erich,

Zitat:
Zitat von Erich
(Achselzuck! ---> WO ist der passende Smiley!?? )
Wir werden versuchen, demnächst noch ein paar Smilies in den Editor zu integrieren. Das ist aber nicht so einfach, da auf dem direkten Wege eben nur 15 Smilies untergebracht werden können. D. h., wir müssen eine Erweiterung einbauen, die dann ein Feld mit neuen Smilies öffnet.
Also keine Sorge, das haben wir schon auf dem Schirm.

Bis dahin finden sich im Internet allerdings eine ganze Menge Smilies, man darf nur nicht zu faul zum Suchen sein...

Hier der Achselzucker:

Zum Text:

Die verschiedenen Verslängen sind mir sofort aufgefallen und das Schema habe ich auch erkannt. Ich finde, so kann man das machen, es liest sich jedenfalls sehr gut.

Mir persönlich gelingt es aber nicht, die sarkastisch-zynischen Gedanken zu unterdrücken, bzw. sie durch Wesenswärme zu ersetzen.
Dafür erscheint mir diese Welt selbst als viel zu zynisch und schlecht und je älter ich werde, desto stärker empfinde ich das so.

Meine "Herzensangelegenheiten" sind sehr rar gesät und ich konzentriere mich ganz darauf, alles andere ist mir inzwischen ziemlich egal geworden.

Meinetwegen kann uns morgen ein fetter Meteorit treffen und diesem ganzen unwürdigen Dasein ein Ende bereiten.
Wir nehmen uns viel zu wichtig, als dass ich das noch ernst nehmen könnte.

Jeder hat seine eigene kleine beschissene Meinung und glaubt, dass sei die einzig wahre. Und dann versucht er noch, seine kleine spießbürgerliche Moral unter die Menschen zu bringen, ohne dass er dabei merkt, dass es alle so machen und dass dies eben der Kern aller Probleme ist.

Das ist mein Zynismus und im Grunde genommen verachte ich die Menschheit für das, was sie ist: Ein Haufen egoistischer Banausen, dem die Herzensangelegenheiten anderer Menschen am Arsch vorbeigehen.
Ich schließe mich da selbstverständlich nicht aus.

Dein Anliegen aber habe ich selbstverständlich erkannt und finde es auch lobenswert.
Aber ob es auch was nützt?


In diesem Sinne gern gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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