14.03.2017, 22:23 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
|
Frau Müllers Alter
Frau Müllers Alter
Frau Müller hat es wirklich schwer, ihr Alter taugt zu gar nichts mehr, der Kerl verfällt von Jahr zu Jahr, ist nicht mehr brauch- und vorzeigbar. Die Haarpracht, welche ihn geziert, ist längst vom Schädel emigriert, bevölkert dafür noch und nöcher die Ohren und die Naselöcher. Ein Exemplar ganz ohne Nutzen, das jedes Mal beim Wohnungsputzen den Dreck nicht sieht, der in den Ecken sich angewöhnt hat zu verstecken. Beim Kochen macht er gar nichts Recht. Selbst Eier kochen bei ihm schlecht, mal sind sie hart und mal zu weich, und meist zu hart und weich zugleich. Der alte Trottel färbte neulich die weiße Wäsche pink und bläulich und was das Waschen überstand hat er beim Bügeln braungebrannt. Er stört beim Fernsehn. Ach, noch schlimmer, im Grunde stört der Alte immer. Im Bett bringt er schon lang nichts mehr – außer Schnarchen zu Gehör. Frau Müller denkt sich oft bei Nacht: Ist es nicht gut, wenn man es macht, wie es bei Spinnen üblich ist und Männer nach der Paarung frisst?
__________________
© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller Geändert von Thomas (16.03.2017 um 17:36 Uhr) |
15.03.2017, 10:45 | #2 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
|
Hi Gum!
Ich denke, Frau Müller hat das nicht durchdacht! Sie wollte ihn damals für die Paarung ja doch ÖFTER als einmal benutzen! Sehr launig geschrieben und mit Wonne gelesen! Tipps: S2Z2 - Statt "wegmarschiert" würde ich "emigriert" schreiben, passt besser ins Bild. S4Z3 - Komma am Zeilenende. S6Z4 - beginnt betont! Altern.: "es sei denn: Schnarchen! - zu Gehör." Und noch eins sollte Frau Müller bedenken: Dass ihr Gemahl überhaupt bereit ist, zu putzen, zu kochen, zu waschen, beweist ja an sich schon ihr Dressurgeschick, denn in freier Wildbahn machen Männer derlei höchst ungern - oder spannen Mutti ein, wenn möglich! Sie sollte zufrieden sein, dass sie so einen durchsetzungsschwachen Schlaffi erwischt hat, den sie überhaupt so weit formen konnte! LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
15.03.2017, 13:13 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
|
Lieber Erich,
vielen Dank, "emigriert" ist prima! In S6Z4 habe ich es mal mit (dem Markieren) einer Pause versucht, denn diese hatte ich beim Schreiben im Ohr. Vielleicht geht es so? All deine Argumente werden bei der leidgeplagten Frau Müller nicht landen. Liebe Grüße Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
15.03.2017, 15:22 | #4 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
|
Hi Thomas!
S6Z4 - Der Bindestrich holft mE. leider gar nichts - die Zeile bleibt betont im Auftakt, und das stört den Rhythmus. LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
15.03.2017, 21:07 | #5 |
Hofnarr
Registriert seit: 04.06.2014
Ort: Hattersheim am Main
Beiträge: 1.044
|
Lieber Thomas,
Frau Müller sollte sich das Spinnen gut überlegen. Wer ist denn dann an sämtlichen Missgeschicken Schuld, wenn der Mann verputzt ist? Schön, wie Du die zwei linken Hände beschrieben hast - die farbenfrohe Strophe gefällt mir dabei am besten. Das doppelte "längst" köntest du vielleicht noch ausbauen: "ist lang schon nicht mehr vorzeigbar." Frau Müller steht im Schmunzelfaktor Herrn Maier in nichts nach... Liebe Grüße, Stefan |
16.03.2017, 17:39 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
|
Lieber Erich,
ich lasse es trotzem vorerst so. Ich kann doch nicht einfach alles übernehmen, was dur vorschlägst. Lieber Stefan, vielen Dank. Ich habe versucht, durch die Veränderung der letzten Zeile der ersten Strophe das Problem zu beseitigen. Hoffentlich ist das ok so. Liebe Grüße euch beiden Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
17.03.2017, 21:59 | #7 |
Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
|
Lieber Thomas,
Frau Müller ist wahrlich zu bedauern. Fressen sollte sie ihn nicht, er wird ihr nicht schmecken. Oder es kommt umgekehrt: Er wird zum ersten Mahl zu etwas nütze sein - das aber auch zum letzten Mahl. Liebe Grüße Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
18.03.2017, 18:32 | #8 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
|
Liebe Dana,
ich bin eigentlich auch der Meinung, dass sie ihn nicht fressen sollte. Aber schwer ist es schon, vor allem, da Frau Müller selbst noch so jung geblieben ist, was unter "Frau Müllers Jugendfrische" mal klar gestellt werden musste. Liebe Grüße Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
Lesezeichen |
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
|
|
Ähnliche Themen | ||||
Thema | Autor | Forum | Antworten | Letzter Beitrag |
Müllers Geburtstagsfeier | Thomas | Der Tag beginnt mit Spaß | 5 | 26.02.2017 20:26 |
Willi Müllers Debakel | Falderwald | Der Tag beginnt mit Spaß | 13 | 27.01.2015 19:32 |
alter sack | Walther | Stammtisch | 2 | 06.10.2012 17:56 |
Das Alter | Antigone | Denkerklause | 6 | 20.09.2012 18:01 |
Das Alter | Sedinus | Denkerklause | 5 | 18.03.2010 18:48 |