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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 19.03.2017, 21:07   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard Burnout

Sie überfiel mich wie ein Schauerregen -
die namenlose, stumme Traurigkeit,
schlich wie ein Dieb ins Haus auf leisen Wegen,
verkleidet erst in muntre Lauterkeit.

Doch tief im Innern trug sie schon ihr Fallen,
den unaufhaltsam tiefen, langen Sturz.
Und plötzlich war ein Niederschlag in allem:
Der Augenblick des Freuens blieb zu kurz.

Zu unergiebig auch das Atemholen:
Der Schritt voran schien plötzlich ohne Sinn,
als wär die Sonne aus dem Tag gestohlen!
Erschöpft gab ich mich dem Versinken hin.

Ergeben wie ein Tier, den Tod im Blicke,
erstarrte ich, erloschen war die Glut.
Sie kam als Dieb, mit Hinterlist und Tücke
und stahl mich fort - und mit mir meinen Mut!

Sie hieß mich lagern auf dem dunklen Grunde,
da alles nichtig war, von Drang befreit.
Die Tages schwärten zäh um jene Wunde,
die mir das Joch der Welt schlug durch die Zeit.
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (26.03.2017 um 10:48 Uhr)
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.03.2017, 21:50   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi Larin!

Erst die Peanuts:

Drei Zeilen haben Überlänge in diesem 5-hebigen Gedicht:

S3Z1 - streiche "kurz und", dann passt es.

S3Z3 - Ersetze "hätte man" durch "wär".

S5Z2 - Streiche "Wunsch und".


S5Z3 - Das "Zähflüssig" muss man im unbetonten Auftakt unnatürlich betonen.
"Verlöschend" oder ein anderes auf Silbe 2 betontes Adjektiv würden passen.


Sehr plastische, bilderreiche Sprache, wundervoll gewobene Traurigkeit, golden und schwer wie Honig, schön und erstickend zugleich! Meine Hochachtung zu diesem Werk: Chapeau! - Eins von denen, die ich selbst gern geschrieben hätte!

Allergernst gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.03.2017, 22:03   #3
bobo
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Hallo liebe Larin!

Diese Zeilen bewegen mich zu tiefst, vor allem die vierte Strophe übt richtig "Druck" und Suggestion aus.

Einzig verwirrt hat mich: in S2Z4 "zu kurz" und dass es in S3Z1 mit "Zu kurz"
direkt weiter ging.

Das ist aber keine Kritik, eher Ahnungslosigkeit meinerseits!



Und: deinen Vorschlag zu Frühlingserwachen nehme ich Dir überhaupt nicht krumm! Würd ich es tun, dann wär ich ja dumm!

Lg!

Geändert von bobo (19.03.2017 um 22:45 Uhr)
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Alt 24.03.2017, 11:55   #4
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Liebe larin,

Dein Gedicht beschreibt mit bilderreichen Worten ein sehr ernstes Thema. Du beschreibst den Beginn der Abwärtsspirale leise, die Trauer und Betroffenheit kommt angeschlichen und werden zur Seite gedrängt. Das Seeleninnere aber geht seinen eignen Weg weiter.

Du beschreibst es hier sehr sehr lyrisch, das ist ein Leckerbissen hier im Forum ( Vielleicht ist Leckerbissen nicht das richtige Wort dafür, ich ringe gerade um die treffende Vokabel)

Ich finde es gut, auch solche Themen in Gedichten wiederzufinden.

Liebe Grüße sy

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Alt 26.03.2017, 10:53   #5
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

hi erich,

ich verlass mich jetzt mal blind auf dein gutes mathmatische grundgefühl und kürze durch, obwohl mir die weiderholung von "zu kurz" ganz gut gefallen hätte, rein inhaltlich - denn genau so fühlt es sich an.


lieber bobo,
da hämmerte halt etwas in meinem kopf und hat sich festgesetzt: zu kurz, zu kurz!
wie bei einem refrain.
man kanns aber auch, wie erich angemerkt hat, weglassen.

hallo syranie,
manchmal gelingen ja momentaufnahmen, die etwas markantes, wesentliches zeigen.


lasst euch genug zeit zum leben!
lg, larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.04.2017, 14:42   #6
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
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Liebe Andrea,

zu diesem Thema lässt sichs trefflich dichten.
Und das ist dir hiermit auch bestens gelungen!

Sehr gern gelesen und darüber nachgedacht, ob und wie es möglich ist, sich nicht so vereinnahmen zu lassen.
Heutzutage sind sehr viele Menschen davon betroffen - es muss an der Zeit, in der wir leben, liegen....

Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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