09.05.2017, 22:56 | #1 |
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DasSpargelgedicht
(Anklänge an Heines Hohelied sind beabsichtigt)
Ein Spargelgericht vergleich ich einem Gedicht, das Gott der Herr höchstselbst geschrieben! Sein eigner Geist hat ihn bestimmt getrieben und jedes seiner Worte hat erhebliches Gewicht. Er sprach, wie Götter sprechen, auf lateinisch: Du sollst wachsen, wachsen sollst du, Asparagus! Den Menschen ein köstlicher Frühlingsgenuss, kommst du frisch gestochen auf den Mittagstisch - begossen mit Sauce hollandaise aus Dottern und Butter, mit Fleur de Sel gewürzt und spritz'gem Zitronensaft, verleiht der Spargel Weiberlust und Manneskraft! Wir danken Gott und loben die kochende Mutter, die uns mit dem heutigen Spargelgericht so sehr begeistert; sie hat das schwierige Rezept ganz künstlerisch bemeistert! Die Gourmets besingen die Köchin mit hymnischen Weisen, die lässt sich als beste Spargelköchin besingen und preisen. Oh, welch herrliche Idee ist dein weißer Leib, der schlanke, worauf sich oben wölbt des Hochgenusses Hauptgedanke: Ein Knospengebilde, das Zunge und Gaumen verwöhnt und uns, gebadet in Sauce hollandaise, das Leben verschönt. Fürwahr, du wirst von Sonnenstrahlen nicht geküsst, du wächst im Dunkeln und verborgen unsren Blicken, bewahrst der Unschuld weiße Farbe und du bist allein geschaffen, Schleckermäuler zu entzücken. Wir wollen zuletzt nicht der Mädchen vergessen, die tagelang auf den Wällen des Feldes gesessen und hoffen und warten, dass die weißen Spargelspitzen wie göttliche Finger an den Lippen der Mädchen ritzen. Ihr spürt's: Hier herrscht nun wahre Poesie - und jede Stange, die in eurem Mund verschwindet, ist eine Hymne auf des lieben Gotts Genie! Bon Appetit! Beschlossen und verkündet: Dein phallischer Leib beweist des Schöpfers Allgewalt, begehrlich beäugen die Damen die herrliche Gestalt des Frühlingsgottes Asparagus, Lobgesang erschallt! Doch jetzt - fangt an zu essen! - sonst wird der Spargel kalt! Geändert von Felix (09.05.2017 um 23:07 Uhr) |
21.05.2017, 11:06 | #2 |
Gast
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was für eine Idee, Felix.
Bei der erotischen Anspielung musste ich jedoch an "Spargeltarzan" denken und herzhaft grinsen. von Koko |
28.06.2017, 17:37 | #3 |
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Liebe Kokochanel,
gar lange war ich aus dem Verkehr gezogen. Mein Dank für Deinen Kommentar schicke ich Dir spät aber herzlich! Liebe Grüße, Felix |
28.06.2017, 20:45 | #4 |
Slawische Seele
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Lieber Felix,
es könnte auch "Spargelgericht" heißen. Die Rubrik ist gut gewählt: Humor total, die Doppeldeutigkeit unverkennbar - aber eines bleibt: Die Leserin erkennt den "verzückten Mann" darin. Jener Spargel ist nicht alles, bedenkt man den "Spargeltarzan". (Gut, liebe Koko) Die Pointe macht alles wieder gut. Das hätte auch die kochende Mutter gesagt. Toll gemacht. Wieder ein Gedicht, das nicht durch Länge erschreckt, ganz im Gegenteil. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
29.06.2017, 17:39 | #5 |
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Liebe Dana,
ich danke Dir für Deinen liebenswürdigen Kommentar! Anlass war (und ich schreibe "Auftragsgedichte" überhaupt nicht gern), dass eine alte Freundin von mir jährlich ein großes Spargelessen für die Mitglieder des Rotary-Clubs in MeckPomm veranstaltet. Ich sollte vor dem Beginn des Essens ein Gedicht rezitieren. Schön, dass es auch bei Dir so zweideutig angekommen ist, wie es gemeint war. Liebe Grüße, Felix |
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