12.05.2017, 19:25 | #1 |
Gelegenheitsdichter
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Rebentrauer - Trauerreben
Rebentrauer – Trauerreben
Die Trauer ist, sich willig zu ergeben: Wenn etwas nicht mehr ist und fortgegangen, Wenn – wolkenfrei – die Sonne scheint verhangen, Dann kommt die Ruhe nach dem Seelenbeben. Man steht an einem Grabstein, denkt ans Leben, Erinnert Stimmen, die vertraut erklangen, Bemerkt die Winde nicht, die sich verfangen, In Haaren, Mänteln und im Widerstreben. Ich blicke auf, der Morgen ist vergangen, Und um das Grab ist’s still. Wer will vergeben Für den, der drunten liegt, und das Verlangen, Sich noch ein letztes Mal zu reiben? Reben Umschlingen ein Gerüst aus Eisenstangen Und weisen blühend auf das Weiterleben.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt Geändert von Walther (13.05.2017 um 18:36 Uhr) |
12.05.2017, 21:04 | #2 |
TENEBRAE
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Hi Walther!
S1Z3 ist überlang und inversiv. Beides stört hier sehr, da die sonstige lyrische Sprachqualität sehr hoch ist. S3Z3 - Statt des gemeinsprachlichen "drunten" würde mir ein schlichtes, aber eleganteres "unten" besser gefallen. Zur Zeit schreibst du sehr gut: intensiv und eindringlich, wortmächtig und erfrischend (zB ein Wind, der sich "im Widerstreben" verfängt - wundervoll!), aber ohne moralischen Zeigefinger oder schmalziges Pathos - sehr authentisch, sehr "echt" ... ganz meine Linie! Ich genieße ... LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
13.05.2017, 10:42 | #3 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo Walther,
ein schönes aber eben wegen der einen Zeilenüberlänge noch kein rundes Gedicht. Wenn selbst ? die Sonne ohne Wolken strahlt verhangen, Wenn wolkenlos die Sonne strahlt verhangen Dann kommt die Ruhe nach dem Seelenbeben. Ja, auch ich würde "unten" schreiben, weil drunten hart klingt und zwei "r" sich gegenseitig belasten. der - drunten Sonst schöne Wortwahl. LG M. |
13.05.2017, 18:25 | #4 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo Walther,
Dein Gedicht ist dir gelungen. Sehr sehr schön. Es ist schlicht und nimmt einen beim Lesen mit. Der Titel:Rebentrauer – Trauerreben ist besonders. Mir würde so etwas nicht einfallen. ( wie auch du bist ja Walther) Zunächst stutze ich wegen der Überschrift, aber ich war stumm als ich das Gedicht las. Intensiv ist vielleicht das richtige Wort dafür. Auch ich würde " unten" schreiben. Das Ganze ist eine Mischung aus Denken und Gefühl. Alles gefällt mir. Liebe Grüße sy Geändert von juli (13.05.2017 um 19:25 Uhr) |
13.05.2017, 18:39 | #5 |
Gelegenheitsdichter
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Beiträge: 3.210
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Hi eKy und Mondmann,
der hinweis mit dem überständigen takt ist messerscharf bemerkt - die vorschläge zeigen eine richtung an, die ich am ende noch ein stückchen weiter gegangen bin. danke fürs reinlesen und die wegweisung! nun ist s1 in ordnung. lg W.
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13.05.2017, 18:43 | #6 |
Gelegenheitsdichter
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lb syranie, lb eKy,
auch das zweite thema will ich bearbeiten. allerdings möchte ich im moment das härter klingende "drunter" nicht gegen das weichere und fließendere "unter" tauschen - das raue, widerspenstige ist an dieser stelle m.e. durchaus angebracht. ich habe vor der veröffentlichung einige male abgewogen, wie ich das setzen möchte. die entscheidung ist damals so gefallen, wie es oben steht. danke für eure argumente, die natürlich ihre berechtigung haben und daher wohl bedacht sein müssen. und danke an alle für die mehr als freundlichen worte! lg W.
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