Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Denkerklause

Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 05.07.2017, 11:48   #1
Cheeny
Melody of Time
 
Registriert seit: 12.02.2017
Beiträge: 361
Standard es ist nichts

ich steh stille
und seh dabei zu
wie die welt sich dreht
wie ein tag nach dem andern
einfach vorübergeht

nach jahren
wachsender unsicherheiten
beim wandern
durch berg und tal
beim jonglieren
auf giebeldächern
war der mond so fahl

nun steh ich stille
und seh dabei zu
wie menschen vorüberziehn
wie vergangene zeiten
einfach ins nichts entfliehn

nach endlos
durchwachten nächten
beim waten
durch zähen morast
nach schwimmen
in tiefen gewässern
mach ich auf der insel rast

und steh einfach stille
Cheeny ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.07.2017, 14:15   #2
fee_reloaded
heimkehrerin
 
Registriert seit: 19.02.2017
Ort: im schönen Österreich
Beiträge: 389
Standard

Ein Gedicht, das mich zutiefst berührt, liebe Liara.

Nicht zuletzt wegen des vielsagenden Titels, der den Text erst in Beziehung so richtig "tiefenwirksam" macht - und dabei dennoch so leise bleibt wie auch der Rest deines Gedichtes.

Das Stillhalten, der Stillstand nach Jahren vergeblichen Jonglierens, das Waten durch zähen Morast (ich lese ihn als einen Sumpf aus Schweigen und ungelebtem Leben), das Entgleiten von Geschichte...hat nun zu einem Innehalten von LI geführt. Es mag ev. aus Resignation oder Orientierungslosigkeit geboren sein, dennoch hat es etwas Gutes - denn es unterbricht den Strudel des Kreisens um Unbeantwortetes, Ungreifbares, Verschwiegenes, Kleingeschwiegenes (das mit den Worten "es ist nichts" machtvoll und effektiv hinter einer unsichtbaren Mauer zurückgehalten wird).

"Es ist nichts" kann zugleich auch schon mit dem Blick ins Hier und Jetzt und nach vorne als tröstlich gelesen werden. Jetzt und hier, auf der Insel, herrscht Stille im Sinne von Frieden. Eine Auszeit oder vielleicht sogar ein leises Betrauern und Loslassen von bedrückenden Altlasten (Familienerbe, das man zurückgeben kann an die Vorfahren?).

Da ich mich selbst gerade intensiv mit dem Thema des Schweigens innerhalb von Familien über Generationen und den damit verbundenen Auswirkungen beschäftige, habe ich dein Gedicht auf diese Art gelesen. Es steht allerdings sicherlich ganz universell für das Hinterfragen der eigenen Geschichte und den damit verbundenen möglichen oder unmöglichen Perspektiven, wenn eine solche "fehlt" und nur als tiefes Gewässer - also fehlender Boden unter den eigenen Füßen - existiert.

Ich weiß, wie sich das anfühlt. Daher habe ich mich von deinem Gedicht sehr abgeholt gefühlt. Danke!

Lieber Gruß,
fee
__________________
x
x
x
x
x
x
x
x

"Du musst, wenn du unser Glück beschreiben willst,
ganz viele kleine Punkte machen wie Seurat.
Und dass es Glück war, wird man erst aus der Distanz sehen.”

― Peter Stamm, Agnes
fee_reloaded ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.07.2017, 09:21   #3
Cheeny
Melody of Time
 
Registriert seit: 12.02.2017
Beiträge: 361
Standard

Guten Morgen, liebe Fee,

ja, was soll man sich denn mehr wünschen, als mit seinen Worten verstanden zu werden und gleichzeitig jemanden damit zu erreichen.
Danke dir!
Mit Generationen-, Familien- und Beziehungskonflikten kann man viele Seiten füllen. Diese hier war sicherlich noch nicht die Letzte.
Und manchmal hilft nur noch das Innehalten oder der Ausstieg bevor es zum Desaster kommt.

Liebe Grüße von der Insel, hab einen sonnigen Tag
Liara

Geändert von Cheeny (06.07.2017 um 09:28 Uhr)
Cheeny ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
nichts als Walther Liebesträume 2 09.05.2011 21:06
Nichts, fast nichts horstgrosse2 Denkerklause 0 04.02.2011 08:06
Nichts Falderwald Der Tag beginnt mit Spaß 4 10.11.2010 19:56
Nichts Galapapa Der Tag beginnt mit Spaß 4 14.07.2009 17:10


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 04:26 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg