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Alt 13.11.2017, 12:01   #1
Kokochanel
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Standard Hashtag Me not

HashTag Me not

In aller Munde sind nun die Frauen, die begrapscht, begrabbelt und betatscht wurden. Der Hashtag Me too ist ein Selbstläufer, in dem sich die armen Opfer stilisieren, Frauen, attraktive Frauen. Frauen also wie ich es lebenslang war. Alles Opfer von liebestollen und machtgeilen Männern. Selbst im Parlament, oh, mein Gott! Mee too, rauf und runter, hin und her.
Die Sachlage ist klar: der Mann ist das Schwein und die Frau ist das Opfer. Wie viele Frauen aber gerne auch mal bei langer Abwesenheit von Heim und Herd oder bei Betriebsfeiern einen kleinen Seitensprung wagen, das wird nicht gesagt. Wer will, der soll von mir aus, aber wer nicht will, der soll es deutlich sagen. Vielleicht gibt es ja auch sexuelle Belästigung von Frauen gegen Männer? Warum also gleich einen Hasttag aufmachen?

Sicherlich will ich nicht beschönigen, dass erst 1997 das Gesetz gegen Vergewaltigung in der Ehe erlassen wurde und bis dahin die Frau als Jederzeitverfügbares unter Männern galt. Sicherlich gibt es auch heute noch Gewalt gegen Frauen, Prügel und Erniedrigung, aus dem es sich in einer Beziehung scheinbar schwer entkommen lässt.
Dass aber meint „Me too“ nicht. Dieser Opferhashtag meint sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und was sexuelle Belästigung ist, da kann man geteilter Meinung drüber sein. Ich denke, diese Einschätzung hängt vom Selbstbewusstsein einer Frau ab.
Welche Frau würde denn ihr Sex-Appeal und ihre Attraktivität nicht bewusst und gewollt ins Büro tragen? Macht doch jede, hab ich auch gemacht. Bewundernde Blicke genießt man und den andren Weibern zeigt man: Schau her, wie toll ich aussehe. Klar gibt es Männer, die diese Aussage als Aufforderung verstehen. Und dann lässt man sich das gefallen und macht mit, weil man ja das arme Opfer ist? Warum haut man dem Chef nicht auf die Finger, tritt dem Kollegen nicht nach deutlicher Ansage gegen das Schienbein oder sonst wohin? Warum braucht man einen Sammelhashtag, um als Frau seinen Standpunkt klar zu machen?
Das, was in Köln Silvester passiert ist, das wäre einen Hasttag wert gewesen, denn das war rohe Gewalt, der keine Frau entkommen konnte.
Meine Güte, wenn einem mal jemand die Hand aufs Knie legt oder zu Fastellovend einer auf den Hintern klopft, das nimmt man doch als selbstbewusste Frau als Kompliment, schiebt die Hand weg und sagt lächelnd : So nicht, Junge! Bei mir hat das immer funktioniert. Selbst ist die Frau. Welches Problem haben die Frauen, die dazu nicht in der Lage sind?
Unsere Polittalkshows nehmen dieses Thema als willkommene Tatsache, von der Jamaika-Krux abzulenken. Die Sendung von Anne Will wurde gestern kurzfristig vom Thema her abgeändert. Diktat vom Staat?
Lächerliche Ausweichmanöver im Sammelgejammer auf Kosten der Frauen. Ich denke nicht, dass ein Antatscher von Frau Müller, Maier, Schulz wirklich jemanden interessiert. Haben wir keine anderen Probleme in diesem Land? Was also soll diese lächerliche Kampagne?
Und Frauen: Lernt euch selbst zu verteidigen. Harsche und klare Worte reichen oftmals schon bei Chef und Kollegen. Wer jedoch auf das Mitleid der Gesellschaft abzielt als einzige Gegenwehr, der wird auch zukünftig immer Opfer bleiben.
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Alt 13.11.2017, 13:24   #2
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heimkehrerin
 
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Standard

Hi, Koko.

Da ist dir ja ein echt provokativer Text von der Tastatur gehüpft.
Die Position, die du die Schreiberin einnehmen lässt, schafft es wirklich, zu polarisieren in seiner Eindimensionalität und nicht zu Ende gedachten Argumentationsführung. Genau so sieht man es ja heutzutage leider auf Twitter, facebook, in Zeitungskommentaren und Co.

Ich zähle mich selbst zum Beispiel zu den eher selbstbewussten Frauen, wenn es darum geht, einem Mann Grenzen zu setzen. Was aber nun mal nicht immer die Garantie birgt, dass diese Grenze auch vom Gegenüber respektiert wird. Ich beherrsche zwar Selbstverteidigung, aber sehe mich dennoch ungern dazu gezwungen, einem Mann die Nase zu brechen oder andere Verletzungen zuzufügen, nur, weil er ein höfliches aber bestimmtes "Nein" nicht akzeptieren kann....und ab einem gewissen Punkt ist man als Frau dann doch kräftemäßig unterlegen...

Wenn es dann auch noch Frauen gibt, die ihren Sexappeal (unprofessionellerweise) mit zum Arbeitsplatz nehmen und sich durch den kollegialen oder chef-igen Klapps auf den Po auch noch geschmeichelt und anerkannt fühlen, muss man sich fragen, wie gut es eigentlich um deren Selbstbewusstsein bestellt ist und worüber sie sich sonst noch definieren am Arbeitsplatz oder im Leben generell.

Dass solche Frauen dadurch aber auch die Botschaft hinaustragen, dass es auch gewollt oder okay sein kann, wenn der Kollege oder Chef mal eben ganz zwanglos die Grenzen überschreitet, halte ich für extrem problematisch. Wie soll Mann denn dann wissen, wann ja und wann nein? (noch dazu, wo es generell "nein" für ihn zu sein hat).
Und wie kommen dann ausgerechnet die weniger wehrhaften oder weniger sexuell am Arbeitsplatz motivierten Frauen dazu, dann - auch noch "kalt erwischt" und aus der Fassung gebracht - den Übergreifern deutlich zu machen, dass es (generell!) eben nicht okay ist?! Da sind wir dann auch nicht mehr allzu weit von der oft gehörten Rechtfertigung des Belästigers (oder im Extremfall Vergewaltigers) entfernt, dass das Opfer es ja eigentlich gewollt und ihn schon allein durch die Aufmachung aufgefordert habe. (dazu fällt mir der Film "Angeklagt" mit Jodie Foster ein...immer noch gut und immer noch brandaktuell).

Frauen, die andere Frauen als Konkurrenz betrachten,
Zitat:
und den andren Weibern zeigt man: Schau her, wie toll ich aussehe
gibt es leider. Sie finden ev. durch sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz Bestätigung. Von Selbstbewusstsein ist das jedenfalls meilenweit entfernt. Und leider sind viele Männer auch zu wenig selbstbewusst, um mit gesetzten Grenzen - also in ihren Augen einer Abfuhr - gut umgehen zu können. Das sollte man hier auch erwähnen. Oft wird dann aus Gekränktheit aggressiv reagiert. Das macht die Sache auch nicht einfacher.

Die Sammelhashtag-Aktion "Me Too" mag nicht jedem gefallen. Mag sein, dass manche sich da auch beteiligen, die - aus falschen Motiven - "dazugehören" wollen (beispielsweise könnte es ja in den Augen mancher Frau so ausgelegt werden, dass sie für unattraktiv gehalten wird, wenn ihr noch nie jemand zu nahe getreten ist).
Aber das schmälert mE. die Sinnhaftigkeit der Hashtag-Aktion nicht wirklich. Es geht um die Unüberseh- und übergehbarkeit der Problematik. Und das ist gelungen.

Dem Chef mal eben deutlich selbstbewusst eine Grenze zu setzen, überlegt frau sich wohl meist eher zwei- bis dreimal...nicht jede möchte dadurch ins Gerede kommen oder in die Öffentlichkeit gerückt werden und ein neuer Job ist heutzutage auch nicht mehr leicht zu finden....das ist leider immer noch so. Was also dulden und was nicht mehr? Null-Toleranz sollte es sein, aber die lässt sich nicht so einfach durchziehen...weil immer noch großes Unverständnis für diese Problematik herrscht. Dass Frauen auch heute noch nicht selbstverständlich und ohne erhebliches Aufsehen und Konsequenzen für sich selbst hergehen und einem Vorgesetzten Grenzen setzen können, ist Fakt und sehr traurig. Wie weit das Phänomen verbreitet ist, wird durch die Hashtag-Aktion endlich einmal sichtbar. Sich als Opfer zu outen oder wahrgenommen fühlen zu können, ist in einer großen Gruppe auch weniger beschämend. Und Scham spielt in solchen Dingen auch immer eine große Rolle. Weil immer noch in vielen Köpfen der Gesellschaft und somit auch vieler Frauen steckt, dass sie ja vielleicht wirklich auch mit Schuld waren an dem, was ihnen passiert ist.


Lachen bzw. wundern kann ich mich dafür eher über so künstlich herbeigezerrte Gender-Probleme wie '"Man-Spreading"...allein zwei Sitze in der U-Bahn zu brauchen; das machen Frauen auch...bloß mit vielen Einkaufstüten anstatt mit weit gespreizten Oberschenkeln. Sieht vielleicht eleganter aus, ist aber dasselbe. Woman-Spreading eben.


Lieber Gruß,
fee
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"Du musst, wenn du unser Glück beschreiben willst,
ganz viele kleine Punkte machen wie Seurat.
Und dass es Glück war, wird man erst aus der Distanz sehen.”

― Peter Stamm, Agnes

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