11.06.2018, 07:13 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Sie schwieg
Sie schwieg
Sie schwieg, als ihre Mutter sie Schlampe nannte. Sie schwieg, als ihr Vater sie schlug. Sie schwieg, als man ihr das Kind wegnahm. Sie schwieg, als ihr Mann wieder betrunken war. Sie schwieg, als sie ihr Mann prügelte. Immer wieder. Sie schwieg, als sie ihn mit neunzehn Messerstichen tötete. Als man sie fragte warum, schwieg sie.
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
11.06.2018, 23:20 | #2 |
TENEBRAE
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Hi Thomas!
Erschütternd. Von kleinauf zm Schweigen genötigt und erzogen - warum sollte sie nun reden? Wer keinen Selbstwert kennt, verteidigt sich nicht - es ist ihm egal, was mit ihm passiert. Zerstörte Leben zeugen zerstörte Leben - ein ewiger Teufelskreis, genannt Menschheit. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
12.06.2018, 00:44 | #3 |
Marsmond
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Hallo zusammen,
das sehe ich ein bißchen anders: Alles für mich kein Grund, jemanden umzubringen und wenn es noch so gerechtfertigt erscheint. Aber das ist eine gern gebrauchte Ausrede: schwere Kindheit Interessanter Text allemal, Thomas. Gruß Deimos
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„Seine Zeit als welthistorisches Volk liegt hinter ihm.“
Zitat aus Finish Germania von Rolf Peter Sieferle über die Deutschen |
12.06.2018, 01:21 | #4 |
TENEBRAE
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Hi Deimos!
Wer Demütigung und Gewalt nie selbst, direkt und unvermittelt erfahren hat, vor allem über lange Zeit hinweg, redet sich leicht. Nichts muss ein Grund für eine Befreiungstat sein, aber alles kann. Unser Rechtssystem verurteilt Selbstjustiz - was ich in solchen Fällen unverständlich finde. Was für Alternativen hatte eine Frau, die die "legalen" Mittel selbstbewusster Bürger, sich aus solcher Lage zu befreien, nie gelernt hatte, die nur Angst und Erniedrigung kannte - und keinen anderen Ausweg wusste? Alles andere als eine rasche Tötung hätte nur zu noch mehr Schmerz und Selbstwertzerstörung geführt - zumindest aus ihrer Perspektive. Der Mann hätte sie entwaffnet und nur wieder verprügelt - bis ihr Restwille irgendwann völlig gebrochen gewesen wäre. Von den Eltern war ja offensichtlich keine Unterstützung zu erwarten, und Justizorgane hatten scheinbar versagt. Der Welt hat sie einen Gefallen getan - die kommt gut ohne prügelnde Machos und arrogante Sadisten aus, ohne herrsch- und kontrollsüchtige Komplexhaufen, die nur mittels Angst und Terror herrschen können! Die sich nur erhöhen können, indem sie andere kleiner machen, jenseits aller Lernwilligkeit und Reue. Das Gesetz sollte - neben dem Motiv - die Tat an sich grundsätzlich gegen den offenkundigen menschlichen WERT des vernichteten Lebens aufwiegen, nicht nur stupide und zusammenhanglos die Tat an sich richten! Das würde unser Gesetz weit fairer und lebensnäher machen! Wurde ein wertloser Mensch ermordet, so fiele die Strafe weit milder aus. Geschah die Tat im Affekt oder zumindest ohne böswillige Berechnung, so wären dies weitere Milderungsgründe. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
12.06.2018, 10:33 | #5 |
Eiland-Dichter
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Beiträge: 82
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Hallo Thomas,
von einem Menschen, der niemals Beistand erfahren hat, und sich nur noch in dieser Art zur Wehr setzen konnte, wird man nicht wirklich erwarten können, dass er im Anschluss an eine solche Tat wie ein Wasserfall plaudert. Ein solcher Mensch ist zutiefst misstrauisch und erwartet sicherlich keinerlei Hilfe von anderen, die dabei sind, sein Verhalten zu analysieren, um es anschließend zu sanktionieren. Das ist ein tragischer Fall und ich bin sicher, dass dies vor Gericht eine zentrale Rolle spielen würde. Insofern finde ich deinen Text gut gelungen, denn er zeigt diese, auch moralische Problematik auf. Weit weniger moralisch finde ich zum Teil die Worte meines Vorredners, der tatsächlich meint, irgendwer könne den menschlichen Wert eines vernichteten Lebens beurteilen und bei der Ermordung eines wertlosen Menschen solle die Strafe weit milder ausfallen. Nicht umsonst wurde in den meisten Demokratien die Todesstrafe abgeschafft, denn die Beurteilung, ob ein Mensch wertvoll ist oder nicht, richtet sich immer nach der jeweiligen Ideologie und da war doch mal irgendwann was. Ich hoffe du distanzierst dich von derlei Aussagen, weil sie ethisch und moralisch doch sehr fragwürdig scheinen. thommi |
12.06.2018, 16:18 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Ihr Lieben,
vielen Dank für die Beiträge. Ich sehe es so: Das Gebot, du sollst nicht töten, gilt. Die einzige Ausnahme ist Notwehr. Den Wert eines Menschenlebens zu beurteilen steht uns nicht zu. Das Strafmaß zu finden ist Aufgabe des Richters, welcher die besondere Situation des Täters berücksichtigen muss. Mir ging es hier aber eigentlich nicht um den juristischen Aspekt und eigentlich auch nicht so sehr um Moral. Das Gedicht empfinde ich als Miniaturtragödie. Man wünscht, dass die Katastrophe abgewendet wird, indem sie möglichst bald nicht schweigt. Liebe Grüße Thomas
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12.06.2018, 17:07 | #7 |
TENEBRAE
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Hi ihr!
Interessant, dass manche meinen, den Wert eines Lebens zu beurteilen stünde ihnen nicht zu - dabei machen wir es ständig und tagtäglich, indem wir Menschen beurteilen. Bemüht objektiv oder - wie üblicher - selektiv und subjektiv, aber wir tun es jedesmal, wenn uns Menschen begegnen und wir mit ihnen interagieren. Da wissen wir gleich, ob einer ein A-loch ist oder als "cool" gelten darf, ob er vertrauenswürdig ist oder nicht. Für das Ermessen im Verhandlungsfall müsste man die Bekannten des Ermordeten fragen, wie sie ihn zu Lebzeiten wahrgenommen haben, und eine Art Querschnitt bilden. Oder sich die Gründe für die Tat genauer anschauen. Hat das Opfer eine Polizeiakte wegen Gewalttätigkeit oder anderer Delikte? Richtete die Gewalt sich gegen Wehrlose oder gar Schutzbefohlene? Man kann sehr wohl einschätzen, wes Geistes und welcher Moral Kind ein Mensch war - und ich finde, das gehört auch dazu, wenn man die Tat an einem solchen Menschen beurteilt. Das sollte in Relation gesetzt werden - man müsste sich halt mehr Mühe geben, mehr recherchieren. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob man Hitler ermordet - oder Gandhi! Stalin - oder Mutter Teresa. Das begreifen wir sofort - nur in der "alltäglichen Rechtsprechung" tun wir so, als dürfe das keine Rolle spielen! Ich finde das ungerecht, falsch und verlogen. LG, eKy Und "thommi" - du kannst dich distanzieren, soviel du willst, und das nehme ich dir auch nicht krumm. Aber anderer Moral vorauseilend in Geiselhaft zu nehmen, indem du deiner "Hoffnung" Ausdruck verleihst, sie möchten sich ebenso distanzieren, halte ich für grob untergriffig bis deutlich unhöflich. Wenn du ein Problem mit meinen Aussagen hast, dann sprich MICH an, aber versuch nicht, indirekt Meinung gegen mich zu machen, so als wäre ich deiner persönlichen Zuwendung unwürdig.
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12.06.2018, 23:22 | #8 | |
Marsmond
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Hallo Thomas,
Zitat:
Rechtliche und moralische Schlussfolgerungen will ich hier auch nicht ziehen, aber daß man im Rahmen einer Selbstjustiz jemanden ermorden darf, weil man das "Recht" dazu hat, das kann es auch nicht sein, Erich. Gruß Deimos
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„Seine Zeit als welthistorisches Volk liegt hinter ihm.“
Zitat aus Finish Germania von Rolf Peter Sieferle über die Deutschen |
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13.06.2018, 10:06 | #9 |
Eiland-Dichter
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Beiträge: 82
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Nein, Erich Kykal, ich sehe nur zwei Möglichkeiten. Entweder du warst besoffen, als du das geschrieben hast oder du denkst wirklich so eingeschränkt.
In beiden Fällen lohnt direkte Ansprache nicht. Du musst schon mir überlassen, wie ich mein Missfallen kundtue, es war ja nicht heimlich. thommi |
13.06.2018, 10:54 | #10 |
ADäquat
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Hallo zusammen und besonders thommi und Erich:
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