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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 08.06.2019, 11:43   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Seelenspiegel

Ich ziehe monden meine Bahn
um alle weltlichen Genüsse,
als ob ich sie erleben müsse,
dem ganzen Leben aufgetan.

Und alles, was sich in mir spiegelt,
erbaue ich in meinem Geist,
der immerzu nach vorne weist,
wo sich ein neuer Raum entsiegelt.

Und schaut mich je ein Übel an
aus gnadenlosen Folteraugen,
zu sehen, was die Sinne taugen,
die wacher machen mich daran,

besänftigt es mein mildes Herz,
als wolle es für alle schlagen,
die sich gleich mir ins Volle wagen,
und zahmer zieht es anderwärts.

Mein sanftes Leben macht mir Mut,
wenn es aus Unverzagtem schlicht
und uferlos in mein Gesicht
aus Spiegeln bricht und Wunder tut.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (08.06.2019 um 16:23 Uhr)
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Alt 08.06.2019, 14:36   #2
Thomas
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Lieber Erich,

die erste Zeile verstehe ich nicht (monden? mondän?) Die letzte Strophe ist eine wahre Perle.

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 08.06.2019, 16:21   #3
Weiße Wölfin
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Hallo Erich,

habe mich heute früh an einem Gedicht versucht,
das den Mond als Leitgestirn eines Lebens bedeuten wollte.
Leider ist es mir nicht gelungen.

Dein sanftes Gedicht ist eine Wohltat.

LG Weiße Wölfin
__________________
Das Leben ist gut und licht.
Das Leben hat goldene Gassen.
Fester wollen wirs fassen.
Wir fürchten das Leben nicht.

R.M. Rilke


Du kannst nicht in die Vergangenheit gehen und neu beginnen.
Aber Du kannst jetzt anfangen, ein neues Ende zu schaffen


"Nicht müde werden / sondern dem Wunder / leise / wie einem Vogel / die Hand hinhalten" Hilde Domin
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Alt 08.06.2019, 16:22   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Thomas!

Vielen Dank für das "perlende" Lob!

Den Ausdruck "monden" habe ich mir von Rilke ausgeliehen. Er meint "wie der Mond" oder "mondartig".


Hi Weiße Wölfin!

Auch dir vielen Dank für das positive Echo!

Das mit dem Dichten soll man nicht zu erzwingen versuchen. Es kommt, wann es möchte, wenn irgendetwas in uns bereit dazu ist, es preiszugeben. Ich bin sicher, dieses Gedicht wird noch zu dir kommen!


LG, eKy
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Alt 08.06.2019, 16:48   #5
Weiße Wölfin
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Hi nochmals Erich,

Danke für das Teilen Deiner Erfahrung .

Ich versuche nicht mehr, zu zwingen.
Nach erneutem Lesen : Doch, tu ich wohl. Und ... als ich heute früh die "ganz bestimmte Melodie" in meinem Innern nicht wirklich einfangen konnte, hätte ich beinahe einfach "Schmarrn" geschrieben, weil "es" zu Papier wollte / sollte. Dann aufgeben müssen.

Ich habe etliche Mondgedichte-- aber derart unjambisch und nicht geXxXt, dass ich nicht weiß, ob ich sie dem "Sonnenauge" der Kritik preisgeben werde. Mal schauen .

WW - dichtendes Faultier
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R.M. Rilke


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Geändert von Weiße Wölfin (08.06.2019 um 17:00 Uhr)
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Alt 18.06.2019, 15:02   #6
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Wenn du einen Rat willst: Lies dir genehme Autoren, das Gesamtwerk, meine ich. Rilke zB. hat meine Kreativität ungeheuer befördert, mein Vokabular erweitert, mir lyrischen Satzbau gezeigt und, und, und ...

LG, eKy
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Alt 18.06.2019, 18:11   #7
Lightning
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Hallo Erich!

Wie von dir gewohnt - einmal mehr ein sehr schönes Gedicht.
Schön zu sehen, dass auch du nicht immer eine einheitliche Silbenzahl durch die Verse ziehst. Ich dachte schon.. naja.. der Erich.. der träumt und schnarcht sogar in metrischer Perfektion.. und schreibt die perfekte Metrik einfach im Schlaf, um sich und andere zu erfreuen, wenn er aufwacht. Wahrscheinlich ist er aus dem Dichterhimmel gefallen.

Daher - wie gesagt - schön zu sehen, dass zwar das Metrum dank des durchgehenden Jambus einheitlich ist.. aber die Silbenzahl in einigen deiner Gedichte auch mal "schwankt". Irgendwie hatte ich vorher wohl gerade die Gedichte von dir gelesen, die auch durchgehend einheitliche Silbenzahlen hatten.. und mich immer wieder gefragt.. wie macht er das nur?

Liebe Grüße,
Lightning
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Alt 18.06.2019, 18:57   #8
Erich Kykal
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Hi Lightning!

Beim Schreiben zähle ich immer nur die Heber, nie die Silben. Dass es trotzdem meist exakt hinhaut, liegt an meinem musischen Taktgefühl und meinen erweiterten Sprachbildungsmöglichkeiten.
Ich war immer der Ansicht, dass es, wenn es sprachmelodisch "richtig" klingt, durchaus erlaubt sein muss, die Silbenzahl zu variieren. Wenn ich derlei bei anderen moniere, dann deshalb, weil es sich dort dann für mich irgendwie nicht "richtig" anfühlt.
Meist haut es dann mit der Heberzahl nicht hin. Auffallend überhängende Silben sind eher sehr selten nach meinem Gefühl.

Ich hoffe, meine Ausführungen waren erhellend.

Ernsthaft: Ich habe mir meine (vergleichsweise) "Perfektion" in den letzten 15 Jahren hier in den Gedichteforen mühsam erarbeitet - sprich, ich wurde so lange mit dem Kopf darauf gestoßen, bis das eine oder andere selbst in meinen veritablen Sturschädel einsickern konnte!
Beispiel: Ich bringe demnächst mein erstes Buch (von 2010) in korrigierter Neuauflage heraus, weil ich die hunderten - damals unerkannten - Metrikfehler nicht mehr ertragen konnte!


LG, eKy
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Alt 18.06.2019, 19:21   #9
Lightning
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Hi Erich!

Erweiterte Sprachmöglichkeiten. Also doch aus dem Dichterhimmel gefallen *g*
Natürlich Spass.

Den von dir erwähnten Sturschädel.. habe ich irgendwo.. nicht weit weg.. schon mal gesehen. Vielleicht sickert da irgendwann auch noch was rein, wenn jemand fleißig hämmert.

Hmm.. da wäre es ja fast interessant, beide Versionen deines ersten Buches zu lesen, um zu sehen, was du nach fast 10 Jahren verändert hast. Sind denn beide im Handel zu finden? Und falls ja.. wie heisst es denn? Auf Amazon findet man von dir auch Bücher von vor 2010, falls die Zahlen dort richtig angegeben wurden.. daher bin ich nicht sicher, ob du das Buch meinst, bei dem dort 2010 steht. "Wunderlicht" wäre das.

Liebe Grüße,
Lightning
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Alt 18.06.2019, 20:31   #10
Erich Kykal
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Hi L!

Nein, die alten Paperbacks von vor 2010 kannst du vergessen. Das Überlebenswerte davon habe ich 2010 im ersten gebundenen Buch "Weltenwege" zusammengefasst. (Und nein, die Urversion kriegst du nur noch von denen, die sie gekauft haben - ich habe alle restlichen Bücher vernichtet, die ich noch hatte.)
Danach kamen weitere Prachtbände (Goldlettern auf Leinen, 3-seitiger Goldschnitt). Die Liste ist irgendwo in diesem Forum, es gibt da einen Thread unter meinem Namen.

Die Bände:

Weltenwege (Best of 2005-2010, ca 330 Seiten)
Seltsame Sonette (50 Sonette zu Farbbildern aus der Kunstgeschichte + Sonettreihe "Mein Kater Max", ca 130 Seiten)
Tiefgänger (Best of 2011-2015, ca 330 Seiten)
Lautere Lyrik (100 Sonette zu Farbbildern, ca 200 Seiten)

2020 erscheint ein weiterer Band mit dem Best of von 2016-2020, in etwa auch 330 Seiten.

Schätze, nach diesen 5 Büchern werd ich es gut sein lassen. Das geht auf die Dauer zu sehr ins Geld ...

LG, eKy
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