22.10.2019, 00:04 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Grinsende Wölfe
Die Schafe stehen dicht und gut bewacht.
Ein Sommertag ist schnell vergangen. Der treue Hund späht in die laue Nacht. Der Mond von Wolken ganz verhangen. Die Gräser seufzen letztes Schwirren. Ein Rudel Wölfe lauert hinter Büschen. Wer wird sich heute Nacht verirren? Wen wird die scharfe Meute wohl erwischen? Ein hübsches Schäflein mit blonder Lockenpracht wird wohl das nächste Opfer sein. Hat sich trotz Warnung zum Walde aufgemacht und äugt ins tiefe Schwarz hinein. Weit hinten glänzt ein giftig gelbes Schimmern und tiefes Grollen bricht die Stille. Danach hört man nur schmerzerfülltes Wimmern, der Tod war pervertierter Wille. Die Schafe und der Hund im eignen Blut, vergebens war der Rat. Die Wölfe räkeln sich und streichen grinsend sich den langen Bart.
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chorch chorch Geändert von Hans Beislschmidt (22.10.2019 um 00:12 Uhr) |
22.10.2019, 01:43 | #2 |
TENEBRAE
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Hi Hans!
Ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster mit meiner Auslegung. Sollte ich mich irren, bitte ich schon mal vorweg um Verzeihung - indes, die Zeichen scheinen mir klar: Ach ja - das klassische Märchen: die holde unschuldige blonde (arische?) Christenmaid in Nöten und die bösen geifernden islamischen Wölfe mit ihren langen Bärten! Die tierhaften Horden primitiver Krimineller ... Wie komm ich da nur drauf??? Kann's vielleicht sein, weil Schafe das Sinnbild der vom guten Hirten (oder Hund) beschützten braven Gemeinde sind? Bekanntes Bibelgleichnis ... Oder vielleicht die Anspielung auf die langen Bärte, wie sie bei Muslimen üblich sind (wie ich übrigens selbst einen habe - macht mich das jetzt auch zur Bestie!?), die man an echten Wölfen aber eher selten bemerkt - tja, wenn ich so drüber nachdenke, eigentlich nie ... Übrigens noch so ein Vorurteil: "der böse Wolf" - verteufelt, gejagt, ausgerottet - und immer noch müssen sie als Sinnbild für schlechte menschliche Eigenschaften herhalten, die armen Tiere! Fazit: dieses Werk erscheint mir vereinfachend und verallgemeinernd. Es müsste klarer spezifiziert werden, gegen welche Ausprägung des Islam man schreibt, welche Aspekte einer fremden Kultur genau so beängstigend sind. Man müsste klar ausweisen, dass es sich um Einzeltäter handelt oder kleine Gruppen, nie um ALLE, die irgendwie fremd wirken. Das alles findet hier nicht statt, es wird nur ein schwammiges Schwarz-Weiß-Bild gezeichnet: Rasiertes, schafbraves Abendland: gut und blond - bärtiges, wölfisches Morgenland: böse und bestialisch! So simpel ist es aber nie! Gerade die Form der Fabel ist da recht manipulativ, erscheinen die Anwürfe darin doch quasi wie "in Verkleidung", so hintenrum irgendwie, als läge zwangsweise eine "versteckte Wahrheit" im Gesagten. Welche soll das hier sein? Erschlagt alle Bärtigen, die mit Handtuch um den Kopf rumlaufen? Schießt auf alles, was ihr nicht versteht und was, wie jeder weiß, eh nur unsere Frauen vergewaltigen will? DU magst es vielleicht nicht so gemeint haben - aber manch ein Leser wird es so verstehen wollen und fühlt sich in seinem Hass bestätigt. Vielleicht irgendwo wieder mal einer, der blind vor einer Moschee um sich schießt, weil er sich lang genug eingeredet hat, dass er nur so etwas ändern könne: blindwütig dreinhauend. Was würdest du machen, wenn nächste Woche so ein Irrer nach seiner Bluttat sagen würde: Ich wollte es schon lang tun, aber das Gedicht von diesem Herrn Beislschmidt hat mich so inspiriert, dass ich endlich den Mut zur Tat fand! Welch leuchtendes Vorbild für unsere Sache! Unwahrscheinlich, ich weiß - aber solche Gedanken sollte man sich immer VOR dem Schreiben machen, wenn es um verallgemeinernde Vorurteile geht. Nicht, dass ich ein Fan der Imame wäre, schon gar nicht jener, die Hass predigen und sich für etwas Besseres halten, mit dem Recht, alles niederzumachen, was nicht so fanatisch ist wie sie - aber ich halte dies für den lyrisch falschen Weg, wirft er doch undifferenzierend ALLE Muslime in einen Topf und schürt Angst auf eine ganze Volksgemeinschaft. Die Geschichte sollte uns mittlerweile gelehrt haben, dass die meisten dabei unschuldig sind, oder selbst Unterdrückte weniger Wichtigtuer sind, die sich in der eigenen Macht und eingebildeten Sendung suhlen. (Meine eigenen Gedichte wider den menschlichen Wahnsinn verdammen entweder ALLE Religionen (oder politischen Entsprechungen) gleichmaßen, oder sie beschreiben Einzeltäter oder bestimmte fanatische Gruppen, die es wirklich verdient haben, auf den Deckel zu bekommen.) Einerseits - andererseits, könnte man einwenden, gibt es wirklich jene, die unsere Gesellschaftsordnung aushebeln und ersetzen wollen! Sicher auch fanatische Muslime, aber auch Neonazis - und extreme Linke, die klassischen Anarchisten, Scientology, Zeugen Jehovas, usw - alle möglichen verstiegenen, verschrobenen Spinner, einzeln oder in verschworenen illustren elitären Klüngeln, in denen sie sich den "Normalsterblichen" enthoben glauben - endlich mit Bedeutung und Ziel versehen, gerettet aus einem talentlosen "normalen" Dasein! Aber glaub mir, das BGB wird seit vielen Jahrzehnten damit fertig! Daher: Nicht so gern gelesen. eKy PS: Bitte denk nicht, diese Kritik wäre so eine Art "Rache" wegen unserer kleinen Verstimmung kürzlich. Ich bin vielmehr wirklich erschüttert über diese "Fabel" so voller ätzendem Gift. Es erscheint mir so, als wolle dein Werk alle "Bartträger" zu "Wölfen" machen und schösse sie dann mit einem verbalen Maschinengewehr von hinten nieder, nur um die paar echten Arschlöcher unter ihnen zu erwischen (oder wolle dafür sorgen, dass es viele andere machen, mit echten MGs).
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (22.10.2019 um 02:22 Uhr) |
22.10.2019, 10:43 | #3 |
Lyrische Emotion
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Moin Hans,
da auch nicht alle Wölfe Schafe reißen, sehe ich das ein bisschen anders als Erich. Problematisch sind nur die Wölfe, die es tun, keine Frage. Wenn die dann auf zahnlose oder mit einem Maulkorb versehene Schäferhunde treffen, dann haben sie auch noch leichtes Spiel. Aber so ist der Mensch nun mal. Wenn ein Schaf von einem Wolf gerissen wurde, dann waren es die Wölfe. Das ist in Ordnung. Bei Menschen darfst du das nicht aussprechen. Das ist Rassismus weil es nicht der political correctness entspricht. Islamismus kommt aus dem Islam, Links- oder Rechtsterrorismus kommt aus dem links- oder rechtspolitischen Umfeld, also aus der Politik und wenn sich Katholiken und Protestanten an die Gurgel gehen, dann kommt das aus dem Christentum. Deshalb ist noch lang nicht jeder Wolf, Moslem, Politiker oder Christ ein Täter und das kann ich auch aus deinem Text nicht herauslesen. Deshalb finde ich diesen auch gar nicht so daneben, denn hier sind nur genau die Wölfe angesprochen, die weiter oben schon genannt wurden. Man muss dabei allerdings auch das ein oder andere Schäfchen als Kollateralschaden abschreiben, wenn man die Wolfspopulation unkontrolliert zunehmen lässt. Das BGB schützt nämlich kein Schäfchen vor ihnen, es kann höchstens im Nachhinein "gerächt" werden. Wenn man den bösen Wolf dann auch erwischt. Und manche Wölfe haben eben lange Bärte. In diesem Sinne gern gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
22.10.2019, 14:02 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hey Erich,
vielen Dank für deinen Kommentar und Gedanken. Du bist also erschüttert? Zunächst einmal hast du als Ausnahmekünstler genau erkannt und auch treffend beschrieben, was mit der kleinen Fabel gemeint war. Chapeau! Meine Meinung über die schleichende Gefahr der Islamierumg habe ich bei deinem Werk FERN sehr ausführlich dargelegt und mich auch auf Fakten konzentriert. ABER bei deinen Ausführungen über populistisch-rassistische Agitation gibt es auch hier die berühmte andere Seite der Medaille. In D. ist man derzeit gut beraten, die eigene Meinung zurückzustellen, denn ein Drittel der Bevölkerung hält die Zügel fest in der Hand und stigmatisiert jeden, der nicht ins Merkelmantra passt. Dieses Drittel aus Politik, Verwaltung, Beamtentum, Presse, kommunale Dienstleister herrscht über die anderen zwei Drittel, ähnlich wie in der ehemaligen DDR. Insofern erscheint mir die Fabel, mit ihrer Tradition Wahrheiten im restriktiven Umfeld zu transportieren, als gute Möglichkeit überhaupt noch Stellung zu beziehen, ohne von den Appeasern abgemeiert zu werden. Mein Ankerwort und Denkanstoß zu der Fabel war der Mord an Maria Ladenburger (Foto Anhang), die als Mädchen, zusammen mit ihren Eltern auch in der Flüchtlingshilfe in Freiburg engagiert war. In schneller Folge ereigneten sich danach weitere Morde an Mädchen in Kandel und Wiesbaden, allesamt von jungen, illegal eingereisten Flüchtlingen begangen. Die Häufigkeit der Morde an Mädchen mit dem selben Täterprofil hält Deutschland nun seit vier Jahren in Atem. Eine verwässerte Statistik lässt in der Summe auf 150 und 200 Tötungen an Menschen hierzulande schließen. Das ist gemessen an 80 Millionen Einwohnern nicht viel könnte man sagen, zumal auch Deutsche Mord und Totschlag begehen. Und dennoch frägt man sich, wie es sein kann, dass posttraumatische gewaltbereite Kriegsflüchtlinge ungehindert solche Gewaltorgien lostreten können, ohne dass präventiv etwas dagegen unternommen wird. Die bürgerliche Mitte, zu der ich mich zähle, hat den Auftrag Extremismus zu verhindern aber unter Wahrung unserer Grenzen, Gesetze und Wertegemeinschaft. Wem das nicht passt... bitteschön DA ist die Tür. . Wir stehen ganz offensichtlich in zwei verschiedenen Lagern und kennen die Argumente der anderen Seite. Dieser Umstand soll kein Grund zur Feindseligkeit sein. Gruß vom Hans .. In Ö. gab es zwar auch ähnliche Tötungsdelikte (Steyr) aber nicht in dieser Häufigkeit. Ich habe die drei Wiki Links angeheftet, damit du siehst was bei uns "Sache" ist. https://de.wikipedia.org/wiki/Mordfa...ia_Ladenburger https://de.wikipedia.org/wiki/Mordfall_Mia_V. https://de.wikipedia.org/wiki/Mordfall_Susanna_F. ............... Hey Ralf, Vielen Dank für Kommentar und Gedanken. Deine realitätsnahe Einschätzung liegt auch auf meiner Wahrnehmung. Am treffenden Beispiel des zahnlosen Schäferhundes, der zudem noch einen Maulkorb tragen muss, wird unsere ganze Misere der Hilfloskeit deutlich. Die Ironie der ""zwangsläufigen Kollateralschäden, sowie der ungebremsten Population"" ist bestens ausgewählt. Die notwendige Verkryptung zeigt mir, auf welch dünnem Eis auch ein Wortkünstler sich bewegen muss. Gruß vom Hans
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chorch chorch Geändert von Hans Beislschmidt (22.10.2019 um 18:43 Uhr) |
22.10.2019, 21:52 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Lieber Hans,
von der Form her ist das Märchengedicht nicht richtig, denn da ist es ganz entscheidend, dass der Wolf Wackersteine in den Bauch bekommt. "Rotkäppchen aber holte geschwind große Steine. Die legten sie dem Wolf in den Leib und nähten ihn wieder zu. Als er wieder aufwachte, wollte er fortspringen, doch die Steine waren so schwer, dass er gleich niedersank und in den Tod stürzte. Da waren alle drei vergnügt. Der Jäger zog dem Wolf den Pelz ab und ging damit heim, die Großmutter aß den Kuchen und trank den Wein, den Rotkäppchen gebracht hatte, und erholte sich wieder." In Märchen wird das Böse immer bestraft und besiegt, nur so ist es im Text gerechtfertigt. Ich weiß, du wolltest kein Märchen schreiben, aber es ist so halt nicht rund. Inhaltlich finde ich interessant, dass uns diese Taten erst jetzt interessieren, wenn sie bei uns passieren. In der Ferne haben wir sie nicht wahrgenommen. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
23.10.2019, 18:29 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hey Ralf, Geduld, das Märchen ist ja noch nicht zu Ende. Die Wackersteine sind ja noch da aber die Schafe sind verloren, für immer leider. Der Verkauf von Kreide hat in Wolfskreisen leicht zugenommen aber alte Großmütter lassen dich davon nicht täuschen. Auch nicht von Teig und Mehl auf den Pfoten. Bis dahin trösten wir uns mit Kuchen und Wein, während Isegrimm seinen Krug wieder und wieder zum Brunnen trägt. Danke für Gedanken und Kommentar. Gruß vom Hans
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chorch chorch |
03.11.2019, 22:36 | #7 | |
Priester aus Eigenem
Registriert seit: 02.06.2016
Ort: zwischen Harz und Heide
Beiträge: 67
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Hallo Hans,
Zitat:
Gruß Stefan
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"Unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Herrscher, gegen die Gewalten, gegen die Mächte dieser dunklen Welt und gegen die geistigen Kräfte des Bösen in den himmlischen Gefilden." (Epheser 6,12) |
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01.11.2020, 20:28 | #8 |
Gast
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Noch eine andere Möglichkeit:
Könnte es hier nicht auch um reale Schafe und um reale Wölfe gehen? |
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