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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 25.08.2009, 15:16   #1
pringles
Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 23.02.2009
Beiträge: 79
Standard Ins Rollen

Ein Kieselstein rollt ganz allein
und sicher eckt er an,
er zieht sodann ein Steinchen mit,
das auch nur rollen kann.

Das Rollen macht zu zweit sehr Spaß
und Ecken gibt es viel,
sodass auch bald ein großer Fels
sehr laut ins Spiel verfiel.

Er überholt den kleinen Kies
und schlägt mit viel Radau
ein Loch in eine Bergeswand
und liegt dort still zur Schau.

Er liegt ganz still als Meilenstein
und wirft den Kies, der tollt,
aus seiner Bahn und weit ins Land
fernab von dem, was rollt.

Das Rollen nimmt schnell überhand
und jeder Hang ergrollt,
die Steinlawine führt sich fort,
sie rollt und rollt und rollt.

Der Kiesel fällt in einen Wald
und kommt dort zum Erliegen,
er sucht nach seinem Berg
und einem Weg, hinauf zu fliegen.

Und merkt nicht mal, dass eigentlich
jetzt alle Steine liegen.
pringles ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.08.2009, 21:01   #2
Louis Lazar
ComMODa
 
Registriert seit: 09.08.2009
Ort: Zürich, Schweiz
Beiträge: 314
Standard

Guten Abend, Pringels,

Grundsätzlich ein schönes Werk. Der Inhalt erscheint auf den ersten Blick so niedlich wie trivial, doch mit der letzten Strophe gibst du dem Ganzen noch eine interessante Wendung ins tiefsinnigere.


Zitat:
Ein Kieselstein rollt ganz allein
und sicher eckt er an,
er zieht sodann ein Steinchen mit,
das auch nur rollen kann.
xXxXxXxX
xXxXxX,
xXxXxXxX,
xXxXxX,

Eine solide Strophe. Sauberer Rhythmus, klares Bild.

Zitat:
Das Rollen macht zu zweit sehr Spaß
und Ecken gibt es viel,
sodass auch bald ein großer Fels
sehr laut ins Spiel verfiel.
xXxXxXxX,
xXxXxX,
xXxXxXxX,
xXxXxX,

Ebenso.

Zitat:
Er überholt den kleinen Kies
und schlägt mit viel Radau
ein Loch in eine Bergeswand
und liegt dort still zur Schau.
xXxXxXxX,
xXxXxX,
xXxXxXxX,
xXxXxX,

Ebenso.

Zitat:
Er liegt ganz still als Meilenstein
und wirft den Kies, der tollt,
aus seiner Bahn und weit ins Land
fernab von dem, was rollt.
xXxXxXxX,
xXxX,xX,
xXxXxXxX,
xXxX,xX,

Metrisch wieder einwandfrei. Auch das Bild kann ich mir mehr oder weniger gut vorstellen. Doch bleibt diese Strophe ein bisschen hinter den zwei ersten zurück. Zum einen weiss ich nicht, wieso du hier den Begriff "Meilenstein" verwendest und zum anderen bin ich mir nich im Klaren, wie das Ganze von sich geht. Der "Kies" - hier Mehrzahl? - hat sich unterdessen zu einer Gerölllawine verdichtet und schlägt jetzt gegen den Fels wie die Brandung? Steig ich zwar nicht ganz dahinter, kann ich mir aber trotzdem einigermassen verbildlichen. Mit dem Wort "tollt" geh' ich auch nicht ganz einig - war das um des Reimes Willen?

Zitat:
Der Kiesel fällt in einen Wald
und kommt dort zum Erliegen,
er sucht nach seinem Berg
und einem Weg, hinauf zu fliegen.
xXxXxXxX,
xXxXxXx,
xXxXxX,
xXxX,xXxXx

Metrisch zwar immer noch korrekt, aber du hast den Takt gewechselt. Sprich: Z2 und Z4 fallen aus dem Muster, während Z3 eigentlich (metrisch gesehen) an der Stelle von Z2 stehen sollte. Stören tut es mich allerdings nur in der letzten Zeile - ansonsten fällt es nicht sonderlich ins Gewicht.

Zitat:
Und merkt nicht mal, dass eigentlich
jetzt alle Steine liegen.
xXxX,xXxX,
xXxXxXx

Schöner Schluss mit einem Reim auf die vorhergehende Strophe. Gefällt mir gut.



Insgesamt, wie schon gesagt, ein gelungenes Werk. Wenn ich - mit Vorbehalt - davon ausgehe, dass ich richtig ge-ixt habe, kann ich auch sagen, dass es handwerklich fast einwandfrei ist. Natürlich gibt es tiefsinnigere und bildreichere Gedichte, doch du zeigst gut, dass man fast alles in eine Gedichtform pressen kann.

Ich bin kein Freund freier Lyrik und lese aus diesem Grunde Werke wie deine sehr gerne. Doch die obenstehenden Zeilen sind für meinen Geschmack etwas zu verspielt, etwas zu leicht, sodass ich sie bald wieder vergessen werde. Das macht aber nichts. Ich hab's gerne gelesen und gerne kommentiert.

Ich hoffe, du bist meines Lobes nicht überdrüssig.


Liebe Grüsse,
Louis Lazar


PS. Sag mir doch bitte, wenn dein Werk Anlass zu einer vielschichtigen Interpretation gibt und ich eine solche in meiner Naivität übergangen haben sollte.

Geändert von Louis Lazar (25.08.2009 um 21:09 Uhr)
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Alt 26.08.2009, 00:06   #3
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
Standard

Hallo pringles,

Louis hat hier schon eine vorzügliche Kritik abgeliefert.
Alles drin, was eine solche ausmacht.
Ich schließ mich an, weil ich auch nix anderes schreiben könnte.

Auch mir gefällt das Gleichnis mit dem rollenden und fliegenwollenden Stein sehr gut.
Man sollte immer auf dem Teppich bleiben und nicht abheben!


Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.08.2009, 00:19   #4
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Lieber pringles,

kleine Naturspiele - zunächst "niedlich" ansprechend.

Wenn man bedenkt, welche "Kleinigkeit" eine Lawine zum "Rollen" bringen kann, wird man schon nachdenklich.
Bei der Nachdenklichkeit entstanden bei mir Bilder, die weniger mit der Natur zu tun haben, es sei denn, man sieht die Menschen auch naturbedingt an:

Ich sehe spielende, unbedarfte Kinder. Erst eins, dann zwei - niedlich.
Irgendwann greifen "behütende Eltern" ein, beginnen zu streiten, was auf die Kinder oder die Betrachter wie ein "Einschlag mit viel Radau" wirken kann.
Die Kinder entziehen sich dem Radau und suchen längst neue Spielwege.

Der Schluss ist imponierend:

Zitat:
Und merkt nicht mal, dass eigentlich
jetzt alle Steine liegen.
So manches kommt aus dem "Nichts" ins Rollen und bleibt dann doch brach liegen.

Ganz schön gewitzt und leicht rollend daher gebracht.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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