10.03.2009, 18:28 | #1 |
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Die Stimme aus dem Nichts
Eine kleine Vorrede: Wie fast alle meiner Geschichten ist auch diese Geschichte völlig wahr und von mir selbst erlebt. Interessenten kann ich gerne mal den Schauplatz des Geschehens zeigen.
--------------------------------------------------------------------- Das ist mir vor einiger Zeit mal spätabends passiert: Auf dem Heimweg von einer Besprechung hielt ich gerade an einer roten Ampel, als jemand auf dem Beifahrersitz halblaut, aber doch recht deutlich sagte: "Herr Gott ... " Das Dumme war nur, auf meinem Beifahrersitz saß gar niemand. Und auch sonst nirgends, ich war allein im Auto. Ich überlegte: Man hört ab und zu von Leuten, die Stimmen hören. Gehörte ich jetzt auch dazu? Oder war das eben eine Folge der zwei Weizenbiere, die ich getrunken hatte? War es ein etwas verfrühtes Gespenst? Es war schon nach elf Uhr, aber noch nicht Mitternacht. Vielleicht ein Gespenst aus einer anderen Zeitzone? Oder Gott persönlich, der sich als "Herr Gott" mal vorstellen wollte? Fragen über Fragen .... Doch wer sollt' mir die Antwort sagen? |
10.03.2009, 18:30 | #2 |
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Nun bin ich ja Realist und glaube nicht an Gespenster, auch wenn ich schon öfter welche gesehen habe.
Da müssen die Gespenster halt jetzt mal mit leben, daß ich nicht an sie glaube .... Ich suchte also eine natürliche Erklärung. Ich schaute nach dem Autoradio - doch das war aus. Mir blieb nur eine einzige Erklärung: Dieses "Herr Gott" war eine Folge des Motorengeräuschs. Manchmal hört man im Singsang des Motors ja so was heraus. Das menschliche Hirn, das auf Kommunikation programmiert ist, macht aus Geräuschen manchmal Worte. So wie es optische Täuschungen gibt, so gibt es eben auch akustische. Das wirds gewesen sein, so beruhigte ich mich. Inzwischen war die Ampel grün geworden, und ich bog nach links ab. Dort war die Straße durch eine Baustelle sehr verengt und es gab nur eine einzige enge Fahrspur. Und in dieser engen Straße gab es die nächste Überraschung .... |
10.03.2009, 18:32 | #3 |
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Ich fuhr recht langsam in dieser engen Straße.
Da sah ich etwas Merkwürdiges im Rückspiegel: Rote Blitze zuckten von hinten auf mein Auto zu! Sowas habe ich noch nie gesehen. Eine ganze Reihe von kleinen roten Blitzen. War vielleicht ein UFO hinter mir? Man hört ja manchmal so was ... Außerirdische, die normale Menschen entführen, operieren, und sie dann wieder freilassen. Stand mir so was bevor? Ich konnte nicht erkennen, was da hinter mir war, die roten Blitze verdeckten alles. Ein Flugobjekt aber war das UFO wohl nicht, eher ein Fahr-Objekt. Aha: Ein "Unbekanntes Fahr-Objekt" also, eine neue Art UFO. Die können sich das Fliegen jetzt nicht mehr leisten und sind auf ihre vier Räder angewiesen. Sparmaßnahmen halt, Umstrukturierungen, Shareholder Value .... kennt man ja .... Jetzt also wohl auch im Weltraum ...... Oder waren es nicht Außerirdische, sondern gar Himmlische, die mich heimholen wollten ins schöne Jenseits... Dieses "Herr Gott ..." ließ ja so was vermuten .. |
10.03.2009, 18:33 | #4 |
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Auf einmal wurde klar, daß es keine außerirdischen oder gar himmlisch-überirdischen Mächte waren, die das was von mir wollten, sondern sehr irdische!
Es war die Polizei! Die roten zuckenden Blitze formten sich zu einem Muster in Rotschrift: STOP!!! Und um jeden Zweifel zu beseitigen, blinkte jetzt auch noch Blaulicht. Na, warum nicht gleich so! Nur das Martinshorn fehlte noch. Irgendwie wurde ich das dunkle Gefühl nicht los, daß die Polizei irgendwas von mir wollte. Aber was? Ich war mir keiner Schuld bewußt. An der Ampel war ich brav erst bei Grün losgefahren. Daß ich zwei Weizenbier in mir hatte, konnten sie ja von außen nicht sehen. Ob es mit dieser geheimnisvollen Stimme von eben zu tun hatte? Ja, das musste es sein! Die Polizei war sicher auf der Jagd nach einem besonders gefährlichen Kriminellen, der sich unsichtbar machen konnte ... dank einer neuen Erfindung. Oder sie jagten das Phantom der Oper. Das Badische Staatstheater war ja gerade nebenan. Oder es war doch gar nicht die reguläre Polizei, sondern die Ghost Busters bei einem ihrer mutigen Einsätze. Niemand wollte was von mir - es ging nur darum, mich vor meinem unsichtbaren Beifahrer zu schützen. Oder - was meint ihr? |
14.03.2009, 05:21 | #5 |
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Die Polizei hatte mich also per roter Leuchtschrift und mit Blaulicht aufgefordert, anzuhalten.
Doch in diesem engen Straßenstück neben dem Bauzaun wollte ich nicht anhalten. Kein Auto wäre mehr an mir vorbeigekommen in dieser wichtigen Durchfahrtsstraße der Innenstadt. Ich konnte mir schon die Rundfunkdurchsage für diesen Fall vorstellen: "Bitte umfahren Sie Karlsruhe weiträumig! Die Innenstadt ist wegen einer dringenden Polizei-Aktion zur Zeit gesperrt!" Ich fuhr also erst mal weiter, weil ich nicht auf der Baustelle halten wollte. Hoffentlich begriff die Polizei das und legte es mir nicht als Flucht aus ..... |
14.03.2009, 05:24 | #6 |
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Kurz nach der Baustelle fuhr ich also wohlweislich rechts ran.
Bei dem Polizei-Auto flogen die Türen auf, und sie kamen auf mich eingestürmt wie ein Kommando der GSG 9 bei einem ihrer gefährlicheren Einsätze. Nun waren wir ja auch nur etwa 100 m vom stets gutbewachten Bundesgerichtshof entfernt. Wer weiß, vielleicht machte sich dort auch gerade eine Elite-Abteilung des stets anwesenden Bundesgrenzschutzes zum Einsatz fertig, um ihre Kollegen von der baden-württembergischen Landes-Polizei zu unterstützen? Und nicht weit entfernt liegt ja Calw, wo das Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr stationiert ist. Ob nicht schon ein paar Hubschrauber mit afghanistan-erfahrenen Frontkämpfern Richtung Karlsruhe unterwegs waren? Man kann ja nie wissen .... Doch einen Waldbaum kann so was nicht schrecken. Der Waldbaum hatte schon mal in Nordirland zu Bürgerkriegszeiten mit den Maschinenpistolen einer britischen Armee-Streife zu tun, als er gerade in der Belfaster Todeszone zwischen dem katholischen und dem protestantischen Stadt-Teil unterwegs war. Aber das ist eine andere Geschichte, die ich mal bei Gelegenheit erzählen kann ... Jetzt im Moment hatte ich es nur mit der baden-württembergischen Polizei und ihren drei schwarz-gelben Löwen zu tun. "Ihren Führerschein und die Kfz-Papier, bitte!" hieß es barsch. Das war nun irgendwie blöd ... Denn ich wußte genau, daß ich weder das eine noch das andere bei mir hatte. Dafür aber zwei Weizenbier in mir. Ob die Polizei das als Ersatz gelten lassen würde? Ich hatte leichte Zweifel .... Und noch immer wußte ich nicht, warum man mich überhaupt gestoppt hatte .... ----------------------------------------------------------------- Der nächste Satz eines Polizisten brachte dann die Lösung und Aufklärung all der rätselhaften Geschehnisse. |
17.03.2009, 14:06 | #7 |
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Es geht weiter .....
Und: Hier kommt die Lösung! Es fiel nun von Seiten der Polizei aus der alles entscheidende Satz: "Wir haben Sie doch eben per Lautsprecher aufgefordert, Ihren Gurt anzulegen!" Das war die Geisterstimme gewesen! Aus "Ihren Gurt" hatte mein Ohr "Herr Gott" gemacht. Nur zwei Wörter hatte ich gehört... und die falsch. Die anderen Wörter hatte der Lautsprecher wohl verschluckt ..... |
17.03.2009, 14:07 | #8 |
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Nun möchte ich die Geschichte noch zum Ende führen.
Immerhin waren da ja noch ein paar Dinge zu bedenken: Fahren ohne Gurt (ich sag nachher noch, wieso) Fahren ohne Führerschein Fahren ohne Kfz-Schein Zwei Weizenbier Flucht vor dem Polizeilautsprecher. Wieviel Euro würde das wohl so alles zusammen machen? *fürcht* |
18.03.2009, 12:11 | #9 |
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So stand ich am Straßenrand und überlegte, während die Polizei über Funk meine Daten überprüfte.
Denn meinen Nevis-Ausweis hatte ich wenigstens dabei gehabt und hatte ihn der Polizei präsentieren können ..... Und als dann alle Daten stimmten - und vor allem, als die Polizisten meine Geschichte hörten - wurden sie so gutgelaunt, dass sie sagten: "Eigentlich würde das jetzt soundsoviel Euro machen ..... aber wissen Sie was ....wir belassen es mal bei einer mündlichen Verwarnung ..... schnallen Sie sich an und fahren Sie weiter! Wir wünschen noch einen schönen Abend!" Und den hatte ich dann auch! |
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