27.01.2010, 22:58 | #1 |
Lyrische Emotion
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Ein lieber Gast
Ein lieber Gast
Es klopfte letztens an der Tür, das war der Tod, er wollt zu mir. Ich bat den hohen Gast herein auf einen Schluck vom besten Wein. Wir soffen sieben Flaschen leer, dem Sensenmann fiel das nicht schwer. Dann fragte er: „Bist du bereit? es wird allmählich höchste Zeit.“ Doch just in diesem Augenblick kam meine Frau nach Haus zurück. Sie schaute sich kurz um und dann fing sie auch schon zu zetern an: „Wie sollte es auch anders sein? Du bist besoffen, wie ein Schwein! Was will der Kerl in unsrem Haus? Verzieh dich Alter, scher dich raus!“ Der Tod hat mich nur angeblickt und mir unmerklich zugenickt. Er drehte sich zu ihr herum, ein Sensenstreich, schon war sie stumm. Falderwald . .. .
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software Geändert von Falderwald (19.02.2010 um 19:57 Uhr) Grund: noch einen Leservorschlag übernommen |
28.01.2010, 00:39 | #2 | |||
lebendig
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Hallo Faldi,
ein gut zu lesendes, sprachlich, rhythmisch und reimtechnisch auf leichten Inhalt abgestimmtes Gedicht. Die Pointe gefällt mir als Mann natürlich. Verrate es nur nicht meiner Freundin Ein paar peanuts noch: Zitat:
Zitat:
Zitat:
Ein wenig irritierend empfinde ich den Kontrast zwischen gewählteren Ausdrücken und Redewendungen wie z.B. "bat den hohen Gast", "just", "zetern" und "zetern" und sehr umgangssprachlichen, wie "soffen", "wie ein Schwein!" und "Verzieh dich Alter, scher dich raus!“ Gern geschmunzelt hat Quicksilver
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01.02.2010, 00:11 | #3 |
Lyrische Emotion
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Hi Quick,
ich verrate nichts, versprochen. Dann musst du sie nur hier fern halten... Das ist natürlich ein recht salopper Text, im Paarreim, über vier Zeilen, also das Einfachste vom Einfachen in der gebundenen Lyrik. Ich würde ihn noch nicht einmal als besonders lyrisch bezeichnen, er sollte nur eine nachvollziehbare Pointe transportieren. Deshalb habe ich auch recht viele Füllwörter verwendet und in der wörtlichen Rede schienm mir das eigentlich auch kein Problem zu sein. "Es wird jetzt nämlich langsam Zeit" ist durchaus eine gebräuchliche Redewendung, zumindest war das bei uns im Bergischen immer so. Das "nämlich" bezieht sich ja auch auf die Frage "Bist du bereit?" und erinnert daran, daß der Gast ja einen Auftrag zu erfüllen hatte. Wie würdest du das formulieren? "Sie kam nach Hause zurück" sehe ich genau so als übliche Redewendung. Jemand kehrt zurück, an einen bestimmten Ort. Das "soll" werde ich gerne durch ein "will" ersetzen, denn wenn jemand sein Haus betritt und findet einen Unbekannten dort vor, dann hat das ja einen Grund. Der Gast hat ein Begehr und das will man erfahren. Was will der hier? Wo du Recht hast, hast du Recht. Der Kontrast von gehobener Sprache zu umgangssprachlichen Ausdrücken war ebenfalls beabsichtigt. Wir haben in der ersten Strophe vornehm angefangen, wir empfangen ja einen unbekannten Gast. Bei sieben Flaschen Wein für zwei Leute ist das schon kein normales Trinken im Sinne von Genuss mehr, dann artet das schon in ein Besäufnis aus. Also soffen sie sie leer. Das Wörtchen "just" war eine Entscheidungsache. Ich hatte die Wahl zwischen "Genau" und "Doch just" und entschied mich für das Letztere, weil ein "doch" am Zeilenanfang einer neuer Strophe den Leser sofort weiter zieht, weil der Moment der vorhergenden Zeilen ja noch andauert. Dieses "just" wird zwar heute selten verwendet, doch jeder kennt es und weiß, was damit gemeint ist. Jetzt kommt die Frau nach Hause (zurück), überblickt die Situation und legt sofort los. Ist das höflich? Normalerweise sagt man "Guten Abend". Nein, sie fängt sofort an, ihren Mann als alten Suffkopp zu beschimpfen. Sie macht ihn für die Situation verantwortlich und verlangt auch von ihm zu wissen, was der Kerl da in ihrem Hause will. Das nenne ich das Gezeter der Weiber... Das sollte ja auch so extrem übertrieben sein, damit der Leser direkt merkt, wie diese Dame drauf ist, Entschuldigung, war. Das konnte der Gast dann wohl auch nicht übersehen und hat eben seinen Auftrag etwas anders als geplant ausgeführt. Na ja, wenigstens konntest du schmunzeln... Vielen Dank für deinen Kommentar... Liebe Grüße Bis bald Falderwald .
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02.02.2010, 11:33 | #4 | |
ADäquat
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Lieber Faldi,
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02.02.2010, 16:19 | #5 |
Von Raben umkreist
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Hallo Falderwald,
trotz der "einfachen" Lyrik ein gelungenes Gedicht. Ich habe die Szenerie regelrecht vor mir gesehen, fühlte mich gar mittendrin. Und die Pointe ist genial. Habe dein Gedicht mit Vergnügen gelesen und gelacht. Liebe Grüße Mandrillo |
05.02.2010, 01:03 | #6 |
Lyrische Emotion
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Liebe Chavali,
so so, Humor ist nicht dein Spezialgebiet. Na dann musst du aber aufpassen, daß es dir nicht so ergeht, wie der Gattin des LI's... Dein Glück, daß dir die Pointe doch noch ein Schmunzeln entlockt konnte, sonst könnte ich für nix garantieren, bei dem Sensenmann. Du schreibst ja selbst, daß dieser wisse, auf wen die Welt am besten verzichten kann. Makaber findest du das? Ich nicht, ich fand das irgendwie gerecht, denn das wäre doch ein scheußlicher Abgang für das LI geworden, mit dem Gezeter in den Ohren. Und daß du von weiteren Fragen absiehst, kann in diesem Falle auch nicht schaden... Hallo Mandrillo, Ich freue mich, daß der Text deine Lachmuskeln getroffen hat. Du scheinst ja selbst ein Spezialist für humorige Gedichte zu sein, deshalb liest man so etwas gerne. Aber mal im Ernst: Ich glaube, über so etwas können auch nur Männer richtig lachen... Vielen Dank für eure Schmunzler, Lacher und Kommentare... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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06.02.2010, 22:55 | #7 |
Slawische Seele
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Hey Männer!
Dran sein und per dummen Zufall davonkommen - da lacht ihr! Sieben Fässer Wein trinken und sich noch verständnisvoll zunicken - das könnt ihr! Den Abgang auf die rechtschaffene und ordnungsliebende Frau umleiten - ja, das gefällt euch! Und das lyr. Ich, das eigentlich dran war, läßt Chavi durch den Autor ausrichten, sie solle froh sein, dass sie nur schweigend gelächelt hat, sonst .... Nein, ich habe keine Angst! Ich hätte mit jedem von euch sieben Flaschen Rotwein getrunken, die Sense an mich genommen und .... Ich wollte früher immer lieber ein Junge geworden sein. Vielleicht hat dieser in mir so schallend gelacht. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
07.02.2010, 21:34 | #8 |
Lyrische Emotion
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Liebe Dana,
wieso ihr? Was verallgemeinerst du denn jetzt? Hier geht es lediglich um das LI und sei mal ehrlich, wäre es umgekehrt, dann würdest du dich doch auch freuen, oder? Stell dir mal vor, du hättest zuhause jemanden, dem du überhaupt nichts Recht machen kannst, der dich nur anschnauzt und dir noch nicht mal ein Gläschen Wein gönnt. Ich bitte dich... Außerdem scheint der Sensenmann eben auch ein Mann zu sein. Und wenn noch nicht einmal die Männer zusammenhalten... Und das Wort wird wieder einmal von euch Frauen, diesmal dem LI, im Munde herumgedreht. Wo bitte steht, daß Chavali ausgerichtet wurde, sie solle froh sein, dass sie nur schweigend gelächelt hat, sonst.... ??? LI sagte lediglich, es könne nicht schaden. Erkennst du den Unterschied? Der Sensenmann kennt ihn aber anscheinend gut, deshalb... Auf jeden Fall hoffe ich, daß du immer genügend Rotwein im Hause hast, damit du auch die seltsamsten Gäste unter den Tisch trinken kannst. .. . Lieber Danus, wenigstens konnte ich dir ein schallendes Lachen entlocken. Du bist wohl der einzige, der mich versteht... Vielen Dank für Kommi, Lacher und Gedanken... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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07.02.2010, 22:37 | #9 | ||
Slawische Seele
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Zitat:
Zitat:
Liebe Grüße Danus
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07.02.2010, 23:58 | #10 |
Lyrische Emotion
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Liebe(r) Dana, Danus,
also ich könnte mich da jetzt garantiert rausreden, doch ich will mir ja keinen Ärger einhandeln. Ok, dann lassen wir das jetzt so stehen und du hast das letzte Wort. .. . Liebe Grüße Falderwald
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