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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 21.03.2011, 19:27   #1
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
Standard Unbewohnt

Unbewohnt


Die Luft ist kalt, die Luft macht krank.
Gemüse ist verstrahlt.
Dem Menschen sei Lob, Preis und Dank:
Was hatte er geprahlt!

Es bleibt der blanke Kanten Brot.
Die Milch ist ungesund.
Auf Unglücksnot reimt sich jetzt Tod.
Er kommt oft ohne Grund.

Es gibt den Einen, der noch lacht,
Verstanden hat er nichts.
Das Urteil ist längst ausgemacht:
Die Strafe des Verzichts.

Das Meer, es kommt, das Meer, es geht,
Die Erde hat gebebt.
Es gibt nicht viel, das widersteht.
Kaum wer, der überlebt.

Man sagt, es träfe nicht mehr zu,
Dass diese Welt sich dreht.
Sie taumelt, kommt nicht mehr in Ruh,
Bis aller Schmerz vergeht.

Die Sonne, die am Himmel thront,
Sie wirft ein fahles Licht.
Und wär die Erde unbewohnt,
Sie störte dieses nicht.
__________________
Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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Alt 07.07.2011, 17:16   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, Walther,

ich habe absichtlich einige Zeit gewartet (obwohl ich dieses Gedicht bereits zu einem früheren Zeitpunkt las), um es wieder "zum Vorschein zu bringen". Nun, das "Akute" ist abgeklungen, die Meldungen verschwinden wieder im "Hinterland" der Medien. Nur noch "am Rande" der Erwähnung wert ...

Genau aus diesem Grund bringe ich es jetzt wieder zur Sprache. Warum? Es ist immer noch "akut", Menschen leiden aktuell weiter. Nur weil die Medienpräsenz nicht mehr gegeben ist, bleiben das Leid und die Problematik unseres Umgangs mit der Umwelt dennoch bestehen - es interessiert allerdings kaum mehr, oder? Mittlerweile ist ja beispielsweise die WM viiiel wichtiger, ganz zu schweigen von irgendwelchen Prominenten, die sich zur falschen Zeit am falschen Ort die Nase geputzt haben und deshalb unbedingt (siehe in diversen Zeitungen) im bunten Großformat auf Seite 1 ganz oben stehen müssen ...

Wenn es nur einer wäre, der lacht, fände ich es nicht schlimm. Leider "lachen" eine Menge Leute, denn es gilt doch: Raus aus den Medien, raus aus dem Kopf - und wieder rein ins "pralle, bunte" Leben.

Deine Darstellung der Problematik finde ich sehr gelungen, denn es zieht sich ein "Bogen" von der Ironie (gewürzt mit Sarkasmus) über die Trauer (und dem Nichtverstehen des Unverständnisses) bis hin zu etwas, das ich beinahe als Erkenntnis des Unausweichlichen bezeichnen möchte. Jedenfalls, sofern die Menschheit nicht doch noch "die Kurve kriegt", wird die Welt nicht enden (wir sind nur eine Spezies) - aber wir ganz sicher.

Dieses Thema ist zu wichtig, um einfach "in der Versenkung" zu verschwinden.

Zwei kurze, formelle Anmerkungen hätte ich noch:

Zitat:
Dem Menschen sei Lob, Preis und Dank:
Hier tanzt das Metrum aus der Reihe. Der Mensch macht das ohnehin ständig, nicht wahr?

Obwohl, falls es doch ein kleiner "Lapsus" sein sollte, hätte ich einen Vorschlag:

Dem Mensch sei Lob, sei Preis und Dank: - xXxXxXxX

Da du die Anapher* (Sonderfall der Repetitio*) als Stilmittel bereits zwei Mal verwendest ( Die Luft ist kalt, die Luft macht krank; Das Meer, es kommt, das Meer, es geht - bei letzterem sogar noch mit Parallelismus*, Kompliment) würde es dazu passen.

Zitat:
Kaum wer, der überlebt. XxxXxX
Ich kann es mir ohne weiteres "zurecht lesen", aber eigentlich müsste von der Silbenwucht her "Kaum" anstelle von "wer" betont werden. Aber es kann meiner Meinung nach stehen bleiben, denn ich habe keine Idee, wie es geändert werden könnte, ohne den ganzen Vers zu "verwerfen". Das wiederum wäre im Sinne der Aussage im Gesamtkontext schade. Nimm es in diesem Sinne lediglich als eine weitere Anmerkung.

Sehr gerne wieder ans "Tageslicht" geholt und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme



P.S.: *Für andere (evtl. unkundige Leser) aufgeführt, ich weiß, dass du es weißt.
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


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Alt 10.07.2011, 19:58   #3
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
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Beiträge: 3.210
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Lb. Stimme der Zeit,

wie nicht anders zu erwarten, hast Du die Schwächen des Texts, der eben doch "Betroffenheitslyrik" ist, herausgearbeitet. Es hat der Inhalt die Form an diesen Stellen überwältigt, und diese sperrt sich ein wenig gegen diesen Tort.

Im ersten Falle ist der Text ein verändertes Zitat aus einem Kirchenlied. Richtig lauten würde es:
Zitat:
Preis, Lob und Dank sei Gott dem Herren
und stammt von Petrus Herbert (1530 - 1571). Ich habe den Text schlicht umgestellt und als Vers wirken lassen. Ich hoffe, nun wird klar, warum der Text so geworden ist und warum ich mich schwertue, diese Formulierung zu ändern, auch wenn die Sprachmelodie eigentlich dem Versmaß ein wenig entgegensteht.

In der Tat ist auch dieser Vers
Zitat:
Kaum wer, der überlebt
grenzwertig. Allerdings gibt es m.E. wirklich keinen Ersatz für ihn, weil z.B.
Zitat:
Niemand, der überlebt
die Sache noch schlimmer machte.

Danke für Kommentierung und wieder ans Tageslicht Holen. Obwohl wir nichts mehr hören, ist das Problem "Fukushima" nicht vom Tisch. Und der Mensch ist immer noch der Gleiche.

LG W.
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