08.05.2011, 23:35 | #1 |
ADäquat
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Beiträge: 13.004
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Der alte Brunnen
Und wieder geh ich zu dem Brunnen,
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Geändert von Chavali (10.05.2011 um 22:53 Uhr) |
10.05.2011, 00:00 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 526
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Hallo Chavali
Dein Gedicht scheint für mich, als ob es ein Entwurf wäre. Formal sind wenige Reime vorhanden, manche Strophen haben, manche nicht, wie zufällig! Vielleicht verbindet das LI die Tiefe des Brunnens und das schwarze Loch mit seinem eigenen Leben, bzw. mit seinen Empfindungen voller Schwere. Vielleicht ist es im Begriff bald mit der Tiefe das Brunnens eins zu sein, denn nur noch ein Schritt ... Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob das deine Intention ist. Manches deutet für mich darauf hin, anderes eher nicht. Es könnte dementsprechend auch so verstanden werden, dass LI sich beim Brunnen nur etwas von der kalten Welt zurückzieht. Die wie beliebig auftauchenden Reime fallen natürlich aus dem Rahmen, auch wenn die Metrik ok ist. Wären überhaupt keine Reime nicht stimmiger? Blaugold |
10.05.2011, 00:19 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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liebe chavilein
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© Bilder by ginton Ich fühle, also bin ich! Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi) nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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10.05.2011, 20:00 | #4 |
TENEBRAE
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Hi, Chavali!
Für Zitate ist solch ein Wust an Schriftbild kontraproduktiv! Ich musste viel entfernen, um an die eigentlichen Zelen zu kommen! Ich hoffe, du weißt meine Mühen zu schätzen! Zum Brunnen geh ich immer wieder, der drüben moosbewachsen liegt, Sprachlich klarer. zwölf Schritte weiter singt sein Lied er, Gereimt! wo ihm das Wasser nie versiegt. Passender. An seinem Rand gebrochne Steine, wie auch mein Leben einst zerbrach, so rauscht er still für sich alleine, Gereimt! und über ihm das Blätterdach. Schöner. Wie oft stand ich an seinem Rande, den Blick nach unten tief in ihn, in schwarze Wasser auf dem Sande, Gereimt! die mich an andre Ufer ziehn. Gereimt! Und doch, ich finde meine Ruhe im fernen Plätschern Tag für Tag, und wachse leis in größre Schuhe, Gereimt! darin ich weiter gehen mag. Gereimt! So bin ich eins mit meiner Quelle, Wortwiederholung "nun" mit nächster Zeile. die moosbewachsen mich nun wärmt, ganz eins mit jener stillen Stelle, Gereimt! um die wie fern das Leben lärmt. Da mir aufgefallen ist, dass du immer (zumindest sehr oft) nur die 2. und die 4. Zeile reimst, aus welchen Gründen auch immer, und manchmal wohl auch gar keine, wollte ich dir mal zeigen, um wieviel noch besser es klingen mag, wenn man sich die kleine Mühe macht, auch die anderen Zeilen übereinzustimmen. Die Wirkung ist verblüffend. Ich weiß ja nicht, welche Motive dich zu einer solchen, aus meiner Sicht "halbfertigen" Reimerei bewogen haben. Natürlich weiß ich, dass dies eine statthafte Art des Reimschemas ist, indes - mein Gefühl fragt nicht danach! Bitte nicht grollen! Ich wollte nur mal zeigen, wie's anders ginge, und wie's damit klingt. Von daher betrachte meinen Eingriff bitte als bloßes Experiment. Vielleicht sagt es dir was, vielleicht nicht. Auf jeden Fall - nach meinen Änderungen - sehr gerne gelesen! (vorher nur gerne...feix) LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (10.05.2011 um 20:53 Uhr) |
10.05.2011, 21:17 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo, liebe Chavali,
hab ein bisschen Zeit gebraucht, aber manchmal fordert mich ein Gedicht auf, richtig "hinein zu tauchen", so wie deines hier. Und wieder geh ich zu dem Brunnen, xXxXxXxXx – 9 – a (Identischer Reim S5,V19 der moosbewachsen drüben liegt, xXxXxXxX – 8 – b (Reiner Reim mit „versiegt“) zwölf Schritte nur von mir entfernt, xXxXxXxX – 8 – c (Unreiner Reim mit S5, V2+4) in dem das Wasser nie versiegt. XxxXxXxX – 8 – b (Reiner Reim mit „liegt“) An seinem Rand gebrochne Steine, xXxXxXxXx – 9 – d (Assonanz zu „leise“) wie auch mein Leben einst zerbrach, xXxXxXxX – 8 – e in seinem Innern rauscht es leise xXxXxXxXx – 9 f (Reiner Reim mit „Reise“) und über ihm ein Blätterdach. XXxXxXxX – 8 - e Wie oft stand ich an seinem Rand, xXxXxXxX – 8 – g (Alliteration zu „Ruhe“ und „Reise“) den Blick nach unten tief in ihn, xXxXxXxX – 8 h (Assonanz zu „ihm“) wo schwarzes Wasser leise singt, xXxXxXxX -8 – i (Reiner Paarreim mit V4) das mich zum Umkehrdenken zwingt. xXxXxXxX – 8 – i (Reiner Paarreim mit V3) Und doch, ich finde meine Ruhe xXxXxXxXx -9 – g (Alliteration zu „Reise“) im fernen Plätschern tief in ihm, xXxXxXxX – 8 k (Identischer Reim S5,V3) bin angekommen von der Reise, xXxXxXxXx – 9 – f + g(Alliteration zu „Ruhe“, Reiner Reim mit „leise“) die niemals mehr zu Ende schien. xXxXxXxX -8 – h (Äquivoker Reim mit „ihn“) Nun bin ich eins mit meinem Brunnen, xXxXxXxXx – 9 – a (Identischer Reim S1,V1) der moosbewachsen mich nun wärmt, xXxXxXxX – 8 – l (Reiner Reim mit V4) kein Schritt mehr bin ich fern von ihm, xXxXxXxX – 8 h + k (Assonanz zu „ihn“, Identischer Reim S4,V2)) wo auch kein kaltes Leben lärmt. xXxXxXxX – 8 -l (Reiner Reim mit V2) Es gibt nur zwei klitzekleine Stellen: „zerbraach“ und „Dach“ in S2 und in S5, V1+V2: 2x „nun“. Darf ich da einen Vorschlag machen? „der moosbewachsen mich erwärmt,“ - nur als Anregung, denn dein Gedicht ist so gut geworden, dass mich dann Kleinigkeiten stören, die ich in anderen Fällen gar nicht registrieren würde … „Rand“ und „Rand“ finde ich dagegen gut, genauso wie der doppelte „Brunnen“. Als übergreifender identischer Reim unterstützt das die Aussage bzw. den Inhalt. Die Variation mit 9 und 8 Silben und der gelungene Wechsel der männlichen und weiblichen Kadenzen lassen es beim Lesen zu, sofort in den Rhythmus zu finden. „schwarzes Wasser“; „zum“ „zwingt“; „mit meinem“; „moosbewachsen“ „mich“; „kein“ „kaltes“ ... Ich finde es einfach wunderbar, wie du hier ein Gedicht mit Stilmitteln versiehst – so dass man sie beim einfachen Lesen gar nicht bemerkt, da muss man sich schon Zeit dafür nehmen (was ich in diesem Falle sehr gerne getan habe). Da könnte ich noch die Vokale in den Endreimen aufführen, oder den Wechsel in einen Paarreim in S3, V3+4, genau in der Mitte des Gedichts, um das „Umkehrdenken“ zu unterstreichen. etc. – Liebe Chavali, das Gedicht ist „reimtechnisch“ super gemacht, deshalb wollte ich das einmal optisch darstellen (mache ich sehr selten). Ganz, ganz großes Kompliment! Was den Inhalt betrifft, finde ich die Wahl des „moosbewachsenen Brunnens“ gut gewählt. Das erinnert mich an eine japanische Redewendung, wonach man ein Geheimnis nachts in einen Brunnen flüstert, und nur, wenn man ganz alleine ist. Für mich symbolisiert das hier den Ort der „inneren Ruhe“, das Zentrum bzw. den Mittelpunkt im Inneren des LyrIchs. Es findet eine „Einkehr“ statt, die nach einer schweren Zeit („Reise“) im Leben zu neuer Erkenntnis und damit zur Ruhe (meiner Meinung nach könnte man es auch in Richtung „Annahme des Schicksals“ deuten) führt. Die Annäherung wird ersichtlich, wenn zuerst von „zwölf“ Schritten und dann von „keinem Schritt“ die Rede ist. Dieser innere Ort ist immer da, aber das LyrIch muss „hingehen“ um dann den Brunnen zu erreichen. Ein Hauch von Melancholie und Traurigkeit zieht sich durch das Gedicht, wobei der letzte Vers aber auch als „Rückzug in sich selbst“ betrachtet werden kann. Das LyrIch flüchtet also vor dem „kalten Lärm des Lebens“ in sein Selbst hinein. Was hier dem Gedicht eine beinahe überraschende Wendung gibt, und den Inhalt noch einmal in einem anderen Licht erscheinen lässt. Mit sehr viel Genuß (und Hochachtung!) gelesen. Liebe Grüße Stimme der Zeit P.S.: Erich Kykal war schneller, sonst hätte ich vielleicht ein paar Aussagen etwas anders formuliert, aber ich lasse es jetzt so, wie es ist.
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10.05.2011, 22:08 | #6 | ||||||||
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