Siemens-Siedlung … mein Zuhaus

[Archimedes]

Um vom Hinterhof der Stadt
Kurzarbeiter-Los zu enden,
man Versorgung für sie hat:
Krisenzeit mit eignen Händen
meistern durch bebautes Land,
Arbeitskraft, die folgt daraus.
Siemens-Vorstand hat’s erkannt,
plant so mein Zuhaus.

Bäume fällen, Brunnen bohren
nach der Arbeit hier im Wald.
Achtzig waren auserkoren,
um zu schuften, damit bald
am Gerüst die erste Wand
aus dem Boden steigt heraus.
Siemens-Siedlung, neues Land
wird nun mein Zuhaus.

Regelwerk zieht sich beständig
durch die Siedlung HOKA IV.
Danach muss man eigenhändig
pflegen, pflanzen, sorgen für
seine Tiere, s’ Inventar,
wie’s verzeichnet ist durchaus.
Siemens- Siedlung, abzahlbar,
bald ist es mein Haus.

Kabelwerk wird bombadiert,
drohend dröhnen die Motoren.
Endkampf-Marsch wird intoniert,
Menschlichkeit ist nun erfroren.
Stecken Nachbars Haus in Brand,
harren bang im Keller aus.
Siemens-Siedlung, Feindesland,
ist nicht mein Zuhaus.

Die Gemeinschaft, die ist wichtig,
Häuser, Masten werd’n saniert.
Das gelingt, weil man so richtig
in die Arbeit investiert
durch das Helfen, Hand in Hand,
auch beim Festtags-Schmaus.
Siemens- Siedlung, Zweckverband,
Freundschaft wächst Zuhaus.

Wenn beim Abendrot der Himmel
spiegelt fahl sich im Kanal
und beim Feiertags-Gebimmel
händchenhaltend dieses Mal
mancher seine Liebe fand
und ein Flugzeug dröhnt Applaus,
Siemens-Siedlung, Gartenland,
fühl ich mich Zuhaus.

anlässlich des 75 jährigen Jubiläums
der Siemens-Siedlung IV am Hohenzollernkanal e.V.

[a.c.larin]

hallo archimedes,

diese siedlung ist natürlich etwas regional ganz spezielles - und doch scheint man sie irgendwie persönlich zu kennen (genauso wie "die kleine kneipe in unserer straße...."):

sie ist alltäglich.
sie ist aus der notwendigkeit heraus entstanden.
sie kämpft mit denselben problemen wie alle anderen auch.
sie wird gehasst und geliebt.
sie ist nichts beonderes und ist es trotz alledem doch:

weil sie das zuhause von bestimmten menschen wurde, die nun mit ihrem leben, mit ihrer arbeitskraft an ihr hängen....

insoferne ist es immer eine sehr schöne, lohnende aufgabe, anlässlich eines jubiläums ein kleines denkmal zu setzen - es erfreut die herzen der menschen und würdigt den wert der arbeit, der hinter jedem werk steckt!

und auch wenn es nichts weiter wäre als nur ein stück alltag, das du da vor den vorhang gebeten hast: du hast es mit dem blick der liebe getan -
und ich sehe die vielen rosa schleifchen, die er an die schornsteine der häuser gebunden hat!

in diesem sinne also:
auch weiterhin alles gute der siemens - siedlung und den menschen, die darin wohnen!

liebe grüße,
larin

[Archimedes]

Liebe Larin, ich war weg (siehe Chorfreizeit ) und hatte viel zu tun, daher erst jetzt meine Antwort auf deine wunderbare Analyse. Ich wohne nun seit 10 Jahren in dieser Siedlung, und sie ist nun mein Zuhause. Sie ist was Besonderes, pflegt sie doch eine besondere Form der Lebensgemeinschaft, die mehr ist als nur ein Nebeneinanderwohnen. Insbesondere sind die Gemeinschaftsarbeiten hervorzuheben, die neben den Festen für viele Pflicht aber auch Vergnügen bedeutet. Leider gibt es auch einen Querulanten, mit dem der Vorstand sich nun schon jahrelang vor Gericht auseinandersetzen muss. Am Wochenende gibt es eine Vollversammlung der Siedler, da aufgrund einer Gesetzesänderung des Berliner Senates der Winterdienst seine Preise verdoppelt hat, und daher die Abgaben für die Siedler sich wesentlich erhöhen.

Es ist also eine eigene Welt, die Außenstehenden nicht so richtig eingehen.
Vielen Dank für den einfühlenden Kommentar.
Liebe Grüße Archimedes