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Alt 13.02.2009, 23:16   #1
Chavali
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Standard Novembertag


Der Morgen schält sich bettenschwer
hervor aus grauen Nebelfedern.
Zerpeitschte nasse Sturmesbö
gebiert den Singsang alter Zedern.

Wird der Orkan die Krone brechen -
zerrt an des Baumes Existenz!
Kein Erbarmen, keine Schwächen,
nur zügellose Turbulenz.

Still nun des Abends Dunkel liegt
und die Ängste scheinen stumm.
Sanft rauschend eine Eule fliegt,
die Zeder bleibt, ein wenig krumm.


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Geändert von Chavali (19.02.2009 um 15:11 Uhr)
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Alt 14.02.2009, 02:33   #2
DerKleinePrinz*
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Liebe Katzi

Dein Novembermorgen passt eigentlich auch auf das derzeitige Wetter und ich finde, es wird Zeit das mal wieder die Sonne richtig warm scheint, damit wir alle ein bisschen Dopamin ernten. Ich versuche es ja ständig, höre mir das gleichnamige Album der Onkelz an und kommentiere ein Gedicht von Dopamin, aber irgendwie schlägt das trübe Wetter doch aufs Gemüt.
Ich rede schon wieder um den heißen Brei, hier soll es ja um Lyrik gehen.

Zitat:
Novembermorgen
Ich würde dein Gedicht Novembertag nennen, da du ja nicht nur den Morgen beschreibst, sondern auch den Abend mit einbeziehst.

Strophe 1:

Zitat:
Der Morgen schält sich bettenschwer
hervor aus grauen Nebelfeldern,
zerpeitschte nasse Sturmesbö
gebiert den Singsang alter Zedern.
Das ist dir sehr gut gelungen finde ich. Da du ansonsten den Kreuzreim verwendest frage ich mich hier jedoch weshalb du da nicht konsequent bist? Versteh' mich bitte nicht falsch, mich stört das keineswegs, ich frage nur aus Interesse. Das Bild was du hier mals gefällt mir sehr gut und ich sehe das LI förmlich früh aus dem Fenster schauen, gut gemacht
Eine kleine Anmerkung noch, es soll doch bestimmt nicht Nebelfedern, sondern Nebelfeldern heißen, oder?

Strophe 2:

Zitat:
Wird der Orkan die Krone brechen,
zerrt an des Baumes Existenz?
Kein Erbarmen, keine Schwächen,
nur zügelloser Turbulenz.
Wenn es nach der Syntax geht, sind die ersten beiden Zeilen wie eine Frage aufgebaut. Das verträgt sich nicht mit dem Ausrufezeichen finde ich. Deshalb würde ich dieses in ein Fragezeichen ändern. Man könnte eventuell auch noch in der letzten Zeile das mit in ein nur verwandeln, ich bin der Meinung das die Wirkung dieses Verses dann stärker zum Vorschein kommt. Ich finde diese Strophe gut, obwohl die erste noch ein stärkeres Bild erzeugt.

Strophe 3:

Zitat:
Still nun des Abends Dunkel liegt
und die Ängste scheinen stumm.
Sanft rauschend eine Eule fliegt,
die Zeder bleibt, ein wenig krumm.
Hier geht dein Gedicht ein wenig kaputt liebe Katzi. Das liegt vor allem am ersten Vers, in dem du die Syntax schon sehr stark folterst. Das ist für mich eines der schlimmsten Verbrechen in der Lyrik, da musst du aufpassen wenn der Prinz sowas sieht
Natürlich ist das auch im dritten Vers der Fall, jedoch nicht mehr ganz so auffällig.
Des weiteren finde ich den Sprung vom Morgen zum Abend doch ein wenig zu gewagt. Da du keinen Übergang geschaffen hast kann sich dieses Bild meiner Meinung nach nicht richtig in Szene setzen.
Okay, jetzt kommt der Augenblick wo ich an meiner Interpretation zweifel
Aber ich lasse sie stehen, denn dann siehst du wie sich meine Gedanken zu deinem Werk aufgebaut haben.

Ich denke, es geht doch nur um den Morgen, denn der Tag verdrängt langsam die Nacht, deshalb liegt auch die Dunkelheit still, ja -so ist es. Oder? Nein, das kann ja auch nicht sein, eine Eule ist ein Tier der Nacht meinst du doch die Nacht? Ich glaube es wird Zeit für mich schlafen zu gehen *.*

Ich überlege nochmal ob mir ein besserer Satzbau einfällt.

Auf jeden Fall dennoch gerne gelesen
Leicht verwirrte Grüße
Der Kleine Prinz*
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Alt 14.02.2009, 09:26   #3
Chavali
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Lieber Prinzi*,
Zitat:
Ich würde dein Gedicht Novembertag nennen, da du ja nicht nur den Morgen beschreibst, sondern auch den Abend mit einbeziehst.
Du hast vollkommen recht.
Dass mir das nicht auch aufgefallen ist wird gemacht.
Zitat:
es soll doch bestimmt nicht Nebelfedern, sondern Nebelfeldern heißen, oder?
Es sollte eigentlich tatsächlich 'Federn' heißen, da das Wort Bezug nimmt auf Zeile 1 = bettenschwer.
Aber wenn es zu unlogisch erscheint, mach ich gern 'Nebelfelder' daraus.
Zitat:
Man könnte eventuell auch noch in der letzten Zeile das mit in ein nur verwandeln, ich bin der Meinung das die Wirkung dieses Verses dann stärker zum Vorschein kommt.
Hmmm, ja, diesem Änderungsvorschlag könnte ich durchaus zustimmen.
Zitat:
Hier geht dein Gedicht ein wenig kaputt liebe Katzi. Das liegt vor allem am ersten Vers, in dem du die Syntax schon sehr stark folterst.
Findest du? Da hab ich leider kein Gegenargument...Ich bin nach Klang gegangen: Still nun das Abends Dunkel liegt.......
Ich finde, das hört sich gut an, besonders gesprochen
Und was den Übergang zum Abend betrifft - da kommt dem Verständnis entgegen, dass ich den Titel ändere in Novembertag.

Für dein Interesse zu so später Stunde hab herzlichen Dank.
Du hast mir viele wertvolle Tipps gegeben!

Lieben Gruß,
katzi
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Alt 14.02.2009, 23:20   #4
Dana
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Liebe Katzi,
bettenschwer aus Nebelfedern - hat mich stark beeindruckt - und nun sind sie weg.
Die Assoziation für mich ist unglaublich. Ich glaubte dieses Erlebnis schon vergessen:

Bei uns im Dorf hat jemand ein altes Federbett entsorgt, einfach außerhalb des Dorfes ins Gras geworfen. Für uns Kinder ein Grund für ein totales Spiel. Wir richteten eine Wohnung ein, teilten einzelne Räume auf. Natürlich dominierte ein Kinderzimmer mit einem echten Bett. Wir spielten Vater-Mutter-Kind. Ich war das Kind und musste ins Bett.
Bei deinem Gedicht fühlte ich wieder die klamme Schwere des Zudecks.

Dein Gedicht erzählt vom Novembertag, vom bedrohlich aufkommenden Orkan und der Stille am Abend. Der lautlose Flug einer Eule unterstreicht die Stimmung besonders schön.

Dein Gedicht hat sehr verschiedene Stimmungen in mir geweckt.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 16.02.2009, 14:33   #5
Chavali
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Liebe Dana,
Zitat:
bettenschwer aus Nebelfedern - hat mich stark beeindruckt - und nun sind sie weg.
bis jetzt hatte ich die Nebelfedern noch gar nicht in Nebelfelder geändert
Meine Bedenken dazu hatte ich im Kommi zu Prinzis Beitrag begründet.
Nun, wenn du den Ausdruck auch gut findest, dann lass ich ihn so....

Deine Erinnerungen an die Spiele der Kindheit finde ich sehr gelungen.
Ließe sich nicht daraus ein Gedicht machen?
Zitat:
Dein Gedicht erzählt vom Novembertag, vom bedrohlich aufkommenden Orkan und der Stille am Abend.
Der lautlose Flug einer Eule unterstreicht die Stimmung besonders schön.
Ja, der Eulenflug ist mir sehr wichtig.
Ich mag diese klugen, schönen Tiere.


Hab herzlichen Dank!

Lieben Gruß,
katzi
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Alt 16.02.2009, 23:49   #6
ginTon
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liebe katzi,

was soll ich machen, ich sehe von dir ein werk und es scheint schon fast alles gesagt, mitunter vielleicht inhaltlich, was soll ich machen, muss ich zu dem von mir eigentlich nicht so sehr geliebten metrum wechseln , ansonsten wiederhole ich und das mag ich dann auch nicht, es scheint sich ein neuer inhaltlicher verehrer angefunden zu haben, obwohl ich gerade dafür immer schwärme ...nun gut also metrum, doch was bleibt hier zu sagen,

auffallend sind diese beiden Zeilen "Kein Erbarmen, keine Schwächen," sowie "und die Ängste scheinen stumm." da hier die Auftakte wechseln gegenüber den anderen Zeilen...obwohl es eigentlich auch gut in die Turbulenzen des Windes passt, zumindest die Zeile in S3 ...in S2 klingt "kein erbarmen" sehr abrupt und ich war schon auch "kennt kein" obwohl es auch nicht die bessere Lösung wäre, vllt kommen ja noch Meinungen, nun lassen wir es einfach erstmal hochklettern...

gefällt mir gut das Werk .. LG basse

PS: man der verfolgt dich ja richtig und lässt inhaltlich immer net viel über, och man
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Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


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Alt 18.02.2009, 19:14   #7
Chavali
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Lieber basti,

du hast dich in meine Novembertag-Beschreibung eingefunden, das freut mich sehr.
Interessant ist, dass du die Zeilen
Zitat:
auffallend sind diese beiden Zeilen "Kein Erbarmen, keine Schwächen," sowie "und die Ängste scheinen stumm." da hier die Auftakte wechseln gegenüber den anderen Zeilen..
benennst, die etwas aus dem Rahmen fallen.
Das ist richtig und ich kann nur immer wieder sagen: wenn die Betonung stimmt und der Lesefluss, dann mag ich gern mal einen Wechsel,
sei es im Versmaß oder in den Auftakten.
Allzu Glattes finde ich etwas fad
Deine Idee
Zitat:
"kennt kein"
ist auch nicht schlecht.
Ich lasse es mir durch den Kopf gehen und danke dir derweile herzlich!


Lieben Gruß,
katzi
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Alt 18.02.2009, 19:44   #8
Leier
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Liebe Supikatzi,

ich will dir nicht auf Teufelkommraus schmeicheln, aber ich finde Dein Gedicht grandios.
Allein die ersten beiden Verse sind hinreißend.
Mit den Satzzeichen in der zweiten Strophe bin ich nicht so ganz zufrieden, aber das Komma im letzten Vers ist delikat!


Kotau (lach)
von
cyparis
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Alt 19.02.2009, 15:01   #9
Chavali
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Liebe cypi,
Zitat:
ich will dir nicht auf Teufelkommraus schmeicheln, aber ich finde Dein Gedicht grandios.
Danke. Ich freu mich sehr, sehr!
Denn ich weiß, dass du wirklich meinst, was du schreibst
Zitat:
Mit den Satzzeichen in der zweiten Strophe bin ich nicht so ganz zufrieden,
aber das Komma im letzten Vers ist delikat!
Ich hab die Satzzeichen ein wenig verändert in S2 - kannst ja mal schauen, ob du es auch so gemacht hättest

Hab lieben Dank!
Herzlichst,
katzi
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Alt 19.02.2009, 15:04   #10
Archimedes
der mit dem Reim tanzt
 
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Hallo liebe Supikatzi, nun haben wir uns hier auf der Insel wieder getroffen. Ich hatte dich schon vermisst.

Dein Gedicht finde ich wunderschön, die lobenden Kommentare alle gut. Dennoch:
Zitat:
Der Morgen schält sich bettenschwer
hervor aus grauen Nebelfedern,
zerpeitschte, nasse Sturmesbö
gebiert den Singsang alter Zedern.
Zu bettenschwer gehört einfach Nebelfedern. Jetzt gibt es aber den Bruch: Nebelfedern und zerpeitschte, nasse Sturmesbö passen nicht zusammen. Wenigstens ein Punkt nach Nebelfedern macht ein Vorher-Nachher daraus.

Zitat:
Wird der Orkan die Krone brechen -
zerrt an des Baumes Existenz!
Kein Erbarmen, keine Schwächen,
nur zügellose Turbulenz.
Wie schon DerKleinePrinz bemängelt, muss hier ein ? hin. Meinetwegen nach der ersten Zeile, dann würde das ! Sinn machen als Antwort.
Zitat:
Still nun des Abends Dunkel liegt
und die Ängste scheinen stumm.
Sanft rauschend eine Eule fliegt,
die Zeder bleibt, ein wenig krumm.
Sprachlich soll nun Ruhe einkehren, aber bitte nicht mit "und" sondern bitte mit Komma, denn Stille und Ängste sind ein Gegensatz.
Still nun des Abends Dunkel liegt,
die Ängste scheinen stumm.
Dass die Zeile dann weniger Silben hat verstärkt die Beklemmung, die du dann mit der sanft rauschenden Eule auflöst(, obwohl das Huhu der Eule gern als Symbol von Angst und Beklemmung genommen wird).

Wie gesagt, ein wunderschönes Gedicht trotz meiner Anmerkungen.
Gern gelesen und damit beschäftigt.
Gruß Archimedes ...der seinen Kreisen sanftes Rauschen beibringt
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